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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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seinen leiblichen Vatter Ruben.
vnd Mutter ehren gar weit herab kommen. Damit
aber der Allmächtige zeige/ wie groß dises Gebott/ so wol-
te er/ daß gleichwie auff der ersten Taffel das erste Gebott
ware. Du solst an ein Gott glauben/ vnd selben vereh-
ren/ also soll auch auff der andern Taffel zum aller ersten
vor allen andern stehen. Honora, &c. Du solst VatterExod. 20.
Diez in
Conc. 14.
Rota fol.
1240.
Egnat.
1. 5.

vnd Mutter ehren. Hierdurch hat der Allerhöchste wol-
len andeuten/ wie groß/ wie vornehm/ wie wichtig das
Gebott seye/ die Eltern zulieben. Sihe dir ist vorgangen
Laurentius Celsus, als solcher wegen seiner grossen Ver-
diensten vnd Tugenden zu einen Hertzog in Venedig ist er-
wöhlt worden/ vnd damahlens sein Vatter noch bey Le-
ben/ wolt er auff kein Weiß zulassen/ daß ihn sein Vat-
ter soll ehren/ vnd als ihme die gesambte Republic bester-
massen vorgetragen/ wie solches seiner hohen Würde ge-
zimbe/ daß er nicht allein mit bedecktem Haupt vor sei-
nen Vatter stehe/ sondern auch der Vatter schuldig seye
gegen ihm die Knie zubiegen. Weilen er aber dises über
sein Hertz nicht konte bringen/ also hat er einen sinnreichen
Fund erdacht. Er liesse vornher auff seiner Hauben oder
Hut ein sehr kostbares Creutz hefften/ welches annoch
bey den Hertzogen zu Venedig im Brauch/ damit also die
Reverentz vnd Ehrbeweisung von dem Vatter nicht ihme/
sondern dem Creutz zugemessen wurde/ vnd solcher Ge-
stalten seinen kindlichen Gehorsamb vnd Schuldigkeit nit
vergesse.

Ein Papier ist ein solches vornembes Wesen/ daß es
auch in der höchsten Monarchen Händen gehalten wird/
ja darauff Päbstliche vnd Kayserliche Namen vnd Ehren-
Titl geschriben werden. Da es doch von einem schlechten
Hauß herstammet/ in dem sein Vatter der Lump zu
Hadersdorff/ sein Mutter die Fetzin gewesen. Vnd

gestal-
Z

ſeinen leiblichen Vatter Ruben.
vnd Mutter ehren gar weit herab kommen. Damit
aber der Allmaͤchtige zeige/ wie groß diſes Gebott/ ſo wol-
te er/ daß gleichwie auff der erſten Taffel das erſte Gebott
ware. Du ſolſt an ein Gott glauben/ vnd ſelben vereh-
ren/ alſo ſoll auch auff der andern Taffel zum aller erſten
vor allen andern ſtehen. Honora, &c. Du ſolſt VatterExod. 20.
Diez in
Conc. 14.
Rota fol.
1240.
Egnat.
1. 5.

vnd Mutter ehren. Hierdurch hat der Allerhoͤchſte wol-
len andeuten/ wie groß/ wie vornehm/ wie wichtig das
Gebott ſeye/ die Eltern zulieben. Sihe dir iſt vorgangen
Laurentius Celſus, als ſolcher wegen ſeiner groſſen Ver-
dienſten vnd Tugenden zu einen Hertzog in Venedig iſt er-
woͤhlt worden/ vnd damahlens ſein Vatter noch bey Le-
ben/ wolt er auff kein Weiß zulaſſen/ daß ihn ſein Vat-
ter ſoll ehren/ vnd als ihme die geſambte Republic beſter-
maſſen vorgetragen/ wie ſolches ſeiner hohen Wuͤrde ge-
zimbe/ daß er nicht allein mit bedecktem Haupt vor ſei-
nen Vatter ſtehe/ ſondern auch der Vatter ſchuldig ſeye
gegen ihm die Knie zubiegen. Weilen er aber diſes uͤber
ſein Hertz nicht konte bringen/ alſo hat er einen ſinnreichen
Fund erdacht. Er lieſſe vornher auff ſeiner Hauben oder
Hut ein ſehr koſtbares Creutz hefften/ welches annoch
bey den Hertzogen zu Venedig im Brauch/ damit alſo die
Reverentz vnd Ehrbeweiſung von dem Vatter nicht ihme/
ſondern dem Creutz zugemeſſen wurde/ vnd ſolcher Ge-
ſtalten ſeinen kindlichen Gehorſamb vnd Schuldigkeit nit
vergeſſe.

Ein Papier iſt ein ſolches vornembes Weſen/ daß es
auch in der hoͤchſten Monarchen Haͤnden gehalten wird/
ja darauff Paͤbſtliche vnd Kayſerliche Namen vnd Ehren-
Titl geſchriben werden. Da es doch von einem ſchlechten
Hauß herſtammet/ in dem ſein Vatter der Lump zu
Hadersdorff/ ſein Mutter die Fetzin geweſen. Vnd

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[177/0213] ſeinen leiblichen Vatter Ruben. vnd Mutter ehren gar weit herab kommen. Damit aber der Allmaͤchtige zeige/ wie groß diſes Gebott/ ſo wol- te er/ daß gleichwie auff der erſten Taffel das erſte Gebott ware. Du ſolſt an ein Gott glauben/ vnd ſelben vereh- ren/ alſo ſoll auch auff der andern Taffel zum aller erſten vor allen andern ſtehen. Honora, &c. Du ſolſt Vatter vnd Mutter ehren. Hierdurch hat der Allerhoͤchſte wol- len andeuten/ wie groß/ wie vornehm/ wie wichtig das Gebott ſeye/ die Eltern zulieben. Sihe dir iſt vorgangen Laurentius Celſus, als ſolcher wegen ſeiner groſſen Ver- dienſten vnd Tugenden zu einen Hertzog in Venedig iſt er- woͤhlt worden/ vnd damahlens ſein Vatter noch bey Le- ben/ wolt er auff kein Weiß zulaſſen/ daß ihn ſein Vat- ter ſoll ehren/ vnd als ihme die geſambte Republic beſter- maſſen vorgetragen/ wie ſolches ſeiner hohen Wuͤrde ge- zimbe/ daß er nicht allein mit bedecktem Haupt vor ſei- nen Vatter ſtehe/ ſondern auch der Vatter ſchuldig ſeye gegen ihm die Knie zubiegen. Weilen er aber diſes uͤber ſein Hertz nicht konte bringen/ alſo hat er einen ſinnreichen Fund erdacht. Er lieſſe vornher auff ſeiner Hauben oder Hut ein ſehr koſtbares Creutz hefften/ welches annoch bey den Hertzogen zu Venedig im Brauch/ damit alſo die Reverentz vnd Ehrbeweiſung von dem Vatter nicht ihme/ ſondern dem Creutz zugemeſſen wurde/ vnd ſolcher Ge- ſtalten ſeinen kindlichen Gehorſamb vnd Schuldigkeit nit vergeſſe. Exod. 20. Diez in Conc. 14. Rota fol. 1240. Egnat. 1. 5. Ein Papier iſt ein ſolches vornembes Weſen/ daß es auch in der hoͤchſten Monarchen Haͤnden gehalten wird/ ja darauff Paͤbſtliche vnd Kayſerliche Namen vnd Ehren- Titl geſchriben werden. Da es doch von einem ſchlechten Hauß herſtammet/ in dem ſein Vatter der Lump zu Hadersdorff/ ſein Mutter die Fetzin geweſen. Vnd geſtal- Z

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/213>, abgerufen am 26.11.2024.