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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] werden/ oder überwinden können/ beyden Theilen gemein ist. So lieset man auch/ daß die Victoria gewaffnet/ frölich von Angesicht/ jedoch mit Staub und Schweiß beschmutzt/ abgebildet gewesen/ auch den Raub und die Gefangene den Obsiegern mit blutigen Händen dargereicht habe. Diese hat Prudentius/ wann er den Symmachus und alle/ die sie verehrten/ verlachet/ also beschrieben:

Vincendi quaeris dominam ? sua
dextera cueique est,

Et Deus omnipotens, non pexo cri-
ne Virago,

Non nudo suspensa pede, strophioque
recincta,

Nec tumidas fluitante sinu vestita
papillas.

Suchst du das Sieges-Glück? eim jeden
seine Rechte/

und GOtt der grosse ists. Nicht jenes Haar-
Geflechte

Der Heldin/ nicht das Bild/ so bloß am
Fusse schwebt;

nicht die/ der eine Wartz gantz nah am
Schosse bebt.

Die Römer opfferten dem Mars ein Pferd. Wir wenden uns aber nunmehr wieder zum Mars. Diesem opfferten die Römer das jenige Pferd/ so im Lauff das vörderste gewesen/ oder den Sieg erhalten hatte; dardurch auzudeuten/ daß sie den erhaltenen Sieg dem Mars zuschrieben; obwol einige vorgeben/ es sey solches geschehen/ die allzu grosse Geschwindigkeit zu straffen/ dann diese der Uberwundenen höchste Zuflucht ist: wormit sie anzeigten/ daß man auf die Behendigkeit der Beine keines wegs sich verlassen solle.

Thiere dem Mars geheiligt. Dem Mars sind auch noch einige andere Thiere/ entweder als Opffer/ oder als Geferten zugeeignet worden/ als da sind der Hund/ und der Wolff/ die seinem Bilde beygefügt werden können; jener zwar/ weil er unter allen zahmen Thieren/ wie Pausanias schreibet/ das grimmigste und tapferste ist/ dieser aber/ weil er an Schärffe der Augen die andere alle übertrifft/ also daß er auch bey Nacht sehen kan; wodurch ein Kriegs-General erinnert wird/ daß er sehr vorsichtig seyn müsse/ wann er nicht durch der Feinde Hinterlist wolle verleitet werden: oder aber/ weil er rauberischer Art und blutgierig ist; welches auf den Gott deß Kriegs sich füglich appliciren lässt. Dem auch aus den Vögeln der Hahn gewiedmet worden/ um dardurch die Wachsamkeit anzudeuten/ so bey den Soldaten billig solle gefunden werden; oder/ wie man/ nach deß Lucianus Zeugnus/ in den Fabeln lieset/ weil Alectryon/ ein Kriegsmann/ der dem Mars sehr lieb gewesen/ in einen dergleichen [Spaltenumbruch] Vogel verwandelt worden/ weil er die ihm von dem Mars anbefohlne Schildwacht nicht wol beobachtet/ als er nemlich mit der Venus beygelegen/ also daß/ da sie sich nichts übels versehen/ sie Vulcanus beede erwischt/ und in einem gar zarten Netze gefangen habe.

Der Geyer ist dem Mars geheiliget. Es wurde ferner der Geyer dem Mars geheiligt; dann weil er sich von todten Cörpern zu nähren gewohnt/ folget er den Lagern nach/ nachdem er durch die Natur gelehrt worden/ daß selbige zum Morden und Würgen zusammgeführt werden: ja/ es sollen die Geyer/ wie Plinius im X. Buch schreibet/ drey oder zwey (einige wollen gar sieben) Tage zuvor an dem Orte zusammen fliegen/ wo eine Schlacht gehalten werden solle. Dannenhero vor Alters die Könige vor dem Treffen sich erkundigten/ in welchem Lager man am meisten Geyer antreffe; und hieraus pflegten sie zu muhtmassen/ wohin sich der Sieg neigen würde.

Specht dem Mars geheiligt. Unterweilen wird dem Mars ein Specht beygemahlet; welches auch die Ursach/ daß der Specht der Martialische zugenennt worden; oder/ weil/ gleichwie dieser Vogel mit seinem Schnabel auch das allerhärtste Holtz durchbicket/ und endlich aushölet/ also auch die Kriegsleute/ durch allerhand Werckzeuge/ die Mauren der Städte beschiessen/ und endlich über einen Hauffen werffen; oder/ weil ihnen in den Weissagungen aus dem Vogelgeschrey die vornehmste Stelle gegeben worden/ auf welche die Soldaten überaus genaue Achtung gaben; ja/ es hiengen fast alle Menschen vor Alters so gar daran/ daß nichts weder offentlich noch heimlich ohne Beobachtung deren angefangen wurde.

Gras dem Mars geheiligt. Unter den Bäumen hab ich noch keinen gefunden/ der dem Mars wäre geheiliget worden: jedoch lieset man/ daß ihm das Gras gewiedmet gewesen; vielleicht weil/ wie Buccatius schreibet/ dasselbe gemeiniglich in weiten und breiten Oertern wächset/ da man ins gemein die Läger zu schlagen pfleget: wie dann auch bey den Römern keine Kräntz oder Kronen für ansehnlicher gehalten wurden/ als die man aus Gras gemachet/ wormit derjenige verehret wurde/ welcher das Kriegsheer aus der äussersten Gefahr erlöset hatte.

Nun hab ich vom Mars weiter nichts zu sagen/ ausser daß ich das offentliche Fest/ so zu Paprimide,einem Egyptischen Städtlein/ diesem Mars zu Ehren gehalten ward/ mit Stillschweigen zu übergehen nicht vor rahtsam gehalten. Selbiges nun wird vom Herodotus Deß Martis Fest. also vorgestellet: Wann der Tag dieses Festes erschiene/ pflegten die benachbarten Einwohner in grosser Menge nach der Stadt zu kommen: etliche der Priester waren in dem Tempel

[Spaltenumbruch] werden/ oder überwinden können/ beyden Theilen gemein ist. So lieset man auch/ daß die Victoria gewaffnet/ frölich von Angesicht/ jedoch mit Staub und Schweiß beschmutzt/ abgebildet gewesen/ auch den Raub und die Gefangene den Obsiegern mit blutigen Händen dargereicht habe. Diese hat Prudentius/ wann er den Symmachus und alle/ die sie verehrten/ verlachet/ also beschrieben:

Vincendi quaeris dominam ? sua
dextera cuîque est,

Et Deus omnipotens, non pexo cri-
ne Virago,

Non nudo suspensa pede, strophioque
recincta,

Nec tumidas fluitante sinu vestita
papillas.

Suchst du das Sieges-Glück? eim jeden
seine Rechte/

und GOtt der grosse ists. Nicht jenes Haar-
Geflechte

Der Heldin/ nicht das Bild/ so bloß am
Fusse schwebt;

nicht die/ der eine Wartz gantz nah am
Schosse bebt.

Die Römer opfferten dem Mars ein Pferd. Wir wenden uns aber nunmehr wieder zum Mars. Diesem opfferten die Römer das jenige Pferd/ so im Lauff das vörderste gewesen/ oder den Sieg erhalten hatte; dardurch auzudeuten/ daß sie den erhaltenen Sieg dem Mars zuschrieben; obwol einige vorgeben/ es sey solches geschehen/ die allzu grosse Geschwindigkeit zu straffen/ dann diese der Uberwundenen höchste Zuflucht ist: wormit sie anzeigten/ daß man auf die Behendigkeit der Beine keines wegs sich verlassen solle.

Thiere dem Mars geheiligt. Dem Mars sind auch noch einige andere Thiere/ entweder als Opffer/ oder als Geferten zugeeignet worden/ als da sind der Hund/ und der Wolff/ die seinem Bilde beygefügt werden können; jener zwar/ weil er unter allen zahmen Thieren/ wie Pausanias schreibet/ das grimmigste und tapferste ist/ dieser aber/ weil er an Schärffe der Augen die andere alle übertrifft/ also daß er auch bey Nacht sehen kan; wodurch ein Kriegs-General erinnert wird/ daß er sehr vorsichtig seyn müsse/ wann er nicht durch der Feinde Hinterlist wolle verleitet werden: oder aber/ weil er rauberischer Art und blutgierig ist; welches auf den Gott deß Kriegs sich füglich appliciren lässt. Dem auch aus den Vögeln der Hahn gewiedmet worden/ um dardurch die Wachsamkeit anzudeuten/ so bey den Soldaten billig solle gefunden werden; oder/ wie man/ nach deß Lucianus Zeugnus/ in den Fabeln lieset/ weil Alectryon/ ein Kriegsmann/ der dem Mars sehr lieb gewesen/ in einen dergleichen [Spaltenumbruch] Vogel verwandelt worden/ weil er die ihm von dem Mars anbefohlne Schildwacht nicht wol beobachtet/ als er nemlich mit der Venus beygelegen/ also daß/ da sie sich nichts übels versehen/ sie Vulcanus beede erwischt/ und in einem gar zarten Netze gefangen habe.

Der Geyer ist dem Mars geheiliget. Es wurde ferner der Geyer dem Mars geheiligt; dann weil er sich von todten Cörpern zu nähren gewohnt/ folget er den Lagern nach/ nachdem er durch die Natur gelehrt worden/ daß selbige zum Morden und Würgen zusammgeführt werden: ja/ es sollen die Geyer/ wie Plinius im X. Buch schreibet/ drey oder zwey (einige wollen gar sieben) Tage zuvor an dem Orte zusammen fliegen/ wo eine Schlacht gehalten werden solle. Dannenhero vor Alters die Könige vor dem Treffen sich erkundigten/ in welchem Lager man am meisten Geyer antreffe; und hieraus pflegten sie zu muhtmassen/ wohin sich der Sieg neigen würde.

Specht dem Mars geheiligt. Unterweilen wird dem Mars ein Specht beygemahlet; welches auch die Ursach/ daß der Specht der Martialische zugenennt worden; oder/ weil/ gleichwie dieser Vogel mit seinem Schnabel auch das allerhärtste Holtz durchbicket/ und endlich aushölet/ also auch die Kriegsleute/ durch allerhand Werckzeuge/ die Mauren der Städte beschiessen/ und endlich über einen Hauffen werffen; oder/ weil ihnen in den Weissagungen aus dem Vogelgeschrey die vornehmste Stelle gegeben worden/ auf welche die Soldaten überaus genaue Achtung gaben; ja/ es hiengen fast alle Menschen vor Alters so gar daran/ daß nichts weder offentlich noch heimlich ohne Beobachtung deren angefangen wurde.

Gras dem Mars geheiligt. Unter den Bäumen hab ich noch keinen gefunden/ der dem Mars wäre geheiliget worden: jedoch lieset man/ daß ihm das Gras gewiedmet gewesen; vielleicht weil/ wie Buccatius schreibet/ dasselbe gemeiniglich in weiten und breiten Oertern wächset/ da man ins gemein die Läger zu schlagen pfleget: wie dann auch bey den Römern keine Kräntz oder Kronen für ansehnlicher gehalten wurden/ als die man aus Gras gemachet/ wormit derjenige verehret wurde/ welcher das Kriegsheer aus der äussersten Gefahr erlöset hatte.

Nun hab ich vom Mars weiter nichts zu sagen/ ausser daß ich das offentliche Fest/ so zu Paprimide,einem Egyptischen Städtlein/ diesem Mars zu Ehren gehalten ward/ mit Stillschweigen zu übergehen nicht vor rahtsam gehalten. Selbiges nun wird vom Herodotus Deß Martis Fest. also vorgestellet: Wann der Tag dieses Festes erschiene/ pflegten die benachbarten Einwohner in grosser Menge nach der Stadt zu kommen: etliche der Priester waren in dem Tempel

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 145/0225] werden/ oder überwinden können/ beyden Theilen gemein ist. So lieset man auch/ daß die Victoria gewaffnet/ frölich von Angesicht/ jedoch mit Staub und Schweiß beschmutzt/ abgebildet gewesen/ auch den Raub und die Gefangene den Obsiegern mit blutigen Händen dargereicht habe. Diese hat Prudentius/ wann er den Symmachus und alle/ die sie verehrten/ verlachet/ also beschrieben: Vincendi quaeris dominam ? sua dextera cuîque est, Et Deus omnipotens, non pexo cri- ne Virago, Non nudo suspensa pede, strophioque recincta, Nec tumidas fluitante sinu vestita papillas. Suchst du das Sieges-Glück? eim jeden seine Rechte/ und GOtt der grosse ists. Nicht jenes Haar- Geflechte Der Heldin/ nicht das Bild/ so bloß am Fusse schwebt; nicht die/ der eine Wartz gantz nah am Schosse bebt. Wir wenden uns aber nunmehr wieder zum Mars. Diesem opfferten die Römer das jenige Pferd/ so im Lauff das vörderste gewesen/ oder den Sieg erhalten hatte; dardurch auzudeuten/ daß sie den erhaltenen Sieg dem Mars zuschrieben; obwol einige vorgeben/ es sey solches geschehen/ die allzu grosse Geschwindigkeit zu straffen/ dann diese der Uberwundenen höchste Zuflucht ist: wormit sie anzeigten/ daß man auf die Behendigkeit der Beine keines wegs sich verlassen solle. Die Römer opfferten dem Mars ein Pferd. Dem Mars sind auch noch einige andere Thiere/ entweder als Opffer/ oder als Geferten zugeeignet worden/ als da sind der Hund/ und der Wolff/ die seinem Bilde beygefügt werden können; jener zwar/ weil er unter allen zahmen Thieren/ wie Pausanias schreibet/ das grimmigste und tapferste ist/ dieser aber/ weil er an Schärffe der Augen die andere alle übertrifft/ also daß er auch bey Nacht sehen kan; wodurch ein Kriegs-General erinnert wird/ daß er sehr vorsichtig seyn müsse/ wann er nicht durch der Feinde Hinterlist wolle verleitet werden: oder aber/ weil er rauberischer Art und blutgierig ist; welches auf den Gott deß Kriegs sich füglich appliciren lässt. Dem auch aus den Vögeln der Hahn gewiedmet worden/ um dardurch die Wachsamkeit anzudeuten/ so bey den Soldaten billig solle gefunden werden; oder/ wie man/ nach deß Lucianus Zeugnus/ in den Fabeln lieset/ weil Alectryon/ ein Kriegsmann/ der dem Mars sehr lieb gewesen/ in einen dergleichen Vogel verwandelt worden/ weil er die ihm von dem Mars anbefohlne Schildwacht nicht wol beobachtet/ als er nemlich mit der Venus beygelegen/ also daß/ da sie sich nichts übels versehen/ sie Vulcanus beede erwischt/ und in einem gar zarten Netze gefangen habe. Thiere dem Mars geheiligt. Es wurde ferner der Geyer dem Mars geheiligt; dann weil er sich von todten Cörpern zu nähren gewohnt/ folget er den Lagern nach/ nachdem er durch die Natur gelehrt worden/ daß selbige zum Morden und Würgen zusammgeführt werden: ja/ es sollen die Geyer/ wie Plinius im X. Buch schreibet/ drey oder zwey (einige wollen gar sieben) Tage zuvor an dem Orte zusammen fliegen/ wo eine Schlacht gehalten werden solle. Dannenhero vor Alters die Könige vor dem Treffen sich erkundigten/ in welchem Lager man am meisten Geyer antreffe; und hieraus pflegten sie zu muhtmassen/ wohin sich der Sieg neigen würde. Der Geyer ist dem Mars geheiliget. Unterweilen wird dem Mars ein Specht beygemahlet; welches auch die Ursach/ daß der Specht der Martialische zugenennt worden; oder/ weil/ gleichwie dieser Vogel mit seinem Schnabel auch das allerhärtste Holtz durchbicket/ und endlich aushölet/ also auch die Kriegsleute/ durch allerhand Werckzeuge/ die Mauren der Städte beschiessen/ und endlich über einen Hauffen werffen; oder/ weil ihnen in den Weissagungen aus dem Vogelgeschrey die vornehmste Stelle gegeben worden/ auf welche die Soldaten überaus genaue Achtung gaben; ja/ es hiengen fast alle Menschen vor Alters so gar daran/ daß nichts weder offentlich noch heimlich ohne Beobachtung deren angefangen wurde. Specht dem Mars geheiligt. Unter den Bäumen hab ich noch keinen gefunden/ der dem Mars wäre geheiliget worden: jedoch lieset man/ daß ihm das Gras gewiedmet gewesen; vielleicht weil/ wie Buccatius schreibet/ dasselbe gemeiniglich in weiten und breiten Oertern wächset/ da man ins gemein die Läger zu schlagen pfleget: wie dann auch bey den Römern keine Kräntz oder Kronen für ansehnlicher gehalten wurden/ als die man aus Gras gemachet/ wormit derjenige verehret wurde/ welcher das Kriegsheer aus der äussersten Gefahr erlöset hatte. Gras dem Mars geheiligt.Nun hab ich vom Mars weiter nichts zu sagen/ ausser daß ich das offentliche Fest/ so zu Paprimide,einem Egyptischen Städtlein/ diesem Mars zu Ehren gehalten ward/ mit Stillschweigen zu übergehen nicht vor rahtsam gehalten. Selbiges nun wird vom Herodotus also vorgestellet: Wann der Tag dieses Festes erschiene/ pflegten die benachbarten Einwohner in grosser Menge nach der Stadt zu kommen: etliche der Priester waren in dem Tempel Deß Martis Fest.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/225>, abgerufen am 21.11.2024.