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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas der Ertz-Schelm ermordt
Bekandtnuß in Erfahrenheit gebracht/ vnd nachgehends
solches Laster-Kind mit erschröcklichen Tod hinrichten las-
sen/ das mehreste aber ist allhier zuverwundern/ daß der
Merserstößl/ mit welchen dieses gottlose Kind seine Eltern
ermordt hat/ in dem Rath-Hauß an die Wand auffge-
hencket worden zu einer ewigen Gedächtnuß/ vnd solle
diser noch auff heutigen Tag stäts zittern. Wordurch der
Allmächtige Gott die Abscheulichkeit/ vnd Grausamkeit
dises Eltern Mordt will vngezweiffelt andeuten.

Aber meine Eltern/ was verursacht solche vngerathe-
ne Kinder anderst/ als euere sorglose Obsicht in dem Auff-
erziehen/ euers gar zu grosse Nachsehens in Abstraffung/
Fahrlostigkeit in Underrichtung derselben/ destwegen die
mehreste Sünden der Kinder werden in euerem Proto-
coll
eingetragen.

Wann die Tochter ein Helena, vnd zugleich ein Le-
na,
wann sie zwar eng eingeschniert/ aber ein weites Ge-
wissen hat. Wer ist Ursach? die Eltern. Wann der
Sohn stäts Pflaster vnd Laster betritt/ wann er ein schlim-
men Vocativum abgibt in Genitivo, wer ist dran schul-
dig? die Eltern. Wann die Tochter lieber mit Löfflen/
als Koch-Löfflen vmbgeht/ wann sie mehrer denckt auff
das Nachtküß/ als auff das Nähküß/ wann sie lieber mit
Buelen als Spuelen die Zeit vertreibt/ wer ist daran
schuldig? die Eltern. Wann der Sohn einen Treiber
abgibt/ will nit sagen einen Ochsentreiber/ Sautreiber/
sondern einen andern: Wann er einen Jäger abgibt/ vnd
mehrer Dienl als Denl ins Netz bringt; wer ist daran
schuldig? die Eltern. Wann die Tochter schon einer al-
ten Kupplerin den Topff vnd Kropff anfüllt/ vnd solche
sich nachmahls für ein Postillion nacher Mannhaimb
brauchen last; wer ist daran schuldig? die Eltern. Wann
der Sohn sich nicht adelich/ sondern adlerisch halt/ vnd

fliegt

Judas der Ertz-Schelm ermordt
Bekandtnuß in Erfahrenheit gebracht/ vnd nachgehends
ſolches Laſter-Kind mit erſchroͤcklichen Tod hinrichten laſ-
ſen/ das mehreſte aber iſt allhier zuverwundern/ daß der
Merſerſtoͤßl/ mit welchen dieſes gottloſe Kind ſeine Eltern
ermordt hat/ in dem Rath-Hauß an die Wand auffge-
hencket worden zu einer ewigen Gedaͤchtnuß/ vnd ſolle
diſer noch auff heutigen Tag ſtaͤts zittern. Wordurch der
Allmaͤchtige Gott die Abſcheulichkeit/ vnd Grauſamkeit
diſes Eltern Mordt will vngezweiffelt andeuten.

Aber meine Eltern/ was verurſacht ſolche vngerathe-
ne Kinder anderſt/ als euere ſorgloſe Obſicht in dem Auff-
erziehen/ euers gar zu groſſe Nachſehens in Abſtraffung/
Fahrloſtigkeit in Underrichtung derſelben/ deſtwegen die
mehreſte Suͤnden der Kinder werden in euerem Proto-
coll
eingetragen.

Wann die Tochter ein Helena, vnd zugleich ein Le-
na,
wann ſie zwar eng eingeſchniert/ aber ein weites Ge-
wiſſen hat. Wer iſt Urſach? die Eltern. Wann der
Sohn ſtaͤts Pflaſter vnd Laſter betritt/ wann er ein ſchlim-
men Vocativum abgibt in Genitivo, wer iſt dran ſchul-
dig? die Eltern. Wann die Tochter lieber mit Loͤfflen/
als Koch-Loͤfflen vmbgeht/ wann ſie mehrer denckt auff
das Nachtkuͤß/ als auff das Naͤhkuͤß/ wann ſie lieber mit
Buelen als Spuelen die Zeit vertreibt/ wer iſt daran
ſchuldig? die Eltern. Wann der Sohn einen Treiber
abgibt/ will nit ſagen einen Ochſentreiber/ Sautreiber/
ſondern einen andern: Wann er einen Jaͤger abgibt/ vnd
mehrer Dienl als Denl ins Netz bringt; wer iſt daran
ſchuldig? die Eltern. Wann die Tochter ſchon einer al-
ten Kupplerin den Topff vnd Kropff anfuͤllt/ vnd ſolche
ſich nachmahls fuͤr ein Poſtillion nacher Mannhaimb
brauchen laſt; wer iſt daran ſchuldig? die Eltern. Wann
der Sohn ſich nicht adelich/ ſondern adleriſch halt/ vnd

fliegt
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[198/0234] Judas der Ertz-Schelm ermordt Bekandtnuß in Erfahrenheit gebracht/ vnd nachgehends ſolches Laſter-Kind mit erſchroͤcklichen Tod hinrichten laſ- ſen/ das mehreſte aber iſt allhier zuverwundern/ daß der Merſerſtoͤßl/ mit welchen dieſes gottloſe Kind ſeine Eltern ermordt hat/ in dem Rath-Hauß an die Wand auffge- hencket worden zu einer ewigen Gedaͤchtnuß/ vnd ſolle diſer noch auff heutigen Tag ſtaͤts zittern. Wordurch der Allmaͤchtige Gott die Abſcheulichkeit/ vnd Grauſamkeit diſes Eltern Mordt will vngezweiffelt andeuten. Aber meine Eltern/ was verurſacht ſolche vngerathe- ne Kinder anderſt/ als euere ſorgloſe Obſicht in dem Auff- erziehen/ euers gar zu groſſe Nachſehens in Abſtraffung/ Fahrloſtigkeit in Underrichtung derſelben/ deſtwegen die mehreſte Suͤnden der Kinder werden in euerem Proto- coll eingetragen. Wann die Tochter ein Helena, vnd zugleich ein Le- na, wann ſie zwar eng eingeſchniert/ aber ein weites Ge- wiſſen hat. Wer iſt Urſach? die Eltern. Wann der Sohn ſtaͤts Pflaſter vnd Laſter betritt/ wann er ein ſchlim- men Vocativum abgibt in Genitivo, wer iſt dran ſchul- dig? die Eltern. Wann die Tochter lieber mit Loͤfflen/ als Koch-Loͤfflen vmbgeht/ wann ſie mehrer denckt auff das Nachtkuͤß/ als auff das Naͤhkuͤß/ wann ſie lieber mit Buelen als Spuelen die Zeit vertreibt/ wer iſt daran ſchuldig? die Eltern. Wann der Sohn einen Treiber abgibt/ will nit ſagen einen Ochſentreiber/ Sautreiber/ ſondern einen andern: Wann er einen Jaͤger abgibt/ vnd mehrer Dienl als Denl ins Netz bringt; wer iſt daran ſchuldig? die Eltern. Wann die Tochter ſchon einer al- ten Kupplerin den Topff vnd Kropff anfuͤllt/ vnd ſolche ſich nachmahls fuͤr ein Poſtillion nacher Mannhaimb brauchen laſt; wer iſt daran ſchuldig? die Eltern. Wann der Sohn ſich nicht adelich/ ſondern adleriſch halt/ vnd fliegt

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/234>, abgerufen am 24.11.2024.