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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Unser Heyland ermahnet/ nach empfangnem Kuß/

Was ist gemeiners bey den Leuthen/ als die Entschul-
digung? allenthalben hört man diese wilde Muteten.
Der Teuffel hat mich daher geführt/ der Teuffel hat
mich verblendt/ der Teuffel hat mich zu dieser Gesell-
schafft gebracht/ der Teuffel hat mich mit diesem Gesind
bekandt gemacht/ der arme Truffel muß in allem die
Schuld tragen/ da unterdessen seine Versuchungen und
Anreitzungen nichts/ gar nichts können würcken/ und
auskochen/ wann nit dem eigner böser Will ein- und zu-
stimmt. Klage demnach in der Beicht dich allein an/
lege die Schuld allein auf dich/ schreibe das Verbrechen
deiner eignen Boßheit zu/ entschuldige dich nit mit der
Natur/ mit der Gelegenheit/ mit dem Gestirn und Pla-
neten/ unter denen du gebohren/ mit denen Eltern oder
Vorstehern/ die dich erzogen/ mit der Gebrechlichkeit des
Leibs/ mit denen Nachstellungen des bösen Feinds etc.
sondern sag mit dem David/ mit dem offnen Sünder/
peccavi, fein rund heraus ohne einige excusa deine Sün-
den.

Ich hab es nie gelesen/ du wirst es auch nit lesen/
ein anderer wird es ebenfalls nit lesen/ daß Magdalena
sich hätte entschuldiget. Ein andere hätte etwan gesagt/
HErr/ ich hab zwar einen liederlichen Wandel geführt/
aber wie hat es anderst seyn können/ ein junges Blut/
ein frische Dama war ich/ an Gütern und Mitteln hatte
ich keinen Abgang/ meine Eltern hab ich nit zu fürchten
gehabt/ dann sie waren schon todt/ die Gesellschafften der
Cavallier waren öffters auf meiner Herrschafft zu Mag-
dalis,
die schöne Gestalt/ und mein wolgeschaffner Leib/
haben auch das Seinige gethan/ die liebe Freyheit/ so
ohne das ein Verführerin der Jugend/ ist fast zun Mei-
sten daran schuldig gewesen etc. Ein andere hätte also ih-
re Missethaien beschöniget/ aber Magdalena hat gar kei-
ne dergleichen Entschuldigung vorgeruckt/ sondern of-

fentlich/
Unſer Heyland ermahnet/ nach empfangnem Kuß/

Was iſt gemeiners bey den Leuthen/ als die Entſchul-
digung? allenthalben hoͤrt man dieſe wilde Muteten.
Der Teuffel hat mich daher gefuͤhrt/ der Teuffel hat
mich verblendt/ der Teuffel hat mich zu dieſer Geſell-
ſchafft gebracht/ der Teuffel hat mich mit dieſem Geſind
bekandt gemacht/ der arme Truffel muß in allem die
Schuld tragen/ da unterdeſſen ſeine Verſuchungen und
Anreitzungen nichts/ gar nichts koͤnnen wuͤrcken/ und
auskochen/ wann nit dem eigner boͤſer Will ein- und zu-
ſtimmt. Klage demnach in der Beicht dich allein an/
lege die Schuld allein auf dich/ ſchreibe das Verbrechen
deiner eignen Boßheit zu/ entſchuldige dich nit mit der
Natur/ mit der Gelegenheit/ mit dem Geſtirn und Pla-
neten/ unter denen du gebohren/ mit denen Eltern oder
Vorſtehern/ die dich erzogen/ mit der Gebrechlichkeit des
Leibs/ mit denen Nachſtellungen des boͤſen Feinds ꝛc.
ſondern ſag mit dem David/ mit dem offnen Suͤnder/
peccavi, fein rund heraus ohne einige excuſa deine Suͤn-
den.

Ich hab es nie geleſen/ du wirſt es auch nit leſen/
ein anderer wird es ebenfalls nit leſen/ daß Magdalena
ſich haͤtte entſchuldiget. Ein andere haͤtte etwan geſagt/
HErr/ ich hab zwar einen liederlichen Wandel gefuͤhrt/
aber wie hat es anderſt ſeyn koͤnnen/ ein junges Blut/
ein friſche Dama war ich/ an Guͤtern und Mitteln hatte
ich keinen Abgang/ meine Eltern hab ich nit zu fuͤrchten
gehabt/ dann ſie waren ſchon todt/ die Geſellſchafften der
Cavallier waren oͤffters auf meiner Herrſchafft zu Mag-
dalis,
die ſchoͤne Geſtalt/ und mein wolgeſchaffner Leib/
haben auch das Seinige gethan/ die liebe Freyheit/ ſo
ohne das ein Verfuͤhrerin der Jugend/ iſt faſt zun Mei-
ſten daran ſchuldig geweſen ꝛc. Ein andere haͤtte alſo ih-
re Miſſethaien beſchoͤniget/ aber Magdalena hat gar kei-
ne dergleichen Entſchuldigung vorgeruckt/ ſondern of-

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[366/0398] Unſer Heyland ermahnet/ nach empfangnem Kuß/ Was iſt gemeiners bey den Leuthen/ als die Entſchul- digung? allenthalben hoͤrt man dieſe wilde Muteten. Der Teuffel hat mich daher gefuͤhrt/ der Teuffel hat mich verblendt/ der Teuffel hat mich zu dieſer Geſell- ſchafft gebracht/ der Teuffel hat mich mit dieſem Geſind bekandt gemacht/ der arme Truffel muß in allem die Schuld tragen/ da unterdeſſen ſeine Verſuchungen und Anreitzungen nichts/ gar nichts koͤnnen wuͤrcken/ und auskochen/ wann nit dem eigner boͤſer Will ein- und zu- ſtimmt. Klage demnach in der Beicht dich allein an/ lege die Schuld allein auf dich/ ſchreibe das Verbrechen deiner eignen Boßheit zu/ entſchuldige dich nit mit der Natur/ mit der Gelegenheit/ mit dem Geſtirn und Pla- neten/ unter denen du gebohren/ mit denen Eltern oder Vorſtehern/ die dich erzogen/ mit der Gebrechlichkeit des Leibs/ mit denen Nachſtellungen des boͤſen Feinds ꝛc. ſondern ſag mit dem David/ mit dem offnen Suͤnder/ peccavi, fein rund heraus ohne einige excuſa deine Suͤn- den. Ich hab es nie geleſen/ du wirſt es auch nit leſen/ ein anderer wird es ebenfalls nit leſen/ daß Magdalena ſich haͤtte entſchuldiget. Ein andere haͤtte etwan geſagt/ HErr/ ich hab zwar einen liederlichen Wandel gefuͤhrt/ aber wie hat es anderſt ſeyn koͤnnen/ ein junges Blut/ ein friſche Dama war ich/ an Guͤtern und Mitteln hatte ich keinen Abgang/ meine Eltern hab ich nit zu fuͤrchten gehabt/ dann ſie waren ſchon todt/ die Geſellſchafften der Cavallier waren oͤffters auf meiner Herrſchafft zu Mag- dalis, die ſchoͤne Geſtalt/ und mein wolgeſchaffner Leib/ haben auch das Seinige gethan/ die liebe Freyheit/ ſo ohne das ein Verfuͤhrerin der Jugend/ iſt faſt zun Mei- ſten daran ſchuldig geweſen ꝛc. Ein andere haͤtte alſo ih- re Miſſethaien beſchoͤniget/ aber Magdalena hat gar kei- ne dergleichen Entſchuldigung vorgeruckt/ ſondern of- fentlich/

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/398>, abgerufen am 21.11.2024.