Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas Iscarioth/ wolte sein liederliches Ende nehmen/ ben stunde/ etwan dadurch anzudeuten/ man soll so leichteine Königliche Cron nit annehmen/ um weilen dieselbe voller Gefahr. So ist auch wohl bekannt aus Göttlicher Schrifft/ wie die Bäumer einen König unter ihren höl- zernen mit-Gliedern wolten erwählen/ daß sich nit ei- ner/ sondern mehr dessen geweigert/ und die Cron nit angenommen/ in Erwegung des gefährlichen Stands/ in welchem diese höchste Häupter seyen. Dann furwahr das Wörtl Rex, zimlich klein ist/ aber entgegen eine gros- se Verantwortung darbey/ daß also ein König in Spa- nien sich verlauten lassen/ kurtz vor seinem Tod/ er wolte wünschen/ er wäre lieber ein Eremit in der Wüsten ge- west/ als ein König in seiner Monarchy. Es ist aber auch dieser höchste Stand bequem genug/ die Seeligkeit zu erlangen. Man kan auch auf einem hohen Thron ei- ne niedere Demuth tragen/ ist schon offt geschehen. Man kan auch mitten unter dem Silber ein guldenes Gewissen haben; ist schon offt geschehen. Man kan auch unter so vielen Aufwartern und Dienern gleichwohl GOtt die- nen/ und dem Gewissen abwarten/ ist schon offt gesche- hen. Man kan auch unter so vielen Leib-Quardy und Hütern/ sich ebenfalls vor den Sünden hüten. Man kan auch bey so grossem Herrschen/ über die üble Beginnen des Gemüths herrschen/ ist schon offt geschehen. Man kan auch in diesem/ dem Schein nach/ glückseeligsten Stand/ das Creutz mit CHristo tragen/ zumalen ohne- das/ das Wörtl ReX, ein angehäfftes Creutz führet. Der- gleichen seynd eine Menge in dem Himmel zu sehen ge- west. Constantinus, ein Kayser; Carolus, ein Kayser; Henricus, ein Kayser/ sambt vielen andern mehr. He- lena, eine Kayserin; Hildegardus, eine Kayserin; Cune- gundis, eine Kayserin, Pulcharia, eine Kayserin etc. viel andere mehr. Casimirus, ein König in Pohlen; Stepha- nus, ein König in Hungarn; Ludovicus, ein König in Franck-
Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen/ ben ſtunde/ etwan dadurch anzudeuten/ man ſoll ſo leichteine Koͤnigliche Cron nit annehmen/ um weilen dieſelbe voller Gefahr. So iſt auch wohl bekannt aus Goͤttlicher Schrifft/ wie die Baͤumer einen Koͤnig unter ihren hoͤl- zernen mit-Gliedern wolten erwaͤhlen/ daß ſich nit ei- ner/ ſondern mehr deſſen geweigert/ und die Cron nit angenommen/ in Erwegung des gefaͤhrlichen Stands/ in welchem dieſe hoͤchſte Haͤupter ſeyen. Dann furwahr das Woͤrtl Rex, zimlich klein iſt/ aber entgegen eine groſ- ſe Verantwortung darbey/ daß alſo ein Koͤnig in Spa- nien ſich verlauten laſſen/ kurtz vor ſeinem Tod/ er wolte wuͤnſchen/ er waͤre lieber ein Eremit in der Wuͤſten ge- weſt/ als ein Koͤnig in ſeiner Monarchy. Es iſt aber auch dieſer hoͤchſte Stand bequem genug/ die Seeligkeit zu erlangen. Man kan auch auf einem hohen Thron ei- ne niedere Demuth tragen/ iſt ſchon offt geſchehen. Man kan auch mitten unter dem Silber ein guldenes Gewiſſen haben; iſt ſchon offt geſchehen. Man kan auch unter ſo vielen Aufwartern und Dienern gleichwohl GOtt die- nen/ und dem Gewiſſen abwarten/ iſt ſchon offt geſche- hen. Man kan auch unter ſo vielen Leib-Quardy und Huͤtern/ ſich ebenfalls vor den Suͤnden huͤten. Man kan auch bey ſo groſſem Herrſchen/ uͤber die uͤble Beginnen des Gemuͤths herrſchen/ iſt ſchon offt geſchehen. Man kan auch in dieſem/ dem Schein nach/ gluͤckſeeligſten Stand/ das Creutz mit CHriſto tragen/ zumalen ohne- das/ das Woͤrtl ReX, ein angehaͤfftes Creutz fuͤhret. Der- gleichen ſeynd eine Menge in dem Himmel zu ſehen ge- weſt. Conſtantinus, ein Kayſer; Carolus, ein Kayſer; Henricus, ein Kayſer/ ſambt vielen andern mehr. He- lena, eine Kayſerin; Hildegardus, eine Kayſerin; Cune- gundis, eine Kayſerin, Pulcharia, eine Kayſerin ꝛc. viel andere mehr. Caſimirus, ein Koͤnig in Pohlen; Stepha- nus, ein Koͤnig in Hungarn; Ludovicus, ein Koͤnig in Franck-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0536" n="504"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen/</hi></fw><lb/> ben ſtunde/ etwan dadurch anzudeuten/ man ſoll ſo leicht<lb/> eine Koͤnigliche Cron nit annehmen/ um weilen dieſelbe<lb/> voller Gefahr. So iſt auch wohl bekannt aus Goͤttlicher<lb/> Schrifft/ wie die Baͤumer einen Koͤnig unter ihren hoͤl-<lb/> zernen mit-Gliedern wolten erwaͤhlen/ daß ſich nit ei-<lb/> ner/ ſondern mehr deſſen geweigert/ und die Cron nit<lb/> angenommen/ in Erwegung des gefaͤhrlichen Stands/<lb/> in welchem dieſe hoͤchſte Haͤupter ſeyen. Dann furwahr<lb/> das Woͤrtl <hi rendition="#aq">Rex,</hi> zimlich klein iſt/ aber entgegen eine groſ-<lb/> ſe Verantwortung darbey/ daß alſo ein Koͤnig in Spa-<lb/> nien ſich verlauten laſſen/ kurtz vor ſeinem Tod/ er wolte<lb/> wuͤnſchen/ er waͤre lieber ein <hi rendition="#aq">Eremit</hi> in der Wuͤſten ge-<lb/> weſt/ als ein Koͤnig in ſeiner <hi rendition="#aq">Monarchy.</hi> Es iſt aber<lb/> auch dieſer hoͤchſte Stand bequem genug/ die Seeligkeit<lb/> zu erlangen. Man kan auch auf einem hohen Thron ei-<lb/> ne niedere Demuth tragen/ iſt ſchon offt geſchehen. Man<lb/> kan auch mitten unter dem Silber ein guldenes Gewiſſen<lb/> haben; iſt ſchon offt geſchehen. Man kan auch unter ſo<lb/> vielen Aufwartern und Dienern gleichwohl GOtt die-<lb/> nen/ und dem Gewiſſen abwarten/ iſt ſchon offt geſche-<lb/> hen. Man kan auch unter ſo vielen Leib-Quardy und<lb/> Huͤtern/ ſich ebenfalls vor den Suͤnden huͤten. Man kan<lb/> auch bey ſo groſſem Herrſchen/ uͤber die uͤble Beginnen<lb/> des Gemuͤths herrſchen/ iſt ſchon offt geſchehen. Man<lb/> kan auch in dieſem/ dem Schein nach/ gluͤckſeeligſten<lb/> Stand/ das Creutz mit CHriſto tragen/ zumalen ohne-<lb/> das/ das Woͤrtl <hi rendition="#aq">ReX,</hi> ein angehaͤfftes Creutz fuͤhret. Der-<lb/> gleichen ſeynd eine Menge in dem Himmel zu ſehen ge-<lb/> weſt. <hi rendition="#aq">Conſtantinus,</hi> ein Kayſer; <hi rendition="#aq">Carolus,</hi> ein Kayſer;<lb/><hi rendition="#aq">Henricus,</hi> ein Kayſer/ ſambt vielen andern mehr. <hi rendition="#aq">He-<lb/> lena,</hi> eine Kayſerin; <hi rendition="#aq">Hildegardus,</hi> eine Kayſerin; <hi rendition="#aq">Cune-<lb/> gundis,</hi> eine Kayſerin, <hi rendition="#aq">Pulcharia,</hi> eine Kayſerin ꝛc. viel<lb/> andere mehr. <hi rendition="#aq">Caſimirus,</hi> ein Koͤnig in Pohlen; <hi rendition="#aq">Stepha-<lb/> nus,</hi> ein Koͤnig in Hungarn; <hi rendition="#aq">Ludovicus,</hi> ein Koͤnig in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Franck-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [504/0536]
Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen/
ben ſtunde/ etwan dadurch anzudeuten/ man ſoll ſo leicht
eine Koͤnigliche Cron nit annehmen/ um weilen dieſelbe
voller Gefahr. So iſt auch wohl bekannt aus Goͤttlicher
Schrifft/ wie die Baͤumer einen Koͤnig unter ihren hoͤl-
zernen mit-Gliedern wolten erwaͤhlen/ daß ſich nit ei-
ner/ ſondern mehr deſſen geweigert/ und die Cron nit
angenommen/ in Erwegung des gefaͤhrlichen Stands/
in welchem dieſe hoͤchſte Haͤupter ſeyen. Dann furwahr
das Woͤrtl Rex, zimlich klein iſt/ aber entgegen eine groſ-
ſe Verantwortung darbey/ daß alſo ein Koͤnig in Spa-
nien ſich verlauten laſſen/ kurtz vor ſeinem Tod/ er wolte
wuͤnſchen/ er waͤre lieber ein Eremit in der Wuͤſten ge-
weſt/ als ein Koͤnig in ſeiner Monarchy. Es iſt aber
auch dieſer hoͤchſte Stand bequem genug/ die Seeligkeit
zu erlangen. Man kan auch auf einem hohen Thron ei-
ne niedere Demuth tragen/ iſt ſchon offt geſchehen. Man
kan auch mitten unter dem Silber ein guldenes Gewiſſen
haben; iſt ſchon offt geſchehen. Man kan auch unter ſo
vielen Aufwartern und Dienern gleichwohl GOtt die-
nen/ und dem Gewiſſen abwarten/ iſt ſchon offt geſche-
hen. Man kan auch unter ſo vielen Leib-Quardy und
Huͤtern/ ſich ebenfalls vor den Suͤnden huͤten. Man kan
auch bey ſo groſſem Herrſchen/ uͤber die uͤble Beginnen
des Gemuͤths herrſchen/ iſt ſchon offt geſchehen. Man
kan auch in dieſem/ dem Schein nach/ gluͤckſeeligſten
Stand/ das Creutz mit CHriſto tragen/ zumalen ohne-
das/ das Woͤrtl ReX, ein angehaͤfftes Creutz fuͤhret. Der-
gleichen ſeynd eine Menge in dem Himmel zu ſehen ge-
weſt. Conſtantinus, ein Kayſer; Carolus, ein Kayſer;
Henricus, ein Kayſer/ ſambt vielen andern mehr. He-
lena, eine Kayſerin; Hildegardus, eine Kayſerin; Cune-
gundis, eine Kayſerin, Pulcharia, eine Kayſerin ꝛc. viel
andere mehr. Caſimirus, ein Koͤnig in Pohlen; Stepha-
nus, ein Koͤnig in Hungarn; Ludovicus, ein Koͤnig in
Franck-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |