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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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und hört nit gern die Predig.
dalena ist weit früher aufgestanden/ wie sie zum heiligen
Grab geeilet/ auf solche Weise hört er ein gantzes Jahr
keine Predig/ GOtt verhüts/ daß ihme nit das Unglück
begegne/ wie dem Judas. Wäre euer Herr heunt in der
Predig gewest/ so hätt er gewiß auch etwas zu seiner
Seelen Heyl darvon getragen. Euer Herr ist ein Minister
zu Hoff/ und ein gehaimter Raht/ heunt hat der Predi-
ger nach der Länge und Breite vorgetragen/ wie ein sol-
cher zuweilen beschaffen sey/ nemlich wie Petrus auf dem
Berg Thabor, als der nur auf sein eignes Interesse gan-
gen/ und an das gemeine Wesen weiter nit viel ge-
dacht.

Unser HErr und Heyland nimmt mit sich auf den
Berg Thabor seine drey liebe Jünger und Apostel/ benant-
lich den Peter, den Jacob, und den Joannes, diesen dreyen
und treuen Aposteln/ zeigte er daselbst seine Glori und
Herrlichkeit/ indeme sein heiligstes Angesicht der Son-
nen gleich scheinte/ seine Kleidungen auch dem weissen
Schnee den Trutz gebotten/ und mit ihme in gantz glor-
reichen Gestalten Moyses und Elias als grosse Seulen des
Alten Testaments geredet haben. Wie nun alles voller
Glori und Herrlichkeit ware/ da hat Peter überlaut auf-
geschrien/ HERR/ da ist gut seyn! Als wolt er sagen/
Allegro, das ist ein Ort vor uns/ botz tausend Alleluia! Da
bringt mich kein Mensch mehr weck/ etc. Kaum daß er sol-
ches mit seiner unbehutsamen Zung hat ausgeredt/ da ist
alles verschwunden/ dem Peter zu einer Straff und billi-
gen Züchtigung/ um weil er ein so interessirter Minister
war bey unserm HErrn/ dann unangesehen/ daß er in sei-
ne Ohren damals gehört hat/ wie Christus der HERR
mit dem Moyses und Elias geredt hat von seinem Tod/ und
von seiner Creutzigung vor das gantze menschliche Ge-
schlecht/ so hat gleichwol Petrus auf dem Berg in der Glo-
ri daselbsten wollen mit Thristo verbleiben/ es geschehe

den
A 2

und hoͤrt nit gern die Predig.
dalena iſt weit fruͤher aufgeſtanden/ wie ſie zum heiligen
Grab geeilet/ auf ſolche Weiſe hoͤrt er ein gantzes Jahr
keine Predig/ GOtt verhuͤts/ daß ihme nit das Ungluͤck
begegne/ wie dem Judas. Waͤre euer Herr heunt in der
Predig geweſt/ ſo haͤtt er gewiß auch etwas zu ſeiner
Seelen Heyl darvon getragen. Euer Herr iſt ein Miniſter
zu Hoff/ und ein gehaimter Raht/ heunt hat der Predi-
ger nach der Laͤnge und Breite vorgetragen/ wie ein ſol-
cher zuweilen beſchaffen ſey/ nemlich wie Petrus auf dem
Berg Thabor, als der nur auf ſein eignes Intereſſe gan-
gen/ und an das gemeine Weſen weiter nit viel ge-
dacht.

Unſer HErr und Heyland nimmt mit ſich auf den
Berg Thabor ſeine drey liebe Juͤnger und Apoſtel/ benant-
lich den Peter, den Jacob, und den Joannes, dieſen dreyen
und treuen Apoſteln/ zeigte er daſelbſt ſeine Glori und
Herrlichkeit/ indeme ſein heiligſtes Angeſicht der Son-
nen gleich ſcheinte/ ſeine Kleidungen auch dem weiſſen
Schnee den Trutz gebotten/ und mit ihme in gantz glor-
reichen Geſtalten Moyſes und Elias als groſſe Seulen des
Alten Teſtaments geredet haben. Wie nun alles voller
Glori und Herrlichkeit ware/ da hat Peter uͤberlaut auf-
geſchrien/ HERR/ da iſt gut ſeyn! Als wolt er ſagen/
Allegro, das iſt ein Ort vor uns/ botz tauſend Alleluia! Da
bringt mich kein Menſch mehr weck/ ꝛc. Kaum daß er ſol-
ches mit ſeiner unbehutſamen Zung hat ausgeredt/ da iſt
alles verſchwunden/ dem Peter zu einer Straff und billi-
gen Zuͤchtigung/ um weil er ein ſo intereſſirter Miniſter
war bey unſerm HErrn/ dann unangeſehen/ daß er in ſei-
ne Ohren damals gehoͤrt hat/ wie Chriſtus der HERR
mit dem Moyſes und Elias geredt hat von ſeinem Tod/ und
von ſeiner Creutzigung vor das gantze menſchliche Ge-
ſchlecht/ ſo hat gleichwol Petrus auf dem Berg in der Glo-
ri daſelbſten wollen mit Thriſto verbleiben/ es geſchehe

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[3/0035] und hoͤrt nit gern die Predig. dalena iſt weit fruͤher aufgeſtanden/ wie ſie zum heiligen Grab geeilet/ auf ſolche Weiſe hoͤrt er ein gantzes Jahr keine Predig/ GOtt verhuͤts/ daß ihme nit das Ungluͤck begegne/ wie dem Judas. Waͤre euer Herr heunt in der Predig geweſt/ ſo haͤtt er gewiß auch etwas zu ſeiner Seelen Heyl darvon getragen. Euer Herr iſt ein Miniſter zu Hoff/ und ein gehaimter Raht/ heunt hat der Predi- ger nach der Laͤnge und Breite vorgetragen/ wie ein ſol- cher zuweilen beſchaffen ſey/ nemlich wie Petrus auf dem Berg Thabor, als der nur auf ſein eignes Intereſſe gan- gen/ und an das gemeine Weſen weiter nit viel ge- dacht. Unſer HErr und Heyland nimmt mit ſich auf den Berg Thabor ſeine drey liebe Juͤnger und Apoſtel/ benant- lich den Peter, den Jacob, und den Joannes, dieſen dreyen und treuen Apoſteln/ zeigte er daſelbſt ſeine Glori und Herrlichkeit/ indeme ſein heiligſtes Angeſicht der Son- nen gleich ſcheinte/ ſeine Kleidungen auch dem weiſſen Schnee den Trutz gebotten/ und mit ihme in gantz glor- reichen Geſtalten Moyſes und Elias als groſſe Seulen des Alten Teſtaments geredet haben. Wie nun alles voller Glori und Herrlichkeit ware/ da hat Peter uͤberlaut auf- geſchrien/ HERR/ da iſt gut ſeyn! Als wolt er ſagen/ Allegro, das iſt ein Ort vor uns/ botz tauſend Alleluia! Da bringt mich kein Menſch mehr weck/ ꝛc. Kaum daß er ſol- ches mit ſeiner unbehutſamen Zung hat ausgeredt/ da iſt alles verſchwunden/ dem Peter zu einer Straff und billi- gen Zuͤchtigung/ um weil er ein ſo intereſſirter Miniſter war bey unſerm HErrn/ dann unangeſehen/ daß er in ſei- ne Ohren damals gehoͤrt hat/ wie Chriſtus der HERR mit dem Moyſes und Elias geredt hat von ſeinem Tod/ und von ſeiner Creutzigung vor das gantze menſchliche Ge- ſchlecht/ ſo hat gleichwol Petrus auf dem Berg in der Glo- ri daſelbſten wollen mit Thriſto verbleiben/ es geſchehe den A 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/35>, abgerufen am 21.11.2024.