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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] menschliche Zufälle/ insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf- und Zumachens der Thore/ welcher bey des Janus Tempel beobachtet wurde/ gezielet hat. Uber dis waren auf dem Marckte zu Rom/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten/ zwey Jani: dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten Janus-Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den Gott aller Anfänge gehalten/ deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt/ und mit dem Namen Junonius benennet wurde/ dieweil er/ wie auch die Juno/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte/ und die [Spaltenumbruch] Wucherer/ an den ersten Tägen eines ieden Monats/ ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des Janus Ehrenpforten/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des Janus-Tempels durch die Stadt aufgerichtet wurden/ viergestaltig und Durchgängig zu nennen/ weil sie vier Angesichter hatten/ und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero Svetonius/ da er von des Domitianus Hochmuht und Hoffarth redet/ unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt Janus-Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen.



Von dem Apollo/ oder Phoebus/
der auch Sol, oder die Son-
ne
/ genennet wird. [Spaltenumbruch]

Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden. ES sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen/ dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens/ und von der Materia/ woraus es zusammen gefügt worden/ geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten/ so vor allen andern von den Göttern geschrieben/ deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt/ auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt/ auch insonderheit die vier Elementa/ die Sonne/ den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet/ denselben auch folgbarlich Tempel/ Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier/ die/ wie Lucianus schreibet/ ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen/ die nicht gesehen werden konten/ sie dannoch der Sonne und dem Mond/ als die ihnen aller Orten erschienen/ durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten/ wie sie zu sagen pflegten/ sobald wir gen Himmel sehen/ in die Augen fallen/ was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen/ wann man die Sache selbsten hat ? Jedoch erzehlet Macrobius/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und Jupiter für[Spaltenumbruch] eins geehrt/ und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild/ und zwar ohne Bart/ zu beschauen gewest/ welches in der ausgestreckten rechten Hand/ gleich einem Fuhrmann/ eine Peitsche geschwungen/ in der Lincken/ neben einem Donnerstrahl/ einige Aehren gehalten/ die der Sonne und des Jupiters Macht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet/ die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen/ daß sie gesagt/ die andern Götter werden für den Apollo gesetzt/ nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet/ und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige/ so in der Sprache von einander unterschieden/ sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten/ wie wir etwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn Apollo oder Phoebus genannt/ worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden/ ausgenommen das Wörtlein Sol, welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen Alciatus/ in seinen Emblematibus, als er die Jugend ausbilden wolte/ den Apollo und Bacchus vorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten/ ist sonderlich bekannt/ gestalten von ihnen Tibullus der Poet

[Spaltenumbruch] menschliche Zufälle/ insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf- und Zumachens der Thore/ welcher bey des Janus Tempel beobachtet wurde/ gezielet hat. Uber dis waren auf dem Marckte zu Rom/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten/ zwey Jani: dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten Janus-Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den Gott aller Anfänge gehalten/ deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt/ und mit dem Namen Junonius benennet wurde/ dieweil er/ wie auch die Juno/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte/ und die [Spaltenumbruch] Wucherer/ an den ersten Tägen eines ieden Monats/ ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des Janus Ehrenpforten/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des Janus-Tempels durch die Stadt aufgerichtet wurden/ viergestaltig und Durchgängig zu nennen/ weil sie vier Angesichter hatten/ und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero Svetonius/ da er von des Domitianus Hochmuht und Hoffarth redet/ unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt Janus-Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen.



Von dem Apollo/ oder Phoebus/
der auch Sol, oder die Son-
ne
/ genennet wird. [Spaltenumbruch]

Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden. ES sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen/ dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens/ und von der Materia/ woraus es zusammen gefügt worden/ geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten/ so vor allen andern von den Göttern geschrieben/ deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt/ auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt/ auch insonderheit die vier Elementa/ die Sonne/ den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet/ denselben auch folgbarlich Tempel/ Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier/ die/ wie Lucianus schreibet/ ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen/ die nicht gesehen werden konten/ sie dannoch der Sonne und dem Mond/ als die ihnen aller Orten erschienen/ durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten/ wie sie zu sagen pflegten/ sobald wir gen Himmel sehen/ in die Augen fallen/ was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen/ wann man die Sache selbsten hat ? Jedoch erzehlet Macrobius/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und Jupiter für[Spaltenumbruch] eins geehrt/ und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild/ und zwar ohne Bart/ zu beschauen gewest/ welches in der ausgestreckten rechten Hand/ gleich einem Fuhrmann/ eine Peitsche geschwungen/ in der Lincken/ neben einem Donnerstrahl/ einige Aehren gehalten/ die der Sonne und des Jupiters Macht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet/ die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen/ daß sie gesagt/ die andern Götter werden für den Apollo gesetzt/ nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet/ und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige/ so in der Sprache von einander unterschieden/ sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten/ wie wir etwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn Apollo oder Phoebus genannt/ worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden/ ausgenommen das Wörtlein Sol, welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen Alciatus/ in seinen Emblematibus, als er die Jugend ausbilden wolte/ den Apollo und Bacchus vorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten/ ist sonderlich bekannt/ gestalten von ihnen Tibullus der Poet

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 20/0076] menschliche Zufälle/ insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf- und Zumachens der Thore/ welcher bey des Janus Tempel beobachtet wurde/ gezielet hat. Uber dis waren auf dem Marckte zu Rom/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten/ zwey Jani: dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten Janus-Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den Gott aller Anfänge gehalten/ deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt/ und mit dem Namen Junonius benennet wurde/ dieweil er/ wie auch die Juno/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte/ und die Wucherer/ an den ersten Tägen eines ieden Monats/ ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des Janus Ehrenpforten/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des Janus-Tempels durch die Stadt aufgerichtet wurden/ viergestaltig und Durchgängig zu nennen/ weil sie vier Angesichter hatten/ und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero Svetonius/ da er von des Domitianus Hochmuht und Hoffarth redet/ unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt Janus-Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen. Von dem Apollo/ oder Phoebus/ der auch Sol, oder die Son- ne/ genennet wird. ES sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen/ dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens/ und von der Materia/ woraus es zusammen gefügt worden/ geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten/ so vor allen andern von den Göttern geschrieben/ deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt/ auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt/ auch insonderheit die vier Elementa/ die Sonne/ den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet/ denselben auch folgbarlich Tempel/ Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier/ die/ wie Lucianus schreibet/ ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen/ die nicht gesehen werden konten/ sie dannoch der Sonne und dem Mond/ als die ihnen aller Orten erschienen/ durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten/ wie sie zu sagen pflegten/ sobald wir gen Himmel sehen/ in die Augen fallen/ was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen/ wann man die Sache selbsten hat ? Jedoch erzehlet Macrobius/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und Jupiter für eins geehrt/ und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild/ und zwar ohne Bart/ zu beschauen gewest/ welches in der ausgestreckten rechten Hand/ gleich einem Fuhrmann/ eine Peitsche geschwungen/ in der Lincken/ neben einem Donnerstrahl/ einige Aehren gehalten/ die der Sonne und des Jupiters Macht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet/ die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen/ daß sie gesagt/ die andern Götter werden für den Apollo gesetzt/ nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet/ und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige/ so in der Sprache von einander unterschieden/ sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten/ wie wir etwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn Apollo oder Phoebus genannt/ worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden/ ausgenommen das Wörtlein Sol, welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen Alciatus/ in seinen Emblematibus, als er die Jugend ausbilden wolte/ den Apollo und Bacchus vorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten/ ist sonderlich bekannt/ gestalten von ihnen Tibullus der Poet Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/76>, abgerufen am 23.11.2024.