Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der falsche Böswicht
gehender vollkonunenen Beicht und heiligen Commu-
nion
soll unerschrockner den Geist befragen/ was dann
sein begehren seye? deme er dann in allem embsigst nach-
kommen/ und wie dieser schlauhe Küttelgeist wieder bey
der Nacht erschienen/ so fragt er ihn/ zwar mit Schrecken
und Zittern/ alle gute Geister loben GOtt den HErrn etc.
was sein Verlangen seye? wer er seye? in was Stands er
seye? Ach! ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! über
alle Schmerzen! ich bin dein geweste Ehewürthin/ und
bin von dem gerechten GOtt wegen meiner noch nit recht
abgebüßter Sünden/ auch andern Unvollkommenheiten
in die zeitliche Straff des Fegfeurs gestossen worden/ ach!
ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! über alle Schmer-
zen! Wolan/ sagt er/ ist dann einiges Mittel dir zu helfen/
und dich aus solchen Peynen zu erlösen/ so entdecke es/ ich
will allen möglichen Fleiß auch Unkosten anwenden dir
zu helfen/ ach ja/ ja! seuffzete dieser langzopfete Geist/ ja/
sprach er/ weilen ich bey lebzeiten nach Weiber-Arth auch
der Hoffarth zimlich ergeben war/ derenthalben ich auch
anjezo also leyde/ so will mich der genaue Göttliche Richter
nit frey und los lassen ans diesem so peynlichem Kercker/
bis du ein Werck der Demuth übest/ und dein ohne das
treues Dienst-Mensch die Mariandl heurathen thust:
Hiermit packte sich der verstellte Geist wieder aus den Au-
gen/ dem Herrn aber nit aus der Gedächtnus: Dann in
aller frühe des andern Tags er sich mit seinen Bekand-
ten und Anverwandten berathschlaget/ wie der Sachen
zu thun wäre? deren etliche es vor ein Geschicht/ andere
vor ein Gedicht gehalten/ der Herr aber hatte schon gänz-
lich entschlossen/ gedachtes Mensch zu freyen/ es wurden
auch alle gehörige Anstalten hierzu gemacht/ und wäre sie

unfehl-

Judas der falſche Boͤswicht
gehender vollkonunenen Beicht und heiligen Commu-
nion
ſoll unerſchrockner den Geiſt befragen/ was dann
ſein begehren ſeye? deme er dann in allem embſigſt nach-
kommen/ und wie dieſer ſchlauhe Kuͤttelgeiſt wieder bey
der Nacht erſchienen/ ſo fragt er ihn/ zwar mit Schrecken
und Zittern/ alle gute Geiſter loben GOtt den HErrn ꝛc.
was ſein Verlangen ſeye? wer er ſeye? in was Stands er
ſeye? Ach! ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! uͤber
alle Schmerzen! ich bin dein geweſte Ehewuͤrthin/ und
bin von dem gerechten GOtt wegen meiner noch nit recht
abgebuͤßter Suͤnden/ auch andern Unvollkommenheiten
in die zeitliche Straff des Fegfeurs geſtoſſen worden/ ach!
ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! uͤber alle Schmer-
zen! Wolan/ ſagt er/ iſt dann einiges Mittel dir zu helfen/
und dich aus ſolchen Peynen zu erloͤſen/ ſo entdecke es/ ich
will allen moͤglichen Fleiß auch Unkoſten anwenden dir
zu helfen/ ach ja/ ja! ſeuffzete dieſer langzopfete Geiſt/ ja/
ſprach er/ weilen ich bey lebzeiten nach Weiber-Arth auch
der Hoffarth zimlich ergeben war/ derenthalben ich auch
anjezo alſo leyde/ ſo will mich der genaue Goͤttliche Richter
nit frey und los laſſen ans dieſem ſo peynlichem Kercker/
bis du ein Werck der Demuth uͤbeſt/ und dein ohne das
treues Dienſt-Menſch die Mariandl heurathen thuſt:
Hiermit packte ſich der verſtellte Geiſt wieder aus den Au-
gen/ dem Herrn aber nit aus der Gedaͤchtnus: Dann in
aller fruͤhe des andern Tags er ſich mit ſeinen Bekand-
ten und Anverwandten berathſchlaget/ wie der Sachen
zu thun waͤre? deren etliche es vor ein Geſchicht/ andere
vor ein Gedicht gehalten/ der Herr aber hatte ſchon gaͤnz-
lich entſchloſſen/ gedachtes Menſch zu freyen/ es wurden
auch alle gehoͤrige Anſtalten hierzu gemacht/ und waͤre ſie

unfehl-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0326" n="294"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas der fal&#x017F;che Bo&#x0364;swicht</hi></fw><lb/>
gehender vollkonunenen Beicht und heiligen <hi rendition="#aq">Commu-<lb/>
nion</hi> &#x017F;oll uner&#x017F;chrockner den Gei&#x017F;t befragen/ was dann<lb/>
&#x017F;ein begehren &#x017F;eye? deme er dann in allem emb&#x017F;ig&#x017F;t nach-<lb/>
kommen/ und wie die&#x017F;er &#x017F;chlauhe Ku&#x0364;ttelgei&#x017F;t wieder bey<lb/>
der Nacht er&#x017F;chienen/ &#x017F;o fragt er ihn/ zwar mit Schrecken<lb/>
und Zittern/ alle gute Gei&#x017F;ter loben GOtt den HErrn &#xA75B;c.<lb/>
was &#x017F;ein Verlangen &#x017F;eye? wer er &#x017F;eye? in was Stands er<lb/>
&#x017F;eye? Ach! ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! u&#x0364;ber<lb/>
alle Schmerzen! ich bin dein gewe&#x017F;te Ehewu&#x0364;rthin/ und<lb/>
bin von dem gerechten GOtt wegen meiner noch nit recht<lb/>
abgebu&#x0364;ßter Su&#x0364;nden/ auch andern Unvollkommenheiten<lb/>
in die zeitliche Straff des Fegfeurs ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en worden/ ach!<lb/>
ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! u&#x0364;ber alle Schmer-<lb/>
zen! Wolan/ &#x017F;agt er/ i&#x017F;t dann einiges Mittel dir zu helfen/<lb/>
und dich aus &#x017F;olchen Peynen zu erlo&#x0364;&#x017F;en/ &#x017F;o entdecke es/ ich<lb/>
will allen mo&#x0364;glichen Fleiß auch Unko&#x017F;ten anwenden dir<lb/>
zu helfen/ ach ja/ ja! &#x017F;euffzete die&#x017F;er langzopfete Gei&#x017F;t/ ja/<lb/>
&#x017F;prach er/ weilen ich bey lebzeiten nach Weiber-Arth auch<lb/>
der Hoffarth zimlich ergeben war/ derenthalben ich auch<lb/>
anjezo al&#x017F;o leyde/ &#x017F;o will mich der genaue Go&#x0364;ttliche Richter<lb/>
nit frey und los la&#x017F;&#x017F;en ans die&#x017F;em &#x017F;o peynlichem Kercker/<lb/>
bis du ein Werck der Demuth u&#x0364;be&#x017F;t/ und dein ohne das<lb/>
treues Dien&#x017F;t-Men&#x017F;ch die Mariandl heurathen thu&#x017F;t:<lb/>
Hiermit packte &#x017F;ich der ver&#x017F;tellte Gei&#x017F;t wieder aus den Au-<lb/>
gen/ dem Herrn aber nit aus der Geda&#x0364;chtnus: Dann in<lb/>
aller fru&#x0364;he des andern Tags er &#x017F;ich mit &#x017F;einen Bekand-<lb/>
ten und Anverwandten berath&#x017F;chlaget/ wie der Sachen<lb/>
zu thun wa&#x0364;re? deren etliche es vor ein Ge&#x017F;chicht/ andere<lb/>
vor ein Gedicht gehalten/ der Herr aber hatte &#x017F;chon ga&#x0364;nz-<lb/>
lich ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ gedachtes Men&#x017F;ch zu freyen/ es wurden<lb/>
auch alle geho&#x0364;rige An&#x017F;talten hierzu gemacht/ und wa&#x0364;re &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unfehl-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0326] Judas der falſche Boͤswicht gehender vollkonunenen Beicht und heiligen Commu- nion ſoll unerſchrockner den Geiſt befragen/ was dann ſein begehren ſeye? deme er dann in allem embſigſt nach- kommen/ und wie dieſer ſchlauhe Kuͤttelgeiſt wieder bey der Nacht erſchienen/ ſo fragt er ihn/ zwar mit Schrecken und Zittern/ alle gute Geiſter loben GOtt den HErrn ꝛc. was ſein Verlangen ſeye? wer er ſeye? in was Stands er ſeye? Ach! ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! uͤber alle Schmerzen! ich bin dein geweſte Ehewuͤrthin/ und bin von dem gerechten GOtt wegen meiner noch nit recht abgebuͤßter Suͤnden/ auch andern Unvollkommenheiten in die zeitliche Straff des Fegfeurs geſtoſſen worden/ ach! ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! uͤber alle Schmer- zen! Wolan/ ſagt er/ iſt dann einiges Mittel dir zu helfen/ und dich aus ſolchen Peynen zu erloͤſen/ ſo entdecke es/ ich will allen moͤglichen Fleiß auch Unkoſten anwenden dir zu helfen/ ach ja/ ja! ſeuffzete dieſer langzopfete Geiſt/ ja/ ſprach er/ weilen ich bey lebzeiten nach Weiber-Arth auch der Hoffarth zimlich ergeben war/ derenthalben ich auch anjezo alſo leyde/ ſo will mich der genaue Goͤttliche Richter nit frey und los laſſen ans dieſem ſo peynlichem Kercker/ bis du ein Werck der Demuth uͤbeſt/ und dein ohne das treues Dienſt-Menſch die Mariandl heurathen thuſt: Hiermit packte ſich der verſtellte Geiſt wieder aus den Au- gen/ dem Herrn aber nit aus der Gedaͤchtnus: Dann in aller fruͤhe des andern Tags er ſich mit ſeinen Bekand- ten und Anverwandten berathſchlaget/ wie der Sachen zu thun waͤre? deren etliche es vor ein Geſchicht/ andere vor ein Gedicht gehalten/ der Herr aber hatte ſchon gaͤnz- lich entſchloſſen/ gedachtes Menſch zu freyen/ es wurden auch alle gehoͤrige Anſtalten hierzu gemacht/ und waͤre ſie unfehl-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/326
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/326>, abgerufen am 21.11.2024.