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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas ist nit bey Christi Erklärung/
die Apostel kommen/ so seynd dise von dem Göttlichen
Sprachmaister also wunderlich vnderwisen worden/ daß
sie alsobalden alle Sprachen der Welt geredet. Daß der
Thomas wie ein Asianer/ wie ein Affricaner/ wie ein
Italianer geredet: daß der Joannes wie ein Arabier/ wie
ein Persianer/ wie ein Griech geredet/ etc. Daß der Mat-
thias
wie ein Polack/ wie ein Böhem/ wie ein Teutscher
geredet/ etc. Daß der Bartholomaeus wie ein Frantzoß/
wie ein Engelländer/ wie ein Vngar geredet/ etc. Es ist
ihnen Spannisch vorkommen/ daß der Andreas Lateinisch
geredet/ Chaldeisch geredet/ Selavonisch geredet/ etc. Wei-
len dann dazumahlen allerley Nationen der Juden auß der
gantzen Welt in der heiligen Statt waren/ konten sich di-
se nit sattsamb verwundern/ daß die Apostel allerley Spra-
chen rederen. Wessenthalben an demselbigen Tag in die
3000. den wahren Glauben angenommen. Die Inlän-
dische Juden lachten die Jünger immer auß. Was? sagten
sie/ als wann man den Simon, vnd seinen Brudern An-
dream
nit kenneten? sie solten Frantzösisch reden? Spa-
nisch reden? Teutsch reden? das ist gut teutsch erlogen.
Sie wissen kaum ihr aigene Mutter-Sprach; sie seynd
ihr Lebenlang auß Galilaea nie kommen. Musto pleni
funt.
Sie seynd Sternvoll/ der Bachus ist ihr Sprach-
maister gewest/ der Wein regiert ihre Zungen.

Quando bibo vinum, loquitur mea lingua
latinum.

Nicht GOtt/ sondern der Geseng-Gott hat sie also
erleuchtet. O ihr Hebreische Schelmen! wie urthlet ihr
so übel. O Argwohn/ Narrgwohn! dise seynd
nicht voll deß Weins/ sondern deß heiligen Geistes/
welcher sie mit seiner Göttlichen Gnad erfüllet hat. Di-
se haben empfangen den jenigen Geist/ welchen Christus

der

Judas iſt nit bey Chriſti Erklaͤrung/
die Apoſtel kommen/ ſo ſeynd diſe von dem Goͤttlichen
Sprachmaiſter alſo wunderlich vnderwiſen worden/ daß
ſie alſobalden alle Sprachen der Welt geredet. Daß der
Thomas wie ein Aſianer/ wie ein Affricaner/ wie ein
Italianer geredet: daß der Joannes wie ein Arabier/ wie
ein Perſianer/ wie ein Griech geredet/ ꝛc. Daß der Mat-
thias
wie ein Polack/ wie ein Boͤhem/ wie ein Teutſcher
geredet/ ꝛc. Daß der Bartholomæus wie ein Frantzoß/
wie ein Engellaͤnder/ wie ein Vngar geredet/ ꝛc. Es iſt
ihnen Spanniſch vorkommen/ daß der Andreas Lateiniſch
geredet/ Chaldeiſch geredet/ Selavoniſch geredet/ ꝛc. Wei-
len dann dazumahlen allerley Nationen der Juden auß der
gantzen Welt in der heiligen Statt waren/ konten ſich di-
ſe nit ſattſamb verwundern/ daß die Apoſtel allerley Spra-
chen rederen. Weſſenthalben an demſelbigen Tag in die
3000. den wahren Glauben angenommen. Die Inlaͤn-
diſche Juden lachten die Juͤnger immer auß. Was? ſagten
ſie/ als wann man den Simon, vnd ſeinen Brudern An-
dream
nit kenneten? ſie ſolten Frantzoͤſiſch reden? Spa-
niſch reden? Teutſch reden? das iſt gut teutſch erlogen.
Sie wiſſen kaum ihr aigene Mutter-Sprach; ſie ſeynd
ihr Lebenlang auß Galilæa nie kommen. Muſto pleni
funt.
Sie ſeynd Sternvoll/ der Bachus iſt ihr Sprach-
maiſter geweſt/ der Wein regiert ihre Zungen.

Quandò bibo vinum, loquitur mea lingua
latinum.

Nicht GOtt/ ſondern der Geſeng-Gott hat ſie alſo
erleuchtet. O ihr Hebreiſche Schelmen! wie urthlet ihr
ſo uͤbel. O Argwohn/ Narꝛgwohn! diſe ſeynd
nicht voll deß Weins/ ſondern deß heiligen Geiſtes/
welcher ſie mit ſeiner Goͤttlichen Gnad erfuͤllet hat. Di-
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[630/0666] Judas iſt nit bey Chriſti Erklaͤrung/ die Apoſtel kommen/ ſo ſeynd diſe von dem Goͤttlichen Sprachmaiſter alſo wunderlich vnderwiſen worden/ daß ſie alſobalden alle Sprachen der Welt geredet. Daß der Thomas wie ein Aſianer/ wie ein Affricaner/ wie ein Italianer geredet: daß der Joannes wie ein Arabier/ wie ein Perſianer/ wie ein Griech geredet/ ꝛc. Daß der Mat- thias wie ein Polack/ wie ein Boͤhem/ wie ein Teutſcher geredet/ ꝛc. Daß der Bartholomæus wie ein Frantzoß/ wie ein Engellaͤnder/ wie ein Vngar geredet/ ꝛc. Es iſt ihnen Spanniſch vorkommen/ daß der Andreas Lateiniſch geredet/ Chaldeiſch geredet/ Selavoniſch geredet/ ꝛc. Wei- len dann dazumahlen allerley Nationen der Juden auß der gantzen Welt in der heiligen Statt waren/ konten ſich di- ſe nit ſattſamb verwundern/ daß die Apoſtel allerley Spra- chen rederen. Weſſenthalben an demſelbigen Tag in die 3000. den wahren Glauben angenommen. Die Inlaͤn- diſche Juden lachten die Juͤnger immer auß. Was? ſagten ſie/ als wann man den Simon, vnd ſeinen Brudern An- dream nit kenneten? ſie ſolten Frantzoͤſiſch reden? Spa- niſch reden? Teutſch reden? das iſt gut teutſch erlogen. Sie wiſſen kaum ihr aigene Mutter-Sprach; ſie ſeynd ihr Lebenlang auß Galilæa nie kommen. Muſto pleni funt. Sie ſeynd Sternvoll/ der Bachus iſt ihr Sprach- maiſter geweſt/ der Wein regiert ihre Zungen. Quandò bibo vinum, loquitur mea lingua latinum. Nicht GOtt/ ſondern der Geſeng-Gott hat ſie alſo erleuchtet. O ihr Hebreiſche Schelmen! wie urthlet ihr ſo uͤbel. O Argwohn/ Narꝛgwohn! diſe ſeynd nicht voll deß Weins/ ſondern deß heiligen Geiſtes/ welcher ſie mit ſeiner Goͤttlichen Gnad erfuͤllet hat. Di- ſe haben empfangen den jenigen Geiſt/ welchen Chriſtus der

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/666>, abgerufen am 17.06.2024.