Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
kein Doctrin, dort ist gemeiniglich ein Ruin, und stehet nichts
spöttlichers/ als wann man solchen kan verwerffen das nesci-
tis,
ihr wisset nichts.

Unser HErr mit seinem Göttlichen Mund hat bey dem
Evangelisten Matthäo sehr schön und wol beschrieben/ wie ei-
ner soll beschaffen seyn/ der ein Ampt zu versehen hat: Fidelis &
prudens, quem constituit Dominus super familiam suam,
er
soll nehmlich treu und verständig seyn. Es ist an dem allein nit
gelegen/ daß er fromm und Gottseelig ist/ daß er immerzu im Chor
steckt/ und bald die Zeit mehrer mit Knyen als mit stehen zubringt/
daß er fast alle Tag mit seinem Buckel umbgeht/ wie der Pro-
phet Baalam mit der Eselin/ daß er wegen strengen Bußwercken
seinem Leib ein Stieff-Vatter abgibt/ es ist nit genug/ daß er
ein guts Gewissen hat/ sondern es wird auch erfordert/ daß er
ein gutes Wissen habe/ Fidelis & prudens.

Judas ein Hauptschelm/ und Petrus ein Oberhaupt der Ca-
tholischen Kirchen/ Judas ein Ursacher deß Tods Christi/ und
Petrus hat sich anerbotten umb Christi Willen den Tod auszu-
stehen/ Judas hat unserm HErrn aus der gemeinen Cassa das
Geld gestohlen/ und Petrus hat für unsern HErrn den Zinnß-
Groschen zu Capharnaum bezahlt. nichts destoweniger hat
der HErr und Heyland dem Judä nie einen so harten Filtz und
Verweiß geben/ wie dem Petro. Wie der Iscarioth ihn durch
einen falschen Kuß verrathen/ da hat ihn der gebenedeyte Mei-
ster noch einen Freund geheissen Amice, &c. Den Peter aber
hat er gar einen Sathan und Teuffel genennt/ und zwar da-
zumahl/ als Petrus vernommen/ als solle er/ benanntlich
Christus/ eines bittern Tods sterben zu Jerusalem/ da hat er
sich dessen eyffrig angenommen/ absit: bey Leib nit HErr/ sprach
Petrus, dises seye weit von dir; worauf der sonst sanfftmüthig-
ste Erlöser ein finsters Gesicht gemacht/ und den Peter einen
Teuffel gescholten/ Vade &c. Gehe von mir du Sathan/ etc.

Gab
G g 2

gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
kein Doctrin, dort iſt gemeiniglich ein Ruin, und ſtehet nichts
ſpoͤttlichers/ als wann man ſolchen kan verwerffen das neſci-
tis,
ihr wiſſet nichts.

Unſer HErꝛ mit ſeinem Goͤttlichen Mund hat bey dem
Evangeliſten Matthaͤo ſehr ſchoͤn und wol beſchrieben/ wie ei-
ner ſoll beſchaffen ſeyn/ der ein Ampt zu verſehen hat: Fidelis &
prudens, quem conſtituit Dominus ſuper familiam ſuam,
er
ſoll nehmlıch treu und verſtaͤndig ſeyn. Es iſt an dem allein nit
gelegen/ daß er from̃ und Gottſeelig iſt/ daß er im̃erzu im Chor
ſteckt/ uñ bald die Zeit mehꝛer mit Knyen als mit ſtehẽ zubringt/
daß er faſt alle Tag mit ſeinem Buckel umbgeht/ wie der Pro-
phet Baalam mit der Eſelin/ daß er wegen ſtrengen Bußwerckẽ
ſeinem Leib ein Stieff-Vatter abgibt/ es iſt nit genug/ daß er
ein guts Gewiſſen hat/ ſondern es wird auch erfordert/ daß er
ein gutes Wiſſen habe/ Fidelis & prudens.

Judas ein Hauptſchelm/ und Petrus ein Oberhaupt der Ca-
tholiſchen Kirchen/ Judas ein Urſacher deß Tods Chriſti/ und
Petrus hat ſich anerbotten umb Chriſti Willen den Tod auszu-
ſtehen/ Judas hat unſerm HErꝛn aus der gemeinen Caſſa das
Geld geſtohlen/ und Petrus hat fuͤr unſern HErꝛn den Zinnß-
Groſchen zu Capharnaum bezahlt. nichts deſtoweniger hat
der HErꝛ und Heyland dem Judaͤ nie einen ſo harten Filtz und
Verweiß geben/ wie dem Petro. Wie der Iſcarioth ihn durch
einen falſchen Kuß verrathen/ da hat ihn der gebenedeyte Mei-
ſter noch einen Freund geheiſſen Amice, &c. Den Peter aber
hat er gar einen Sathan und Teuffel genennt/ und zwar da-
zumahl/ als Petrus vernommen/ als ſolle er/ benanntlich
Chriſtus/ eines bittern Tods ſterben zu Jeruſalem/ da hat er
ſich deſſen eyffrig angenom̃en/ abſit: bey Leib nit HErꝛ/ ſprach
Petrus, diſes ſeye weit von dir; worauf der ſonſt ſanfftmuͤthig-
ſte Erloͤſer ein finſters Geſicht gemacht/ und den Peter einen
Teuffel geſcholten/ Vade &c. Gehe von mir du Sathan/ ꝛc.

Gab
G g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0247" n="235"/><fw type="header" place="top">gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.</fw><lb/>
kein <hi rendition="#aq">Doctrin,</hi> dort i&#x017F;t gemeiniglich ein <hi rendition="#aq">Ruin,</hi> und &#x017F;tehet nichts<lb/>
&#x017F;po&#x0364;ttlichers/ als wann man &#x017F;olchen kan verwerffen das <hi rendition="#aq">ne&#x017F;ci-<lb/>
tis,</hi> ihr wi&#x017F;&#x017F;et nichts.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">U</hi>n&#x017F;er HEr&#xA75B; mit &#x017F;einem <hi rendition="#fr">G</hi>o&#x0364;ttlichen Mund hat bey dem<lb/>
Evangeli&#x017F;ten Mattha&#x0364;o &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n und wol be&#x017F;chrieben/ wie ei-<lb/>
ner &#x017F;oll be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn/ der ein Ampt zu ver&#x017F;ehen hat: <hi rendition="#aq">Fidelis &amp;<lb/>
prudens, quem con&#x017F;tituit Dominus &#x017F;uper familiam &#x017F;uam,</hi> er<lb/>
&#x017F;oll nehml&#x0131;ch treu und ver&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyn. Es i&#x017F;t an dem allein nit<lb/>
gelegen/ daß er from&#x0303; und Gott&#x017F;eelig i&#x017F;t/ daß er im&#x0303;erzu im Chor<lb/>
&#x017F;teckt/ un&#x0303; bald die Zeit meh&#xA75B;er mit Knyen als mit &#x017F;tehe&#x0303; zubringt/<lb/>
daß er fa&#x017F;t alle Tag mit &#x017F;einem Buckel umbgeht/ wie der <hi rendition="#fr">P</hi>ro-<lb/>
phet Baalam mit der E&#x017F;elin/ daß er wegen &#x017F;trengen Bußwercke&#x0303;<lb/>
&#x017F;einem Leib ein Stieff-Vatter abgibt/ es i&#x017F;t nit genug/ daß er<lb/>
ein guts Gewi&#x017F;&#x017F;en hat/ &#x017F;ondern es wird auch erfordert/ daß er<lb/>
ein gutes Wi&#x017F;&#x017F;en habe/ <hi rendition="#aq">Fidelis &amp; prudens.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Judas</hi> ein Haupt&#x017F;chelm/ und <hi rendition="#aq">Petrus</hi> ein Oberhaupt der Ca-<lb/>
tholi&#x017F;chen Kirchen/ <hi rendition="#aq">Judas</hi> ein Ur&#x017F;acher deß Tods Chri&#x017F;ti/ und<lb/><hi rendition="#aq">Petrus</hi> hat &#x017F;ich anerbotten umb Chri&#x017F;ti Willen den Tod auszu-<lb/>
&#x017F;tehen/ <hi rendition="#aq">Judas</hi> hat un&#x017F;erm HEr&#xA75B;n aus der gemeinen <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;a</hi> das<lb/>
Geld ge&#x017F;tohlen/ und <hi rendition="#aq">Petrus</hi> hat fu&#x0364;r un&#x017F;ern HEr&#xA75B;n den Zinnß-<lb/>
Gro&#x017F;chen zu <hi rendition="#aq">Capharnaum</hi> bezahlt. nichts de&#x017F;toweniger hat<lb/>
der HEr&#xA75B; und Heyland dem Juda&#x0364; nie einen &#x017F;o harten Filtz und<lb/>
Verweiß geben/ wie dem <hi rendition="#aq">Petro.</hi> Wie der <hi rendition="#aq">I&#x017F;carioth</hi> ihn durch<lb/>
einen fal&#x017F;chen Kuß verrathen/ da hat ihn der gebenedeyte Mei-<lb/>
&#x017F;ter noch einen Freund gehei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Amice, &amp;c.</hi> Den <hi rendition="#aq">Peter</hi> aber<lb/>
hat er gar einen Sathan und Teuffel genennt/ und zwar da-<lb/>
zumahl/ als <hi rendition="#aq">Petrus</hi> vernommen/ als &#x017F;olle er/ benanntlich<lb/>
Chri&#x017F;tus/ eines bittern Tods &#x017F;terben zu Jeru&#x017F;alem/ da hat er<lb/>
&#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en eyffrig angenom&#x0303;en/ <hi rendition="#aq">ab&#x017F;it:</hi> bey Leib nit HEr&#xA75B;/ &#x017F;prach<lb/><hi rendition="#aq">Petrus,</hi> di&#x017F;es &#x017F;eye weit von dir; worauf der &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;anfftmu&#x0364;thig-<lb/>
&#x017F;te Erlo&#x0364;&#x017F;er ein fin&#x017F;ters Ge&#x017F;icht gemacht/ und den <hi rendition="#aq">Peter</hi> einen<lb/>
Teuffel ge&#x017F;cholten/ <hi rendition="#aq">Vade &amp;c.</hi> <hi rendition="#fr">G</hi>ehe von mir du Sathan/ &#xA75B;c.<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">G g 2</fw><fw type="catch" place="bottom">Gab</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0247] gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias. kein Doctrin, dort iſt gemeiniglich ein Ruin, und ſtehet nichts ſpoͤttlichers/ als wann man ſolchen kan verwerffen das neſci- tis, ihr wiſſet nichts. Unſer HErꝛ mit ſeinem Goͤttlichen Mund hat bey dem Evangeliſten Matthaͤo ſehr ſchoͤn und wol beſchrieben/ wie ei- ner ſoll beſchaffen ſeyn/ der ein Ampt zu verſehen hat: Fidelis & prudens, quem conſtituit Dominus ſuper familiam ſuam, er ſoll nehmlıch treu und verſtaͤndig ſeyn. Es iſt an dem allein nit gelegen/ daß er from̃ und Gottſeelig iſt/ daß er im̃erzu im Chor ſteckt/ uñ bald die Zeit mehꝛer mit Knyen als mit ſtehẽ zubringt/ daß er faſt alle Tag mit ſeinem Buckel umbgeht/ wie der Pro- phet Baalam mit der Eſelin/ daß er wegen ſtrengen Bußwerckẽ ſeinem Leib ein Stieff-Vatter abgibt/ es iſt nit genug/ daß er ein guts Gewiſſen hat/ ſondern es wird auch erfordert/ daß er ein gutes Wiſſen habe/ Fidelis & prudens. Judas ein Hauptſchelm/ und Petrus ein Oberhaupt der Ca- tholiſchen Kirchen/ Judas ein Urſacher deß Tods Chriſti/ und Petrus hat ſich anerbotten umb Chriſti Willen den Tod auszu- ſtehen/ Judas hat unſerm HErꝛn aus der gemeinen Caſſa das Geld geſtohlen/ und Petrus hat fuͤr unſern HErꝛn den Zinnß- Groſchen zu Capharnaum bezahlt. nichts deſtoweniger hat der HErꝛ und Heyland dem Judaͤ nie einen ſo harten Filtz und Verweiß geben/ wie dem Petro. Wie der Iſcarioth ihn durch einen falſchen Kuß verrathen/ da hat ihn der gebenedeyte Mei- ſter noch einen Freund geheiſſen Amice, &c. Den Peter aber hat er gar einen Sathan und Teuffel genennt/ und zwar da- zumahl/ als Petrus vernommen/ als ſolle er/ benanntlich Chriſtus/ eines bittern Tods ſterben zu Jeruſalem/ da hat er ſich deſſen eyffrig angenom̃en/ abſit: bey Leib nit HErꝛ/ ſprach Petrus, diſes ſeye weit von dir; worauf der ſonſt ſanfftmuͤthig- ſte Erloͤſer ein finſters Geſicht gemacht/ und den Peter einen Teuffel geſcholten/ Vade &c. Gehe von mir du Sathan/ ꝛc. Gab G g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/247
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/247>, abgerufen am 04.12.2024.