Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] durch Hemmung des Wachsthums nur ein wenig überblieben/ und die Sonne eine geringe Zeit des Tages sich sehen lässt/ welches die Alten/ von der Kürtze/Brumam, oder den kürtzesten Tag/ genennet: wann sie dann aus solchem Winckel wiederum hervor kommet/ und an der sommerlichen Höhe gleichsam hervorwächset/ komt sie wieder zum Zunehmen; und als dann schliesset man/ daß sie wieder zu ihrem Reiche gelanget. Eben diese Egyptier stelleten die Bildnussen der Sonnen mit Federn vor/ und eigneten denenselben nicht einerley Farben zu: dann eines machten sie Himmelblau/ das andere Hell/ und nennten dieses das Obere/ jenes aber das Untere. Das untere Bildnus aber wird alsdann die Sonne genennet/ wann sie in der Unter-Halbkugel/ das ist/ in den winterlichen Zeichen ihren Lauff verrichtet; und das Obere heisset sie/ wann sie den Sommer-Theil des Zodiaci umgehet. Die Federn sind ein gewisses Kennzeichen der grossen Geschwindigkeit der Sonnen/ wie Macrobius in eben diesem Buche erkläret. Bey gedachten Egyptern wurde die Sonne Serapis. auch unter dem Namen Serapis verstanden/ ob sie ihn gleich unterweilen auch für den Jupiter namen. Seine Statua war diese: Sie bildeten sein Haupt mit einem Getraidicht-Masse bedeckt/ dardurch anzudeuten/ daß man in allen Dingen Maß halten müsse. Und erzehlet Svidas/ daß sie/ nach etlicher Meinung/ durch diese Bildnus den Nil-Strom haben vorbilden/ und mit dem Geträidigmaß über dem Haupte/ und dem in der Hand haltendem Stabe/ die wir zum Getraid-meßen gebrauchen/ so viel andeuten wollen/ daß sein Wasser das Egypten-Land in gewisser Maß überschwemmen und bedecken müsse/ wann es dasselbe fruchtbar machen solle. Diesem Bildnus/ wie Macrobius gleichfalls im ersten Buche Saturnaliorum erzehlet/ fügen sie annoch das Zeichen eines dreyköpffigten Thieres bey/ welches durch den mittelst und grösten Kopff die Figur eines Löwen ausdruckt; zur rechten Seiten gehet hervor ein schmeichlender Hunds-Kopff/ zur lincken Hand aber ist der Kopff eines reissenden Wolffes zu sehen; und diese Thiers-Gestalten umschlinget ein Drache/ dessen Schwantz abwarts zugespitzt/ der Kopff aber oberhalb mit ausgereckter Zunge von der Bildnus zur Rechten gefasset und gehalten wird. Durch das Löwen-Haupt wird gezeiget auf die gegenwärtige Zeit/ weil der Stand zwischen der Vergangenen und Zukünfftigen in gegenwärtiger Wirckung kräfftig und hitzig ist: die vergangene Zeit aber wird durch den Wolffs-Kopff angedeutet/ weil die Gedächtnus der verrichteten Sachen dahingerissen und weggenommen wird. Des schmeichlenden Hundes Abbildung zeiget den Ausgang der künfftigen Zeit/ dero Hoffnung/ [Spaltenumbruch] ob sie gleich ungewiß/ uns dannoch zu schmeichlen pfleget. Eben dieser Gott hatte auch zu Alexandrien in dem ihm gewidmeten Tempel eine Bildnus/ die aus allerley Art Metall und Holtz zusammen gekünstelt/ und dermassen groß war/ daß sie mit den Händen beyde Seiten des Tempels berührte: gegen über war ein klein Fensterlein also zugerichtet/daß/ sobald die Sonne aufging/ sie durch dasselbe mit ihren Strahlen des Bildes Haupt beschiene; Dahero dann dieser Wahn unter dem Volck entstanden/ daß die Sonne früh morgens den Serapis besuche und küsse. So war auch in einem Götzen-Tempel zu Thebe in Egypten/ wie Plinius lib. XXXV. schreibet/ des Serapis Memnons Statua (wie man dafür hielte) gestifftet/ aus schwartz eisenfärbigem harten Marmorstein/ welcher/ dem Vorgeben nach/ früh von den täglichen Sonnenstrahlen berührt/ einen lauten Thon von sich gegeben haben solle. Allein ich halte nicht darvor/ daß ein Scribent zu finden sey/ der uns die Sonne besser vor Augen stelle/ also daß wir aller Zeiten Veränderung von ihr herfliessen sehen/ als Martianus Capella gethan/ dann derselbe Des Phoebus Gefässe. im I. Buch seiner Philologiae den Mercurius und die Tugend/ als ob sie zum Phoebus reiseten/ ihn wegen ihrer vorhabenden Vermählung umb Raht zu fragen/ vorstellet/ welchen sie in der Höhe auf einem Stuhle sitzend angetroffen/ vor ihm wären gestanden vier unterschiedliche Gefäße/ da er entblösst aus einem ins andre gesehen/ und solche wären von verschiedner Arten Metallen formirt gewesen; dann das eine/ so viel man muthmassen können/ aus harten Eisen/ das andere aus gläntzendem Silber/ das dritte aus gegossener Arbeit vom blauen Bley/ das aber/ so dem Gotte am nächsten stunde/ war von durchscheinendem Glase/ und in iedwedem waren der Dinge einige Saamen und Elementa/ dann eine hellbrennende Flamme von der glimmenden Materie/ aus vorbesagtem eisernem Gefäß/ hervorschluge/ so Vulcanus, Schlund. der Vulcanus-Schlund genennet wurde. Das andere/ so aus Silber bestunde/ war voller hellglänzender Heiterkeit und ausgeklärter reiner Lufft: dieses Gefäß Des Jupiters Gelächter. nennte man des Jupiters Gelächter.Das dritte vom schwehrem Metall oder Bley/ voll wässerigen Winters/ strenger Kälte und Reiffes/ Des Saturnus Untergang. wurde des Saturnus Untergang oder Verderben genennet. Das Letzere aber/ so vom Wasser durchscheinend/ und dem Gotte zur rechten Hand stunde/ war mit denen Saamen der ganzen Lufft angefüllt/ und das benamsten sie Der Juno Brüste. der Juno Brüste. Aus diesen Gefäßen nun schöpffte der Gott bald da bald dort so viel gnug war: dann so offt der Lebens-Geist diesem wolgefälligen Welt-Runde gesunde Lüffte gab/ pflegte er die Saamen der geschöpfften [Spaltenumbruch] durch Hemmung des Wachsthums nur ein wenig überblieben/ und die Sonne eine geringe Zeit des Tages sich sehen lässt/ welches die Alten/ von der Kürtze/Brumam, oder den kürtzesten Tag/ genennet: wann sie dann aus solchem Winckel wiederum hervor kommet/ und an der sommerlichen Höhe gleichsam hervorwächset/ komt sie wieder zum Zunehmen; und als dann schliesset man/ daß sie wieder zu ihrem Reiche gelanget. Eben diese Egyptier stelleten die Bildnussen der Sonnen mit Federn vor/ und eigneten denenselben nicht einerley Farben zu: dann eines machten sie Himmelblau/ das andere Hell/ und nennten dieses das Obere/ jenes aber das Untere. Das untere Bildnus aber wird alsdann die Sonne genennet/ wann sie in der Unter-Halbkugel/ das ist/ in den winterlichen Zeichen ihren Lauff verrichtet; und das Obere heisset sie/ wann sie den Sommer-Theil des Zodiaci umgehet. Die Federn sind ein gewisses Kennzeichen der grossen Geschwindigkeit der Sonnen/ wie Macrobius in eben diesem Buche erkläret. Bey gedachten Egyptern wurde die Sonne Serapis. auch unter dem Namen Serapis verstanden/ ob sie ihn gleich unterweilen auch für den Jupiter namen. Seine Statua war diese: Sie bildeten sein Haupt mit einem Getraidicht-Masse bedeckt/ dardurch anzudeuten/ daß man in allen Dingen Maß halten müsse. Und erzehlet Svidas/ daß sie/ nach etlicher Meinung/ durch diese Bildnus den Nil-Strom haben vorbilden/ und mit dem Geträidigmaß über dem Haupte/ und dem in der Hand haltendem Stabe/ die wir zum Getraid-meßen gebrauchen/ so viel andeuten wollen/ daß sein Wasser das Egypten-Land in gewisser Maß überschwemmen und bedecken müsse/ wann es dasselbe fruchtbar machen solle. Diesem Bildnus/ wie Macrobius gleichfalls im ersten Buche Saturnaliorum erzehlet/ fügen sie annoch das Zeichen eines dreyköpffigten Thieres bey/ welches durch den mittelst und grösten Kopff die Figur eines Löwen ausdruckt; zur rechten Seiten gehet hervor ein schmeichlender Hunds-Kopff/ zur lincken Hand aber ist der Kopff eines reissenden Wolffes zu sehen; und diese Thiers-Gestalten umschlinget ein Drache/ dessen Schwantz abwarts zugespitzt/ der Kopff aber oberhalb mit ausgereckter Zunge von der Bildnus zur Rechten gefasset und gehalten wird. Durch das Löwen-Haupt wird gezeiget auf die gegenwärtige Zeit/ weil der Stand zwischen der Vergangenen und Zukünfftigen in gegenwärtiger Wirckung kräfftig und hitzig ist: die vergangene Zeit aber wird durch den Wolffs-Kopff angedeutet/ weil die Gedächtnus der verrichteten Sachen dahingerissen und weggenommen wird. Des schmeichlenden Hundes Abbildung zeiget den Ausgang der künfftigen Zeit/ dero Hoffnung/ [Spaltenumbruch] ob sie gleich ungewiß/ uns dannoch zu schmeichlen pfleget. Eben dieser Gott hatte auch zu Alexandrien in dem ihm gewidmeten Tempel eine Bildnus/ die aus allerley Art Metall und Holtz zusammen gekünstelt/ und dermassen groß war/ daß sie mit den Händen beyde Seiten des Tempels berührte: gegen über war ein klein Fensterlein also zugerichtet/daß/ sobald die Sonne aufging/ sie durch dasselbe mit ihren Strahlen des Bildes Haupt beschiene; Dahero dann dieser Wahn unter dem Volck entstanden/ daß die Sonne früh morgens den Serapis besuche und küsse. So war auch in einem Götzen-Tempel zu Thebe in Egypten/ wie Plinius lib. XXXV. schreibet/ des Serapis Memnons Statua (wie man dafür hielte) gestifftet/ aus schwartz eisenfärbigem harten Marmorstein/ welcher/ dem Vorgeben nach/ früh von den täglichen Sonnenstrahlen berührt/ einen lauten Thon von sich gegeben haben solle. Allein ich halte nicht darvor/ daß ein Scribent zu finden sey/ der uns die Sonne besser vor Augen stelle/ also daß wir aller Zeiten Veränderung von ihr herfliessen sehen/ als Martianus Capella gethan/ dann derselbe Des Phoebus Gefässe. im I. Buch seiner Philologiae den Mercurius und die Tugend/ als ob sie zum Phoebus reiseten/ ihn wegen ihrer vorhabenden Vermählung umb Raht zu fragen/ vorstellet/ welchen sie in der Höhe auf einem Stuhle sitzend angetroffen/ vor ihm wären gestanden vier unterschiedliche Gefäße/ da er entblösst aus einem ins andre gesehen/ und solche wären von verschiedner Arten Metallen formirt gewesen; dann das eine/ so viel man muthmassen können/ aus harten Eisen/ das andere aus gläntzendem Silber/ das dritte aus gegossener Arbeit vom blauen Bley/ das aber/ so dem Gotte am nächsten stunde/ war von durchscheinendem Glase/ und in iedwedem waren der Dinge einige Saamen und Elementa/ dann eine hellbrennende Flamme von der glimmenden Materie/ aus vorbesagtem eisernem Gefäß/ hervorschluge/ so Vulcanus, Schlund. der Vulcanus-Schlund genennet wurde. Das andere/ so aus Silber bestunde/ war voller hellglänzender Heiterkeit und ausgeklärter reiner Lufft: dieses Gefäß Des Jupiters Gelächter. nennte man des Jupiters Gelächter.Das dritte vom schwehrem Metall oder Bley/ voll wässerigen Winters/ strenger Kälte und Reiffes/ Des Saturnus Untergang. wurde des Saturnus Untergang oder Verderben genennet. Das Letzere aber/ so vom Wasser durchscheinend/ und dem Gotte zur rechten Hand stunde/ war mit denen Saamen der ganzen Lufft angefüllt/ und das benamsten sie Der Juno Brüste. der Juno Brüste. 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Durch das Löwen-Haupt wird gezeiget auf die gegenwärtige Zeit/ weil der Stand zwischen der Vergangenen und Zukünfftigen in gegenwärtiger Wirckung kräfftig und hitzig ist: die vergangene Zeit aber wird durch den Wolffs-Kopff angedeutet/ weil die Gedächtnus der verrichteten Sachen dahingerissen und weggenommen wird. 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durch Hemmung des Wachsthums nur ein wenig überblieben/ und die Sonne eine geringe Zeit des Tages sich sehen lässt/ welches die Alten/ von der Kürtze/Brumam, oder den kürtzesten Tag/ genennet: wann sie dann aus solchem Winckel wiederum hervor kommet/ und an der sommerlichen Höhe gleichsam hervorwächset/ komt sie wieder zum Zunehmen; und als dann schliesset man/ daß sie wieder zu ihrem Reiche gelanget.
Eben diese Egyptier stelleten die Bildnussen der Sonnen mit Federn vor/ und eigneten denenselben nicht einerley Farben zu: dann eines machten sie Himmelblau/ das andere Hell/ und nennten dieses das Obere/ jenes aber das Untere. Das untere Bildnus aber wird alsdann die Sonne genennet/ wann sie in der Unter-Halbkugel/ das ist/ in den winterlichen Zeichen ihren Lauff verrichtet; und das Obere heisset sie/ wann sie den Sommer-Theil des Zodiaci umgehet. Die Federn sind ein gewisses Kennzeichen der grossen Geschwindigkeit der Sonnen/ wie Macrobius in eben diesem Buche erkläret.
Bey gedachten Egyptern wurde die Sonne auch unter dem Namen Serapis verstanden/ ob sie ihn gleich unterweilen auch für den Jupiter namen. Seine Statua war diese: Sie bildeten sein Haupt mit einem Getraidicht-Masse bedeckt/ dardurch anzudeuten/ daß man in allen Dingen Maß halten müsse. Und erzehlet Svidas/ daß sie/ nach etlicher Meinung/ durch diese Bildnus den Nil-Strom haben vorbilden/ und mit dem Geträidigmaß über dem Haupte/ und dem in der Hand haltendem Stabe/ die wir zum Getraid-meßen gebrauchen/ so viel andeuten wollen/ daß sein Wasser das Egypten-Land in gewisser Maß überschwemmen und bedecken müsse/ wann es dasselbe fruchtbar machen solle. Diesem Bildnus/ wie Macrobius gleichfalls im ersten Buche Saturnaliorum erzehlet/ fügen sie annoch das Zeichen eines dreyköpffigten Thieres bey/ welches durch den mittelst und grösten Kopff die Figur eines Löwen ausdruckt; zur rechten Seiten gehet hervor ein schmeichlender Hunds-Kopff/ zur lincken Hand aber ist der Kopff eines reissenden Wolffes zu sehen; und diese Thiers-Gestalten umschlinget ein Drache/ dessen Schwantz abwarts zugespitzt/ der Kopff aber oberhalb mit ausgereckter Zunge von der Bildnus zur Rechten gefasset und gehalten wird. Durch das Löwen-Haupt wird gezeiget auf die gegenwärtige Zeit/ weil der Stand zwischen der Vergangenen und Zukünfftigen in gegenwärtiger Wirckung kräfftig und hitzig ist: die vergangene Zeit aber wird durch den Wolffs-Kopff angedeutet/ weil die Gedächtnus der verrichteten Sachen dahingerissen und weggenommen wird. Des schmeichlenden Hundes Abbildung zeiget den Ausgang der künfftigen Zeit/ dero Hoffnung/
ob sie gleich ungewiß/ uns dannoch zu schmeichlen pfleget.
Serapis.Eben dieser Gott hatte auch zu Alexandrien in dem ihm gewidmeten Tempel eine Bildnus/ die aus allerley Art Metall und Holtz zusammen gekünstelt/ und dermassen groß war/ daß sie mit den Händen beyde Seiten des Tempels berührte: gegen über war ein klein Fensterlein also zugerichtet/daß/ sobald die Sonne aufging/ sie durch dasselbe mit ihren Strahlen des Bildes Haupt beschiene; Dahero dann dieser Wahn unter dem Volck entstanden/ daß die Sonne früh morgens den Serapis besuche und küsse. So war auch in einem Götzen- Tempel zu Thebe in Egypten/ wie Plinius lib. XXXV. schreibet/ des Serapis Memnons Statua (wie man dafür hielte) gestifftet/ aus schwartz eisenfärbigem harten Marmorstein/ welcher/ dem Vorgeben nach/ früh von den täglichen Sonnenstrahlen berührt/ einen lauten Thon von sich gegeben haben solle.
Allein ich halte nicht darvor/ daß ein Scribent zu finden sey/ der uns die Sonne besser vor Augen stelle/ also daß wir aller Zeiten Veränderung von ihr herfliessen sehen/ als Martianus Capella gethan/ dann derselbe im I. Buch seiner Philologiae den Mercurius und die Tugend/ als ob sie zum Phoebus reiseten/ ihn wegen ihrer vorhabenden Vermählung umb Raht zu fragen/ vorstellet/ welchen sie in der Höhe auf einem Stuhle sitzend angetroffen/ vor ihm wären gestanden vier unterschiedliche Gefäße/ da er entblösst aus einem ins andre gesehen/ und solche wären von verschiedner Arten Metallen formirt gewesen; dann das eine/ so viel man muthmassen können/ aus harten Eisen/ das andere aus gläntzendem Silber/ das dritte aus gegossener Arbeit vom blauen Bley/ das aber/ so dem Gotte am nächsten stunde/ war von durchscheinendem Glase/ und in iedwedem waren der Dinge einige Saamen und Elementa/ dann eine hellbrennende Flamme von der glimmenden Materie/ aus vorbesagtem eisernem Gefäß/ hervorschluge/ so der Vulcanus-Schlund genennet wurde. Das andere/ so aus Silber bestunde/ war voller hellglänzender Heiterkeit und ausgeklärter reiner Lufft: dieses Gefäß nennte man des Jupiters Gelächter.Das dritte vom schwehrem Metall oder Bley/ voll wässerigen Winters/ strenger Kälte und Reiffes/ wurde des Saturnus Untergang oder Verderben genennet. Das Letzere aber/ so vom Wasser durchscheinend/ und dem Gotte zur rechten Hand stunde/ war mit denen Saamen der ganzen Lufft angefüllt/ und das benamsten sie der Juno Brüste. Aus diesen Gefäßen nun schöpffte der Gott bald da bald dort so viel gnug war: dann so offt der Lebens-Geist diesem wolgefälligen Welt-Runde gesunde Lüffte gab/ pflegte er die Saamen der geschöpfften
Des Phoebus Gefässe.
Vulcanus, Schlund.
Des Jupiters Gelächter.
Des Saturnus Untergang.
Der Juno Brüste.
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