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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.

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Judas vom Geitz eingenommen.
Kranz. in
Wandal.
l. 11. c. 3.
Vading.
in Ann.
1406.
In vita.
Ferr. in
Cat. 31.
Jul.
Steph.
Kep. in
vit. lib.
3. c.
4.
zwaintzig Jahren nichts anders genossen/ als allein das Aller-
höchste Sacrament deß Altars. Das soll ein Fasten genennet
werden! Die seelige Coleta durch viertzig Täg. Die seelige E-
lena Encelmina
durch drey Monath. Der H. Abbt Fausti-
nus
durch zwaintzig Täg. Die seelige Clara de Agolantibus
durch ein halbes Jahr/ haben dergestalten gefastet/ daß sie nit
die geringste Speiß zu sich genommen/ soll das nit ein Fasten
seyn? Alle dise/ vnd vil vnzahlbare mehr haben durch ihr Fa-
sten vnd Abbruch grosse Verdiensten im Himmel gesamblet/
GOtt dem Höchsten ein grosses Wolgefallen verursacht/ vnd
ein sondere Cron im Himmel geschmidt.

Entgegen die Geltgierige Geitzhälß fasten ebenfalls/ vnd
dannoch sambt ihrem strengen Abbruch/ vnd harter Casteyung
fahren sie noch zum Teuffel. O Narren! Wol recht Pazen
vnd Pazo, gar gut Matto vnd Matthaeus (dann diser an-
fangs ein Geitzhalß ware) nit übel Denari vnd Närrisch/ stim-
men Nahmen halber übereins/ zumahlen kein bessers Praedi-
cat
verdient der Geitzige/ als daß er einer mit dem Klaffterlan-
gen N. soll benambset werden. Der Geitzige sihet so dürr vnd
mager auß/ als wäre er erst neulich von einem Nürnbergeri-
schen Bein-Dräxler in einer Staffera überschickt worden/ seine
Augen stecken im Kopff/ wie zwey gläserne Knöpff in einem
Flecksieder-Wammes/ sein Stirn ist so glat/ wie ein alter
Feur-Kübel/ den man in der Brunst zu Troja gebraucht hat.
Die Wangen seynd dergestalten außdorrt/ daß sie tauglich/ da-
fern sie an einem Stängl wären/ zu einem Fliegen-Täschl/ die
Haar stehen so matt/ wie das alte Gemieß auff einem Bauern-
Tach/ das Maul ist so kleinmüthig/ daß es schier nit mag auff-
gehen/ wie ein alter verroster Thür-Angl/ die Stimm ist so
schlecht/ daß sie auch ein Glocken an dem Halß einer Schwei-
tzer-Kuhe überschreyt/ der gantze Leib ist also dürr vnd außge-
merglet/ daß der Bauch einer zusammen gefallenen Sackpfeif-
fen nit vngleich/ mit dem Ellen-Bogen kont er ohne sondere
Mühe ein aichenes Breth durchbohren/ der Narr ist dem Kö-

nig

Judas vom Geitz eingenommen.
Kranz. in
Wandal.
l. 11. c. 3.
Vading.
in Ann.
1406.
In vita.
Ferr. in
Cat. 31.
Jul.
Steph.
Kep. in
vit. lib.
3. c.
4.
zwaintzig Jahren nichts anders genoſſen/ als allein das Aller-
hoͤchſte Sacrament deß Altars. Das ſoll ein Faſten genennet
werden! Die ſeelige Coleta durch viertzig Taͤg. Die ſeelige E-
lena Encelmina
durch drey Monath. Der H. Abbt Fauſti-
nus
durch zwaintzig Taͤg. Die ſeelige Clara de Agolantibus
durch ein halbes Jahr/ haben dergeſtalten gefaſtet/ daß ſie nit
die geringſte Speiß zu ſich genommen/ ſoll das nit ein Faſten
ſeyn? Alle diſe/ vnd vil vnzahlbare mehr haben durch ihr Fa-
ſten vnd Abbruch groſſe Verdienſten im Himmel geſamblet/
GOtt dem Hoͤchſten ein groſſes Wolgefallen verurſacht/ vnd
ein ſondere Cron im Himmel geſchmidt.

Entgegen die Geltgierige Geitzhaͤlß faſten ebenfalls/ vnd
dannoch ſambt ihrem ſtrengen Abbruch/ vnd harter Caſteyung
fahren ſie noch zum Teuffel. O Narren! Wol recht Pazen
vnd Pazo, gar gut Matto vnd Matthæus (dann diſer an-
fangs ein Geitzhalß ware) nit uͤbel Denari vnd Naͤrriſch/ ſtim-
men Nahmen halber uͤbereins/ zumahlen kein beſſers Prædi-
cat
verdient der Geitzige/ als daß er einer mit dem Klaffterlan-
gen N. ſoll benambſet werden. Der Geitzige ſihet ſo duͤrꝛ vnd
mager auß/ als waͤre er erſt neulich von einem Nuͤrnbergeri-
ſchen Bein-Draͤxler in einer Staffera uͤberſchickt worden/ ſeine
Augen ſtecken im Kopff/ wie zwey glaͤſerne Knoͤpff in einem
Fleckſieder-Wammes/ ſein Stirn iſt ſo glat/ wie ein alter
Feur-Kuͤbel/ den man in der Brunſt zu Troja gebraucht hat.
Die Wangen ſeynd dergeſtalten außdorꝛt/ daß ſie tauglich/ da-
fern ſie an einem Staͤngl waͤren/ zu einem Fliegen-Taͤſchl/ die
Haar ſtehen ſo matt/ wie das alte Gemieß auff einem Bauern-
Tach/ das Maul iſt ſo kleinmuͤthig/ daß es ſchier nit mag auff-
gehen/ wie ein alter verroſter Thuͤr-Angl/ die Stimm iſt ſo
ſchlecht/ daß ſie auch ein Glocken an dem Halß einer Schwei-
tzer-Kuhe uͤberſchreyt/ der gantze Leib iſt alſo duͤrꝛ vnd außge-
merglet/ daß der Bauch einer zuſammen gefallenen Sackpfeif-
fen nit vngleich/ mit dem Ellen-Bogen kont er ohne ſondere
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[298/0316] Judas vom Geitz eingenommen. zwaintzig Jahren nichts anders genoſſen/ als allein das Aller- hoͤchſte Sacrament deß Altars. Das ſoll ein Faſten genennet werden! Die ſeelige Coleta durch viertzig Taͤg. Die ſeelige E- lena Encelmina durch drey Monath. Der H. Abbt Fauſti- nus durch zwaintzig Taͤg. Die ſeelige Clara de Agolantibus durch ein halbes Jahr/ haben dergeſtalten gefaſtet/ daß ſie nit die geringſte Speiß zu ſich genommen/ ſoll das nit ein Faſten ſeyn? Alle diſe/ vnd vil vnzahlbare mehr haben durch ihr Fa- ſten vnd Abbruch groſſe Verdienſten im Himmel geſamblet/ GOtt dem Hoͤchſten ein groſſes Wolgefallen verurſacht/ vnd ein ſondere Cron im Himmel geſchmidt. Kranz. in Wandal. l. 11. c. 3. Vading. in Ann. 1406. In vita. Ferr. in Cat. 31. Jul. Steph. Kep. in vit. lib. 3. c. 4. Entgegen die Geltgierige Geitzhaͤlß faſten ebenfalls/ vnd dannoch ſambt ihrem ſtrengen Abbruch/ vnd harter Caſteyung fahren ſie noch zum Teuffel. O Narren! Wol recht Pazen vnd Pazo, gar gut Matto vnd Matthæus (dann diſer an- fangs ein Geitzhalß ware) nit uͤbel Denari vnd Naͤrriſch/ ſtim- men Nahmen halber uͤbereins/ zumahlen kein beſſers Prædi- cat verdient der Geitzige/ als daß er einer mit dem Klaffterlan- gen N. ſoll benambſet werden. Der Geitzige ſihet ſo duͤrꝛ vnd mager auß/ als waͤre er erſt neulich von einem Nuͤrnbergeri- ſchen Bein-Draͤxler in einer Staffera uͤberſchickt worden/ ſeine Augen ſtecken im Kopff/ wie zwey glaͤſerne Knoͤpff in einem Fleckſieder-Wammes/ ſein Stirn iſt ſo glat/ wie ein alter Feur-Kuͤbel/ den man in der Brunſt zu Troja gebraucht hat. Die Wangen ſeynd dergeſtalten außdorꝛt/ daß ſie tauglich/ da- fern ſie an einem Staͤngl waͤren/ zu einem Fliegen-Taͤſchl/ die Haar ſtehen ſo matt/ wie das alte Gemieß auff einem Bauern- Tach/ das Maul iſt ſo kleinmuͤthig/ daß es ſchier nit mag auff- gehen/ wie ein alter verroſter Thuͤr-Angl/ die Stimm iſt ſo ſchlecht/ daß ſie auch ein Glocken an dem Halß einer Schwei- tzer-Kuhe uͤberſchreyt/ der gantze Leib iſt alſo duͤrꝛ vnd außge- merglet/ daß der Bauch einer zuſammen gefallenen Sackpfeif- fen nit vngleich/ mit dem Ellen-Bogen kont er ohne ſondere Muͤhe ein aichenes Breth durchbohren/ der Narꝛ iſt dem Koͤ- nig

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/316>, abgerufen am 22.11.2024.