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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas Jscarioth würcket gleich andern Aposteln
Miracul finden sich nur dazumahl ein/ wann Menschen Hülff
unmüglich

Dem grossen Mann Eliae hat GOtt der HERR in der
Wüsten und Einöde einen wunderlichen Kostherrn bestellt/
dann aus seinem Befelch musten die Raaben alle Tage ihme
zweymahl Brod und Fleisch bringen. Dises ware eins aus dem
grösten Wunderwercken; massen der Raaben Natur ist/ lieber
und ehender stehlen als geben/ gleichwol musten die Galgen-
Vögel dises Contralor-Ambt verrichten. Aber liebster GOtt/
weil dein Güte doch so groß/ daß du deinen Diener Eliam mit
der täglichen Tafel versihest/ worfür tausend und abermal tau-
send Deo gratias, aber wo bleibt der Trunck? das Fleisch ist
schon recht/ aber wo bleibt die Flaschen? naschen ohne Flaschen
getäuet nit wol. Höre mich/ GOtt der HErr hat gesehen/ daß
menschlicher Weis Elias in diser erschröcklichen Wüsten/ wo
nichts als Bäumer/ Hecken/ und Stainklippen keine Nahrungs-
Mittel hat haben können/ also hat er ihn durch ein Miracul er-
nährt aber umb den Trunck hat er ihm selbst können schauen/
dann er war nit weit von dem Bach Carith, da Wasser satt
und gnug

Wann also der Mensch durch aignen Fleis/ Arbeit und
Mühe kan bekommen und erwerben/ daß muß er auff kein Weis
durch Miracul suchen. Ein solches Weib/ welches scheint/ als
wäre sie mit lauter Heiligkeiten gefüttert/ wann sie den gantzen
Vormittag in der Kirchen verharret/ und so eifrig bettet/ daß
ihr die Zähn rogl werden/ unterdessen aber glaubt/ daß die En-
gel werden die Stuben auskehren/ und das Kraut einbrennen/
thut unlöblich und unrecht/ zumahlen sie ohne Noth GOtt den
Allmächtigen will versuchen/ und zu einem Miracul zwingen.

Es hat bey erster Erschaffung der Welt GOtt der HErr
dem Erdboden befohlen/ er solle Augenblicklich allerley Pflan-
tzen und Früchten hervor bringen/ so auch geschehen; dise seine
Allmacht ist noch nit ausgeschöpft/ und was er dazumal gethan/

das

Judas Jſcarioth wuͤrcket gleich andern Apoſteln
Miracul finden ſich nur dazumahl ein/ wann Menſchen Huͤlff
unmuͤglich

Dem groſſen Mann Eliæ hat GOtt der HERR in der
Wuͤſten und Einoͤde einen wunderlichen Koſtherrn beſtellt/
dann aus ſeinem Befelch muſten die Raaben alle Tage ihme
zweymahl Brod und Fleiſch bringen. Diſes ware eins aus dem
groͤſten Wunderwercken; maſſen der Raaben Natur iſt/ lieber
und ehender ſtehlen als geben/ gleichwol muſten die Galgen-
Voͤgel diſes Contralor-Ambt verrichten. Aber liebſter GOtt/
weil dein Guͤte doch ſo groß/ daß du deinen Diener Eliam mit
der taͤglichen Tafel verſiheſt/ worfuͤr tauſend und abermal tau-
ſend Deo gratias, aber wo bleibt der Trunck? das Fleiſch iſt
ſchon recht/ aber wo bleibt die Flaſchen? naſchen ohne Flaſchen
getaͤuet nit wol. Hoͤre mich/ GOtt der HErꝛ hat geſehen/ daß
menſchlicher Weis Elias in diſer erſchroͤcklichen Wuͤſten/ wo
nichts als Baͤumer/ Hecken/ uñ Stainklippen keine Nahꝛungs-
Mittel hat haben koͤnnen/ alſo hat er ihn durch ein Miracul er-
naͤhrt aber umb den Trunck hat er ihm ſelbſt koͤnnen ſchauen/
dann er war nit weit von dem Bach Carith, da Waſſer ſatt
und gnug

Wann alſo der Menſch durch aignen Fleis/ Arbeit und
Muͤhe kan bekom̃en und erwerben/ daß muß er auff kein Weis
durch Miracul ſuchen. Ein ſolches Weib/ welches ſcheint/ als
waͤre ſie mit lauter Heiligkeiten gefuͤttert/ wann ſie den gantzen
Vormittag in der Kirchen verharret/ und ſo eifrig bettet/ daß
ihr die Zaͤhn rogl werden/ unterdeſſen aber glaubt/ daß die En-
gel werden die Stuben auskehren/ und das Kraut einbreñen/
thut unloͤblich und unrecht/ zumahlen ſie ohne Noth GOtt den
Allmaͤchtigen will verſuchen/ und zu einem Miracul zwingen.

Es hat bey erſter Erſchaffung der Welt GOtt der HErꝛ
dem Erdboden befohlen/ er ſolle Augenblicklich allerley Pflan-
tzen und Fruͤchten hervor bringen/ ſo auch geſchehen; diſe ſeine
Allmacht iſt noch nit ausgeſchoͤpft/ uñ was er dazumal gethan/

das
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[202/0214] Judas Jſcarioth wuͤrcket gleich andern Apoſteln Miracul finden ſich nur dazumahl ein/ wann Menſchen Huͤlff unmuͤglich Dem groſſen Mann Eliæ hat GOtt der HERR in der Wuͤſten und Einoͤde einen wunderlichen Koſtherrn beſtellt/ dann aus ſeinem Befelch muſten die Raaben alle Tage ihme zweymahl Brod und Fleiſch bringen. Diſes ware eins aus dem groͤſten Wunderwercken; maſſen der Raaben Natur iſt/ lieber und ehender ſtehlen als geben/ gleichwol muſten die Galgen- Voͤgel diſes Contralor-Ambt verrichten. Aber liebſter GOtt/ weil dein Guͤte doch ſo groß/ daß du deinen Diener Eliam mit der taͤglichen Tafel verſiheſt/ worfuͤr tauſend und abermal tau- ſend Deo gratias, aber wo bleibt der Trunck? das Fleiſch iſt ſchon recht/ aber wo bleibt die Flaſchen? naſchen ohne Flaſchen getaͤuet nit wol. Hoͤre mich/ GOtt der HErꝛ hat geſehen/ daß menſchlicher Weis Elias in diſer erſchroͤcklichen Wuͤſten/ wo nichts als Baͤumer/ Hecken/ uñ Stainklippen keine Nahꝛungs- Mittel hat haben koͤnnen/ alſo hat er ihn durch ein Miracul er- naͤhrt aber umb den Trunck hat er ihm ſelbſt koͤnnen ſchauen/ dann er war nit weit von dem Bach Carith, da Waſſer ſatt und gnug Wann alſo der Menſch durch aignen Fleis/ Arbeit und Muͤhe kan bekom̃en und erwerben/ daß muß er auff kein Weis durch Miracul ſuchen. Ein ſolches Weib/ welches ſcheint/ als waͤre ſie mit lauter Heiligkeiten gefuͤttert/ wann ſie den gantzen Vormittag in der Kirchen verharret/ und ſo eifrig bettet/ daß ihr die Zaͤhn rogl werden/ unterdeſſen aber glaubt/ daß die En- gel werden die Stuben auskehren/ und das Kraut einbreñen/ thut unloͤblich und unrecht/ zumahlen ſie ohne Noth GOtt den Allmaͤchtigen will verſuchen/ und zu einem Miracul zwingen. Es hat bey erſter Erſchaffung der Welt GOtt der HErꝛ dem Erdboden befohlen/ er ſolle Augenblicklich allerley Pflan- tzen und Fruͤchten hervor bringen/ ſo auch geſchehen; diſe ſeine Allmacht iſt noch nit ausgeſchoͤpft/ uñ was er dazumal gethan/ das

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/214>, abgerufen am 08.05.2024.