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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Unser Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß
sagt/ er habe gesündiget/ so hat es dem Vatter nimmer-
mehr gegraust/ ja er hat ihn völlig wieder zu Gnaden
aufgenommen.

Ein Abscheuen vor den Augen GOttes ist der Sün-
der/ ein Greuel allen Engeln und himmlischen Inwoh-
nern ist ein Sünder/ häßlicher als aller Wust und Ruß
ist der Sünder/ verfeindt mit allen Geschöpffen im Him-
mel und auf Erden ist der Sünder/ über und über/ um
und um ist an seiner Seel nichts alstausend pfuy/ tausend
und tausend pfuy. Aber mein Adamskind laß gleichwol
derenthalben den Muth nit fallen/ gehe ins Bad/ die
Badstuben ist der Beichtstul/ sag mit dem verlohrnen
Sohn/ Pater peccavi, beicht mit voller Reu und Leyd
deine Verbrechen; da wirst du ober dieser Badstuben
geschrieben lesen: Buß nimt weg den Ruß/ gesegne
dir GOtt das Bad/ O wie schön bist du worden/ mit al-
len Freuden gibt dir GOtt auf den Mund/ mit deme du
deine Sünd bekennet hast/ ein Kuß/ da würdest du sehen
und spühren/ und finden/ und erfahren/ daß dir der
Beichtvatter zugleich ein Pater, und Bader gewest.

Du hast es schon offt gehört und gelesen/ aber was
Lib. 2. den
Uni. c.
30.
schadet es/ höre es noch einmal/ und lese es noch einmal/ was
da Thomas Cantipratanus schreibt von einem/ welcher
sich bey der Nacht von der Seiten seines Eheweibs hinweg
geschraufft/ und anderwerts einen Ehebruch begangen/
nach dem solcher von dem begangnen Laster wieder zuruck
gekehrt/ und bey dem klarleuchtenden Mondschein zum Fen-
ster hinein gestiegen/ ist ob dessen Angesicht/ weil es kol-
schwarz/ und einem heßlichen Teuffel ganz gleichte/ derge-
stalten sein Frau erschrocken/ daß sie alsobalden mit einem
ungeheuren Geschrey sich aus dem Bett in die Flucht be-

geben/

Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß
ſagt/ er habe geſuͤndiget/ ſo hat es dem Vatter nimmer-
mehr gegrauſt/ ja er hat ihn voͤllig wieder zu Gnaden
aufgenommen.

Ein Abſcheuen vor den Augen GOttes iſt der Suͤn-
der/ ein Greuel allen Engeln und himmliſchen Inwoh-
nern iſt ein Suͤnder/ haͤßlicher als aller Wuſt und Ruß
iſt der Suͤnder/ verfeindt mit allen Geſchoͤpffen im Him-
mel und auf Erden iſt der Suͤnder/ uͤber und uͤber/ um
und um iſt an ſeiner Seel nichts alstauſend pfuy/ tauſend
und tauſend pfuy. Aber mein Adamskind laß gleichwol
derenthalben den Muth nit fallen/ gehe ins Bad/ die
Badſtuben iſt der Beichtſtul/ ſag mit dem verlohrnen
Sohn/ Pater peccavi, beicht mit voller Reu und Leyd
deine Verbrechen; da wirſt du ober dieſer Badſtuben
geſchrieben leſen: Buß nimt weg den Ruß/ geſegne
dir GOtt das Bad/ O wie ſchoͤn biſt du worden/ mit al-
len Freuden gibt dir GOtt auf den Mund/ mit deme du
deine Suͤnd bekennet haſt/ ein Kuß/ da wuͤrdeſt du ſehen
und ſpuͤhren/ und finden/ und erfahren/ daß dir der
Beichtvatter zugleich ein Pater, und Bader geweſt.

Du haſt es ſchon offt gehoͤrt und geleſen/ aber was
Lib. 2. dẽ
Uni. c.
30.
ſchadet es/ hoͤre es noch einmal/ uñ leſe es noch einmal/ was
da Thomas Cantipratanus ſchreibt von einem/ welcher
ſich bey der Nacht von der Seitẽ ſeines Eheweibs hinweg
geſchraufft/ und anderwerts einen Ehebruch begangen/
nach dem ſolcher von dem begangnẽ Laſter wieder zuruck
gekehrt/ und bey dem klarleuchtendẽ Mondſchein zum Fen-
ſter hinein geſtiegen/ iſt ob deſſen Angeſicht/ weil es kol-
ſchwarz/ und einem heßlichen Teuffel ganz gleichte/ derge-
ſtalten ſein Frau erſchrocken/ daß ſie alſobalden mit einem
ungeheuren Geſchrey ſich aus dem Bett in die Flucht be-

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[336/0368] Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß ſagt/ er habe geſuͤndiget/ ſo hat es dem Vatter nimmer- mehr gegrauſt/ ja er hat ihn voͤllig wieder zu Gnaden aufgenommen. Ein Abſcheuen vor den Augen GOttes iſt der Suͤn- der/ ein Greuel allen Engeln und himmliſchen Inwoh- nern iſt ein Suͤnder/ haͤßlicher als aller Wuſt und Ruß iſt der Suͤnder/ verfeindt mit allen Geſchoͤpffen im Him- mel und auf Erden iſt der Suͤnder/ uͤber und uͤber/ um und um iſt an ſeiner Seel nichts alstauſend pfuy/ tauſend und tauſend pfuy. Aber mein Adamskind laß gleichwol derenthalben den Muth nit fallen/ gehe ins Bad/ die Badſtuben iſt der Beichtſtul/ ſag mit dem verlohrnen Sohn/ Pater peccavi, beicht mit voller Reu und Leyd deine Verbrechen; da wirſt du ober dieſer Badſtuben geſchrieben leſen: Buß nimt weg den Ruß/ geſegne dir GOtt das Bad/ O wie ſchoͤn biſt du worden/ mit al- len Freuden gibt dir GOtt auf den Mund/ mit deme du deine Suͤnd bekennet haſt/ ein Kuß/ da wuͤrdeſt du ſehen und ſpuͤhren/ und finden/ und erfahren/ daß dir der Beichtvatter zugleich ein Pater, und Bader geweſt. Du haſt es ſchon offt gehoͤrt und geleſen/ aber was ſchadet es/ hoͤre es noch einmal/ uñ leſe es noch einmal/ was da Thomas Cantipratanus ſchreibt von einem/ welcher ſich bey der Nacht von der Seitẽ ſeines Eheweibs hinweg geſchraufft/ und anderwerts einen Ehebruch begangen/ nach dem ſolcher von dem begangnẽ Laſter wieder zuruck gekehrt/ und bey dem klarleuchtendẽ Mondſchein zum Fen- ſter hinein geſtiegen/ iſt ob deſſen Angeſicht/ weil es kol- ſchwarz/ und einem heßlichen Teuffel ganz gleichte/ derge- ſtalten ſein Frau erſchrocken/ daß ſie alſobalden mit einem ungeheuren Geſchrey ſich aus dem Bett in die Flucht be- geben/ Lib. 2. dẽ Uni. c. 30.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/368>, abgerufen am 21.11.2024.