Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas hat kein gute Meinung/ heilsames Mittel wider allerley Seelen-Zuständ als das Ca-steyen. Jener einfältige Phantast und Schalcks-Jodel hat end- lich so ungereimt nicht geredt/ als ihm einer durch gewöhnliches Voppen gedrohet/ er wolle ihn umbbringen/ er aber solchen bey der Herrschafft angeklagt/ diese entgegen dem Lappen die Antwort geben/ daß sie den Kerl/ wofern er ihne solle nieder- machen/ ohnfehlbar nachmals wolle hencken lassen. Herr! sagt dieser zum Fürsten diß verlang ich nicht/ sondern mein Bitt ware/ du soltest ihn ein Tag zuvor/ ehe er mich umbbringt/ las- sen hencken. Der Leib ist ein thummer und muthwilliger Gesell/ drohet Wann
Judas hat kein gute Meinung/ heilſames Mittel wider allerley Seelen-Zuſtaͤnd als das Ca-ſteyen. Jener einfaͤltige Phantaſt und Schalcks-Jodel hat end- lich ſo ungereimt nicht geredt/ als ihm einer durch gewoͤhnliches Voppen gedrohet/ er wolle ihn umbbringen/ er aber ſolchen bey der Herꝛſchafft angeklagt/ dieſe entgegen dem Lappen die Antwort geben/ daß ſie den Kerl/ wofern er ihne ſolle nieder- machen/ ohnfehlbar nachmals wolle hencken laſſen. Herꝛ! ſagt dieſer zum Fuͤrſten diß verlang ich nicht/ ſondern mein Bitt ware/ du ſolteſt ihn ein Tag zuvor/ ehe er mich umbbringt/ laſ- ſen hencken. Der Leib iſt ein thummer und muthwilliger Geſell/ drohet Wann
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="170"/><fw type="header" place="top">Judas hat kein gute Meinung/</fw><lb/> heilſames Mittel wider allerley Seelen-Zuſtaͤnd als das Ca-<lb/> ſteyen. Jener einfaͤltige Phantaſt und Schalcks-Jodel hat end-<lb/> lich ſo ungereimt nicht geredt/ als ihm einer durch gewoͤhnliches<lb/> Voppen gedrohet/ er wolle ihn umbbringen/ er aber ſolchen<lb/> bey der Herꝛſchafft angeklagt/ dieſe entgegen dem Lappen die<lb/> Antwort geben/ daß ſie den Kerl/ wofern er ihne ſolle nieder-<lb/> machen/ ohnfehlbar nachmals wolle hencken laſſen. Herꝛ!<lb/> ſagt dieſer zum Fuͤrſten diß verlang ich nicht/ ſondern mein Bitt<lb/> ware/ du ſolteſt ihn ein Tag zuvor/ ehe er mich umbbringt/ laſ-<lb/> ſen hencken.</p><lb/> <p>Der Leib iſt ein thummer und muthwilliger Geſell/ drohet<lb/> immer zu und zwar in Ernſt der Seel den Todt/ dahero es gantz<lb/> Rathſam iſt/ daß man ſolchen uͤbermuͤthigen Boͤswicht ehender<lb/> den Reſt gebe/ bevor er ſolches Ubel ſtifft und vollbringt/ und die-<lb/> ſes geſchicht durch die heylſame und hoͤchſtnoͤthige Caſteyung und<lb/> Mortification/ wormit die Heilige GOttes als mit dem be-<lb/> ſten Pantzer bewaffnet allezeit den Sieg erhalten wider die La-<lb/> ſter und ſchaͤdliche Anmuthungen des Leibs. Etliche Lehrer<lb/> ſeynd der Ausſag/ daß GOtt der Allmaͤchtige den erſten Men-<lb/> ſchen Adam/ wie er ihne von Laim geſtaltet/ im Creutz erſchaf-<lb/> fen habe/ das iſt/ er habe ihn mit ausgeſtreckten Haͤnden oder<lb/> Armen auf der Erd formirt/ und nachmals erſt den Lebens-<lb/> Geiſt eingeblaſen; ſeye deme wie ihm wolle/ gewiß iſt es doch/<lb/> daß nie ein guter Geiſt oder frommes Leben in den Menſchen kom-<lb/> me/ es ſeye dann/ daß derſelbe den Leib durch ſtete Caſteyung auf<lb/> oder in das Creutz lege. Wann man die Erd nicht immerzu mit<lb/> Pflugeiſen/ Hauen und Krampen zwifftet und plagt/ und der<lb/> Himmel nicht bißweilen mit einem ſtarcken Regen ihr den Kopff<lb/> waͤſchet/ ſo thut ſie nicht viel Guts. Dahero die Heilige <hi rendition="#aq">Æmi-<lb/> lia</hi> aus dem Orden <hi rendition="#aq">St. Dominici</hi> ihr Leib nicht ihr Gnaden ge-<lb/> weſt/ ſondern ihr Geſtreng; indem ſie ein gantzes Jahr hindurch<lb/> neben andern gebottenen Kirchen-Faſttaͤgen alle Freytag und<lb/> Samſtag in Waſſer und Brodt zugebracht/ auch ſtaͤts ein har-<lb/> tes Cilicium an dem bloſſen Leib getragen.</p><lb/> <fw type="catch" place="bottom">Wann</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [170/0182]
Judas hat kein gute Meinung/
heilſames Mittel wider allerley Seelen-Zuſtaͤnd als das Ca-
ſteyen. Jener einfaͤltige Phantaſt und Schalcks-Jodel hat end-
lich ſo ungereimt nicht geredt/ als ihm einer durch gewoͤhnliches
Voppen gedrohet/ er wolle ihn umbbringen/ er aber ſolchen
bey der Herꝛſchafft angeklagt/ dieſe entgegen dem Lappen die
Antwort geben/ daß ſie den Kerl/ wofern er ihne ſolle nieder-
machen/ ohnfehlbar nachmals wolle hencken laſſen. Herꝛ!
ſagt dieſer zum Fuͤrſten diß verlang ich nicht/ ſondern mein Bitt
ware/ du ſolteſt ihn ein Tag zuvor/ ehe er mich umbbringt/ laſ-
ſen hencken.
Der Leib iſt ein thummer und muthwilliger Geſell/ drohet
immer zu und zwar in Ernſt der Seel den Todt/ dahero es gantz
Rathſam iſt/ daß man ſolchen uͤbermuͤthigen Boͤswicht ehender
den Reſt gebe/ bevor er ſolches Ubel ſtifft und vollbringt/ und die-
ſes geſchicht durch die heylſame und hoͤchſtnoͤthige Caſteyung und
Mortification/ wormit die Heilige GOttes als mit dem be-
ſten Pantzer bewaffnet allezeit den Sieg erhalten wider die La-
ſter und ſchaͤdliche Anmuthungen des Leibs. Etliche Lehrer
ſeynd der Ausſag/ daß GOtt der Allmaͤchtige den erſten Men-
ſchen Adam/ wie er ihne von Laim geſtaltet/ im Creutz erſchaf-
fen habe/ das iſt/ er habe ihn mit ausgeſtreckten Haͤnden oder
Armen auf der Erd formirt/ und nachmals erſt den Lebens-
Geiſt eingeblaſen; ſeye deme wie ihm wolle/ gewiß iſt es doch/
daß nie ein guter Geiſt oder frommes Leben in den Menſchen kom-
me/ es ſeye dann/ daß derſelbe den Leib durch ſtete Caſteyung auf
oder in das Creutz lege. Wann man die Erd nicht immerzu mit
Pflugeiſen/ Hauen und Krampen zwifftet und plagt/ und der
Himmel nicht bißweilen mit einem ſtarcken Regen ihr den Kopff
waͤſchet/ ſo thut ſie nicht viel Guts. Dahero die Heilige Æmi-
lia aus dem Orden St. Dominici ihr Leib nicht ihr Gnaden ge-
weſt/ ſondern ihr Geſtreng; indem ſie ein gantzes Jahr hindurch
neben andern gebottenen Kirchen-Faſttaͤgen alle Freytag und
Samſtag in Waſſer und Brodt zugebracht/ auch ſtaͤts ein har-
tes Cilicium an dem bloſſen Leib getragen.
Wann
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |