Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der falsche Böswicht kanst mir/ und sollst mir dein lebentag danckbar seyn/auch deiner Zusagung nachkommen/ dann durch meine Wort habe ich dich beym Leben erhalten. Ja! sagt der Fuchs hinwieder/ dein Mund ware zwar gut/ aber das Augenwincken danck dir der Teufel. Das ist die Arth vieler falscher Brüder/ die sich mehrmahlen ganz redlich und gut zeigen mit dem Maul/ unterdessen in der Stille einen verfolgen/ und nach dem Seinigen trachten. Der- gleichen Exempeln ist die halbe Welt voll. Um GOttes willen! wo muß ich dann die liebe Redlichkeit antreffen? Da ich in dergleichen Gedancken gestanden/ als wäre Der König Pharao in Egypten hatte einen Cammer- muth-
Judas der falſche Boͤswicht kanſt mir/ und ſollſt mir dein lebentag danckbar ſeyn/auch deiner Zuſagung nachkommen/ dann durch meine Wort habe ich dich beym Leben erhalten. Ja! ſagt der Fuchs hinwieder/ dein Mund ware zwar gut/ aber das Augenwincken danck dir der Teufel. Das iſt die Arth vieler falſcher Bruͤder/ die ſich mehrmahlen ganz redlich und gut zeigen mit dem Maul/ unterdeſſen in der Stille einen verfolgen/ und nach dem Seinigen trachten. Der- gleichen Exempeln iſt die halbe Welt voll. Um GOttes willen! wo muß ich dann die liebe Redlichkeit antreffen? Da ich in dergleichen Gedancken geſtanden/ als waͤre Der Koͤnig Pharao in Egypten hatte einen Cammer- muth-
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Judas der falſche Boͤswicht
kanſt mir/ und ſollſt mir dein lebentag danckbar ſeyn/
auch deiner Zuſagung nachkommen/ dann durch meine
Wort habe ich dich beym Leben erhalten. Ja! ſagt der
Fuchs hinwieder/ dein Mund ware zwar gut/ aber das
Augenwincken danck dir der Teufel. Das iſt die Arth
vieler falſcher Bruͤder/ die ſich mehrmahlen ganz redlich
und gut zeigen mit dem Maul/ unterdeſſen in der Stille
einen verfolgen/ und nach dem Seinigen trachten. Der-
gleichen Exempeln iſt die halbe Welt voll. Um GOttes
willen! wo muß ich dann die liebe Redlichkeit antreffen?
Da ich in dergleichen Gedancken geſtanden/ als waͤre
faſt kein Hofnung mehr/ ſolche zufinden/ erblickte ich ein
paar Ehevolck/ welche ein ſo freundliches Geſpraͤch fuͤhr-
ten/ daß ich haͤtte geſchworen/ es koͤnne hierinnen kein
Falſchheit verborgen ſeyn/ ſondern beederſeits im Mund
und Hertzen loſiere die Redlichkeit/ bin ich aber bald her-
nach ganz anderſt berichtet worden/ daß ſie Madame ih-
me zwar ſehr ſchoͤn thaͤte/ aber unterdeſſen gehe es ihrer
Seits nit redlich her.
Der Koͤnig Pharao in Egypten hatte einen Cammer-
Herrn/ der zugleich auch ein Feld-Obriſter ware/ Namens
Putiphar, dieſer aber haͤtte billicher ſollen heiſſen Puta-
nifer, dann er hatte ein Frau/ ſeiner albern Meynung
nach/ die allerredlichſte/ aber ſie konte ſich meiſterlich in
die Falſchheit ſchicken/ nachdem ſie die Augen geworffen
in die ſchoͤne Geſtalt des Joſephs/ ſo daſelbſten in Dien-
ſten/ ſo war zugleich auch die Keuſchheit verworffen/
darum ehrliche Weiber ſollen beſchaffen ſeyn/ wie der ar-
men Leuth ihre Suppen/ die gar wenig Augen haben/ ſie
feyrete nit/ und ſucht in allweeg/ ihr uͤbles Beginnen zu
vollziehen/ ja ſie feurete nur gar zu ſtarck/ als welche der
muth-
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