Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas Jscarioth bracht/ aber da geredt/ mein Jungfrau/ daß nit weiter komme/das Mensch hätte nit können so lang schweigen/ als die Glocken am Charfreytag/ sondern hätte es allenthalben ausgebreitet; da wäre aus einem da geredt/ ein allenthalben geredt/ und folg- sam unter der Nachbarschafft und Freundschafft das gantze Ne- gotium ruchbar worden/ welche dann in allwegen solches Opffer zu hintertreiben/ Gelegenheit und Ursach gesucht hätten. Alles dieses Ubel zuvermeyden/ wolte es Abrahamb keinem einigen Menschen vertrauen/ sondern die Sach mit Stillschweigen ver- hüllen. Und dieses ist ein Kunst. Von dem Heil. Aldebrando, von dem Heil. Guthla- Samson ware allein so starck/ daß er mit einem dürren cke/
Judas Jſcarioth bracht/ aber da geredt/ mein Jungfrau/ daß nit weiter komme/das Menſch haͤtte nit koͤnnen ſo lang ſchweigen/ als die Glocken am Charfreytag/ ſondern haͤtte es allenthalben ausgebreitet; da waͤre aus einem da geredt/ ein allenthalben geredt/ und folg- ſam unter der Nachbarſchafft und Freundſchafft das gantze Ne- gotium ruchbar worden/ welche dann in allwegen ſolches Opffer zu hintertreiben/ Gelegenheit und Urſach geſucht haͤtten. Alles dieſes Ubel zuvermeyden/ wolte es Abrahamb keinem einigen Menſchen vertrauen/ ſondern die Sach mit Stillſchweigen ver- huͤllen. Und dieſes iſt ein Kunſt. Von dem Heil. Aldebrando, von dem Heil. Guthla- Samſon ware allein ſo ſtarck/ daß er mit einem duͤrren cke/
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Judas Jſcarioth
bracht/ aber da geredt/ mein Jungfrau/ daß nit weiter komme/
das Menſch haͤtte nit koͤnnen ſo lang ſchweigen/ als die Glocken
am Charfreytag/ ſondern haͤtte es allenthalben ausgebreitet;
da waͤre aus einem da geredt/ ein allenthalben geredt/ und folg-
ſam unter der Nachbarſchafft und Freundſchafft das gantze Ne-
gotium ruchbar worden/ welche dann in allwegen ſolches Opffer
zu hintertreiben/ Gelegenheit und Urſach geſucht haͤtten. Alles
dieſes Ubel zuvermeyden/ wolte es Abrahamb keinem einigen
Menſchen vertrauen/ ſondern die Sach mit Stillſchweigen ver-
huͤllen. Und dieſes iſt ein Kunſt.
Von dem Heil. Aldebrando, von dem Heil. Guthla-
ra, von dem Heil. Aſſiſiſchen Franciſco, von dem Heil. Gan-
dolpho iſt bekandt/ wie daß ſie mit denen Schwalmen zugebie-
ten gehabt/ ihnen dieſe Voͤgerl auch den Gehorſamb geleiſtet ha-
ben: aber niemand hat von dieſen Haus-Schwaͤtzern alſo gelit-
ten als der Tobias im alten Teſtament/ da er ſich einmahl vor
lauter Mattigkeit in ſeinem eignen Haus auf die Banck gelegt/
iſt ihme aus dem Schwalben-Neſt das warme Koth in die Au-
gen herunter gefallen/ worvon er gantz ſtock-blind worden iſt.
Ein ſo groſſes Ungluͤck iſt durch die Schwalm/ durch dieſe Haus-
Schwaͤtzer verurſachet worden. Aber es werden noch taͤglich
ſehr viel Unheil allerſeits in der Welt nicht durch die Haus-
Schwaͤtzer/ wohl aber durch die Aus-Schwaͤtzer zugericht und
ausgeſchmidet.
Samſon ware allein ſo ſtarck/ daß er mit einem duͤrren
Eſels-Kuͤhnbacken tauſend Philiſtaͤer erlegt/ und dieſe ſeine
Staͤrcke hatte er von GOtt dem Allmaͤchtigen/ und nit wie etli-
che/ ſo ihre Staͤrcke/ jedoch nur auf ein Zeit von dem Teuffel zu
leihen nehmen; dergleichen Anno 1626. ſehr viel Baurn in
Ober-Oeſterreich geweſt/ deren an der Zahl uͤber 60. tauſend
ſehr vermeſſene Ubermuth/ die groͤſte Unruhe in dieſem Land ge-
macht/ Kloͤſter/ Staͤdt und Maͤrckt mit ungezaͤhmter Furi ein-
genommen und gepluͤndert/ ſich allein verlaſſende auf ihre Staͤr-
cke/
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