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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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sondern denselben übel zugebracht.
schauet/ was ihr sehet/ das ich thue/ so thut es auch/ kaum
aber daß solche Wort geschehen/ ist sie alsobalden erstarret
am gantzen Leib/ also gebuckter gantz unbeweglich ge-
standen/ ob wäre sie vom harten Marmorstein/ und zu-
gleich ihre unglückseelige Seele aufgeben.

So scrupulos wie Magdalena, und ihre zwey Came-
radinen/ bin ich nit/ sagt ein Burger/ dann wann ich zu-
weilen überhäuffige Arbeit hab/ so nimm ich den Sonn-
tag zur Behilff/ arbeite den Sonntag Vormittags biß
um halbe zwölff Uhr/ so dann erdappe ich noch eine Meß/
und gemeiniglich treff ich einen Priester an/ der zwischen
Anfang und End sich nit viel aufhält/ solcher gestalten hab
ich dem Sonntag weder Ehr noch Ohr abgeschnitten/
wann mir die Raben das Brod ins Hauß tragten/ wie
dem Eliä/ so thät ich mich um das Arbeiten auch nit viel
annehmen. Mein Burger/ wie gottloß zeigt ihr euch
gegen dem Allerhöchsten/ Adam war derentwegen so gros-
ser Straff würdig/ weil ihme der Allerhöchste das gantze
Paradeiß/ und alles Obs darinnen zu seinem Wolgefal-
len übergeben/ einen einigen Baum aber ihme vorbehal-
ten/ und Adam gleichwol so vermessen/ daß er GOtt auch
diesen Baum nit gelassen. Euch hat GOtt 6. Tag in der
Wochen geben/ die ihr pur und einig zu euren Diensten
nach Wohlgefallen könnt brauchen/ einen einigen Sonn-
tag aber hat er ihme vorbehalten/ und ihr seyd so Gewis-
sen-los/ und unverschamt/ daß ihr auch diesen ihme nit
vergönnet. Sehet aber zu/ daß euch und das eurige nicht
Gottes Hand züchtige/ welche dergleichen Ubertrettungen
nit ungestrafft läst. Lieset man doch in dem Leben des H.
Vgonis, daß ein Burger/ und seines Handwercks einSpee. Ex-
empl.
193.

Beck/ je und alle Sonntag den gantzen Tag gebachen/

mehrer
Pars III. U

ſondern denſelben uͤbel zugebracht.
ſchauet/ was ihr ſehet/ das ich thue/ ſo thut es auch/ kaum
aber daß ſolche Wort geſchehen/ iſt ſie alſobalden erſtarret
am gantzen Leib/ alſo gebuckter gantz unbeweglich ge-
ſtanden/ ob waͤre ſie vom harten Marmorſtein/ und zu-
gleich ihre ungluͤckſeelige Seele aufgeben.

So ſcrupulos wie Magdalena, und ihre zwey Came-
radinen/ bin ich nit/ ſagt ein Burger/ dann wann ich zu-
weilen uͤberhaͤuffige Arbeit hab/ ſo nimm ich den Sonn-
tag zur Behilff/ arbeite den Sonntag Vormittags biß
um halbe zwoͤlff Uhr/ ſo dann erdappe ich noch eine Meß/
und gemeiniglich treff ich einen Prieſter an/ der zwiſchen
Anfang und End ſich nit viel aufhaͤlt/ ſolcher geſtalten hab
ich dem Sonntag weder Ehr noch Ohr abgeſchnitten/
wann mir die Raben das Brod ins Hauß tragten/ wie
dem Eliaͤ/ ſo thaͤt ich mich um das Arbeiten auch nit viel
annehmen. Mein Burger/ wie gottloß zeigt ihr euch
gegen dem Allerhoͤchſten/ Adam war derentwegen ſo groſ-
ſer Straff wuͤrdig/ weil ihme der Allerhoͤchſte das gantze
Paradeiß/ und alles Obs darinnen zu ſeinem Wolgefal-
len uͤbergeben/ einen einigen Baum aber ihme vorbehal-
ten/ und Adam gleichwol ſo vermeſſen/ daß er GOtt auch
dieſen Baum nit gelaſſen. Euch hat GOtt 6. Tag in der
Wochen geben/ die ihr pur und einig zu euren Dienſten
nach Wohlgefallen koͤnnt brauchen/ einen einigen Sonn-
tag aber hat er ihme vorbehalten/ und ihr ſeyd ſo Gewiſ-
ſen-los/ und unverſchamt/ daß ihr auch dieſen ihme nit
vergoͤnnet. Sehet aber zu/ daß euch und das eurige nicht
Gottes Hand zuͤchtige/ welche dergleichen Ubertrettungen
nit ungeſtrafft laͤſt. Lieſet man doch in dem Leben des H.
Vgonis, daß ein Burger/ und ſeines Handwercks einSpee. Ex-
empl.
193.

Beck/ je und alle Sonntag den gantzen Tag gebachen/

mehrer
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[153/0185] ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ſchauet/ was ihr ſehet/ das ich thue/ ſo thut es auch/ kaum aber daß ſolche Wort geſchehen/ iſt ſie alſobalden erſtarret am gantzen Leib/ alſo gebuckter gantz unbeweglich ge- ſtanden/ ob waͤre ſie vom harten Marmorſtein/ und zu- gleich ihre ungluͤckſeelige Seele aufgeben. So ſcrupulos wie Magdalena, und ihre zwey Came- radinen/ bin ich nit/ ſagt ein Burger/ dann wann ich zu- weilen uͤberhaͤuffige Arbeit hab/ ſo nimm ich den Sonn- tag zur Behilff/ arbeite den Sonntag Vormittags biß um halbe zwoͤlff Uhr/ ſo dann erdappe ich noch eine Meß/ und gemeiniglich treff ich einen Prieſter an/ der zwiſchen Anfang und End ſich nit viel aufhaͤlt/ ſolcher geſtalten hab ich dem Sonntag weder Ehr noch Ohr abgeſchnitten/ wann mir die Raben das Brod ins Hauß tragten/ wie dem Eliaͤ/ ſo thaͤt ich mich um das Arbeiten auch nit viel annehmen. Mein Burger/ wie gottloß zeigt ihr euch gegen dem Allerhoͤchſten/ Adam war derentwegen ſo groſ- ſer Straff wuͤrdig/ weil ihme der Allerhoͤchſte das gantze Paradeiß/ und alles Obs darinnen zu ſeinem Wolgefal- len uͤbergeben/ einen einigen Baum aber ihme vorbehal- ten/ und Adam gleichwol ſo vermeſſen/ daß er GOtt auch dieſen Baum nit gelaſſen. Euch hat GOtt 6. Tag in der Wochen geben/ die ihr pur und einig zu euren Dienſten nach Wohlgefallen koͤnnt brauchen/ einen einigen Sonn- tag aber hat er ihme vorbehalten/ und ihr ſeyd ſo Gewiſ- ſen-los/ und unverſchamt/ daß ihr auch dieſen ihme nit vergoͤnnet. Sehet aber zu/ daß euch und das eurige nicht Gottes Hand zuͤchtige/ welche dergleichen Ubertrettungen nit ungeſtrafft laͤſt. Lieſet man doch in dem Leben des H. Vgonis, daß ein Burger/ und ſeines Handwercks ein Beck/ je und alle Sonntag den gantzen Tag gebachen/ mehrer Spee. Ex- empl. 193. Pars III. U

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/185>, abgerufen am 21.05.2024.