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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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verrahtet JEsum mit einem Kuß.

Es hat aber auch den begangenen Ehebruch David
wollen in Allweg verblümblen/ indem er den Uriam gar
zu Tisch geruffen/ und ihme freundlich zugesprochen/ daß
er doch möcht ein paar Nächt zu Hauß bleiben/ etc. der
Feldzug könne wohl ohne seiner geschehen/ er sehe gern/
daß er seiner Frauen zu Trost das Feld quitiren möchte.
David hat auch seines gleichen viel/ die sich stellen/ als
mainten sie es gar redlich/ mit ihren Weibern/ da unter-
dessen die Sach in weit anderem Stand/ und die Falsch-
heit fein warm unter der Decken ligt; Tausend Griffl/
Vortheil/ Arglist/ Betrug könte man beybringen/ welche
beederseits in dem Ehestand von der vermantleten Falsch-
heit seynd erdacht worden/ weilen aber dergleichen Ge-
schichten mehrer zu einer Bosheit/ und üblen Unterrich-
tung/ als zu einer heilsamen Lehr möchten dienen/ also
bleiben solche mit der Verschwiegenheit zugedeckt und
verhüllt. Ware mir also sehr Leyd/ daß ich so wenig
Redlichkeit auch in diesem sonst Loh-würdigsten Stand
habe angetroffen.

Ich hörte gleich hierauf ein grosses Geschrey/ und
ungeheures Getümmel im nechsten Haus/ aus solchem
Wetter und ungestümmen Zank-Worten konte ich mir
leicht einbilden/ es werde bald einschlagen/ wie es dann
nit anderst geschehen/ und hatte Weib und Mann derge-
stalten duellirt/ daß solcher grobe Tact beederseits ein
blutige Music verursachet/ keinen andern Text hörete ich/
so viel ich konte vernehmen/ als diesen: Du Schelm! du hast
mich betrogen/ du Mörder! hast dich so fromm und heilig
gestellt/ daß ich geglaubt/ du habest schon ein Supernu-
merari
-Stell in der Litaney Aller-Heiligen/ daß ich ver-
meint/ du habest schon ein Exspectanz zu einer Canoni-

zation,
O o 2
verrahtet JEſum mit einem Kuß.

Es hat aber auch den begangenen Ehebruch David
wollen in Allweg verbluͤmblen/ indem er den Uriam gar
zu Tiſch geruffen/ und ihme freundlich zugeſprochen/ daß
er doch moͤcht ein paar Naͤcht zu Hauß bleiben/ ꝛc. der
Feldzug koͤnne wohl ohne ſeiner geſchehen/ er ſehe gern/
daß er ſeiner Frauen zu Troſt das Feld quitiren moͤchte.
David hat auch ſeines gleichen viel/ die ſich ſtellen/ als
mainten ſie es gar redlich/ mit ihren Weibern/ da unter-
deſſen die Sach in weit anderem Stand/ und die Falſch-
heit fein warm unter der Decken ligt; Tauſend Griffl/
Vortheil/ Argliſt/ Betrug koͤnte man beybringen/ welche
beederſeits in dem Eheſtand von der vermantleten Falſch-
heit ſeynd erdacht worden/ weilen aber dergleichen Ge-
ſchichten mehrer zu einer Bosheit/ und uͤblen Unterrich-
tung/ als zu einer heilſamen Lehr moͤchten dienen/ alſo
bleiben ſolche mit der Verſchwiegenheit zugedeckt und
verhuͤllt. Ware mir alſo ſehr Leyd/ daß ich ſo wenig
Redlichkeit auch in dieſem ſonſt Loh-wuͤrdigſten Stand
habe angetroffen.

Ich hoͤrte gleich hierauf ein groſſes Geſchrey/ und
ungeheures Getuͤmmel im nechſten Haus/ aus ſolchem
Wetter und ungeſtuͤmmen Zank-Worten konte ich mir
leicht einbilden/ es werde bald einſchlagen/ wie es dann
nit anderſt geſchehen/ und hatte Weib und Mann derge-
ſtalten duellirt/ daß ſolcher grobe Tact beederſeits ein
blutige Muſic verurſachet/ keinen andern Text hoͤrete ich/
ſo viel ich konte vernehmen/ als dieſen: Du Schelm! du haſt
mich betrogen/ du Moͤrder! haſt dich ſo fromm und heilig
geſtellt/ daß ich geglaubt/ du habeſt ſchon ein Supernu-
merari
-Stell in der Litaney Aller-Heiligen/ daß ich ver-
meint/ du habeſt ſchon ein Exſpectanz zu einer Canoni-

zation,
O o 2
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[291/0323] verrahtet JEſum mit einem Kuß. Es hat aber auch den begangenen Ehebruch David wollen in Allweg verbluͤmblen/ indem er den Uriam gar zu Tiſch geruffen/ und ihme freundlich zugeſprochen/ daß er doch moͤcht ein paar Naͤcht zu Hauß bleiben/ ꝛc. der Feldzug koͤnne wohl ohne ſeiner geſchehen/ er ſehe gern/ daß er ſeiner Frauen zu Troſt das Feld quitiren moͤchte. David hat auch ſeines gleichen viel/ die ſich ſtellen/ als mainten ſie es gar redlich/ mit ihren Weibern/ da unter- deſſen die Sach in weit anderem Stand/ und die Falſch- heit fein warm unter der Decken ligt; Tauſend Griffl/ Vortheil/ Argliſt/ Betrug koͤnte man beybringen/ welche beederſeits in dem Eheſtand von der vermantleten Falſch- heit ſeynd erdacht worden/ weilen aber dergleichen Ge- ſchichten mehrer zu einer Bosheit/ und uͤblen Unterrich- tung/ als zu einer heilſamen Lehr moͤchten dienen/ alſo bleiben ſolche mit der Verſchwiegenheit zugedeckt und verhuͤllt. Ware mir alſo ſehr Leyd/ daß ich ſo wenig Redlichkeit auch in dieſem ſonſt Loh-wuͤrdigſten Stand habe angetroffen. Ich hoͤrte gleich hierauf ein groſſes Geſchrey/ und ungeheures Getuͤmmel im nechſten Haus/ aus ſolchem Wetter und ungeſtuͤmmen Zank-Worten konte ich mir leicht einbilden/ es werde bald einſchlagen/ wie es dann nit anderſt geſchehen/ und hatte Weib und Mann derge- ſtalten duellirt/ daß ſolcher grobe Tact beederſeits ein blutige Muſic verurſachet/ keinen andern Text hoͤrete ich/ ſo viel ich konte vernehmen/ als dieſen: Du Schelm! du haſt mich betrogen/ du Moͤrder! haſt dich ſo fromm und heilig geſtellt/ daß ich geglaubt/ du habeſt ſchon ein Supernu- merari-Stell in der Litaney Aller-Heiligen/ daß ich ver- meint/ du habeſt ſchon ein Exſpectanz zu einer Canoni- zation, O o 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/323>, abgerufen am 21.11.2024.