Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] gibt vor/ es werde sein Wagen von zweyen Pferde deß Mars. Pferden gezogen/ deren eines der Schrecken/ das andere die Furcht genennet wird. An einem anderen Orte will eben dieser Autor/ daß sie keine Pferde/ sondern Geferten seyn sollen; denen er auch noch den unvermuhteten ungestümmen Uberfall/ den Grimm und Gewaltsamkeit beyfüget: welches ihm Statius im VII. Buche Thebaid. nachthut/ wann er den Mars einführet/ wie er sich auf die Reise machet/ zwischen den zweyen Brüdern/ dem Eteocles und Polynices/ Uneinigkeit und Zwiespalt anzustifften; hernach/ als Er seine Waffen Deß Mars Waffen. beschrieben/ (als da sind ein Helm/ welcher zu brennen/ und ein Donnerstahl/ so ihm an statt der Kegel-förmigen Figur angefügt zu seyn schiene/ ein übergüldeter Brust-Harnisch/ der mit allerley erschrecklichen und furchtbaren Ungeheuren angefüllt/ und ein Schild/ so von einem blutigen Liechte beschienen ward) meldeter ferner/ um ihn her stehe der Grimm und Zorn; das Leitseil werde durch den Schrecken regiert; vornen her gehe die Fama oder das Gerücht/ als eine Verkündigerin der Warheit und Lügen; dann selbiges unterweilen aus einem Geschrey enstehet/ allgemächlich zunimmet/ und endlich alles erfüllet.

Fama, oder das Gerücht. Homerus nennet die Fama deß Jupiters Bottschaffterin. Die Alten haben Sie auch für eine Göttin gehalten/ und als ein Weib gebildet/ so mit einem sehr dünn und subtilen Tuche überkleidet und umgürtet/ und auf einer Posaunen blasend/ in höchster Eilfertigkeit bald da/ bald dorthin zu lauffen schiene; Sie haben ihr auch Flügel angedichtet. Wir wollen aber Ihre aufs künstlichste vorgestellte Beschreibung aus dem IV Buch Virgilii Aeneidos hier beyfügen/ dieselbe nun lautet also:

Monstrum horrendum, ingens, cui,
qvot sunt corpore plumae,

Tot vigiles oculi subter (mirabile
dictu)

Tot lingvae, totidem ora sonant, tot
surrigit aures.

Nocte volat coeli medio, terraeqve
per umbram.

Stridens, nec dulci declinat lumina
somno.

Luce sedet custos, aut summi culmi-
ne tecti

Turribus autaltis, & magnas terri-
tat urbes;

Tam ficti, pravique tenax, quam.
nuncia veri.

Sie siehet schrecklich aus/ gleichwie ein Un-
geheuer/

Abscheulich groß und dick/ hat Federn wie
ein Geyer/

[Spaltenumbruch] Und so viel Augen auch/ als Federn/
(Wunderding!)

Der Zung und Ohren Zahl ist gleichfalls
nicht gering.

Die Deutung dessen ist/ daß/ was ihr zwee-
ne sagen/

Wanns weiter kommt/ noch mehr die Leu-
te darzu tragen:

Da spitzet mancher dann die Ohren/ und er-
zehlt

Was mancher kluger Sinn bescheidentlich
verheelt.

Sie fähret mit Gewäsch im Himmel und
auf Erden/

Und kan durch keine Ruh und Schlaf ge-
stillet werden/

Bekümmert sich nur stets umb hoh' und
schlechte Ding/

Und schwätzt von beyderley unheilig und
gering.

Deß Tages forschet sie nach neuverloffnen
Sachen;

Und wenn sie was erschnappt/ kan sie sich
lustig machen.

Zuweilen setzt sie sich hoch auf die Giebel
hin/

Und bildet/ weiß nicht was/ sich ein in ihrem
Sinn;

Erschrecket Land und Leut mit ihren der-
ben Lügen/

Und redet Eitelkeit/ die nirgend zu was tü-
gen/

Ist überdem was falsch/ ja wol so sehr er-
picht/

Und schwatzts den Leuten ein/ als was sie
wahres spricht.

Dieselbe füllte nun mit manchen Plaude-
reyen

Der Leute Sinn und Mund/ und kunte sich
erfreuen/

Daß für sie wiederumb was neus vorhan-
den war/

Sie macht es überall gar laut und offen-
bar/

Mischt wahr und Lügen ein.

Diese pfleget nicht allein traurige/ sondern unterweilen auch fröliche und glückliche Zeitungen zu bringen: dannenhero die Alten Zweyerley Fama. zwo Famas oder Gerüchte gemacht: die Böse bildeten sie mit schwartzen Flügeln/ nach dem bewusten Vers deß Claudianus wider den Alaricus:

Famaque nigrantes succincta pavo-
ribus alas.

Dem Gerüchte Furcht und Schrek-
ken

fliegend an der Seiten stecken.

Diese Flügel bilden einige den Fledermaus-Flügeln gleich. Die Fama, oder das Gerüchte nun solle/ wie sie sagten/ vor deß

[Spaltenumbruch] gibt vor/ es werde sein Wagen von zweyen Pferde deß Mars. Pferden gezogen/ deren eines der Schrecken/ das andere die Furcht genennet wird. An einem anderen Orte will eben dieser Autor/ daß sie keine Pferde/ sondern Geferten seyn sollen; denen er auch noch den unvermuhteten ungestümmen Uberfall/ den Grimm und Gewaltsamkeit beyfüget: welches ihm Statius im VII. Buche Thebaid. nachthut/ wann er den Mars einführet/ wie er sich auf die Reise machet/ zwischen den zweyen Brüdern/ dem Eteocles und Polynices/ Uneinigkeit und Zwiespalt anzustifften; hernach/ als Er seine Waffen Deß Mars Waffen. beschrieben/ (als da sind ein Helm/ welcher zu brennen/ und ein Donnerstahl/ so ihm an statt der Kegel-förmigen Figur angefügt zu seyn schiene/ ein übergüldeter Brust-Harnisch/ der mit allerley erschrecklichen und furchtbaren Ungeheuren angefüllt/ und ein Schild/ so von einem blutigen Liechte beschienen ward) meldeter ferner/ um ihn her stehe der Grimm und Zorn; das Leitseil werde durch den Schrecken regiert; vornen her gehe die Fama oder das Gerücht/ als eine Verkündigerin der Warheit und Lügen; dann selbiges unterweilen aus einem Geschrey enstehet/ allgemächlich zunimmet/ und endlich alles erfüllet.

Fama, oder das Gerücht. Homerus nennet die Fama deß Jupiters Bottschaffterin. Die Alten haben Sie auch für eine Göttin gehalten/ und als ein Weib gebildet/ so mit einem sehr dünn und subtilen Tuche überkleidet und umgürtet/ und auf einer Posaunen blasend/ in höchster Eilfertigkeit bald da/ bald dorthin zu lauffen schiene; Sie haben ihr auch Flügel angedichtet. Wir wollen aber Ihre aufs künstlichste vorgestellte Beschreibung aus dem IV Buch Virgilii Aeneidos hier beyfügen/ dieselbe nun lautet also:

Monstrum horrendum, ingens, cui,
qvot sunt corpore plumae,

Tot vigiles oculi subter (mirabile
dictu)

Tot lingvae, totidem ora sonant, tot
surrigit aures.

Nocte volat coeli medio, terraeqve
per umbram.

Stridens, nec dulci declinat lumina
somno.

Luce sedet custos, aut summi culmi-
ne tecti

Turribus autaltis, & magnas terri-
tat urbes;

Tam ficti, pravique tenax, quàm.
nuncia veri.

Sie siehet schrecklich aus/ gleichwie ein Un-
geheuer/

Abscheulich groß und dick/ hat Federn wie
ein Geyer/

[Spaltenumbruch] Und so viel Augen auch/ als Federn/
(Wunderding!)

Der Zung und Ohren Zahl ist gleichfalls
nicht gering.

Die Deutung dessen ist/ daß/ was ihr zwee-
ne sagen/

Wanns weiter kommt/ noch mehr die Leu-
te darzu tragen:

Da spitzet mancher dann die Ohren/ und er-
zehlt

Was mancher kluger Sinn bescheidentlich
verheelt.

Sie fähret mit Gewäsch im Himmel und
auf Erden/

Und kan durch keine Ruh und Schlaf ge-
stillet werden/

Bekümmert sich nur stets umb hoh’ und
schlechte Ding/

Und schwätzt von beyderley unheilig und
gering.

Deß Tages forschet sie nach neuverloffnen
Sachen;

Und wenn sie was erschnappt/ kan sie sich
lustig machen.

Zuweilen setzt sie sich hoch auf die Giebel
hin/

Und bildet/ weiß nicht was/ sich ein in ihrem
Sinn;

Erschrecket Land und Leut mit ihren der-
ben Lügen/

Und redet Eitelkeit/ die nirgend zu was tü-
gen/

Ist überdem was falsch/ ja wol so sehr er-
picht/

Und schwatzts den Leuten ein/ als was sie
wahres spricht.

Dieselbe füllte nun mit manchen Plaude-
reyen

Der Leute Sinn und Mund/ und kunte sich
erfreuen/

Daß für sie wiederumb was neus vorhan-
den war/

Sie macht es überall gar laut und offen-
bar/

Mischt wahr und Lügen ein.

Diese pfleget nicht allein traurige/ sondern unterweilen auch fröliche und glückliche Zeitungen zu bringen: dannenhero die Alten Zweyerley Fama. zwo Famas oder Gerüchte gemacht: die Böse bildeten sie mit schwartzen Flügeln/ nach dem bewusten Vers deß Claudianus wider den Alaricus:

Famaque nigrantes succincta pavo-
ribus alas.

Dem Gerüchte Furcht und Schrek-
ken

fliegend an der Seiten stecken.

Diese Flügel bilden einige den Fledermaus-Flügeln gleich. Die Fama, oder das Gerüchte nun solle/ wie sie sagten/ vor deß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1482.1">
          <p xml:id="p1497.5"><pb facs="#f0218" xml:id="pb-1498" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 140"/><cb/>
gibt vor/ es werde sein Wagen von zweyen <note xml:id="n1498.2" place="right">Pferde deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName>.</note> Pferden gezogen/ deren eines der Schrecken/ das andere die Furcht genennet wird. An einem anderen Orte will eben dieser Autor/ daß sie keine Pferde/ sondern Geferten seyn sollen; denen er auch noch den unvermuhteten ungestümmen Uberfall/ den Grimm und Gewaltsamkeit beyfüget: welches ihm <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3507 http://d-nb.info/gnd/118798502 http://viaf.org/viaf/100904338">Statius</persName> im <hi rendition="#aq">VII.</hi> Buche <hi rendition="#aq">Thebaid</hi>. nachthut/ wann er den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> einführet/ wie er sich auf die Reise machet/ zwischen den zweyen Brüdern/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3525">Eteocles</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-749">Polynices</persName>/ Uneinigkeit und Zwiespalt anzustifften; hernach/ als Er seine Waffen <note xml:id="n1498.3" place="right">Deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> Waffen.</note> beschrieben/ (als da sind ein Helm/ welcher zu brennen/ und ein Donnerstahl/ so ihm an statt der Kegel-förmigen Figur angefügt zu seyn schiene/ ein übergüldeter Brust-Harnisch/ der mit allerley erschrecklichen und furchtbaren Ungeheuren angefüllt/ und ein Schild/ so von einem blutigen Liechte beschienen ward) meldeter ferner/ um ihn her stehe der Grimm und Zorn; das Leitseil werde durch den Schrecken regiert; vornen her gehe die Fama oder das Gerücht/ als eine Verkündigerin der Warheit und Lügen; dann selbiges unterweilen aus einem Geschrey enstehet/ allgemächlich zunimmet/ und endlich alles erfüllet.</p>
          <p xml:id="p1498.1"><note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Fama</persName>,</hi> oder das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Gerücht</persName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> nennet die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Fama</persName> deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Bottschaffterin. Die Alten haben Sie auch für eine Göttin gehalten/ und als ein Weib gebildet/ so mit einem sehr dünn und subtilen Tuche überkleidet und umgürtet/ und auf einer Posaunen blasend/ in höchster Eilfertigkeit bald da/ bald dorthin zu lauffen schiene; Sie haben ihr auch Flügel angedichtet. Wir wollen aber Ihre aufs künstlichste vorgestellte Beschreibung aus dem <hi rendition="#aq">IV</hi> Buch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilii</persName> Aeneidos</hi> hier beyfügen/ dieselbe nun lautet also:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Monstrum horrendum, ingens, cui,<lb/>
qvot sunt corpore plumae,</l><lb/>
            <l>Tot vigiles oculi subter (mirabile<lb/>
dictu)</l><lb/>
            <l>Tot lingvae, totidem ora sonant, tot<lb/>
surrigit aures.</l><lb/>
            <l>Nocte volat coeli medio, <reg>terraeqve</reg><lb/>
per umbram.</l><lb/>
            <l>Stridens, nec dulci declinat lumina<lb/>
somno.</l><lb/>
            <l>Luce sedet custos, aut summi culmi-<lb/>
ne tecti</l><lb/>
            <l>Turribus autaltis, &amp; magnas terri-<lb/>
tat urbes;</l><lb/>
            <l>Tam ficti, <reg>pravique</reg> tenax, quàm.<lb/>
nuncia veri.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Sie siehet schrecklich aus/ gleichwie ein Un-<lb/>
geheuer/</l><lb/>
            <l>Abscheulich groß und dick/ hat Federn wie<lb/>
ein Geyer/</l><lb/>
            <cb/>
            <l>Und so viel Augen auch/ als Federn/<lb/>
(Wunderding!)</l><lb/>
            <l>Der Zung und Ohren Zahl ist gleichfalls<lb/>
nicht gering.</l><lb/>
            <l>Die Deutung dessen ist/ daß/ was ihr zwee-<lb/>
ne sagen/</l><lb/>
            <l>Wanns weiter kommt/ noch mehr die Leu-<lb/>
te darzu tragen:</l><lb/>
            <l>Da spitzet mancher dann die Ohren/ und er-<lb/>
zehlt</l><lb/>
            <l>Was mancher kluger Sinn bescheidentlich<lb/>
verheelt.</l><lb/>
            <l>Sie fähret mit Gewäsch im Himmel und<lb/>
auf Erden/</l><lb/>
            <l>Und kan durch keine Ruh und Schlaf ge-<lb/>
stillet werden/</l><lb/>
            <l>Bekümmert sich nur stets umb hoh&#x2019; und<lb/>
schlechte Ding/</l><lb/>
            <l>Und schwätzt von beyderley unheilig und<lb/>
gering.</l><lb/>
            <l>Deß Tages forschet sie nach neuverloffnen<lb/>
Sachen;</l><lb/>
            <l>Und wenn sie was erschnappt/ kan sie sich<lb/>
lustig machen.</l><lb/>
            <l>Zuweilen setzt sie sich hoch auf die Giebel<lb/>
hin/</l><lb/>
            <l>Und bildet/ weiß nicht was/ sich ein in ihrem<lb/>
Sinn;</l><lb/>
            <l>Erschrecket Land und Leut mit ihren der-<lb/>
ben Lügen/</l><lb/>
            <l>Und redet Eitelkeit/ die nirgend zu was tü-<lb/>
gen/</l><lb/>
            <l>Ist überdem was falsch/ ja wol so sehr er-<lb/>
picht/</l><lb/>
            <l>Und schwatzts den Leuten ein/ als was sie<lb/>
wahres spricht.</l><lb/>
            <l>Dieselbe füllte nun mit manchen Plaude-<lb/>
reyen</l><lb/>
            <l>Der Leute Sinn und Mund/ und kunte sich<lb/>
erfreuen/</l><lb/>
            <l>Daß für sie wiederumb was neus vorhan-<lb/>
den war/</l><lb/>
            <l>Sie macht es überall gar laut und offen-<lb/>
bar/</l><lb/>
            <l>Mischt wahr und Lügen ein.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Diese pfleget nicht allein traurige/ sondern unterweilen auch fröliche und glückliche Zeitungen zu bringen: dannenhero die Alten <note xml:id="n1498.1" place="right">Zweyerley <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Fama</persName>.</note> zwo <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Famas</persName></hi> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Gerüchte</persName> gemacht: die Böse bildeten sie mit schwartzen Flügeln/ nach dem bewusten Vers deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1938 http://d-nb.info/gnd/118521055 http://viaf.org/viaf/100219056">Claudianus</persName> wider den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-257 http://d-nb.info/gnd/119403676 http://viaf.org/viaf/35265767">Alaricus</persName>:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Famaque nigrantes succincta pavo-<lb/>
ribus alas.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Dem Gerüchte Furcht und Schrek-<lb/>
ken</l><lb/>
            <l>fliegend an der Seiten stecken.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Diese Flügel bilden einige den Fledermaus-Flügeln gleich. Die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Fama</persName>,</hi> oder das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Gerüchte</persName> nun solle/ wie sie sagten/ vor deß
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 140/0218] gibt vor/ es werde sein Wagen von zweyen Pferden gezogen/ deren eines der Schrecken/ das andere die Furcht genennet wird. An einem anderen Orte will eben dieser Autor/ daß sie keine Pferde/ sondern Geferten seyn sollen; denen er auch noch den unvermuhteten ungestümmen Uberfall/ den Grimm und Gewaltsamkeit beyfüget: welches ihm Statius im VII. Buche Thebaid. nachthut/ wann er den Mars einführet/ wie er sich auf die Reise machet/ zwischen den zweyen Brüdern/ dem Eteocles und Polynices/ Uneinigkeit und Zwiespalt anzustifften; hernach/ als Er seine Waffen beschrieben/ (als da sind ein Helm/ welcher zu brennen/ und ein Donnerstahl/ so ihm an statt der Kegel-förmigen Figur angefügt zu seyn schiene/ ein übergüldeter Brust-Harnisch/ der mit allerley erschrecklichen und furchtbaren Ungeheuren angefüllt/ und ein Schild/ so von einem blutigen Liechte beschienen ward) meldeter ferner/ um ihn her stehe der Grimm und Zorn; das Leitseil werde durch den Schrecken regiert; vornen her gehe die Fama oder das Gerücht/ als eine Verkündigerin der Warheit und Lügen; dann selbiges unterweilen aus einem Geschrey enstehet/ allgemächlich zunimmet/ und endlich alles erfüllet. Pferde deß Mars. Deß Mars Waffen. Homerus nennet die Fama deß Jupiters Bottschaffterin. Die Alten haben Sie auch für eine Göttin gehalten/ und als ein Weib gebildet/ so mit einem sehr dünn und subtilen Tuche überkleidet und umgürtet/ und auf einer Posaunen blasend/ in höchster Eilfertigkeit bald da/ bald dorthin zu lauffen schiene; Sie haben ihr auch Flügel angedichtet. Wir wollen aber Ihre aufs künstlichste vorgestellte Beschreibung aus dem IV Buch Virgilii Aeneidos hier beyfügen/ dieselbe nun lautet also: Fama, oder das Gerücht.Monstrum horrendum, ingens, cui, qvot sunt corpore plumae, Tot vigiles oculi subter (mirabile dictu) Tot lingvae, totidem ora sonant, tot surrigit aures. Nocte volat coeli medio, terraeqve per umbram. Stridens, nec dulci declinat lumina somno. Luce sedet custos, aut summi culmi- ne tecti Turribus autaltis, & magnas terri- tat urbes; Tam ficti, pravique tenax, quàm. nuncia veri. Sie siehet schrecklich aus/ gleichwie ein Un- geheuer/ Abscheulich groß und dick/ hat Federn wie ein Geyer/ Und so viel Augen auch/ als Federn/ (Wunderding!) Der Zung und Ohren Zahl ist gleichfalls nicht gering. Die Deutung dessen ist/ daß/ was ihr zwee- ne sagen/ Wanns weiter kommt/ noch mehr die Leu- te darzu tragen: Da spitzet mancher dann die Ohren/ und er- zehlt Was mancher kluger Sinn bescheidentlich verheelt. Sie fähret mit Gewäsch im Himmel und auf Erden/ Und kan durch keine Ruh und Schlaf ge- stillet werden/ Bekümmert sich nur stets umb hoh’ und schlechte Ding/ Und schwätzt von beyderley unheilig und gering. Deß Tages forschet sie nach neuverloffnen Sachen; Und wenn sie was erschnappt/ kan sie sich lustig machen. Zuweilen setzt sie sich hoch auf die Giebel hin/ Und bildet/ weiß nicht was/ sich ein in ihrem Sinn; Erschrecket Land und Leut mit ihren der- ben Lügen/ Und redet Eitelkeit/ die nirgend zu was tü- gen/ Ist überdem was falsch/ ja wol so sehr er- picht/ Und schwatzts den Leuten ein/ als was sie wahres spricht. Dieselbe füllte nun mit manchen Plaude- reyen Der Leute Sinn und Mund/ und kunte sich erfreuen/ Daß für sie wiederumb was neus vorhan- den war/ Sie macht es überall gar laut und offen- bar/ Mischt wahr und Lügen ein. Diese pfleget nicht allein traurige/ sondern unterweilen auch fröliche und glückliche Zeitungen zu bringen: dannenhero die Alten zwo Famas oder Gerüchte gemacht: die Böse bildeten sie mit schwartzen Flügeln/ nach dem bewusten Vers deß Claudianus wider den Alaricus: Zweyerley Fama.Famaque nigrantes succincta pavo- ribus alas. Dem Gerüchte Furcht und Schrek- ken fliegend an der Seiten stecken. Diese Flügel bilden einige den Fledermaus-Flügeln gleich. Die Fama, oder das Gerüchte nun solle/ wie sie sagten/ vor deß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/218
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/218>, abgerufen am 24.11.2024.