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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Mars Wagen hergehen; dieweil man im Anfang deß Kriegs mehr zu reden pfleget/ als nachmahls zu erfolgen befunden wird. Diese entzündet die Gemühter zu beyden Theilen mit dem gewaltigsten Zorn-Feuer/ welches gemeiniglich Ira oder der Zorn. im Krieg die Oberhand hat. Der Zorn aber ist/ wie Seneca saget/ der allerhefftigste Gemühts-Affect/ angesehen er nicht allein die Vernunfft verstöret/ und aus ihrem Sitze treibet/ sondern zum öfftern auch den Leib gewaltiglich verändert; dann wie ietzterwähnter Seneca und Ovidius bezeugen/ so bläset sich das Gesicht der erzürnten Personen auf/ wird feurig/ und fangen die Wangen an zu funckeln. Ja es zeiget sich ein Zorniger unterweilen so erschrecklich/ daß er eben einen so grossen Schrecken/ als der Medusa Haupt verursachet. Ich hab aber allhier einen zornigen Menschen mit Fleiß beschreiben wollen/ weil ich bey den Alten nirgend einige Bildnus deß Zorns gefunden habe/ also daß einer/ der solchen abmahlen wollte/ nur die Bildnus eines recht zornigen Menschen entwerffen und ausdrucken könnte.

Furor oder der Grimm. Der Grimm ist gleichfalls ein Zorn/ der aber aufs eusserste und in höchstem Grad sich angefeuret. Diesen pflegten die Alten mit einem schrecklich- und mit Blutbesprengtem Angesicht zu bilden/ Er saß auf Brust-Harnischen/ Schildern/ Helmen/ Schwerdtern und andern Waffen/ knirschete mit den Zähnen/ und waren ihm die Hände auf den Rücken mit Ketten gebunden/ dann also beschreibet ihn Virgilius im I Buch Aeneidos, und will/ er sey in deß Janus Tempel verschlossen gewesen. Eben diesen hat Petronius Arbiter/ wann er den Bürger-Krieg beschreibet/ vorgestellet/ wie er wieder von seinen Banden frey gewesen.

Vier Pferde vor dem Wagen deß Mars. Damit wir aber wieder zum Mars umkehren/ so haben einige vor dessen Wagen vier Pferde geordnet/ welche Feuer aus den Naslöchern geschnaubet. Isidorus gedencket/ es sey der Mars unterweilen mit entblößter Brust abgebildet worden; weil alle die jenigen/ so in Krieg gehen/ es mit einem solchem Gemühte thun müssen/ daß sie den steifen Vorsatz haben/ mit unverzagten Hertzen allen Gefahren männlich entgegen zu gehen.

Von den Scythen lieset man beym Herodotus/ daß/ ungeachtet sie viel Götter verehret/ sie dannoch keinem/ ausser dem Mars/ weder einen Tempel oder Altar/ noch Statue aufgerichtet/ allen aber auf einerley Art und Weise geopffert hätten/ welche Opffer-Art oder Weise/ weil sie sehr wunderbar/ ich allhier erzehlen muß. Das Opffer-Thier wurde mit den vördern Füssen zusammen gebunden/ darauf der hinter ihm stehende Priester selbigem einen harten Streich auf den Kopf gab: wann es nun gestreckt allda auf der Erden lag/ ruffte Er deß Gottes Namen an/ welchem er das [Spaltenumbruch] Thier opfferte: warff ihm alsdann einen Strick umb den Hals/ rädelt und drähete solchen mit einem Stock zusammen/ und erstickte es also folgends. Nachdem ers aber ausgeschunden/ und zerstückt hatte/ schüerte er von dessen Gebeinen (dann die Scythen grossen Mangel am Holtze haben) ein Feuer an/ und legte es darauf zu verbrennen; unterweilen aber pflegte er das Fleisch in Tiegel/ unterweilen auch wol in deß Opffer-Thiers Magen zu stossen/ und also muste ein solch Opffer selbst die Materie zum Feuer dargeben/ und in sich selbsten sieden und gar werden. Wann diß geschehen/ stellte Er das Opffer erst dem Gott/ welchem es vermeint war/ auf dem Altar vor.

Opffer deß Mars. Unter den Schlacht-Opffern war das vornehmste ein Pferd/ welches sie insonderheit dem Mars aufopfferten. Dessen Tempel/ der öffters durch anhaltendes Regen- und ander ungestümmes Wetter eingieng/ reparirten sie jährlich folgender Gestalt: Sie führten alle mit einander eine grosse Menge Reißholtz zusammen/ machten einen viereckichten Hauffen daraus/ welcher auf dreyen Seiten hoch/ auf der vierdten aber so niedrig war/ daß man von dar füglich bis in die Mitten hiauf steigen konte/ allwo ein Sebel lag/ Bildnus deß Mars. den sie für deß Mars Bildnus hielten/ und solchem für allen andern Göttern den grösten Dienst bezeigten.

Die Innwohner deß steinigten Arabiens bildeten/ wie Svidas erzehlet/ den Mars folgender Gestalt: Sie pflegten einen schwarzen/ viereckichten/ wie auch vier Schuch hoch/ und zwey Schuch breiten Stein wol zu behauen/ ihm weiter keine andere Form zu geben/ und ihn also für die Bildnus deß Mars zu verehren. Statius hat in seinem VII. Buch Thebaid. den Pallast und den Tempel deß Mars bey den Thraciern folgender Gestalt ausgebildet und beschrieben:

Ferrea compago laterum, ferro ar-
cta teruntur

Limina, ferratis incumbunt tecta
columnis.

Laeditur adversum Phoebi jubar,
ipsaque fedem.

Lux timet,& durus contristat sidera
fulgor;

Digna loco statio. Primis salit Im
petus amens

E foribus,coecumque Nefas, Iraeque
rubentes,

Exsanguesque Metus; occultique
ensibus astant

Insidiae, geminumque tenens Dis-
cordia
ferrum.

[Spaltenumbruch] Mars Wagen hergehen; dieweil man im Anfang deß Kriegs mehr zu reden pfleget/ als nachmahls zu erfolgen befunden wird. Diese entzündet die Gemühter zu beyden Theilen mit dem gewaltigsten Zorn-Feuer/ welches gemeiniglich Ira oder der Zorn. im Krieg die Oberhand hat. Der Zorn aber ist/ wie Seneca saget/ der allerhefftigste Gemühts-Affect/ angesehen er nicht allein die Vernunfft verstöret/ und aus ihrem Sitze treibet/ sondern zum öfftern auch den Leib gewaltiglich verändert; dann wie ietzterwähnter Seneca und Ovidius bezeugen/ so bläset sich das Gesicht der erzürnten Personen auf/ wird feurig/ und fangen die Wangen an zu funckeln. Ja es zeiget sich ein Zorniger unterweilen so erschrecklich/ daß er eben einen so grossen Schrecken/ als der Medusa Haupt verursachet. Ich hab aber allhier einen zornigen Menschen mit Fleiß beschreiben wollen/ weil ich bey den Alten nirgend einige Bildnus deß Zorns gefunden habe/ also daß einer/ der solchen abmahlen wollte/ nur die Bildnus eines recht zornigen Menschen entwerffen und ausdrucken könnte.

Furor oder der Grimm. Der Grimm ist gleichfalls ein Zorn/ der aber aufs eusserste und in höchstem Grad sich angefeuret. Diesen pflegten die Alten mit einem schrecklich- und mit Blutbesprengtem Angesicht zu bilden/ Er saß auf Brust-Harnischen/ Schildern/ Helmen/ Schwerdtern und andern Waffen/ knirschete mit den Zähnen/ und waren ihm die Hände auf den Rücken mit Ketten gebunden/ dann also beschreibet ihn Virgilius im I Buch Aeneidos, und will/ er sey in deß Janus Tempel verschlossen gewesen. Eben diesen hat Petronius Arbiter/ wann er den Bürger-Krieg beschreibet/ vorgestellet/ wie er wieder von seinen Banden frey gewesen.

Vier Pferde vor dem Wagen deß Mars. Damit wir aber wieder zum Mars umkehren/ so haben einige vor dessen Wagen vier Pferde geordnet/ welche Feuer aus den Naslöchern geschnaubet. Isidorus gedencket/ es sey der Mars unterweilen mit entblößter Brust abgebildet worden; weil alle die jenigen/ so in Krieg gehen/ es mit einem solchem Gemühte thun müssen/ daß sie den steifen Vorsatz haben/ mit unverzagten Hertzen allen Gefahren männlich entgegen zu gehen.

Von den Scythen lieset man beym Herodotus/ daß/ ungeachtet sie viel Götter verehret/ sie dannoch keinem/ ausser dem Mars/ weder einen Tempel oder Altar/ noch Statue aufgerichtet/ allen aber auf einerley Art und Weise geopffert hätten/ welche Opffer-Art oder Weise/ weil sie sehr wunderbar/ ich allhier erzehlen muß. Das Opffer-Thier wurde mit den vördern Füssen zusammen gebunden/ darauf der hinter ihm stehende Priester selbigem einen harten Streich auf den Kopf gab: wann es nun gestreckt allda auf der Erden lag/ ruffte Er deß Gottes Namen an/ welchem er das [Spaltenumbruch] Thier opfferte: warff ihm alsdann einen Strick umb den Hals/ rädelt und drähete solchen mit einem Stock zusammen/ und erstickte es also folgends. Nachdem ers aber ausgeschunden/ und zerstückt hatte/ schüerte er von dessen Gebeinen (dann die Scythen grossen Mangel am Holtze haben) ein Feuer an/ und legte es darauf zu verbrennen; unterweilen aber pflegte er das Fleisch in Tiegel/ unterweilen auch wol in deß Opffer-Thiers Magen zu stossen/ und also muste ein solch Opffer selbst die Materie zum Feuer dargeben/ und in sich selbsten sieden und gar werden. Wann diß geschehen/ stellte Er das Opffer erst dem Gott/ welchem es vermeint war/ auf dem Altar vor.

Opffer deß Mars. Unter den Schlacht-Opffern war das vornehmste ein Pferd/ welches sie insonderheit dem Mars aufopfferten. Dessen Tempel/ der öffters durch anhaltendes Regen- und ander ungestümmes Wetter eingieng/ reparirten sie jährlich folgender Gestalt: Sie führten alle mit einander eine grosse Menge Reißholtz zusammen/ machten einen viereckichten Hauffen daraus/ welcher auf dreyen Seiten hoch/ auf der vierdten aber so niedrig war/ daß man von dar füglich bis in die Mitten hiauf steigen konte/ allwo ein Sebel lag/ Bildnus deß Mars. den sie für deß Mars Bildnus hielten/ und solchem für allen andern Göttern den grösten Dienst bezeigten.

Die Innwohner deß steinigten Arabiens bildeten/ wie Svidas erzehlet/ den Mars folgender Gestalt: Sie pflegten einen schwarzen/ viereckichten/ wie auch vier Schuch hoch/ und zwey Schuch breiten Stein wol zu behauen/ ihm weiter keine andere Form zu geben/ und ihn also für die Bildnus deß Mars zu verehren. Statius hat in seinem VII. Buch Thebaid. den Pallast und den Tempel deß Mars bey den Thraciern folgender Gestalt ausgebildet und beschrieben:

Ferrea compago laterum, ferro ar-
cta teruntur

Limina, ferratis incumbunt tecta
columnis.

Laeditur adversum Phoebi jubar,
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Lux timet,& durus contristat sidera
fulgor;

Digna loco statio. Primis salit Im
petus amens

E foribus,coecumque Nefas, Iraeque
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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 141/0219] Mars Wagen hergehen; dieweil man im Anfang deß Kriegs mehr zu reden pfleget/ als nachmahls zu erfolgen befunden wird. Diese entzündet die Gemühter zu beyden Theilen mit dem gewaltigsten Zorn-Feuer/ welches gemeiniglich im Krieg die Oberhand hat. Der Zorn aber ist/ wie Seneca saget/ der allerhefftigste Gemühts-Affect/ angesehen er nicht allein die Vernunfft verstöret/ und aus ihrem Sitze treibet/ sondern zum öfftern auch den Leib gewaltiglich verändert; dann wie ietzterwähnter Seneca und Ovidius bezeugen/ so bläset sich das Gesicht der erzürnten Personen auf/ wird feurig/ und fangen die Wangen an zu funckeln. Ja es zeiget sich ein Zorniger unterweilen so erschrecklich/ daß er eben einen so grossen Schrecken/ als der Medusa Haupt verursachet. Ich hab aber allhier einen zornigen Menschen mit Fleiß beschreiben wollen/ weil ich bey den Alten nirgend einige Bildnus deß Zorns gefunden habe/ also daß einer/ der solchen abmahlen wollte/ nur die Bildnus eines recht zornigen Menschen entwerffen und ausdrucken könnte. Ira oder der Zorn. Der Grimm ist gleichfalls ein Zorn/ der aber aufs eusserste und in höchstem Grad sich angefeuret. Diesen pflegten die Alten mit einem schrecklich- und mit Blutbesprengtem Angesicht zu bilden/ Er saß auf Brust-Harnischen/ Schildern/ Helmen/ Schwerdtern und andern Waffen/ knirschete mit den Zähnen/ und waren ihm die Hände auf den Rücken mit Ketten gebunden/ dann also beschreibet ihn Virgilius im I Buch Aeneidos, und will/ er sey in deß Janus Tempel verschlossen gewesen. Eben diesen hat Petronius Arbiter/ wann er den Bürger-Krieg beschreibet/ vorgestellet/ wie er wieder von seinen Banden frey gewesen. Furor oder der Grimm. Damit wir aber wieder zum Mars umkehren/ so haben einige vor dessen Wagen vier Pferde geordnet/ welche Feuer aus den Naslöchern geschnaubet. Isidorus gedencket/ es sey der Mars unterweilen mit entblößter Brust abgebildet worden; weil alle die jenigen/ so in Krieg gehen/ es mit einem solchem Gemühte thun müssen/ daß sie den steifen Vorsatz haben/ mit unverzagten Hertzen allen Gefahren männlich entgegen zu gehen. Vier Pferde vor dem Wagen deß Mars.Von den Scythen lieset man beym Herodotus/ daß/ ungeachtet sie viel Götter verehret/ sie dannoch keinem/ ausser dem Mars/ weder einen Tempel oder Altar/ noch Statue aufgerichtet/ allen aber auf einerley Art und Weise geopffert hätten/ welche Opffer-Art oder Weise/ weil sie sehr wunderbar/ ich allhier erzehlen muß. Das Opffer-Thier wurde mit den vördern Füssen zusammen gebunden/ darauf der hinter ihm stehende Priester selbigem einen harten Streich auf den Kopf gab: wann es nun gestreckt allda auf der Erden lag/ ruffte Er deß Gottes Namen an/ welchem er das Thier opfferte: warff ihm alsdann einen Strick umb den Hals/ rädelt und drähete solchen mit einem Stock zusammen/ und erstickte es also folgends. Nachdem ers aber ausgeschunden/ und zerstückt hatte/ schüerte er von dessen Gebeinen (dann die Scythen grossen Mangel am Holtze haben) ein Feuer an/ und legte es darauf zu verbrennen; unterweilen aber pflegte er das Fleisch in Tiegel/ unterweilen auch wol in deß Opffer-Thiers Magen zu stossen/ und also muste ein solch Opffer selbst die Materie zum Feuer dargeben/ und in sich selbsten sieden und gar werden. Wann diß geschehen/ stellte Er das Opffer erst dem Gott/ welchem es vermeint war/ auf dem Altar vor. Unter den Schlacht-Opffern war das vornehmste ein Pferd/ welches sie insonderheit dem Mars aufopfferten. Dessen Tempel/ der öffters durch anhaltendes Regen- und ander ungestümmes Wetter eingieng/ reparirten sie jährlich folgender Gestalt: Sie führten alle mit einander eine grosse Menge Reißholtz zusammen/ machten einen viereckichten Hauffen daraus/ welcher auf dreyen Seiten hoch/ auf der vierdten aber so niedrig war/ daß man von dar füglich bis in die Mitten hiauf steigen konte/ allwo ein Sebel lag/ den sie für deß Mars Bildnus hielten/ und solchem für allen andern Göttern den grösten Dienst bezeigten. Opffer deß Mars. Bildnus deß Mars.Die Innwohner deß steinigten Arabiens bildeten/ wie Svidas erzehlet/ den Mars folgender Gestalt: Sie pflegten einen schwarzen/ viereckichten/ wie auch vier Schuch hoch/ und zwey Schuch breiten Stein wol zu behauen/ ihm weiter keine andere Form zu geben/ und ihn also für die Bildnus deß Mars zu verehren. Statius hat in seinem VII. Buch Thebaid. den Pallast und den Tempel deß Mars bey den Thraciern folgender Gestalt ausgebildet und beschrieben: Ferrea compago laterum, ferro ar- cta teruntur Limina, ferratis incumbunt tecta columnis. Laeditur adversum Phoebi jubar, ipsaque fedem. Lux timet,& durus contristat sidera fulgor; Digna loco statio. Primis salit Im petus amens E foribus,coecumque Nefas, Iraeque rubentes, Exsanguesque Metus; occultique ensibus astant Insidiae, geminumque tenens Dis- cordia ferrum.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/219>, abgerufen am 24.11.2024.