Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.den Iscarioth zur heylsamen Poenitenz. Tempel nit hast die Saulen umgeworffen/ etwan hast duöffters aber gelogen/ daß sich hätten mögen die Balcken biegen. Such recht/ wann du mit den bösen Feinden schon nit bist gefahren in die Schwein der Gerasener/ viel- leicht aber hast du dich gleichwol aufgehalten in säuischen und unflätigen Gedancken. Such recht nach/ wann du schon nit gebissen wie die Schlangen das Hebräische Volck/ etwan bist du dannoch bissig gewest/ und voller Gifft und Zorn. Such recht/ wann du schon nit das Fie- ber hast gehabt mit der Schwieger Petri, so hast du etwan gleichwol ein unzulässige hitzige Kranckheit gehabt von Cupido. Such recht nach/ ist dein Gewissen ein Kasten/ was gilt es/ du wirst in einem Schublädel ein Schelmen- stuck finden. Ist dein Gewissen ein Kaufmanns Gewölb/ was gilt es/ du wirst ein schlimme Wahr darinnen finden. Ist dein Gewissen ein Calender/ was gilt es/ du wirst ein trübes Wetter darinnen finden. Ist dein Gewissen ein Jahrmarckt/ was gilt es/ du wirst Dieb darinnen antref- fen. Ist dein Gewissen ein Stadt/ was gilt es/ du wirst einen Sauwinckel darinnen finden. Ist dein Gewissen ein Schatztruhen/ was gilt es/ du wirst falsche Müntz darinnen haben. Das Schwemmteich zu Jerusalem hatte diese wun- daß Y y 2
den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Tempel nit haſt die Saulen umgeworffen/ etwan haſt duoͤffters aber gelogen/ daß ſich haͤtten moͤgen die Balcken biegen. Such recht/ wann du mit den boͤſen Feinden ſchon nit biſt gefahren in die Schwein der Geraſener/ viel- leicht aber haſt du dich gleichwol aufgehalten in ſaͤuiſchen und unflaͤtigen Gedancken. Such recht nach/ wann du ſchon nit gebiſſen wie die Schlangen das Hebraͤiſche Volck/ etwan biſt du dannoch biſſig geweſt/ und voller Gifft und Zorn. Such recht/ wann du ſchon nit das Fie- ber haſt gehabt mit der Schwieger Petri, ſo haſt du etwan gleichwol ein unzulaͤſſige hitzige Kranckheit gehabt von Cupido. Such recht nach/ iſt dein Gewiſſen ein Kaſten/ was gilt es/ du wirſt in einem Schublaͤdel ein Schelmen- ſtuck finden. Iſt dein Gewiſſen ein Kaufmanns Gewoͤlb/ was gilt es/ du wirſt ein ſchlimme Wahr darinnen finden. Iſt dein Gewiſſen ein Calender/ was gilt es/ du wirſt ein truͤbes Wetter darinnen finden. Iſt dein Gewiſſen ein Jahrmarckt/ was gilt es/ du wirſt Dieb darinnen antref- fen. Iſt dein Gewiſſen ein Stadt/ was gilt es/ du wirſt einen Sauwinckel darinnen finden. Iſt dein Gewiſſen ein Schatztruhen/ was gilt es/ du wirſt falſche Muͤntz darinnen haben. Das Schwemmteich zu Jeruſalem hatte dieſe wun- daß Y y 2
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den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz.
Tempel nit haſt die Saulen umgeworffen/ etwan haſt du
oͤffters aber gelogen/ daß ſich haͤtten moͤgen die Balcken
biegen. Such recht/ wann du mit den boͤſen Feinden
ſchon nit biſt gefahren in die Schwein der Geraſener/ viel-
leicht aber haſt du dich gleichwol aufgehalten in ſaͤuiſchen
und unflaͤtigen Gedancken. Such recht nach/ wann du
ſchon nit gebiſſen wie die Schlangen das Hebraͤiſche
Volck/ etwan biſt du dannoch biſſig geweſt/ und voller
Gifft und Zorn. Such recht/ wann du ſchon nit das Fie-
ber haſt gehabt mit der Schwieger Petri, ſo haſt du etwan
gleichwol ein unzulaͤſſige hitzige Kranckheit gehabt von
Cupido. Such recht nach/ iſt dein Gewiſſen ein Kaſten/
was gilt es/ du wirſt in einem Schublaͤdel ein Schelmen-
ſtuck finden. Iſt dein Gewiſſen ein Kaufmanns Gewoͤlb/
was gilt es/ du wirſt ein ſchlimme Wahr darinnen finden.
Iſt dein Gewiſſen ein Calender/ was gilt es/ du wirſt ein
truͤbes Wetter darinnen finden. Iſt dein Gewiſſen ein
Jahrmarckt/ was gilt es/ du wirſt Dieb darinnen antref-
fen. Iſt dein Gewiſſen ein Stadt/ was gilt es/ du wirſt
einen Sauwinckel darinnen finden. Iſt dein Gewiſſen
ein Schatztruhen/ was gilt es/ du wirſt falſche Muͤntz
darinnen haben.
Das Schwemmteich zu Jeruſalem hatte dieſe wun-
derliche Wuͤrckung/ daß wann es der Engel zur gewiſſen
Zeit bewegt hat/ der erſte/ ſo ſich hinein gelaſſen/ aller ſei-
ner Breſten und Kranckheiten entlediget worden. Da-
hero ein groſſe Menge der Krancken beydem Schwemm-
teich unter den fuͤnff Schupfen immerzu geſehen worden.
Der Engel/ ſo beſagtes Schwemmteich bewegt/ ſoll ge-
weſt ſeyn der Raphael, welcher aber nit nur obenher mit
einem Stab das Waſſer bewegt ſondern von Grund aus/
daß
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