Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] worden; dann selbige/ als sie es fangen wolten/ so bald sie von ihm gesehen worden/ niedergefallen/ und deß Todes seyn müssen. Endlich haben die Innwohner solches Thier gefangen/ dem Marius todt zugebracht/ und ihme dabey seine Natur erzehlet/ dann sie wusten/ wie man es fangen müste. Das Fell ware mit so viel- und mancherley Farben durchscheckelt/ daß als es nach Rom überschickt ward/ daselbst niemand errahten konte/ von was für einem Thiere es wäre/ dahero es auch als ein seltzames Wunderding in deß Hercules Tempel beygelegt worden. Proclus von Carthago bezeuget/ wie Pausanias in Corinthiis erzehlet/ in seinen hinterlassenen Schrifften/ daß in den Africanischen Wüsteneyen viel grausame Bestien von wunderbarer und ungewöhnlicher Gestalt gezeuget würden/ wie er dann unter denselbigen wilde Männer und Weiber/ auch einen Mann von dar nacher Rom bringen sehen; daher Er Medusa. muhtmasset/ es seye die Medusa eine von diesen Weibern gewesen/ die/ weil sie sich von ihren Gesellinnen verirret/ endlich an den Tritonischen Morast oder Pfuhl kommen/ die Einwohner daselbst hart bedrängt/ und ihnen grosses Leid zugefüget/ bis sie endlich vom Perseus umgebracht worden: Daß aber gesagt werde/ die Minerva habe dem Perseus Hülffe geleistet/ sey darumb geschehen/ weil die Innwohner an selbigem See der Minerva gewidmet und heilig gewesen. Die Gorgonen. Diodorus schreibet/ es seyen die Gorgonen in Africa die allerstreitbarste Weiber gewesen/ und vom Perseus überwunden und bezwungen worden/ nachdem er ihre Königin/ die Medusa/ erlegt und umbgebracht hatte/ welches vielleicht eine warhaffte Geschicht seyn mag. Die Fabeln aber berichten/ wie Apollodorus in seinem eilfften Buch erzehlet/ es seyen die Gorgonen drey Schwestern/ unter denen allein die Medusa sterblich/ die andern beyden aber/ als Euryale und Stheno unsterblich gewesen/ diese hätten die Köpffe mit Schlangen umwickelt/ Zähne wie die Schweine/ eherne Hände und güldene Flügel gehabt/ mit welchen sie/ wann es ihnen beliebt hätte/ sich in die Lufft geschwungen/ und die jenige/ so sie angesehen/ in Steine verwandelt; der Perseus aber habe sie schlaffend angetroffen/ der Medusa das Haupt abgeschlagen/ und selbiges der Minerva gewidmet/ weil sie ihm in dieser Sache grosse Beyhülffe gethan/ indem sie ihm ihren Schild/ gleichwie Mercurius das Schwerdt/ die Fersen-Flügel und den Höllen-Helm/ welcher den/ so ihn trug/ unsichtbar machte/ geliehen: den Sack aber/ worein Er das scheußliche Haupt gestossen/ hat er von einigen Nymphen genommen/ die ihm von den andern dreyen Schwestern der Gorgonen gezeigt waren/ damit sie das ihnen entnommene Aug und Zahn wieder bekämen; dann man [Spaltenumbruch] von ihnen lieset/ daß Sie/ stracks von ihrer Geburt an/ alte Weiber gewesen/ auch alle drey nur ein Aug und einen Zahn gehabt/ deren Sie sich wechselsweise bedient hätten. Dannenhero an einem Ort in Griechenland/ wie Pausanias erzehlt/ in dem Tempel der Minerva/ deß Perseus Statua zu sehen war/ wie ihm/ als er in Affrica reisen wollte/ einige Nymphen den Helm auf den Kopff setzten/ und die Fersen-Flügel anheffteten. Von den Gorgonen meldet die bekannte Fabel ferner folgendes: daß unter den drey überaus-schönen Schwestern/ die von denen also genannten Insulen/ allda sie wohnten/ Gorgones genennet worden/ Medusa die schönste gewesen/ und so gar auch güldene Haar gehabt habe; Dahero Neptunus/ in sie verliebt/ mit ihr in der Minerva Tempel beygelegen; Uber welche Greuel-Schande die Göttin sich hefftig entrüstet/ der Medusen güldnes Haar in Schlangen verwandelt/ und sie sehr häßlich verstellt und abscheulich anzusehen gemacht/ auch gewollt habe/ daß alle/ die sie hinführo ansehen würden/ in Steine verwandelt werden sollten; weil aber eine solche schädliche Misgeburt der Natur/ wegen deß Unheils/ so sie auf dem Erdkreis anrichtete/ länger nicht zu dulden/ sey sie von dem Perseus/ vermittels obberührter geleisteter Beyhülff/ aus dem Mittel geraumt/ und ihr Haupt vom Thäter der Minerva gewidmet worden/ welches sie nachgehends in ihrem Schild oder Brust- Brustharnisch der Minerva. Stück getragen habe. Wann Homerus dichtet/ wie die Minerva wider die Trojaner sich ausgerüstet/ meldet Er/ sie habe diesen Brustharnisch angelegt/ über dessen Ansehen einem ieden ein Grausen ankommen/ diesem sey der Medusen Haupte eingefügt gewest/ und habe lauter Hertzhafftigkeit/ Tapfferkeit und gewaltige Bedrohungen in sich gehalten/ als welche der Kriegs-Göttin/ die man sonst auch die Victoria oder Uberwindung nennet/ wirckliche Kennzeichen und Eigenschafften sind. Dannenhero Pausanias in Atticis schreibet/ daß die Athenienser ihr/ verstehe der Minerva/ das Bild der Victoria mit dem Haupte der Medusa auf die Brust gegraben habe; bey den Elaeern aber stehe sie ebenmässig nahe bey ihr. Dieses alles gibt die Krafft der Weisheit und deß Verstandes zu erkennen; dann diese Tugenden durch ihre von sich strahlende Wunder-wirckungen/ ihre Anschauer in grosse Verwunderung setzen/ und durch dieselben gleichsam in Steine verwandeln. Dannenhero ein weiser Mann alles/ was er will/ erlanget/ wann er seine Gemühts-Meinung durch ein sonder- und wunderbares Kunst-Stück vorzutragen weiß. Wie dann/ in Ansehung dessen/ das erschröckliche Medusen-Haupt/ so unterweilen/ wie man lieset/ mit der Göttin Flor bedeckt gewesen/ nicht unfüglich die Zunge herauszustrecken gedichtet wird. Jetzt bemeldter [Spaltenumbruch] worden; dann selbige/ als sie es fangen wolten/ so bald sie von ihm gesehen worden/ niedergefallen/ und deß Todes seyn müssen. Endlich haben die Innwohner solches Thier gefangen/ dem Marius todt zugebracht/ und ihme dabey seine Natur erzehlet/ dann sie wusten/ wie man es fangen müste. Das Fell ware mit so viel- und mancherley Farben durchscheckelt/ daß als es nach Rom überschickt ward/ daselbst niemand errahten konte/ von was für einem Thiere es wäre/ dahero es auch als ein seltzames Wunderding in deß Hercules Tempel beygelegt worden. Proclus von Carthago bezeuget/ wie Pausanias in Corinthiis erzehlet/ in seinen hinterlassenen Schrifften/ daß in den Africanischen Wüsteneyen viel grausame Bestien von wunderbarer und ungewöhnlicher Gestalt gezeuget würden/ wie er dann unter denselbigen wilde Männer und Weiber/ auch einen Mann von dar nacher Rom bringen sehen; daher Er Medusa. muhtmasset/ es seye die Medusa eine von diesen Weibern gewesen/ die/ weil sie sich von ihren Gesellinnen verirret/ endlich an den Tritonischen Morast oder Pfuhl kommen/ die Einwohner daselbst hart bedrängt/ und ihnen grosses Leid zugefüget/ bis sie endlich vom Perseus umgebracht worden: Daß aber gesagt werde/ die Minerva habe dem Perseus Hülffe geleistet/ sey darumb geschehen/ weil die Innwohner an selbigem See der Minerva gewidmet und heilig gewesen. Die Gorgonen. Diodorus schreibet/ es seyen die Gorgonen in Africa die allerstreitbarste Weiber gewesen/ und vom Perseus überwunden und bezwungen worden/ nachdem er ihre Königin/ die Medusa/ erlegt und umbgebracht hatte/ welches vielleicht eine warhaffte Geschicht seyn mag. Die Fabeln aber berichten/ wie Apollodorus in seinem eilfften Buch erzehlet/ es seyen die Gorgonen drey Schwestern/ unter denen allein die Medusa sterblich/ die andern beyden aber/ als Euryale und Stheno unsterblich gewesen/ diese hätten die Köpffe mit Schlangen umwickelt/ Zähne wie die Schweine/ eherne Hände und güldene Flügel gehabt/ mit welchen sie/ wann es ihnen beliebt hätte/ sich in die Lufft geschwungen/ und die jenige/ so sie angesehen/ in Steine verwandelt; der Perseus aber habe sie schlaffend angetroffen/ der Medusa das Haupt abgeschlagen/ und selbiges der Minerva gewidmet/ weil sie ihm in dieser Sache grosse Beyhülffe gethan/ indem sie ihm ihren Schild/ gleichwie Mercurius das Schwerdt/ die Fersen-Flügel und den Höllen-Helm/ welcher den/ so ihn trug/ unsichtbar machte/ geliehen: den Sack aber/ worein Er das scheußliche Haupt gestossen/ hat er von einigen Nymphen genommen/ die ihm von den andern dreyen Schwestern der Gorgonen gezeigt waren/ damit sie das ihnen entnommene Aug und Zahn wieder bekämen; dann man [Spaltenumbruch] von ihnen lieset/ daß Sie/ stracks von ihrer Geburt an/ alte Weiber gewesen/ auch alle drey nur ein Aug und einen Zahn gehabt/ deren Sie sich wechselsweise bedient hätten. Dannenhero an einem Ort in Griechenland/ wie Pausanias erzehlt/ in dem Tempel der Minerva/ deß Perseus Statua zu sehen war/ wie ihm/ als er in Affrica reisen wollte/ einige Nymphen den Helm auf den Kopff setzten/ und die Fersen-Flügel anheffteten. Von den Gorgonen meldet die bekannte Fabel ferner folgendes: daß unter den drey überaus-schönen Schwestern/ die von denen also genannten Insulen/ allda sie wohnten/ Gorgones genennet worden/ Medusa die schönste gewesen/ und so gar auch güldene Haar gehabt habe; Dahero Neptunus/ in sie verliebt/ mit ihr in der Minerva Tempel beygelegen; Uber welche Greuel-Schande die Göttin sich hefftig entrüstet/ der Medusen güldnes Haar in Schlangen verwandelt/ und sie sehr häßlich verstellt und abscheulich anzusehen gemacht/ auch gewollt habe/ daß alle/ die sie hinführo ansehen würden/ in Steine verwandelt werden sollten; weil aber eine solche schädliche Misgeburt der Natur/ wegen deß Unheils/ so sie auf dem Erdkreis anrichtete/ länger nicht zu dulden/ sey sie von dem Perseus/ vermittels obberührter geleisteter Beyhülff/ aus dem Mittel geraumt/ und ihr Haupt vom Thäter der Minerva gewidmet worden/ welches sie nachgehends in ihrem Schild oder Brust- Brustharnisch der Minerva. Stück getragen habe. Wann Homerus dichtet/ wie die Minerva wider die Trojaner sich ausgerüstet/ meldet Er/ sie habe diesen Brustharnisch angelegt/ über dessen Ansehen einem ieden ein Grausen ankommen/ diesem sey der Medusen Haupte eingefügt gewest/ und habe lauter Hertzhafftigkeit/ Tapfferkeit und gewaltige Bedrohungen in sich gehalten/ als welche der Kriegs-Göttin/ die man sonst auch die Victoria oder Uberwindung nennet/ wirckliche Kennzeichen und Eigenschafften sind. Dannenhero Pausanias in Atticis schreibet/ daß die Athenienser ihr/ verstehe der Minerva/ das Bild der Victoria mit dem Haupte der Medusa auf die Brust gegraben habe; bey den Elaeern aber stehe sie ebenmässig nahe bey ihr. Dieses alles gibt die Krafft der Weisheit und deß Verstandes zu erkennen; dann diese Tugenden durch ihre von sich strahlende Wunder-wirckungen/ ihre Anschauer in grosse Verwunderung setzen/ und durch dieselben gleichsam in Steine verwandeln. 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Dannenhero ein weiser Mann alles/ was er will/ erlanget/ wann er seine Gemühts-Meinung durch ein sonder- und wunderbares Kunst-Stück vorzutragen weiß. Wie dann/ in Ansehung dessen/ das erschröckliche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-329 http://d-nb.info/gnd/118943936 http://viaf.org/viaf/37715717">Medusen</persName>-Haupt/ so unterweilen/ wie man lieset/ mit der Göttin Flor bedeckt gewesen/ nicht unfüglich die Zunge herauszustrecken gedichtet wird. Jetzt bemeldter </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 135/0213]
worden; dann selbige/ als sie es fangen wolten/ so bald sie von ihm gesehen worden/ niedergefallen/ und deß Todes seyn müssen. Endlich haben die Innwohner solches Thier gefangen/ dem Marius todt zugebracht/ und ihme dabey seine Natur erzehlet/ dann sie wusten/ wie man es fangen müste. Das Fell ware mit so viel- und mancherley Farben durchscheckelt/ daß als es nach Rom überschickt ward/ daselbst niemand errahten konte/ von was für einem Thiere es wäre/ dahero es auch als ein seltzames Wunderding in deß Hercules Tempel beygelegt worden.
Proclus von Carthago bezeuget/ wie Pausanias in Corinthiis erzehlet/ in seinen hinterlassenen Schrifften/ daß in den Africanischen Wüsteneyen viel grausame Bestien von wunderbarer und ungewöhnlicher Gestalt gezeuget würden/ wie er dann unter denselbigen wilde Männer und Weiber/ auch einen Mann von dar nacher Rom bringen sehen; daher Er muhtmasset/ es seye die Medusa eine von diesen Weibern gewesen/ die/ weil sie sich von ihren Gesellinnen verirret/ endlich an den Tritonischen Morast oder Pfuhl kommen/ die Einwohner daselbst hart bedrängt/ und ihnen grosses Leid zugefüget/ bis sie endlich vom Perseus umgebracht worden: Daß aber gesagt werde/ die Minerva habe dem Perseus Hülffe geleistet/ sey darumb geschehen/ weil die Innwohner an selbigem See der Minerva gewidmet und heilig gewesen.
Medusa. Diodorus schreibet/ es seyen die Gorgonen in Africa die allerstreitbarste Weiber gewesen/ und vom Perseus überwunden und bezwungen worden/ nachdem er ihre Königin/ die Medusa/ erlegt und umbgebracht hatte/ welches vielleicht eine warhaffte Geschicht seyn mag. Die Fabeln aber berichten/ wie Apollodorus in seinem eilfften Buch erzehlet/ es seyen die Gorgonen drey Schwestern/ unter denen allein die Medusa sterblich/ die andern beyden aber/ als Euryale und Stheno unsterblich gewesen/ diese hätten die Köpffe mit Schlangen umwickelt/ Zähne wie die Schweine/ eherne Hände und güldene Flügel gehabt/ mit welchen sie/ wann es ihnen beliebt hätte/ sich in die Lufft geschwungen/ und die jenige/ so sie angesehen/ in Steine verwandelt; der Perseus aber habe sie schlaffend angetroffen/ der Medusa das Haupt abgeschlagen/ und selbiges der Minerva gewidmet/ weil sie ihm in dieser Sache grosse Beyhülffe gethan/ indem sie ihm ihren Schild/ gleichwie Mercurius das Schwerdt/ die Fersen-Flügel und den Höllen-Helm/ welcher den/ so ihn trug/ unsichtbar machte/ geliehen: den Sack aber/ worein Er das scheußliche Haupt gestossen/ hat er von einigen Nymphen genommen/ die ihm von den andern dreyen Schwestern der Gorgonen gezeigt waren/ damit sie das ihnen entnommene Aug und Zahn wieder bekämen; dann man
von ihnen lieset/ daß Sie/ stracks von ihrer Geburt an/ alte Weiber gewesen/ auch alle drey nur ein Aug und einen Zahn gehabt/ deren Sie sich wechselsweise bedient hätten. Dannenhero an einem Ort in Griechenland/ wie Pausanias erzehlt/ in dem Tempel der Minerva/ deß Perseus Statua zu sehen war/ wie ihm/ als er in Affrica reisen wollte/ einige Nymphen den Helm auf den Kopff setzten/ und die Fersen-Flügel anheffteten.
Die Gorgonen.Von den Gorgonen meldet die bekannte Fabel ferner folgendes: daß unter den drey überaus-schönen Schwestern/ die von denen also genannten Insulen/ allda sie wohnten/ Gorgones genennet worden/ Medusa die schönste gewesen/ und so gar auch güldene Haar gehabt habe; Dahero Neptunus/ in sie verliebt/ mit ihr in der Minerva Tempel beygelegen; Uber welche Greuel-Schande die Göttin sich hefftig entrüstet/ der Medusen güldnes Haar in Schlangen verwandelt/ und sie sehr häßlich verstellt und abscheulich anzusehen gemacht/ auch gewollt habe/ daß alle/ die sie hinführo ansehen würden/ in Steine verwandelt werden sollten; weil aber eine solche schädliche Misgeburt der Natur/ wegen deß Unheils/ so sie auf dem Erdkreis anrichtete/ länger nicht zu dulden/ sey sie von dem Perseus/ vermittels obberührter geleisteter Beyhülff/ aus dem Mittel geraumt/ und ihr Haupt vom Thäter der Minerva gewidmet worden/ welches sie nachgehends in ihrem Schild oder Brust- Stück getragen habe. Wann Homerus dichtet/ wie die Minerva wider die Trojaner sich ausgerüstet/ meldet Er/ sie habe diesen Brustharnisch angelegt/ über dessen Ansehen einem ieden ein Grausen ankommen/ diesem sey der Medusen Haupte eingefügt gewest/ und habe lauter Hertzhafftigkeit/ Tapfferkeit und gewaltige Bedrohungen in sich gehalten/ als welche der Kriegs-Göttin/ die man sonst auch die Victoria oder Uberwindung nennet/ wirckliche Kennzeichen und Eigenschafften sind. Dannenhero Pausanias in Atticis schreibet/ daß die Athenienser ihr/ verstehe der Minerva/ das Bild der Victoria mit dem Haupte der Medusa auf die Brust gegraben habe; bey den Elaeern aber stehe sie ebenmässig nahe bey ihr.
Brustharnisch der Minerva.Dieses alles gibt die Krafft der Weisheit und deß Verstandes zu erkennen; dann diese Tugenden durch ihre von sich strahlende Wunder-wirckungen/ ihre Anschauer in grosse Verwunderung setzen/ und durch dieselben gleichsam in Steine verwandeln. Dannenhero ein weiser Mann alles/ was er will/ erlanget/ wann er seine Gemühts-Meinung durch ein sonder- und wunderbares Kunst-Stück vorzutragen weiß. Wie dann/ in Ansehung dessen/ das erschröckliche Medusen-Haupt/ so unterweilen/ wie man lieset/ mit der Göttin Flor bedeckt gewesen/ nicht unfüglich die Zunge herauszustrecken gedichtet wird. Jetzt bemeldter
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/213>, abgerufen am 16.02.2025. |