Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] mit einem Bart ausgebildet/ und es den andern/ die ihn ohne Bart vorgestellt/ verwiesen und übel ausgedeutet hätten/ weil die Jünglings-Gestalt ein Kennzeichen der Unvollkommenheit/ welche bey den Göttern nicht statt haben könte. So war er auch bekleidet mit einem ehrinnen Brust-Stücke/ hielte mit der Rechten einen Spieß/ auf welchem oben ein Siegesbildlein stunde/ in der Lincken aber eine Blum/ und über die Achsel hieng ihm ein Tüchlein herab/ worinn der Medusa Haupt/ mit Schlangen umwickelt/ ausgedruckt zu sehen war: die darnebenstehende zween Adler sind gebildet/ als ob sie fliegen wolten/ vor den Füssen ist eine Bildnus eines Weibs/ welches ein grosser Drach etliche mahl umbschlungen hat.

Des Macrobius Erklärung. Also beschreibet Macrobius im II Buch Saturnaliorum der Sonnen Bildnus/ das zu Hierapoli war. Daß sie ihre Strahlen von oben herab auf die Erde werffe/ deutet der abhangende Bart an: der aufgerichts stehende güldene Korb zeiget das Oberste des feurigen Himmels/ dahero er der Sonnen Substantz zu seyn geglaubt wird. Der Spieß und Brust-Harnisch sind ein Zeichen des Martis-Bildnusses/ dann derselbe uns der Sonnen Krafft und Wirckung vor Augen stellet. Die Victoria, oder der Sieg/ deutet an/ daß der Macht und Gewalt dieses Gestirns alles unterthan sey. Die Gestalt der Blumen bemercket alles das jenige/ was Gott allhier drein säet/ hervorbringet/ ernehret/ unterhält und reiff machet. Die weibliche Gestalt ist ein Bildnus der Erden/ so durch die Sonnen von oben herab erleuchtet wird: wie solches auch die Assyrier (als Macrobius in obgedachtem Buch etwas weiter hinten erzehlet/) durch Adad. das Bild ihres grösten Gottes/ den sie Adad nennen/ andeuten wollen. Deme fügen sie Atargates. eine Göttin Namens Atargates bey/ und schreiben diesen zweyen Göttern/ durch welchen sie die Sonne und Erde verstehen/ die Macht und Gewalt aller Dinge zu. Die Bildnus des Adad ist sehr schön anzusehen mit abwarts gewandten Strahlen; wordurch angedeutet wird/ daß die Krafft des Himmels in denen Sonnen-Strahlen/ so auf die Erde geworffen werden/ verborgen sey. Der Atargates Bildnus/ so die Strahlen auf- und abwirfft/ ist gleichfalls sehr herrlich/ und deutet an/daß/ aus Krafft der von oben herab geschickter Sonnen-Strahlen/ alles das jenige hervor wachse/ was die Erde zeuget. Unter eben dieser Bildnus ist die Gestalt eines Löwen/ dardurch sie andeuten wollen/ daß die Erde eben also geartet seye; indem auch die Phrygier die Mutter der Götter/ das ist/ die Erde/ also gebildet/ daß sie von Löwen gezogen wird/ wie wir in dero Bildnus weiter unten mit mehrern lehren wollen. Die zwey andere weibliche Zeichen/ mit denen sie umgeben ist/ bedeutet die erste Materie und die Natur/deren [Spaltenumbruch] eine der andern dienet. Die Bildnus der Schlangen oder des Drachen bemercket den krummen Lauff des Gestirns. Die Adler zeigen/ wegen der höchsten Geschwindigkeit ihres Flugs/ die Höhe der Sonnen an: denen ist beygefügt das Gorgonische Kleid/ anzudeuten daß die Minerva/ als dessen Vorsteherin/ der Sonnen Krafft seye; wie dann solches auch Porphyrius bezeuget/ und hinzufüget/ daß selbige den Menschen Verstand und Weißheit mittheile/ dann eben darumb saget man/ daß diese Göttin aus deß Jupiters Haupte/ oder von dem höhesten Theile des feurigen Himmels/ erzeuget/ und folgbarlich der Sonnen Ursprung seye.

Daß aber bey den Alten auch einige Kräften der Sonnen durch den Mars angedeutet worden/ beglaubet auch über die jenigen Ursachen/ welche wir kurtz zuvor aus dem Macrobius angezogen haben/ und andere/ die wir drunten in Beschreibung des Mars anzeigen werden/ eine große Bildnus/ dero Höhe auf dreyßig Ellen sich erstrecket/ und/ wie Pausanias erzehlt/ an einem Ort in Laconia, dem Apollo zu Ehren/ aufgerichtet gewesen. Dieses Bild oder Statua schien sehr alt/ und zu der Zeit gemacht zu seyn/ da man die Kunst/ selbige zu bilden/ noch nicht gewust; dann vor dem Daedalus/ der unter allen der erste gewesen/ so der Bildnußen Glieder angefangen zu unterscheiden/ haben/ wie Svidas schreibet/ die Meister selbiger Zeit grobe und ungestalte Bilder gemacht. Dieses nun/ außer daß es einen Kopff/ auch Hände und Füße unterschieden hatte/ war im übrigen allerdings einer Seule gleich/ den Kopff hatte es mit einem Helm bedeckt/ trug in der einen Hand einen Bogen/ in der andern einen Spieß/ welches ohne Zweiffel des Martis Zierde/ Kleidung und Kennzeichen sind. Und wiewohl auch mit eben diesen die Minerva bezeichnet ist/ so wollen wir doch/ wann wir zu ihrer Bildnus kommen/ erweisen/ daß es eine weit andere Beschaffenheit darmit habe.

Die Egyptier pflegten die Sonne auf unterschiedliche Art abzubilden/ worunter diese vom Macrobius erzehlet wird: Es war eine Bildnus/ dero Haupt auf die Helffte kahl geschoren/ die rechte Seite aber mit Haaren bedeckt war; dieses zielte dahin/ daß nämlich die Sonne von der Natur niemaln also abweiche/ daß sie nicht durch ihre Strahlen einige Kraft in dieselbe einflößen solte. Die abgeschornen Haare deuten an/ daß die Sonne auch zu der Zeit/ wann sie vor uns verborgen/ eine Krafft und Vermögen habe wieder zu uns zu kommen/ eben wie die Haare/ wann sie einmahl abgeschoren worden/ wiederum hervorzuwachsen pflegen/ wann ihre Wurtzeln noch vorhanden sind. Auf gleichmäßige Weise wird auch die Zeit angedeutet/ wann der Tag kurtz ist/ und die Sonne wenig scheinet; wann gleichsam

[Spaltenumbruch] mit einem Bart ausgebildet/ und es den andern/ die ihn ohne Bart vorgestellt/ verwiesen und übel ausgedeutet hätten/ weil die Jünglings-Gestalt ein Kennzeichen der Unvollkommenheit/ welche bey den Göttern nicht statt haben könte. So war er auch bekleidet mit einem ehrinnen Brust-Stücke/ hielte mit der Rechten einen Spieß/ auf welchem oben ein Siegesbildlein stunde/ in der Lincken aber eine Blum/ und über die Achsel hieng ihm ein Tüchlein herab/ worinn der Medusa Haupt/ mit Schlangen umwickelt/ ausgedruckt zu sehen war: die darnebenstehende zween Adler sind gebildet/ als ob sie fliegen wolten/ vor den Füssen ist eine Bildnus eines Weibs/ welches ein grosser Drach etliche mahl umbschlungen hat.

Des Macrobius Erklärung. Also beschreibet Macrobius im II Buch Saturnaliorum der Sonnen Bildnus/ das zu Hierapoli war. Daß sie ihre Strahlen von oben herab auf die Erde werffe/ deutet der abhangende Bart an: der aufgerichts stehende güldene Korb zeiget das Oberste des feurigen Himmels/ dahero er der Sonnen Substantz zu seyn geglaubt wird. Der Spieß und Brust-Harnisch sind ein Zeichen des Martis-Bildnusses/ dann derselbe uns der Sonnen Krafft und Wirckung vor Augen stellet. Die Victoria, oder der Sieg/ deutet an/ daß der Macht und Gewalt dieses Gestirns alles unterthan sey. Die Gestalt der Blumen bemercket alles das jenige/ was Gott allhier drein säet/ hervorbringet/ ernehret/ unterhält und reiff machet. Die weibliche Gestalt ist ein Bildnus der Erden/ so durch die Sonnen von oben herab erleuchtet wird: wie solches auch die Assyrier (als Macrobius in obgedachtem Buch etwas weiter hinten erzehlet/) durch Adad. das Bild ihres grösten Gottes/ den sie Adad nennen/ andeuten wollen. Deme fügen sie Atargates. eine Göttin Namens Atargates bey/ und schreiben diesen zweyen Göttern/ durch welchen sie die Sonne und Erde verstehen/ die Macht und Gewalt aller Dinge zu. Die Bildnus des Adad ist sehr schön anzusehen mit abwarts gewandten Strahlen; wordurch angedeutet wird/ daß die Krafft des Himmels in denen Sonnen-Strahlen/ so auf die Erde geworffen werden/ verborgen sey. Der Atargates Bildnus/ so die Strahlen auf- und abwirfft/ ist gleichfalls sehr herrlich/ und deutet an/daß/ aus Krafft der von oben herab geschickter Sonnen-Strahlen/ alles das jenige hervor wachse/ was die Erde zeuget. Unter eben dieser Bildnus ist die Gestalt eines Löwen/ dardurch sie andeuten wollen/ daß die Erde eben also geartet seye; indem auch die Phrygier die Mutter der Götter/ das ist/ die Erde/ also gebildet/ daß sie von Löwen gezogen wird/ wie wir in dero Bildnus weiter unten mit mehrern lehren wollen. Die zwey andere weibliche Zeichen/ mit denen sie umgeben ist/ bedeutet die erste Materie und die Natur/deren [Spaltenumbruch] eine der andern dienet. Die Bildnus der Schlangen oder des Drachen bemercket den krummen Lauff des Gestirns. Die Adler zeigen/ wegen der höchsten Geschwindigkeit ihres Flugs/ die Höhe der Sonnen an: denen ist beygefügt das Gorgonische Kleid/ anzudeuten daß die Minerva/ als dessen Vorsteherin/ der Sonnen Krafft seye; wie dann solches auch Porphyrius bezeuget/ und hinzufüget/ daß selbige den Menschen Verstand und Weißheit mittheile/ dann eben darumb saget man/ daß diese Göttin aus deß Jupiters Haupte/ oder von dem höhesten Theile des feurigen Himmels/ erzeuget/ und folgbarlich der Sonnen Ursprung seye.

Daß aber bey den Alten auch einige Kräften der Sonnen durch den Mars angedeutet worden/ beglaubet auch über die jenigen Ursachen/ welche wir kurtz zuvor aus dem Macrobius angezogen haben/ und andere/ die wir drunten in Beschreibung des Mars anzeigen werden/ eine große Bildnus/ dero Höhe auf dreyßig Ellen sich erstrecket/ und/ wie Pausanias erzehlt/ an einem Ort in Laconia, dem Apollo zu Ehren/ aufgerichtet gewesen. Dieses Bild oder Statua schien sehr alt/ und zu der Zeit gemacht zu seyn/ da man die Kunst/ selbige zu bilden/ noch nicht gewust; dann vor dem Daedalus/ der unter allen der erste gewesen/ so der Bildnußen Glieder angefangen zu unterscheiden/ haben/ wie Svidas schreibet/ die Meister selbiger Zeit grobe und ungestalte Bilder gemacht. Dieses nun/ außer daß es einen Kopff/ auch Hände und Füße unterschieden hatte/ war im übrigen allerdings einer Seule gleich/ den Kopff hatte es mit einem Helm bedeckt/ trug in der einen Hand einen Bogen/ in der andern einen Spieß/ welches ohne Zweiffel des Martis Zierde/ Kleidung und Kennzeichen sind. Und wiewohl auch mit eben diesen die Minerva bezeichnet ist/ so wollen wir doch/ wann wir zu ihrer Bildnus kommen/ erweisen/ daß es eine weit andere Beschaffenheit darmit habe.

Die Egyptier pflegten die Sonne auf unterschiedliche Art abzubilden/ worunter diese vom Macrobius erzehlet wird: Es war eine Bildnus/ dero Haupt auf die Helffte kahl geschoren/ die rechte Seite aber mit Haaren bedeckt war; dieses zielte dahin/ daß nämlich die Sonne von der Natur niemaln also abweiche/ daß sie nicht durch ihre Strahlen einige Kraft in dieselbe einflößen solte. Die abgeschornen Haare deuten an/ daß die Sonne auch zu der Zeit/ wann sie vor uns verborgen/ eine Krafft und Vermögen habe wieder zu uns zu kommen/ eben wie die Haare/ wann sie einmahl abgeschoren worden/ wiederum hervorzuwachsen pflegen/ wann ihre Wurtzeln noch vorhanden sind. Auf gleichmäßige Weise wird auch die Zeit angedeutet/ wann der Tag kurtz ist/ und die Sonne wenig scheinet; wann gleichsam

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1367.1">
          <p xml:id="p1374.1"><pb facs="#f0084" xml:id="pb-1375" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 28"/><cb/>
mit einem Bart ausgebildet/ und es den andern/ die ihn ohne Bart vorgestellt/ verwiesen und übel ausgedeutet hätten/ weil die <choice><orig>Jünglings- Gestalt</orig><reg>Jünglings-Gestalt</reg></choice> ein Kennzeichen der Unvollkommenheit/ welche bey den Göttern nicht statt haben könte. So war er auch bekleidet mit einem ehrinnen Brust-Stücke/ hielte mit der Rechten einen Spieß/ auf welchem oben ein Siegesbildlein stunde/ in der Lincken aber eine Blum/ und über die Achsel hieng ihm ein Tüchlein herab/ worinn der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-329 http://d-nb.info/gnd/118943936 http://viaf.org/viaf/37715717">Medusa</persName> Haupt/ mit Schlangen umwickelt/ ausgedruckt zu sehen war: die darnebenstehende zween Adler sind gebildet/ als ob sie fliegen wolten/ vor den Füssen ist eine Bildnus eines Weibs/ welches ein grosser Drach etliche mahl umbschlungen hat.</p>
          <p><note xml:id="n1375.3" place="right">Des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName> Erklärung.</note> Also beschreibet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName> im <hi rendition="#aq">II</hi> Buch <hi rendition="#aq">Saturnaliorum</hi> der Sonnen Bildnus/ das zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1295"><hi rendition="#aq">Hierapoli</hi></placeName> war. Daß sie ihre Strahlen von oben herab auf die Erde werffe/ deutet der abhangende Bart an: der aufgerichts stehende güldene Korb zeiget das Oberste des feurigen Himmels/ dahero er der Sonnen <hi rendition="#aq">Substan</hi>tz zu seyn geglaubt wird. Der Spieß und <choice><sic>Burst</sic><corr>Brust</corr></choice>-Harnisch sind ein Zeichen des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Martis</persName>-Bildnusses/ dann derselbe uns der Sonnen Krafft und Wirckung vor Augen stellet. Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-338 http://d-nb.info/gnd/118768344 http://viaf.org/viaf/37712095"><hi rendition="#aq">Victoria</hi></persName>, oder der Sieg/ deutet an/ daß der Macht und Gewalt dieses Gestirns alles unterthan sey. Die Gestalt der Blumen bemercket alles das jenige/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4146 http://d-nb.info/gnd/4021469-2">Gott</persName> allhier drein säet/ hervorbringet/ ernehret/ unterhält und reiff machet. Die weibliche Gestalt ist ein Bildnus der Erden/ so durch die Sonnen von oben herab erleuchtet wird: wie solches auch die Assyrier (als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName> in obgedachtem Buch etwas weiter hinten erzehlet/) durch <note xml:id="n1375.1" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3238">Adad</persName>.</note> das Bild ihres grösten Gottes/ den sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3238">Adad</persName> nennen/ andeuten wollen. Deme fügen sie <note xml:id="n1375.2" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3288 http://d-nb.info/gnd/118637738 http://viaf.org/viaf/52482662">Atargates</persName>.</note> eine Göttin Namens <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3288 http://d-nb.info/gnd/118637738 http://viaf.org/viaf/52482662">Atargates</persName> bey/ und schreiben diesen zweyen Göttern/ durch welchen sie die Sonne und Erde verstehen/ die Macht und Gewalt aller Dinge zu. Die Bildnus des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3238">Adad</persName> ist sehr schön anzusehen mit abwarts gewandten Strahlen; wordurch angedeutet wird/ daß die Krafft des Himmels in denen Sonnen-Strahlen/ so auf die Erde geworffen werden/ verborgen sey. Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3288 http://d-nb.info/gnd/118637738 http://viaf.org/viaf/52482662">Atargates</persName> Bildnus/ so die Strahlen <choice><orig>auf-und</orig><reg>auf- und</reg></choice> abwirfft/ ist gleichfalls sehr herrlich/ und deutet an/daß/ aus Krafft der von oben herab geschickter Sonnen-Strahlen/ alles das jenige hervor wachse/ was die Erde zeuget. Unter eben dieser Bildnus ist die Gestalt eines Löwen/ dardurch sie andeuten wollen/ daß die Erde eben also geartet seye; indem auch die Phrygier die Mutter der Götter/ das ist/ die Erde/ also gebildet/ daß sie von Löwen gezogen wird/ wie wir in dero Bildnus weiter unten mit mehrern lehren wollen. Die zwey andere weibliche Zeichen/ mit denen sie umgeben ist/ bedeutet die erste Materie und die Natur/deren
<cb/>
eine der andern dienet. Die Bildnus der Schlangen oder des Drachen bemercket den krummen Lauff des Gestirns. Die Adler zeigen/ wegen der höchsten Geschwindigkeit ihres Flugs/ die Höhe der Sonnen an: denen ist beygefügt das Gorgonische Kleid/ anzudeuten daß die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName>/ als dessen Vorsteherin/ der Sonnen Krafft seye; wie dann solches auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2855 http://d-nb.info/gnd/118595873 http://viaf.org/viaf/64016141">Porphyrius</persName> bezeuget/ und hinzufüget/ daß selbige den Menschen Verstand und Weißheit mittheile/ dann eben darumb saget man/ daß diese Göttin aus deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Haupte/ oder von dem höhesten Theile des feurigen Himmels/ erzeuget/ und folgbarlich der Sonnen Ursprung seye.</p>
          <p>Daß aber bey den Alten auch einige Kräften der Sonnen durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> angedeutet worden/ beglaubet auch über die jenigen Ursachen/ welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> kurtz zuvor aus dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName> angezogen haben/ und andere/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> drunten in Beschreibung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> anzeigen werden/ eine große Bildnus/ dero Höhe auf dreyßig Ellen sich erstrecket/ und/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> erzehlt/ an einem Ort in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-366 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002745"><hi rendition="#aq">Laconia</hi></placeName>, dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> zu Ehren/ aufgerichtet gewesen. Dieses Bild oder <hi rendition="#aq">Statua</hi> schien sehr alt/ und zu der Zeit gemacht zu seyn/ da man die Kunst/ selbige zu bilden/ noch nicht gewust; dann vor dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-235 http://d-nb.info/gnd/118678531 http://viaf.org/viaf/77109870">Daedalus</persName>/ der unter allen der erste gewesen/ so der Bildnußen Glieder angefangen zu unterscheiden/ haben/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1887 http://d-nb.info/gnd/100563465 http://viaf.org/viaf/17571897">Svidas</persName> schreibet/ die Meister selbiger Zeit grobe und ungestalte Bilder gemacht. Dieses nun/ außer daß es einen Kopff/ auch Hände und Füße unterschieden hatte/ war im übrigen allerdings einer Seule gleich/ den Kopff hatte es mit einem Helm bedeckt/ trug in der einen Hand einen Bogen/ in der andern einen Spieß/ welches ohne Zweiffel des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029"><hi rendition="#aq">Martis</hi></persName> Zierde/ Kleidung und Kennzeichen sind. Und wiewohl auch mit eben diesen die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> bezeichnet ist/ so wollen wir doch/ wann wir zu ihrer Bildnus kommen/ erweisen/ daß es eine weit andere Beschaffenheit darmit habe.</p>
          <p>Die Egyptier pflegten die Sonne  auf unterschiedliche Art abzubilden/ worunter diese vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName> erzehlet wird: Es war eine Bildnus/ dero Haupt auf die Helffte kahl geschoren/ die rechte Seite aber mit Haaren bedeckt war; dieses zielte dahin/ daß nämlich die Sonne von der Natur niemaln also abweiche/ daß sie nicht durch ihre Strahlen einige Kraft in dieselbe einflößen solte. Die abgeschornen Haare deuten an/ daß die Sonne auch zu der Zeit/ wann sie vor uns verborgen/ eine Krafft und Vermögen habe wieder zu uns zu kommen/ eben wie die Haare/ wann sie einmahl abgeschoren worden/ wiederum hervorzuwachsen pflegen/ wann ihre Wurtzeln noch vorhanden sind. Auf gleichmäßige Weise wird auch die Zeit angedeutet/ wann der Tag kurtz ist/ und die Sonne wenig scheinet; wann gleichsam
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 28/0084] mit einem Bart ausgebildet/ und es den andern/ die ihn ohne Bart vorgestellt/ verwiesen und übel ausgedeutet hätten/ weil die Jünglings- Gestalt ein Kennzeichen der Unvollkommenheit/ welche bey den Göttern nicht statt haben könte. So war er auch bekleidet mit einem ehrinnen Brust-Stücke/ hielte mit der Rechten einen Spieß/ auf welchem oben ein Siegesbildlein stunde/ in der Lincken aber eine Blum/ und über die Achsel hieng ihm ein Tüchlein herab/ worinn der Medusa Haupt/ mit Schlangen umwickelt/ ausgedruckt zu sehen war: die darnebenstehende zween Adler sind gebildet/ als ob sie fliegen wolten/ vor den Füssen ist eine Bildnus eines Weibs/ welches ein grosser Drach etliche mahl umbschlungen hat. Also beschreibet Macrobius im II Buch Saturnaliorum der Sonnen Bildnus/ das zu Hierapoli war. Daß sie ihre Strahlen von oben herab auf die Erde werffe/ deutet der abhangende Bart an: der aufgerichts stehende güldene Korb zeiget das Oberste des feurigen Himmels/ dahero er der Sonnen Substantz zu seyn geglaubt wird. Der Spieß und Brust-Harnisch sind ein Zeichen des Martis-Bildnusses/ dann derselbe uns der Sonnen Krafft und Wirckung vor Augen stellet. Die Victoria, oder der Sieg/ deutet an/ daß der Macht und Gewalt dieses Gestirns alles unterthan sey. Die Gestalt der Blumen bemercket alles das jenige/ was Gott allhier drein säet/ hervorbringet/ ernehret/ unterhält und reiff machet. Die weibliche Gestalt ist ein Bildnus der Erden/ so durch die Sonnen von oben herab erleuchtet wird: wie solches auch die Assyrier (als Macrobius in obgedachtem Buch etwas weiter hinten erzehlet/) durch das Bild ihres grösten Gottes/ den sie Adad nennen/ andeuten wollen. Deme fügen sie eine Göttin Namens Atargates bey/ und schreiben diesen zweyen Göttern/ durch welchen sie die Sonne und Erde verstehen/ die Macht und Gewalt aller Dinge zu. Die Bildnus des Adad ist sehr schön anzusehen mit abwarts gewandten Strahlen; wordurch angedeutet wird/ daß die Krafft des Himmels in denen Sonnen-Strahlen/ so auf die Erde geworffen werden/ verborgen sey. Der Atargates Bildnus/ so die Strahlen auf-und abwirfft/ ist gleichfalls sehr herrlich/ und deutet an/daß/ aus Krafft der von oben herab geschickter Sonnen-Strahlen/ alles das jenige hervor wachse/ was die Erde zeuget. Unter eben dieser Bildnus ist die Gestalt eines Löwen/ dardurch sie andeuten wollen/ daß die Erde eben also geartet seye; indem auch die Phrygier die Mutter der Götter/ das ist/ die Erde/ also gebildet/ daß sie von Löwen gezogen wird/ wie wir in dero Bildnus weiter unten mit mehrern lehren wollen. Die zwey andere weibliche Zeichen/ mit denen sie umgeben ist/ bedeutet die erste Materie und die Natur/deren eine der andern dienet. Die Bildnus der Schlangen oder des Drachen bemercket den krummen Lauff des Gestirns. Die Adler zeigen/ wegen der höchsten Geschwindigkeit ihres Flugs/ die Höhe der Sonnen an: denen ist beygefügt das Gorgonische Kleid/ anzudeuten daß die Minerva/ als dessen Vorsteherin/ der Sonnen Krafft seye; wie dann solches auch Porphyrius bezeuget/ und hinzufüget/ daß selbige den Menschen Verstand und Weißheit mittheile/ dann eben darumb saget man/ daß diese Göttin aus deß Jupiters Haupte/ oder von dem höhesten Theile des feurigen Himmels/ erzeuget/ und folgbarlich der Sonnen Ursprung seye. Des Macrobius Erklärung. Adad. Atargates.Daß aber bey den Alten auch einige Kräften der Sonnen durch den Mars angedeutet worden/ beglaubet auch über die jenigen Ursachen/ welche wir kurtz zuvor aus dem Macrobius angezogen haben/ und andere/ die wir drunten in Beschreibung des Mars anzeigen werden/ eine große Bildnus/ dero Höhe auf dreyßig Ellen sich erstrecket/ und/ wie Pausanias erzehlt/ an einem Ort in Laconia, dem Apollo zu Ehren/ aufgerichtet gewesen. Dieses Bild oder Statua schien sehr alt/ und zu der Zeit gemacht zu seyn/ da man die Kunst/ selbige zu bilden/ noch nicht gewust; dann vor dem Daedalus/ der unter allen der erste gewesen/ so der Bildnußen Glieder angefangen zu unterscheiden/ haben/ wie Svidas schreibet/ die Meister selbiger Zeit grobe und ungestalte Bilder gemacht. Dieses nun/ außer daß es einen Kopff/ auch Hände und Füße unterschieden hatte/ war im übrigen allerdings einer Seule gleich/ den Kopff hatte es mit einem Helm bedeckt/ trug in der einen Hand einen Bogen/ in der andern einen Spieß/ welches ohne Zweiffel des Martis Zierde/ Kleidung und Kennzeichen sind. Und wiewohl auch mit eben diesen die Minerva bezeichnet ist/ so wollen wir doch/ wann wir zu ihrer Bildnus kommen/ erweisen/ daß es eine weit andere Beschaffenheit darmit habe. Die Egyptier pflegten die Sonne auf unterschiedliche Art abzubilden/ worunter diese vom Macrobius erzehlet wird: Es war eine Bildnus/ dero Haupt auf die Helffte kahl geschoren/ die rechte Seite aber mit Haaren bedeckt war; dieses zielte dahin/ daß nämlich die Sonne von der Natur niemaln also abweiche/ daß sie nicht durch ihre Strahlen einige Kraft in dieselbe einflößen solte. Die abgeschornen Haare deuten an/ daß die Sonne auch zu der Zeit/ wann sie vor uns verborgen/ eine Krafft und Vermögen habe wieder zu uns zu kommen/ eben wie die Haare/ wann sie einmahl abgeschoren worden/ wiederum hervorzuwachsen pflegen/ wann ihre Wurtzeln noch vorhanden sind. Auf gleichmäßige Weise wird auch die Zeit angedeutet/ wann der Tag kurtz ist/ und die Sonne wenig scheinet; wann gleichsam

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/84
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/84>, abgerufen am 23.11.2024.