Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias. werde nach sich ziehen/ und folgsam ihnen das Interesse zimb-lich geschmählert weren; haben demnach dise Hohe-Priester/ dise Hochwürdige Herrn einen Rath versammlet/ und allerley Anschläg auf die Bahn gebracht/ wie doch fernerm Ubel vorzu- biegen seye. Wie sie nun im besten Discurs begriffen/ und glaub- ten ihres Sinns/ daß sie sehr bescheid und weißlich geredet ha- ben/ da richtet sich der Caiphas auf/ welcher desselbigen Jahrs der höchste Priester war/ und ein Oberhaupt der Synagog und völliger Geistlichkeit/ und sprach nit ohne Grollen und Wider- willen/ Vosnescitis quidquam, Jhr wisset nichts. O pfuy/ pfuy! wie schändlich steht es/ wie ungereimbt ist es/ pfuy! Pars IV. G g
gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias. werde nach ſich ziehen/ und folgſam ihnen das Intereſſe zimb-lich geſchmaͤhlert weren; haben demnach diſe Hohe-Prieſter/ diſe Hochwuͤrdige Herꝛn einen Rath verſammlet/ und allerley Anſchlaͤg auf die Bahn gebracht/ wie doch fernerm Ubel vorzu- biegen ſeye. Wie ſie nun im beſten Diſcurs begꝛiffen/ und glaub- ten ihres Sinns/ daß ſie ſehr beſcheid und weißlich geredet ha- ben/ da richtet ſich der Caiphas auf/ welcher deſſelbigen Jahrs der hoͤchſte Prieſter war/ und ein Oberhaupt der Synagog und voͤlliger Geiſtlichkeit/ und ſprach nit ohne Grollen und Wider- willen/ Vosneſcitis quidquam, Jhr wiſſet nichts. O pfuy/ pfuy! wie ſchaͤndlich ſteht es/ wie ungereimbt iſt es/ pfuy! Pars IV. G g
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gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
werde nach ſich ziehen/ und folgſam ihnen das Intereſſe zimb-
lich geſchmaͤhlert weren; haben demnach diſe Hohe-Prieſter/
diſe Hochwuͤrdige Herꝛn einen Rath verſammlet/ und allerley
Anſchlaͤg auf die Bahn gebracht/ wie doch fernerm Ubel vorzu-
biegen ſeye. Wie ſie nun im beſten Diſcurs begꝛiffen/ und glaub-
ten ihres Sinns/ daß ſie ſehr beſcheid und weißlich geredet ha-
ben/ da richtet ſich der Caiphas auf/ welcher deſſelbigen Jahrs
der hoͤchſte Prieſter war/ und ein Oberhaupt der Synagog und
voͤlliger Geiſtlichkeit/ und ſprach nit ohne Grollen und Wider-
willen/ Vosneſcitis quidquam, Jhr wiſſet nichts.
O pfuy/ pfuy! wie ſchaͤndlich ſteht es/ wie ungereimbt iſt es/
wann jemand in hohem Ampt und Geiſtlicher Wuͤrde ſich be-
findet/ und den Namen und Titul tragt Jhr Hoch-Wuͤrden/
Jhr Gnaden/ Jhr Excellenz, &c. und man ihnen ebenfals vor-
werffe/ was Caiphas denẽ Hohen-Prieſtern/ ihr wiſſet nichts/
Vos neſcitis quidquam: Jhr ſeyd nit gelehrt/ wol aber gelaͤert/
ihr ſeyd kein Doctor, wol aber ein Doc-thor/ ihr ſeyd nit gra-
dirt/ wol aber radirt: ihr ſeyd mehrer Lutteratus als Litteratus:
ihr ſeyd gleicher einem Stoloni als Soloni: ihr ſeyd aͤhnlicher ei-
nem Stallmann/ als einem Salamon: ihr ſeyd ein beſſerer Mat-
to, als Mathematicus, ihr wiſſet mehrer aus einem Plano, als
einem Becano; doch iſt bekandter der Gaymann/ als der Lay-
mann/ ihr ſeyd ein ſchlechter Canoniſt, wohl aber ein guter
Kandeliſt: Vos neſcitisquidquam, &c. Die ſchoͤne Rachel
hat Stroh unterm Leib gehabt/ wie ſie die Goͤtzenbilder ver-
borgen/ ihr aber tragt Stroh im Kopff; der Samſon hat mit
einem Eſels-Kinnbacken tauſend Philiſtaͤer erlegt/ ihr koͤndt
mit einem gantzen Eſels-Kopff nichts richten: deß Joſephs
Bruͤder haben Korn und Weitzen in den Saͤcken gehabt/ ihr
aber habt Habern im Kopff/ und ſeyd gar ein Haber-Narꝛ:
in dem obern Garn der Archen Noe ſeynd allerley Voͤgel ge-
weſt/ bey euch aber iſt oberhalb ein gantzes Gimpel-Neſt/
pfuy!
Pars IV. G g
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