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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Unglückseeliger Ehestand
Zu verwundern ist über jenigen/ von deme Stengelius re-Stengel.
de ovis
pasch.

gistrieret/ dessen Weib ein verborgene Schmach zu rech-
nen disen Arglist erdacht/ es klagte als sie grosses Leibs
war/ daß sie einen/ ob zwar vngereimbten Lust hätte/ vnd
dafern sie selbigen nit konte büssen/ wurde ohnfehlbar die
Leibsfrucht in Gefahr stehen/ entdeckte endlich auff sein
viles Bitten/ wie daß sie ein Korb voll Ayr habe/ vnd der
Lust treibe sie alle dieselbige ihm in das Gesicht zu werffen/
der arme Narr/ damit er möchte grösseres Ubel verhüten/
setzet sich gedultig nider/ lasset sich von disem schalckhaff-
ten Weib dergestalten archibusieren/ wordurch das An-
gesicht ein lauteres Ayren-Schmaltz außgesehen/ außge-
nommen/ daß dem Gimpel das Saltz gemanglet: Es
wird endlich solche schier übermässige Gedult nit erfor-
dert bev euch Männer/ jedoch ein bescheides vnd beschaid-
nes Ubersehen stehet offt nit übel an/ vnd da man doch die
zu weilen überlästige Fähler deß Weibs abstraffen will/
so muß man sich erinneren/ daß die Statt Jericho nichtJosue. 6.
mit Schiessen vnd Stössen ist erobert worden/ sondern
mit lieblichen Posaunen-Klang; Euch aber meine Wei-
ber ist sehr nothwendig die Gedult; in dero absonderlich
berühmt war die Mutter deß H. Vatters Augustini/Lib. 9.
Confess.
c.
9.

welche ihren harten/ vngeschliffenen vnd ohngestimmen
Mann Patritium mit ihrer anarthigen Sanfftmuth al-
so gestillt/ daß er gleichsamb auß einem Wolff/ ein Lämbl
worden/ vnd also mit Christo fast das Wasser in WeinLib. 1. Reg.
c. 25. v.

30.

verwandlet. Es hat jenes bescheide Weib mit Namen
Abigail, wie die H. Schrifft bezeugt/ einen Mann den
Nabal, welcher ein grober Huyschuß von Hauß auß war/
last den dicken Rausch außdämpffen durch den Schlaff/
alsdann erst zu Morgens Fruhe mit manierlicher Be-
schaidenheit ihme die Mängel vor Augen gestellt/ hätte sie
dem vollen Mist-Stampff in seiner Trunckenheit etwas

zuge-
J

Ungluͤckſeeliger Eheſtand
Zu verwundern iſt uͤber jenigen/ von deme Stengelius re-Stengel.
de ovis
paſch.

giſtrieret/ deſſen Weib ein verborgene Schmach zu rech-
nen diſen Argliſt erdacht/ es klagte als ſie groſſes Leibs
war/ daß ſie einen/ ob zwar vngereimbten Luſt haͤtte/ vnd
dafern ſie ſelbigen nit konte buͤſſen/ wurde ohnfehlbar die
Leibsfrucht in Gefahr ſtehen/ entdeckte endlich auff ſein
viles Bitten/ wie daß ſie ein Korb voll Ayr habe/ vnd der
Luſt treibe ſie alle dieſelbige ihm in das Geſicht zu werffen/
der arme Narꝛ/ damit er moͤchte groͤſſeres Ubel verhuͤten/
ſetzet ſich gedultig nider/ laſſet ſich von diſem ſchalckhaff-
ten Weib dergeſtalten archibuſieren/ wordurch das An-
geſicht ein lauteres Ayren-Schmaltz außgeſehen/ außge-
nommen/ daß dem Gimpel das Saltz gemanglet: Es
wird endlich ſolche ſchier uͤbermaͤſſige Gedult nit erfor-
dert bev euch Maͤnner/ jedoch ein beſcheides vnd beſchaid-
nes Uberſehen ſtehet offt nit uͤbel an/ vnd da man doch die
zu weilen uͤberlaͤſtige Faͤhler deß Weibs abſtraffen will/
ſo muß man ſich erinneren/ daß die Statt Jericho nichtJoſue. 6.
mit Schieſſen vnd Stoͤſſen iſt erobert worden/ ſondern
mit lieblichen Poſaunen-Klang; Euch aber meine Wei-
ber iſt ſehr nothwendig die Gedult; in dero abſonderlich
beruͤhmt war die Mutter deß H. Vatters Auguſtini/Lib. 9.
Confeſſ.
c.
9.

welche ihren harten/ vngeſchliffenen vnd ohngeſtimmen
Mann Patritium mit ihrer anarthigen Sanfftmuth al-
ſo geſtillt/ daß er gleichſamb auß einem Wolff/ ein Laͤmbl
worden/ vnd alſo mit Chriſto faſt das Waſſer in WeinLib. 1. Reg.
c. 25. v.

30.

verwandlet. Es hat jenes beſcheide Weib mit Namen
Abigail, wie die H. Schrifft bezeugt/ einen Mann den
Nabal, welcher ein grober Huyſchuß von Hauß auß war/
laſt den dicken Rauſch außdaͤmpffen durch den Schlaff/
alsdann erſt zu Morgens Fruhe mit manierlicher Be-
ſchaidenheit ihme die Maͤngel vor Augen geſtellt/ haͤtte ſie
dem vollen Miſt-Stampff in ſeiner Trunckenheit etwas

zuge-
J
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[65/0101] Ungluͤckſeeliger Eheſtand Zu verwundern iſt uͤber jenigen/ von deme Stengelius re- giſtrieret/ deſſen Weib ein verborgene Schmach zu rech- nen diſen Argliſt erdacht/ es klagte als ſie groſſes Leibs war/ daß ſie einen/ ob zwar vngereimbten Luſt haͤtte/ vnd dafern ſie ſelbigen nit konte buͤſſen/ wurde ohnfehlbar die Leibsfrucht in Gefahr ſtehen/ entdeckte endlich auff ſein viles Bitten/ wie daß ſie ein Korb voll Ayr habe/ vnd der Luſt treibe ſie alle dieſelbige ihm in das Geſicht zu werffen/ der arme Narꝛ/ damit er moͤchte groͤſſeres Ubel verhuͤten/ ſetzet ſich gedultig nider/ laſſet ſich von diſem ſchalckhaff- ten Weib dergeſtalten archibuſieren/ wordurch das An- geſicht ein lauteres Ayren-Schmaltz außgeſehen/ außge- nommen/ daß dem Gimpel das Saltz gemanglet: Es wird endlich ſolche ſchier uͤbermaͤſſige Gedult nit erfor- dert bev euch Maͤnner/ jedoch ein beſcheides vnd beſchaid- nes Uberſehen ſtehet offt nit uͤbel an/ vnd da man doch die zu weilen uͤberlaͤſtige Faͤhler deß Weibs abſtraffen will/ ſo muß man ſich erinneren/ daß die Statt Jericho nicht mit Schieſſen vnd Stoͤſſen iſt erobert worden/ ſondern mit lieblichen Poſaunen-Klang; Euch aber meine Wei- ber iſt ſehr nothwendig die Gedult; in dero abſonderlich beruͤhmt war die Mutter deß H. Vatters Auguſtini/ welche ihren harten/ vngeſchliffenen vnd ohngeſtimmen Mann Patritium mit ihrer anarthigen Sanfftmuth al- ſo geſtillt/ daß er gleichſamb auß einem Wolff/ ein Laͤmbl worden/ vnd alſo mit Chriſto faſt das Waſſer in Wein verwandlet. Es hat jenes beſcheide Weib mit Namen Abigail, wie die H. Schrifft bezeugt/ einen Mann den Nabal, welcher ein grober Huyſchuß von Hauß auß war/ laſt den dicken Rauſch außdaͤmpffen durch den Schlaff/ alsdann erſt zu Morgens Fruhe mit manierlicher Be- ſchaidenheit ihme die Maͤngel vor Augen geſtellt/ haͤtte ſie dem vollen Miſt-Stampff in ſeiner Trunckenheit etwas zuge- Stengel. de ovis paſch. Joſue. 6. Lib. 9. Confeſſ. c. 9. Lib. 1. Reg. c. 25. v. 30. J

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/101>, abgerufen am 18.05.2024.