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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas Iscarioth/ wolte sein liederliches Ende nehmen
zweyen Thieren: In dem Tempel in Mitte der Doctoren
und Lehrer: In seinem Tod in Mitten der zweyen Ubel-
thäter: Nach seiner Uhrständ in Mitte der Aposteln/
wie Er ihnen den Frieden angedeutet. Er gehet nemlich
mitten durch/ und gibt einem sowohl seine Göttliche Gna-
de/ als dem andern.

Ich hab doch müssen umsehen/ ob auch einige andere
von Adel im Himmel seyn: Einen Scrupel dessen hatte ich
dahero geschöpfft/ weil die heilige Schrifft sagt Matth.
24. c. Ubi Corpus, ibi congregabunrur & Aquilae,

wo das Aas seyn wird/ da werden sich auch die Adler ver-
sammlen/ nun von Adler soll/ glaub ich/ der Adel herrühren/
aus welchem fast eine Schluß-Rede könte gemacht wer-
den/ daß der Adler gern den stinckenden Aasen nachsetze.
Magdalena, war eine vornehme Dama von guten und
alten Adel/ es waren ihr auch dergleichen Aas nit zu
wider; diese hatte einen Herren Bruder/ der da Lazarus
genannt ware/ der gar ein wackerer Edelmann/ auch eine
ziemliche Zeit im Feld zugebracht/ damit er nit allein mit
dem Blut/ sondern auch mit dem Muth zu prangen habe.
Dieser Edelmann Lazarus erkrancket und stirbt. Vier Tag
nach seiner Begräbnus kommt unser lieber HErr nacher
Bethaniam, allwo des verstorbenen Lazari beyde Schwe-
stern Magdalena und Martha ihme entgegen gangen/
und nit ohne nassen Augen/ und vielen Seuffzern beklag-
ten sich wegen des zeitlichen Hintritts ihres Bruders; ja
wann Er/ verstunden den HErrn JEsum/ wäre da ge-
west/ so wäre diß Ubel nit geschehen. Christus der Hey-
land ohne Verweilung begibt sich zu dem Grab/ erwecket
würcklich den Todten wieder zu dem Leben/ aber mit einer
Ceremoni, die er sonsten nit pflegte/ er weinete bitter-

lich

Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen
zweyen Thieren: In dem Tempel in Mitte der Doctoren
und Lehrer: In ſeinem Tod in Mitten der zweyen Ubel-
thaͤter: Nach ſeiner Uhrſtaͤnd in Mitte der Apoſteln/
wie Er ihnen den Frieden angedeutet. Er gehet nemlich
mitten durch/ und gibt einem ſowohl ſeine Goͤttliche Gna-
de/ als dem andern.

Ich hab doch muͤſſen umſehen/ ob auch einige andere
von Adel im Him̃el ſeyn: Einen Scrupel deſſen hatte ich
dahero geſchoͤpfft/ weil die heilige Schrifft ſagt Matth.
24. c. Ubi Corpus, ibi congregabunrur & Aquilæ,

wo das Aas ſeyn wird/ da werden ſich auch die Adler ver-
ſam̃len/ nun von Adler ſoll/ glaub ich/ der Adel herruͤhren/
aus welchem faſt eine Schluß-Rede koͤnte gemacht wer-
den/ daß der Adler gern den ſtinckenden Aaſen nachſetze.
Magdalena, war eine vornehme Dama von guten und
alten Adel/ es waren ihr auch dergleichen Aas nit zu
wider; dieſe hatte einen Herren Bruder/ der da Lazarus
genannt ware/ der gar ein wackerer Edelmann/ auch eine
ziemliche Zeit im Feld zugebracht/ damit er nit allein mit
dem Blut/ ſondern auch mit dem Muth zu prangen habe.
Dieſer Edelmann Lazarus erkrancket und ſtirbt. Vier Tag
nach ſeiner Begraͤbnus kommt unſer lieber HErr nacher
Bethaniam, allwo des verſtorbenen Lazari beyde Schwe-
ſtern Magdalena und Martha ihme entgegen gangen/
und nit ohne naſſen Augen/ und vielen Seuffzern beklag-
ten ſich wegen des zeitlichen Hintritts ihres Bruders; ja
wann Er/ verſtunden den HErrn JEſum/ waͤre da ge-
weſt/ ſo waͤre diß Ubel nit geſchehen. Chriſtus der Hey-
land ohne Verweilung begibt ſich zu dem Grab/ erwecket
wuͤrcklich den Todten wieder zu dem Leben/ aber mit einer
Ceremoni, die er ſonſten nit pflegte/ er weinete bitter-

lich
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[508/0540] Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen zweyen Thieren: In dem Tempel in Mitte der Doctoren und Lehrer: In ſeinem Tod in Mitten der zweyen Ubel- thaͤter: Nach ſeiner Uhrſtaͤnd in Mitte der Apoſteln/ wie Er ihnen den Frieden angedeutet. Er gehet nemlich mitten durch/ und gibt einem ſowohl ſeine Goͤttliche Gna- de/ als dem andern. Ich hab doch muͤſſen umſehen/ ob auch einige andere von Adel im Him̃el ſeyn: Einen Scrupel deſſen hatte ich dahero geſchoͤpfft/ weil die heilige Schrifft ſagt Matth. 24. c. Ubi Corpus, ibi congregabunrur & Aquilæ, wo das Aas ſeyn wird/ da werden ſich auch die Adler ver- ſam̃len/ nun von Adler ſoll/ glaub ich/ der Adel herruͤhren/ aus welchem faſt eine Schluß-Rede koͤnte gemacht wer- den/ daß der Adler gern den ſtinckenden Aaſen nachſetze. Magdalena, war eine vornehme Dama von guten und alten Adel/ es waren ihr auch dergleichen Aas nit zu wider; dieſe hatte einen Herren Bruder/ der da Lazarus genannt ware/ der gar ein wackerer Edelmann/ auch eine ziemliche Zeit im Feld zugebracht/ damit er nit allein mit dem Blut/ ſondern auch mit dem Muth zu prangen habe. Dieſer Edelmann Lazarus erkrancket und ſtirbt. Vier Tag nach ſeiner Begraͤbnus kommt unſer lieber HErr nacher Bethaniam, allwo des verſtorbenen Lazari beyde Schwe- ſtern Magdalena und Martha ihme entgegen gangen/ und nit ohne naſſen Augen/ und vielen Seuffzern beklag- ten ſich wegen des zeitlichen Hintritts ihres Bruders; ja wann Er/ verſtunden den HErrn JEſum/ waͤre da ge- weſt/ ſo waͤre diß Ubel nit geſchehen. Chriſtus der Hey- land ohne Verweilung begibt ſich zu dem Grab/ erwecket wuͤrcklich den Todten wieder zu dem Leben/ aber mit einer Ceremoni, die er ſonſten nit pflegte/ er weinete bitter- lich

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/540>, abgerufen am 28.11.2024.