Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der Ertzschelm hasset das Wort GOttes/ wann du schon gern von ihme loß wärest/ daß er herent-gegen von dir nit gern loß wäre (zwar loß ist er genug) brauchest du ihn nit/ so braucht er dich/ daß er dein Recht so langsam zu einem gewünschtem End bringt/ er wils nit über das Knye abbrechen/ damit fein der Handel ganz bleibe/ Eylen thut kein gut/ sagte der Schneck/ der 7. Jahr über die Brucken gekrochen/ und gleichwol gestolpert/ aus dem Langsam wächst ihm sein Interesse, aber ist das recht? ein Recht führt er wohl/ aber nit recht/ dann was er in vier Wochen hätte können zu einem Ausgang bringen/ und selbiges erst in 4. Jahren vollendet/ so ist unterdessen dein Ausgab sein Diebstahl/ wann es durch sein Boß- heit/ oder Fahrlässigkeit also prolongirt worden. Jener Feigenbaum ist durch des HErrn malediction schrieben/
Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/ wann du ſchon gern von ihme loß waͤreſt/ daß er herent-gegen von dir nit gern loß waͤre (zwar loß iſt er genug) braucheſt du ihn nit/ ſo braucht er dich/ daß er dein Recht ſo langſam zu einem gewuͤnſchtem End bringt/ er wils nit uͤber das Knye abbrechen/ damit fein der Handel ganz bleibe/ Eylen thut kein gut/ ſagte der Schneck/ der 7. Jahr uͤber die Brucken gekrochen/ und gleichwol geſtolpert/ aus dem Langſam waͤchſt ihm ſein Intereſſe, abeꝛ iſt das recht? ein Recht fuͤhrt er wohl/ aber nit recht/ dann was er in vier Wochen haͤtte koͤnnen zu einem Ausgang bringen/ und ſelbiges erſt in 4. Jahren vollendet/ ſo iſt unterdeſſen dein Ausgab ſein Diebſtahl/ wann es durch ſein Boß- heit/ oder Fahrlaͤſſigkeit alſo prolongirt worden. Jener Feigenbaum iſt durch des HErrn malediction ſchrieben/
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Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/
wann du ſchon gern von ihme loß waͤreſt/ daß er herent-
gegen von dir nit gern loß waͤre (zwar loß iſt er genug)
braucheſt du ihn nit/ ſo braucht er dich/ daß er dein Recht
ſo langſam zu einem gewuͤnſchtem End bringt/ er wils
nit uͤber das Knye abbrechen/ damit fein der Handel ganz
bleibe/ Eylen thut kein gut/ ſagte der Schneck/ der 7. Jahr
uͤber die Brucken gekrochen/ und gleichwol geſtolpert/ aus
dem Langſam waͤchſt ihm ſein Intereſſe, abeꝛ iſt das recht?
ein Recht fuͤhrt er wohl/ aber nit recht/ dann was er in
vier Wochen haͤtte koͤnnen zu einem Ausgang bringen/
und ſelbiges erſt in 4. Jahren vollendet/ ſo iſt unterdeſſen
dein Ausgab ſein Diebſtahl/ wann es durch ſein Boß-
heit/ oder Fahrlaͤſſigkeit alſo prolongirt worden.
Jener Feigenbaum iſt durch des HErrn malediction
voͤllig verdorben/ es iſt ihm recht geſchehen/ warum hat
er dem Heyland nit einige Frucht geſpendiret: Aber ich/
ſagt manicher/ hab meinem Advocaten etlich Jahr her/ ſo
viel geſpendirt/ ich wolt/ daß ihn ꝛc. und bin letzlich gleich-
wol verdorben/ dann mein Gegentheil mir das Recht ab-
gewonnen. Schneidewinus iſt ein rechter und wackerer
Juriſt/ aber mein Advocat heiſt Schneidofftius, dann er
mir je und allweg aufgeſchnitten/ daß er wolle den Han-
del gewinnen/ ich habe ein gerechte Sach ꝛc. unterdeſſen
hat er mir den Beutel geſchrepfft/ das iſt ja nicht recht.
Schragius iſt ein ſtattlicher Juriſt/ aber mein Advocat hat
manchem ſchon das Recht ſo lang hinausgefuͤhrt/ biß er
auf dem Schragen gelegen/ ich glaub/ und foͤrchte/ es wer-
de mir nicht um ein Haar beſſer gehen/ dann ich mercke/
ſeine actiones richten ſich nach dem alten Calender. Schil-
terus iſt ein trefflicher Juriſt/ aber mein Advocat heiſt
Schildtalzeit/ der hat ſchon manchem Teufel ein Ohr
abgeſchworen/ er wolle inner der und der Zeit die Sach
zum End bringen/ es iſt aber ſein Kram̄ nie kein Wahre.
Sprengerus iſt ein guter Juriſt/ aber das hat er nit ge-
ſchrieben/
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