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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] daher sie die feste Hoffnung gefasst/ im Fall sie etliche aus ihrem Mittel dahin absendeten/ man ihnen dieses einige von den Göttern also versehene Hülff-Mittel nicht abschlagen würde/ wie sie dann auch in ihrer Hoffnung nicht betrogen worden: Dann als die Abgesandten in desselben Tempel kommen/ hat diese Schlange/ welche die Epidaurer an statt deß Aesculapius geehrt/ mit lieblichen Augen und gemächlichem Gange/ durch die vornehmsten Theile der Stadt/ sich angefangen zu bewegen/ und ist nach dreyen Tagen/ mit iedermanns Verwunderung und Anschauung/ zu der Römer Schiffe kommen/ auch/ mit Entsetzung der Schiffleute/ über diesem ungewöhnlichem Schauspiel/ hineingestiegen/ und sich dahin begeben/ wo deß Abgesandten Q. Ogulini Celle gewesen/ sich darinnen vielfältig umwunden/ darauf gantz stille liegen blieben/ und sich Wie Aesculapius nach Rom geführet worden. also nach Rom überführen lassen/ allda sie in die Tyber-Insul/ woselbst ihr ein Tempel erbauet gewest/übergeschwummen/ und mit ihrer Ankunfft die angesteckte Lufft/ umb derer Reinigung willen sie dahin geholet war/ wiederum in vorigen Stand gebracht.

Dahero dann nicht unbillig eine Schlange/ die unterweilen sich umb den Stab/ welchen er in der Hand hatte/ zu schlingen pflegte/ in des Aesculapius Bildnuß gesehen wurde/ darvon viel Ursachen gegeben werden können/ welche aus dem Philostratus/ Hyginus/ Eusebius/ Plinius/ Macrobius und anderen mehr zu suchen sind; aus welchen allen ich eine einige erwehlet/ nicht/ daß sie eben unter denselben die warhafftigste seyn solte (dann sie gantz fabelhafftig/) sondern weil ich sie für die artligste gehalten und angesehen habe.

Wegen einiger vortrefflicher Wirckungen/ die Aesculapius auch in den allerzweiffelhafftesten Kranckheiten erwiesen hatte/ war sein Name bey allen dermassen berühmt/ daß man ins gemein darfür hielte/ er könne auch die Todten auferwecken. Daher Minos/ der König zu Creta, ihn zu sich kommen lassen/ und befohlen/ er solte dem Glaucus/ seinem Sohne/ der todt vor ihm lag/ das Leben wieder geben: als er aber weder durch Bitten noch Verheissungen solches Werck vor die Fabel vom Aesculapius. Hand zu nehmen konte bewegt werden/ (Sintemahl es ein weit höhers Werck war/ als daß es von einem Menschen hätte können verrichtet werden) habe Minos ihme den Ernst und Gewalt sehen/ und ihn in Verhafftung bringen lassen/ auch dabey hoch betheuert/ nicht ehe wiederumb auf freyen Fuße zu stellen/ biß er seinen Sohn wiederumb lebendig dargestellt hätte. Als nun Aesculapius auf solche Weise an einem verborgenen Orte verschlossen gewesen/ habe er/ wann er etwas vorgenommen oder gedichtet/ einen Stab in der Hand gehabt/ umb welchen sich eine Schlange geschlungen/ die Aesculapius im Zorn ertödtet/ [Spaltenumbruch] indem er mit demselben/ als sie darvon fliehen wolte/ zum öfftern auf sie zugeschlagen. Bald hierauf sey eine andere Schlange dahin kommen/ die in ihrem Munde ein Kraut gebracht/ solches auf sein Haupt gelegt/ und von Stund an wieder davon geflohen/ dieses Krauts habe sich hernach der Aesculapius bedient/ und den Glaucus darmit von den Todten auferweckt; dannenhero allezeit/ an allen deß Aesculapius Bildnussen/ der Stab mit einer Schlangen umbwunden gesehen wird. Und aus dieser/ oder auch andern Ursachen mehr/ so angeführt werden könten/ sind die Schlangen Die Schlangen in deß Aesculapius Schutze. iederzeit in deß Aesculapius Schutze zu seyn geglaubt worden: Zumalen in Epidaurus/ allda gleichsam seine eigentliche Residenz war/ die Schlangen göttlich verehret wurden; insonderheit die in denen Häusern/ so den Menschen nicht schädlich sind. Ja auch zu Corintho wurden in dessen Tempel die Schlangen erhalten/ zu denen niemand sich zu nahen getraute/ sondern wann man ihnen ihre Speisen vor deß Tempels Thür gesetzt/ ginge man wiederum darvon.

Es war aber in der Corinthischen Landschafft an einem Orte/ unter andern vielen Bildnussen deß Aesculapius/ die ihm in seinem eignen Tempel zu Ehren aufgerichtet worden/ ein sonderbares/ das ihn auf einer Schlange sitzend vorgestellet/ welche/ wie man vorgabe/ deß Aratus Mutter / als mit welcher Aesculapius ihn gezeugt haben solle/ vorbildete. Dieses gedencket Pausanias/ der auch in Boeoticis erzehlet/ daß man in einer Höhle in Boeotien/ allwo deß Ercynischen Flußes Brunnen sind/ einige stehende Bildnüsse verwahret/ an deren in Handen habenden Sceptern gleichfalls umwundene Schlangen zu sehen gewesen/ diese hielten theils für deß Aesculapius und der Hygeiae/ andere aber für deß Trophonius und der Ercynae Bildnussen; dann der Lustwald/ so daherumb befindlich/ hat hiervon den Namen bekommen/ und der Fluß ist nach Ercina/ der Proserpina Gespielin/ also genennet worden; weil die Alten darfür gehalten/ es seyen die Schlangen beydes dem Aesculapius und dem Trophonius gewidmet/ die man vielleicht für die Mundbotten des Oraculi gehalten/ Des Trophonius Höle. welches aus der Höle/ die sie Trophonium nennten/ gehöret wurde; denn allda hat sich Trophonius lange Zeit aufgehalten/ künfftige Dinge geweissaget/ und ist daselbst/ nachdem er Hungers gestorben/ begraben worden. Aber er ist nach seinem Tode mehr/ als bey Lebens-Zeiten/ geehret worden/ absonderlich weil er auch im Tode nicht nachgelassen/ künfftige Dinge vorzusagen; entweder weil sein Geist daselbsten geblieben; oder weil an seiner statt ein anderer Geist dahin gekommen.

Deß Trophonius Oraculum. Was das Oraculum belanget/ hatten sie darbey diesen Gebrauch und Gewonheit: Wann einer bey sich beschloßen hatte in deß

[Spaltenumbruch] daher sie die feste Hoffnung gefasst/ im Fall sie etliche aus ihrem Mittel dahin absendeten/ man ihnen dieses einige von den Göttern also versehene Hülff-Mittel nicht abschlagen würde/ wie sie dann auch in ihrer Hoffnung nicht betrogen worden: Dann als die Abgesandten in desselben Tempel kommen/ hat diese Schlange/ welche die Epidaurer an statt deß Aesculapius geehrt/ mit lieblichen Augen und gemächlichem Gange/ durch die vornehmsten Theile der Stadt/ sich angefangen zu bewegen/ und ist nach dreyen Tagen/ mit iedermanns Verwunderung und Anschauung/ zu der Römer Schiffe kommen/ auch/ mit Entsetzung der Schiffleute/ über diesem ungewöhnlichem Schauspiel/ hineingestiegen/ und sich dahin begeben/ wo deß Abgesandten Q. Ogulini Celle gewesen/ sich darinnen vielfältig umwunden/ darauf gantz stille liegen blieben/ und sich Wie Aesculapius nach Rom geführet worden. also nach Rom überführen lassen/ allda sie in die Tyber-Insul/ woselbst ihr ein Tempel erbauet gewest/übergeschwummen/ und mit ihrer Ankunfft die angesteckte Lufft/ umb derer Reinigung willen sie dahin geholet war/ wiederum in vorigen Stand gebracht.

Dahero dann nicht unbillig eine Schlange/ die unterweilen sich umb den Stab/ welchen er in der Hand hatte/ zu schlingen pflegte/ in des Aesculapius Bildnuß gesehen wurde/ darvon viel Ursachen gegeben werden können/ welche aus dem Philostratus/ Hyginus/ Eusebius/ Plinius/ Macrobius und anderen mehr zu suchen sind; aus welchen allen ich eine einige erwehlet/ nicht/ daß sie eben unter denselben die warhafftigste seyn solte (dann sie gantz fabelhafftig/) sondern weil ich sie für die artligste gehalten und angesehen habe.

Wegen einiger vortrefflicher Wirckungen/ die Aesculapius auch in den allerzweiffelhafftesten Kranckheiten erwiesen hatte/ war sein Name bey allen dermassen berühmt/ daß man ins gemein darfür hielte/ er könne auch die Todten auferwecken. Daher Minos/ der König zu Creta, ihn zu sich kommen lassen/ und befohlen/ er solte dem Glaucus/ seinem Sohne/ der todt vor ihm lag/ das Leben wieder geben: als er aber weder durch Bitten noch Verheissungen solches Werck vor die Fabel vom Aesculapius. Hand zu nehmen konte bewegt werden/ (Sintemahl es ein weit höhers Werck war/ als daß es von einem Menschen hätte können verrichtet werden) habe Minos ihme den Ernst und Gewalt sehen/ und ihn in Verhafftung bringen lassen/ auch dabey hoch betheuert/ nicht ehe wiederumb auf freyen Fuße zu stellen/ biß er seinen Sohn wiederumb lebendig dargestellt hätte. Als nun Aesculapius auf solche Weise an einem verborgenen Orte verschlossen gewesen/ habe er/ wann er etwas vorgenommen oder gedichtet/ einen Stab in der Hand gehabt/ umb welchen sich eine Schlange geschlungen/ die Aesculapius im Zorn ertödtet/ [Spaltenumbruch] indem er mit demselben/ als sie darvon fliehen wolte/ zum öfftern auf sie zugeschlagen. Bald hierauf sey eine andere Schlange dahin kommen/ die in ihrem Munde ein Kraut gebracht/ solches auf sein Haupt gelegt/ und von Stund an wieder davon geflohen/ dieses Krauts habe sich hernach der Aesculapius bedient/ und den Glaucus darmit von den Todten auferweckt; dannenhero allezeit/ an allen deß Aesculapius Bildnussen/ der Stab mit einer Schlangen umbwunden gesehen wird. Und aus dieser/ oder auch andern Ursachen mehr/ so angeführt werden könten/ sind die Schlangen Die Schlangen in deß Aesculapius Schutze. iederzeit in deß Aesculapius Schutze zu seyn geglaubt worden: Zumalen in Epidaurus/ allda gleichsam seine eigentliche Residenz war/ die Schlangen göttlich verehret wurden; insonderheit die in denen Häusern/ so den Menschen nicht schädlich sind. Ja auch zu Corintho wurden in dessen Tempel die Schlangen erhalten/ zu denen niemand sich zu nahen getraute/ sondern wann man ihnen ihre Speisen vor deß Tempels Thür gesetzt/ ginge man wiederum darvon.

Es war aber in der Corinthischen Landschafft an einem Orte/ unter andern vielen Bildnussen deß Aesculapius/ die ihm in seinem eignen Tempel zu Ehren aufgerichtet worden/ ein sonderbares/ das ihn auf einer Schlange sitzend vorgestellet/ welche/ wie man vorgabe/ deß Aratus Mutter / als mit welcher Aesculapius ihn gezeugt haben solle/ vorbildete. Dieses gedencket Pausanias/ der auch in Boeoticis erzehlet/ daß man in einer Höhle in Boeotien/ allwo deß Ercynischen Flußes Brunnen sind/ einige stehende Bildnüsse verwahret/ an deren in Handen habenden Sceptern gleichfalls umwundene Schlangen zu sehen gewesen/ diese hielten theils für deß Aesculapius und der Hygeiae/ andere aber für deß Trophonius und der Ercynae Bildnussen; dann der Lustwald/ so daherumb befindlich/ hat hiervon den Namen bekommen/ und der Fluß ist nach Ercina/ der Proserpina Gespielin/ also genennet worden; weil die Alten darfür gehalten/ es seyen die Schlangen beydes dem Aesculapius und dem Trophonius gewidmet/ die man vielleicht für die Mundbotten des Oraculi gehalten/ Des Trophonius Höle. welches aus der Höle/ die sie Trophonium nennten/ gehöret wurde; denn allda hat sich Trophonius lange Zeit aufgehalten/ künfftige Dinge geweissaget/ und ist daselbst/ nachdem er Hungers gestorben/ begraben worden. Aber er ist nach seinem Tode mehr/ als bey Lebens-Zeiten/ geehret worden/ absonderlich weil er auch im Tode nicht nachgelassen/ künfftige Dinge vorzusagen; entweder weil sein Geist daselbsten geblieben; oder weil an seiner statt ein anderer Geist dahin gekommen.

Deß Trophonius Oraculum. Was das Oraculum belanget/ hatten sie darbey diesen Gebrauch und Gewonheit: Wann einer bey sich beschloßen hatte in deß

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Wegen einiger vortrefflicher Wirckungen/ die Aesculapius auch in den allerzweiffelhafftesten Kranckheiten erwiesen hatte/ war sein Name bey allen dermassen berühmt/ daß man ins gemein darfür hielte/ er könne auch die Todten auferwecken. Daher Minos/ der König zu Creta, ihn zu sich kommen lassen/ und befohlen/ er solte dem Glaucus/ seinem Sohne/ der todt vor ihm lag/ das Leben wieder geben: als er aber weder durch Bitten noch Verheissungen solches Werck vor die Hand zu nehmen konte bewegt werden/ (Sintemahl es ein weit höhers Werck war/ als daß es von einem Menschen hätte können verrichtet werden) habe Minos ihme den Ernst und Gewalt sehen/ und ihn in Verhafftung bringen lassen/ auch dabey hoch betheuert/ nicht ehe wiederumb auf freyen Fuße zu stellen/ biß er seinen Sohn wiederumb lebendig dargestellt hätte. Als nun Aesculapius auf solche Weise an einem verborgenen Orte verschlossen gewesen/ habe er/ wann er etwas vorgenommen oder gedichtet/ einen Stab in der Hand gehabt/ umb welchen sich eine Schlange geschlungen/ die Aesculapius im Zorn ertödtet/ indem er mit demselben/ als sie darvon fliehen wolte/ zum öfftern auf sie zugeschlagen. Bald hierauf sey eine andere Schlange dahin kommen/ die in ihrem Munde ein Kraut gebracht/ solches auf sein Haupt gelegt/ und von Stund an wieder davon geflohen/ dieses Krauts habe sich hernach der Aesculapius bedient/ und den Glaucus darmit von den Todten auferweckt; dannenhero allezeit/ an allen deß Aesculapius Bildnussen/ der Stab mit einer Schlangen umbwunden gesehen wird. Und aus dieser/ oder auch andern Ursachen mehr/ so angeführt werden könten/ sind die Schlangen iederzeit in deß Aesculapius Schutze zu seyn geglaubt worden: Zumalen in Epidaurus/ allda gleichsam seine eigentliche Residenz war/ die Schlangen göttlich verehret wurden; insonderheit die in denen Häusern/ so den Menschen nicht schädlich sind. Ja auch zu Corintho wurden in dessen Tempel die Schlangen erhalten/ zu denen niemand sich zu nahen getraute/ sondern wann man ihnen ihre Speisen vor deß Tempels Thür gesetzt/ ginge man wiederum darvon. Fabel vom Aesculapius. Die Schlangen in deß Aesculapius Schutze.Es war aber in der Corinthischen Landschafft an einem Orte/ unter andern vielen Bildnussen deß Aesculapius/ die ihm in seinem eignen Tempel zu Ehren aufgerichtet worden/ ein sonderbares/ das ihn auf einer Schlange sitzend vorgestellet/ welche/ wie man vorgabe/ deß Aratus Mutter / als mit welcher Aesculapius ihn gezeugt haben solle/ vorbildete. Dieses gedencket Pausanias/ der auch in Boeoticis erzehlet/ daß man in einer Höhle in Boeotien/ allwo deß Ercynischen Flußes Brunnen sind/ einige stehende Bildnüsse verwahret/ an deren in Handen habenden Sceptern gleichfalls umwundene Schlangen zu sehen gewesen/ diese hielten theils für deß Aesculapius und der Hygeiae/ andere aber für deß Trophonius und der Ercynae Bildnussen; dann der Lustwald/ so daherumb befindlich/ hat hiervon den Namen bekommen/ und der Fluß ist nach Ercina/ der Proserpina Gespielin/ also genennet worden; weil die Alten darfür gehalten/ es seyen die Schlangen beydes dem Aesculapius und dem Trophonius gewidmet/ die man vielleicht für die Mundbotten des Oraculi gehalten/ welches aus der Höle/ die sie Trophonium nennten/ gehöret wurde; denn allda hat sich Trophonius lange Zeit aufgehalten/ künfftige Dinge geweissaget/ und ist daselbst/ nachdem er Hungers gestorben/ begraben worden. Aber er ist nach seinem Tode mehr/ als bey Lebens-Zeiten/ geehret worden/ absonderlich weil er auch im Tode nicht nachgelassen/ künfftige Dinge vorzusagen; entweder weil sein Geist daselbsten geblieben; oder weil an seiner statt ein anderer Geist dahin gekommen. Des Trophonius Höle. Was das Oraculum belanget/ hatten sie darbey diesen Gebrauch und Gewonheit: Wann einer bey sich beschloßen hatte in deß Deß Trophonius Oraculum.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/87>, abgerufen am 23.11.2024.