Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Judae schmählerische Ehrabschneiderey.
re ja einer genug/ man thut bey der Apostolischen Taffel
nit so wol tractiren/ der Judas als Ordinari Procurator
hätt den Zecker schon allein können tragen. Destwegen
spricht der gelehrte Sylvaira hat vnser HErr alle Apostel
von sich geschafft/ dieweilen er in Willens gewest/ disem
Weib ihre haimbliche Laster zu offenbahren/ aber gantz
in der Still/ damit solches nit lautmaulig werde/ vnd sie
also bey den Leuthen in kein übels Geschray möchte kom-
men/ derentwegen sollen es die Jünger deß HErrn nit hö-
ren. O gütigister JEsu! du wilst so gar nit/ daß man
von dem Nächsten solle was böses reden/ welches auch
wahr ist/ aber noch in der Gehaimb. Was sagst du dann
zu dem jenigen/ so in aller Vnwarheit einem etwas auff-
bringen? vnd was übels von ihme dichten? O verfluch-
te Zungen! Hirschzungen ist ein gewisses Kraut/ auff La-
teinisch Splenium genannt/ dise Hirschzungen thut über
alle massen haylen; aber Menschen-Zungen hat das Wi-
derspill/ weilen dise über alle massen verwundet/ abson-
derlich die Geistliche.

Zu Jerusalem war ein Schwemm-Teuch auff He-Joan. 5.
breisch Bethsaida genannt/ vmb disen Teuch waren fünff
Schupffen gebauet/ worunter ein grosse Anzahl der
krancken vnd presthafften Leuthen gelegen/ welche alle
mit sonderer Wachtsambkeit gewart haben/ biß der En-
gel gedachtes Wasser beweget hat/ alsdann ist der erste/
so hinein gestigen/ von allen Kranckheiten/ Schäden/
vnd üblen Zuständ erlöset worden. Allen Vermuethen
nach ist diser Engel der Raphael gewest. Nun entstehet
die einige Frag/ warumben der Engel solchen Schwemm-
Teuch gantz trüb habe gemacht. Damit man nit habe
können sehen/ meldet der heilige Joannes Chrysostomus,
Nissen. Abbas l.
7. die elende Geschwer/ offene Schä-
den/ graußliche Wunden/ wilde Tipel/ abscheuliche

Kre-
R r r r

Judæ ſchmaͤhleriſche Ehrabſchneiderey.
re ja einer genug/ man thut bey der Apoſtoliſchen Taffel
nit ſo wol tractiren/ der Judas als Ordinari Procurator
haͤtt den Zecker ſchon allein koͤnnen tragen. Deſtwegen
ſpricht der gelehrte Sylvaira hat vnſer HErꝛ alle Apoſtel
von ſich geſchafft/ dieweilen er in Willens geweſt/ diſem
Weib ihre haimbliche Laſter zu offenbahren/ aber gantz
in der Still/ damit ſolches nit lautmaulig werde/ vnd ſie
alſo bey den Leuthen in kein uͤbels Geſchray moͤchte kom-
men/ derentwegen ſollen es die Juͤnger deß HErꝛn nit hoͤ-
ren. O guͤtigiſter JEſu! du wilſt ſo gar nit/ daß man
von dem Naͤchſten ſolle was boͤſes reden/ welches auch
wahr iſt/ aber noch in der Gehaimb. Was ſagſt du dann
zu dem jenigen/ ſo in aller Vnwarheit einem etwas auff-
bringen? vnd was uͤbels von ihme dichten? O verfluch-
te Zungen! Hirſchzungen iſt ein gewiſſes Kraut/ auff La-
teiniſch Splenium genannt/ diſe Hirſchzungen thut uͤber
alle maſſen haylen; aber Menſchen-Zungen hat das Wi-
derſpill/ weilen diſe uͤber alle maſſen verwundet/ abſon-
derlich die Geiſtliche.

Zu Jeruſalem war ein Schwemm-Teuch auff He-Joan. 5.
breiſch Bethſaida genannt/ vmb diſen Teuch waren fuͤnff
Schupffen gebauet/ worunter ein groſſe Anzahl der
krancken vnd preſthafften Leuthen gelegen/ welche alle
mit ſonderer Wachtſambkeit gewart haben/ biß der En-
gel gedachtes Waſſer beweget hat/ alsdann iſt der erſte/
ſo hinein geſtigen/ von allen Kranckheiten/ Schaͤden/
vnd uͤblen Zuſtaͤnd erloͤſet worden. Allen Vermuethen
nach iſt diſer Engel der Raphael geweſt. Nun entſtehet
die einige Frag/ warumben der Engel ſolchen Schwemm-
Teuch gantz truͤb habe gemacht. Damit man nit habe
koͤnnen ſehen/ meldet der heilige Joannes Chryſoſtomus,
Niſſen. Abbas l.
7. die elende Geſchwer/ offene Schaͤ-
den/ graußliche Wunden/ wilde Tipel/ abſcheuliche

Kre-
R r r r
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0717" n="681"/><fw place="top" type="header">Judæ &#x017F;chma&#x0364;hleri&#x017F;che Ehrab&#x017F;chneiderey.</fw><lb/>
re ja einer genug/ man thut bey der Apo&#x017F;toli&#x017F;chen Taffel<lb/>
nit &#x017F;o wol <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren/ der <hi rendition="#aq">Judas</hi> als <hi rendition="#aq">Ordinari Procurator</hi><lb/>
ha&#x0364;tt den Zecker &#x017F;chon allein ko&#x0364;nnen tragen. De&#x017F;twegen<lb/>
&#x017F;pricht der gelehrte <hi rendition="#aq">Sylvaira</hi> hat vn&#x017F;er HEr&#xA75B; alle Apo&#x017F;tel<lb/>
von &#x017F;ich ge&#x017F;chafft/ dieweilen er in Willens gewe&#x017F;t/ di&#x017F;em<lb/>
Weib ihre haimbliche La&#x017F;ter zu offenbahren/ aber gantz<lb/>
in der Still/ damit &#x017F;olches nit lautmaulig werde/ vnd &#x017F;ie<lb/>
al&#x017F;o bey den Leuthen in kein u&#x0364;bels Ge&#x017F;chray mo&#x0364;chte kom-<lb/>
men/ derentwegen &#x017F;ollen es die Ju&#x0364;nger deß HEr&#xA75B;n nit ho&#x0364;-<lb/>
ren. O gu&#x0364;tigi&#x017F;ter JE&#x017F;u! du wil&#x017F;t &#x017F;o gar nit/ daß man<lb/>
von dem Na&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;olle was bo&#x0364;&#x017F;es reden/ welches auch<lb/>
wahr i&#x017F;t/ aber noch in der Gehaimb. Was &#x017F;ag&#x017F;t du dann<lb/>
zu dem jenigen/ &#x017F;o in aller Vnwarheit einem etwas auff-<lb/>
bringen? vnd was u&#x0364;bels von ihme dichten? O verfluch-<lb/>
te Zungen! Hir&#x017F;chzungen i&#x017F;t ein gewi&#x017F;&#x017F;es Kraut/ auff La-<lb/>
teini&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Splenium</hi> genannt/ di&#x017F;e Hir&#x017F;chzungen thut u&#x0364;ber<lb/>
alle ma&#x017F;&#x017F;en haylen; aber Men&#x017F;chen-Zungen hat das Wi-<lb/>
der&#x017F;pill/ weilen di&#x017F;e u&#x0364;ber alle ma&#x017F;&#x017F;en verwundet/ ab&#x017F;on-<lb/>
derlich die Gei&#x017F;tliche.</p><lb/>
        <p>Zu Jeru&#x017F;alem war ein Schwemm-Teuch auff He-<note place="right"><hi rendition="#aq">Joan.</hi> 5.</note><lb/>
brei&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Beth&#x017F;aida</hi> genannt/ vmb di&#x017F;en Teuch waren fu&#x0364;nff<lb/>
Schupffen gebauet/ worunter ein gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl der<lb/>
krancken vnd pre&#x017F;thafften Leuthen gelegen/ welche alle<lb/>
mit &#x017F;onderer Wacht&#x017F;ambkeit gewart haben/ biß der En-<lb/>
gel gedachtes Wa&#x017F;&#x017F;er beweget hat/ alsdann i&#x017F;t der er&#x017F;te/<lb/>
&#x017F;o hinein ge&#x017F;tigen/ von allen Kranckheiten/ Scha&#x0364;den/<lb/>
vnd u&#x0364;blen Zu&#x017F;ta&#x0364;nd erlo&#x0364;&#x017F;et worden. Allen Vermuethen<lb/>
nach i&#x017F;t di&#x017F;er Engel der <hi rendition="#aq">Raphael</hi> gewe&#x017F;t. Nun ent&#x017F;tehet<lb/>
die einige Frag/ warumben der Engel &#x017F;olchen Schwemm-<lb/>
Teuch gantz tru&#x0364;b habe gemacht. Damit man nit habe<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ehen/ meldet der heilige <hi rendition="#aq">Joannes Chry&#x017F;o&#x017F;tomus,<lb/>
Ni&#x017F;&#x017F;en. Abbas l.</hi> 7. die elende Ge&#x017F;chwer/ offene Scha&#x0364;-<lb/>
den/ graußliche Wunden/ wilde Tipel/ ab&#x017F;cheuliche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r r r</fw><fw place="bottom" type="catch">Kre-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[681/0717] Judæ ſchmaͤhleriſche Ehrabſchneiderey. re ja einer genug/ man thut bey der Apoſtoliſchen Taffel nit ſo wol tractiren/ der Judas als Ordinari Procurator haͤtt den Zecker ſchon allein koͤnnen tragen. Deſtwegen ſpricht der gelehrte Sylvaira hat vnſer HErꝛ alle Apoſtel von ſich geſchafft/ dieweilen er in Willens geweſt/ diſem Weib ihre haimbliche Laſter zu offenbahren/ aber gantz in der Still/ damit ſolches nit lautmaulig werde/ vnd ſie alſo bey den Leuthen in kein uͤbels Geſchray moͤchte kom- men/ derentwegen ſollen es die Juͤnger deß HErꝛn nit hoͤ- ren. O guͤtigiſter JEſu! du wilſt ſo gar nit/ daß man von dem Naͤchſten ſolle was boͤſes reden/ welches auch wahr iſt/ aber noch in der Gehaimb. Was ſagſt du dann zu dem jenigen/ ſo in aller Vnwarheit einem etwas auff- bringen? vnd was uͤbels von ihme dichten? O verfluch- te Zungen! Hirſchzungen iſt ein gewiſſes Kraut/ auff La- teiniſch Splenium genannt/ diſe Hirſchzungen thut uͤber alle maſſen haylen; aber Menſchen-Zungen hat das Wi- derſpill/ weilen diſe uͤber alle maſſen verwundet/ abſon- derlich die Geiſtliche. Zu Jeruſalem war ein Schwemm-Teuch auff He- breiſch Bethſaida genannt/ vmb diſen Teuch waren fuͤnff Schupffen gebauet/ worunter ein groſſe Anzahl der krancken vnd preſthafften Leuthen gelegen/ welche alle mit ſonderer Wachtſambkeit gewart haben/ biß der En- gel gedachtes Waſſer beweget hat/ alsdann iſt der erſte/ ſo hinein geſtigen/ von allen Kranckheiten/ Schaͤden/ vnd uͤblen Zuſtaͤnd erloͤſet worden. Allen Vermuethen nach iſt diſer Engel der Raphael geweſt. Nun entſtehet die einige Frag/ warumben der Engel ſolchen Schwemm- Teuch gantz truͤb habe gemacht. Damit man nit habe koͤnnen ſehen/ meldet der heilige Joannes Chryſoſtomus, Niſſen. Abbas l. 7. die elende Geſchwer/ offene Schaͤ- den/ graußliche Wunden/ wilde Tipel/ abſcheuliche Kre- Joan. 5. R r r r

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/717
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/717>, abgerufen am 26.11.2024.