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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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von Jugend auff biß zum Strick.
ich vmb halbe 10. Uhr auff (Holla! das ist ein neue Mo-
di: Magdalena
sambt den zwey anderen ist vmb ein guts
früher auffgestanden/ wie sie zum heiligen Grab ist gan-
gen) wie ich sag/ vmb halbe 10. Vhr ist mein Ordinari-
Stund/ nachmahlens hab ich mein außgezaichnete Kir-
chen/ darinn verbleibe ich/ biß es Zeit zum essen/ dann bey
vns Weibern steht gar wol die Andacht/ muß doch son-
sten der Weyhbrunn vmbsonsten in der Kirchen auß-
drucknen/ so wir nicht wären. Nach der Tafel voppe
ich mich mit dem Pamphilio, vnd wirff zuweilen ein lä-
cherliches Wort vnder die Karten. Nach disem so ey-
le ich widerumb zu der Litaney. Gräsfin/ gehe daher
in meinen Stuhl; Auwe/ wie seynd halt die gemaine
Leuth so grob! sie thun einem mit harter Mühe wei-
chen. Mein Gräffin/ wie geht es dir? oder wie stehe
ich bey dir in Gnaden? was schreibt dir dein Herr? du
hast gewiß schon innen worden/ daß die Frantzösische
Wahren verbotten. Es ist wol vngeretmbt/ mit der
Weil wird man vns auß einem alten Fürhang ein Man-
to
anmessen; ich achte es nicht so vil/ wann nur das
gemaine Geschmaiß nicht also thät auffziehen. Schau
mein Gräffin an dise Secretari-Frau auff der andern
Seyten im dritten Stuhl/ was sie für einen schönen
Procat traget/ das Lateinisch Zifer will vns in allem
gleich seyn. Je! schau! die Lateinin fanget schon an.
Ach GOtt! seye mir gnädig! Ach - - - O heiliger N.
stehe mir in allem bey! O mein heiliger Schutz-En-
gel! O - - -! Mein Gräffin/ hätte bald vergessen/
wo ist die Gesellschafft? ich werde dich ja auch darbey an-
treffen? es ist mir die Weil so lang zu Hauß. Mein Herr
hat heut ein Commission, so hat er auch die Post noch
nicht abgefertiget/ etc. Nach der Gesellschafft fahre ich
widerumb nach Hauß/ da thut man anrichten/ vnnd

stehen
Z z z 3

von Jugend auff biß zum Strick.
ich vmb halbe 10. Uhr auff (Holla! das iſt ein neue Mo-
di: Magdalena
ſambt den zwey anderen iſt vmb ein guts
fruͤher auffgeſtanden/ wie ſie zum heiligen Grab iſt gan-
gen) wie ich ſag/ vmb halbe 10. Vhr iſt mein Ordinari-
Stund/ nachmahlens hab ich mein außgezaichnete Kir-
chen/ darinn verbleibe ich/ biß es Zeit zum eſſen/ dann bey
vns Weibern ſteht gar wol die Andacht/ muß doch ſon-
ſten der Weyhbrunn vmbſonſten in der Kirchen auß-
drucknen/ ſo wir nicht waͤren. Nach der Tafel voppe
ich mich mit dem Pamphilio, vnd wirff zuweilen ein laͤ-
cherliches Wort vnder die Karten. Nach diſem ſo ey-
le ich widerumb zu der Litaney. Graͤſfin/ gehe daher
in meinen Stuhl; Auwe/ wie ſeynd halt die gemaine
Leuth ſo grob! ſie thun einem mit harter Muͤhe wei-
chen. Mein Graͤffin/ wie geht es dir? oder wie ſtehe
ich bey dir in Gnaden? was ſchreibt dir dein Herꝛ? du
haſt gewiß ſchon innen worden/ daß die Frantzoͤſiſche
Wahren verbotten. Es iſt wol vngeretmbt/ mit der
Weil wird man vns auß einem alten Fuͤrhang ein Man-
to
anmeſſen; ich achte es nicht ſo vil/ wann nur das
gemaine Geſchmaiß nicht alſo thaͤt auffziehen. Schau
mein Graͤffin an diſe Secretari-Frau auff der andern
Seyten im dritten Stuhl/ was ſie fuͤr einen ſchoͤnen
Procat traget/ das Lateiniſch Zifer will vns in allem
gleich ſeyn. Je! ſchau! die Lateinin fanget ſchon an.
Ach GOtt! ſeye mir gnaͤdig! Ach - - - O heiliger N.
ſtehe mir in allem bey! O mein heiliger Schutz-En-
gel! O - - -! Mein Graͤffin/ haͤtte bald vergeſſen/
wo iſt die Geſellſchafft? ich werde dich ja auch darbey an-
treffen? es iſt mir die Weil ſo lang zu Hauß. Mein Herꝛ
hat heut ein Commiſſion, ſo hat er auch die Poſt noch
nicht abgefertiget/ ꝛc. Nach der Geſellſchafft fahre ich
widerumb nach Hauß/ da thut man anrichten/ vnnd

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[549/0585] von Jugend auff biß zum Strick. ich vmb halbe 10. Uhr auff (Holla! das iſt ein neue Mo- di: Magdalena ſambt den zwey anderen iſt vmb ein guts fruͤher auffgeſtanden/ wie ſie zum heiligen Grab iſt gan- gen) wie ich ſag/ vmb halbe 10. Vhr iſt mein Ordinari- Stund/ nachmahlens hab ich mein außgezaichnete Kir- chen/ darinn verbleibe ich/ biß es Zeit zum eſſen/ dann bey vns Weibern ſteht gar wol die Andacht/ muß doch ſon- ſten der Weyhbrunn vmbſonſten in der Kirchen auß- drucknen/ ſo wir nicht waͤren. Nach der Tafel voppe ich mich mit dem Pamphilio, vnd wirff zuweilen ein laͤ- cherliches Wort vnder die Karten. Nach diſem ſo ey- le ich widerumb zu der Litaney. Graͤſfin/ gehe daher in meinen Stuhl; Auwe/ wie ſeynd halt die gemaine Leuth ſo grob! ſie thun einem mit harter Muͤhe wei- chen. Mein Graͤffin/ wie geht es dir? oder wie ſtehe ich bey dir in Gnaden? was ſchreibt dir dein Herꝛ? du haſt gewiß ſchon innen worden/ daß die Frantzoͤſiſche Wahren verbotten. Es iſt wol vngeretmbt/ mit der Weil wird man vns auß einem alten Fuͤrhang ein Man- to anmeſſen; ich achte es nicht ſo vil/ wann nur das gemaine Geſchmaiß nicht alſo thaͤt auffziehen. Schau mein Graͤffin an diſe Secretari-Frau auff der andern Seyten im dritten Stuhl/ was ſie fuͤr einen ſchoͤnen Procat traget/ das Lateiniſch Zifer will vns in allem gleich ſeyn. Je! ſchau! die Lateinin fanget ſchon an. Ach GOtt! ſeye mir gnaͤdig! Ach - - - O heiliger N. ſtehe mir in allem bey! O mein heiliger Schutz-En- gel! O - - -! Mein Graͤffin/ haͤtte bald vergeſſen/ wo iſt die Geſellſchafft? ich werde dich ja auch darbey an- treffen? es iſt mir die Weil ſo lang zu Hauß. Mein Herꝛ hat heut ein Commiſſion, ſo hat er auch die Poſt noch nicht abgefertiget/ ꝛc. Nach der Geſellſchafft fahre ich widerumb nach Hauß/ da thut man anrichten/ vnnd ſtehen Z z z 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/585>, abgerufen am 26.11.2024.