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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der Ertz-Schelm hasset das Wort Gottes/
den andern/ und zwar dem gantzen menschlichen Ge-
schlecht/ wie es woll/ wann nur er sein Contento, wann
nur er wohl stehet. Auf solche Weise ist mancher grosser
Minister bey Hof beschaffen/ der nur proprie zu dem pro-
prium properi
ret. Ey so proper! wann nur sein Cassa und
Casada wohl stehet/ es mag hernach das gemeine Wesen
hincken/ oder sincken/ oder stincken/ wann nur in seiner
Kuche Faßnacht/ es mögen andere Quatember haben o-
der Fasttag/ wann nur bey ihme der Vollmond/ das bo-
num commune
mag gleichwol zum letzten Viertel sich nei-
gen/ etc. Und wegen solches eignen Inreresse verduscht er die
Warheit/ verschweigt den üblen Zustand des gemeinen
Wesens/ verhindert die Justitz und Gerechtigkeit/ vergul-
det des Lands-Fürsten seine Fähler/ sagt ja/ wo er solte
den Kopff schütteln/ schüttelt den Kopff/ wo er solte ja sa-
gen/ O Pestilentz zu Hof! was harte Verantwortung
bey dem gerechten GOtt wird solcher haben?

Abraham schickte einen aus seinen Ministern, mit Na-
men Eliezer, in die Landschafft Mesopotamia, seinem
Sohn Isaac ein Weib zu suchen/ das war eine harte Ge-
sandschafft. Wie er nun gantz matt und müd in das Hauß
des Labans kommen/ da war Kuche und Keller in Bereit-
schafft/ da war die Tafel schon gedeckt/ da hats geheissen/
tragts auf/ und zetts nit/ nieder gesessen Herr Eliezer,
truncken Herr Eliezer, man laß ihms schmäcken Herr
Eliezer, man wird hungerig seyn Herr Eliezer, es ist ein
durstiges Wetter Herr Eliezer, diß ist ein Bikandter
Wein Herr Eliezer, in Gesundheit meiner Jungfrauen
Schwester (dazumalen hat man sie noch nit Fraule titu-
li
rt) Herr Eliezer! Ja/ ja freylich gedacht ihme der Eliezer,
hungerig bin ich/ und achten sich meine Zähne des Feyren
nicht/ durstig bin ich/ und ist meiner Zungen das feuchte
Wetter lieber/ als die grosse Dürre/ aber das Geschäfft
meines Herrn/ wessenthalben ich in die Landschafft kom-

men/

Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes/
den andern/ und zwar dem gantzen menſchlichen Ge-
ſchlecht/ wie es woll/ wann nur er ſein Contento, wann
nur er wohl ſtehet. Auf ſolche Weiſe iſt mancher groſſer
Miniſter bey Hof beſchaffen/ der nur propriè zu dem pro-
prium properi
ret. Ey ſo proper! wann nur ſein Caſſa und
Caſada wohl ſtehet/ es mag hernach das gemeine Weſen
hincken/ oder ſincken/ oder ſtincken/ wann nur in ſeiner
Kuche Faßnacht/ es moͤgen andere Quatember haben o-
der Faſttag/ wann nur bey ihme der Vollmond/ das bo-
num commune
mag gleichwol zum letzten Viertel ſich nei-
gen/ ꝛc. Und wegen ſolches eignen Inrereſſe verduſcht er die
Warheit/ verſchweigt den uͤblen Zuſtand des gemeinen
Weſens/ verhindert die Juſtitz und Gerechtigkeit/ vergul-
det des Lands-Fuͤrſten ſeine Faͤhler/ ſagt ja/ wo er ſolte
den Kopff ſchuͤtteln/ ſchuͤttelt den Kopff/ wo er ſolte ja ſa-
gen/ O Peſtilentz zu Hof! was harte Verantwortung
bey dem gerechten GOtt wird ſolcher haben?

Abraham ſchickte einen aus ſeinen Miniſtern, mit Na-
men Eliezer, in die Landſchafft Meſopotamia, ſeinem
Sohn Iſaac ein Weib zu ſuchen/ das war eine harte Ge-
ſandſchafft. Wie er nun gantz matt und muͤd in das Hauß
des Labans kommen/ da war Kuche und Keller in Bereit-
ſchafft/ da war die Tafel ſchon gedeckt/ da hats geheiſſen/
tragts auf/ und zetts nit/ nieder geſeſſen Herr Eliezer,
truncken Herr Eliezer, man laß ihms ſchmaͤcken Herr
Eliezer, man wird hungerig ſeyn Herr Eliezer, es iſt ein
durſtiges Wetter Herr Eliezer, diß iſt ein Bikandter
Wein Herr Eliezer, in Geſundheit meiner Jungfrauen
Schweſter (dazumalen hat man ſie noch nit Fraule titu-
li
rt) Herr Eliezer! Ja/ ja freylich gedacht ihme der Eliezer,
hungerig bin ich/ und achten ſich meine Zaͤhne des Feyren
nicht/ durſtig bin ich/ und iſt meiner Zungen das feuchte
Wetter lieber/ als die groſſe Duͤrre/ aber das Geſchaͤfft
meines Herrn/ weſſenthalben ich in die Landſchafft kom-

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[4/0036] Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes/ den andern/ und zwar dem gantzen menſchlichen Ge- ſchlecht/ wie es woll/ wann nur er ſein Contento, wann nur er wohl ſtehet. Auf ſolche Weiſe iſt mancher groſſer Miniſter bey Hof beſchaffen/ der nur propriè zu dem pro- prium properiret. Ey ſo proper! wann nur ſein Caſſa und Caſada wohl ſtehet/ es mag hernach das gemeine Weſen hincken/ oder ſincken/ oder ſtincken/ wann nur in ſeiner Kuche Faßnacht/ es moͤgen andere Quatember haben o- der Faſttag/ wann nur bey ihme der Vollmond/ das bo- num commune mag gleichwol zum letzten Viertel ſich nei- gen/ ꝛc. Und wegen ſolches eignen Inrereſſe verduſcht er die Warheit/ verſchweigt den uͤblen Zuſtand des gemeinen Weſens/ verhindert die Juſtitz und Gerechtigkeit/ vergul- det des Lands-Fuͤrſten ſeine Faͤhler/ ſagt ja/ wo er ſolte den Kopff ſchuͤtteln/ ſchuͤttelt den Kopff/ wo er ſolte ja ſa- gen/ O Peſtilentz zu Hof! was harte Verantwortung bey dem gerechten GOtt wird ſolcher haben? Abraham ſchickte einen aus ſeinen Miniſtern, mit Na- men Eliezer, in die Landſchafft Meſopotamia, ſeinem Sohn Iſaac ein Weib zu ſuchen/ das war eine harte Ge- ſandſchafft. Wie er nun gantz matt und muͤd in das Hauß des Labans kommen/ da war Kuche und Keller in Bereit- ſchafft/ da war die Tafel ſchon gedeckt/ da hats geheiſſen/ tragts auf/ und zetts nit/ nieder geſeſſen Herr Eliezer, truncken Herr Eliezer, man laß ihms ſchmaͤcken Herr Eliezer, man wird hungerig ſeyn Herr Eliezer, es iſt ein durſtiges Wetter Herr Eliezer, diß iſt ein Bikandter Wein Herr Eliezer, in Geſundheit meiner Jungfrauen Schweſter (dazumalen hat man ſie noch nit Fraule titu- lirt) Herr Eliezer! Ja/ ja freylich gedacht ihme der Eliezer, hungerig bin ich/ und achten ſich meine Zaͤhne des Feyren nicht/ durſtig bin ich/ und iſt meiner Zungen das feuchte Wetter lieber/ als die groſſe Duͤrre/ aber das Geſchaͤfft meines Herrn/ weſſenthalben ich in die Landſchafft kom- men/

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/36>, abgerufen am 21.11.2024.