Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas Jscariot/
in anderer Leuth Beutel/ die Mutter habe gar gute Inventiones
auf ungekehrten Bäncken: in Summa, der Vatter seye nit weit
her/ und die Mutter habe nit weit heimb: darumb seynd sie mit ei-
nem Stockblinden Kind gestrafft worden. Dergleichen Ant-
wort hofften die Apostl auf ihr fragen/ aber der HErr hatte es nit
im Brauch anderer Leuth Mängel offenbar zu machen/ und selbe
in ein böses Geschrey zu bringen/ gab demnach die Antwort: Ne-
que hic, &c.
Weder er der Blinde/ weder seine Eltern haben ge-
sündiget/ sondern damit hierdurch die Werck GOttes offenbahr
wurden Joan. c. 9. Deßgleichen hat er auch gethan/ wie er mit
der Samaritanin bey dem Brunnen geredt hat/ und ihren Laster-
hafften Wandel unter die Augen gestellt/ da wolt er nit/ daß die
Apostl darvon etwas wissen solten: dahero dieselbige in die Stadt
geschickt/ mit dem Vorwand/ daß sie umb etliche Lebens-Mittel
sollen umbsehen; unterdessen hat er ihr einen Beicht-Spiegel ab-
geben/ die Warheit gesagt wegen deß geführten schlimmen Wan-
dels. Was müssen andere Leuth wissen/ gedacht er/ wie dieses
Weib beschaffen. Joan. 4. Also sollen absonderlich beschaffen seyn
die Dienstbotten/ welche niemahlen sollen die Mängel und Unvoll-
kommenheiten/ so sie in dem Haus sehen/ allenthalben kundtbar
machen/ und folgsam ihr Herrschafft in ein übles Geschrey brin-
gen/ sondern vielmehr aus Christlicher Liebe die Schwachhtit deß
Nächstens/ nach Möglichkeit verdecken; dann dergleichen
Schwätz-Zungen/ so alles aus dem Haus tragen/ und nichts
können verschweigen/ mehrmahlen eine Ursach seyn
grosser Uneinigkeiten.



Judas

Judas Jſcariot/
in anderer Leuth Beutel/ die Mutter habe gar gute Inventiones
auf ungekehrten Baͤncken: in Summa, der Vatter ſeye nit weit
her/ und die Mutter habe nit weit heimb: darumb ſeynd ſie mit ei-
nem Stockblinden Kind geſtrafft worden. Dergleichen Ant-
wort hofften die Apoſtl auf ihr fragen/ aber der HErꝛ hatte es nit
im Brauch anderer Leuth Maͤngel offenbar zu machen/ und ſelbe
in ein boͤſes Geſchrey zu bringen/ gab demnach die Antwort: Ne-
que hic, &c.
Weder er der Blinde/ weder ſeine Eltern haben ge-
ſuͤndiget/ ſondern damit hierdurch die Werck GOttes offenbahr
wurden Joan. c. 9. Deßgleichen hat er auch gethan/ wie er mit
der Samaritanin bey dem Brunnen geredt hat/ und ihren Laſter-
hafften Wandel unter die Augen geſtellt/ da wolt er nit/ daß die
Apoſtl darvon etwas wiſſen ſolten: dahero dieſelbige in die Stadt
geſchickt/ mit dem Vorwand/ daß ſie umb etliche Lebens-Mittel
ſollen umbſehen; unterdeſſen hat er ihr einen Beicht-Spiegel ab-
geben/ die Warheit geſagt wegen deß gefuͤhrten ſchlimmen Wan-
dels. Was muͤſſen andere Leuth wiſſen/ gedacht er/ wie dieſes
Weib beſchaffen. Joan. 4. Alſo ſollen abſonderlich beſchaffen ſeyn
die Dienſtbotten/ welche niemahlen ſollen die Maͤngel und Unvoll-
kommenheiten/ ſo ſie in dem Haus ſehen/ allenthalben kundtbar
machen/ und folgſam ihr Herꝛſchafft in ein uͤbles Geſchrey brin-
gen/ ſondern vielmehr aus Chriſtlicher Liebe die Schwachhtit deß
Naͤchſtens/ nach Moͤglichkeit verdecken; dann dergleichen
Schwaͤtz-Zungen/ ſo alles aus dem Haus tragen/ und nichts
koͤnnen verſchweigen/ mehrmahlen eine Urſach ſeyn
groſſer Uneinigkeiten.



Judas
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="10[20]"/><fw place="top" type="header">Judas J&#x017F;cariot/</fw><lb/>
in anderer Leuth Beutel/ die Mutter habe gar gute <hi rendition="#aq">Inventiones</hi><lb/>
auf ungekehrten Ba&#x0364;ncken: <hi rendition="#aq">in Summa,</hi> der Vatter &#x017F;eye nit weit<lb/>
her/ und die Mutter habe nit weit heimb: darumb &#x017F;eynd &#x017F;ie mit ei-<lb/>
nem Stockblinden Kind ge&#x017F;trafft worden. Dergleichen Ant-<lb/>
wort hofften die Apo&#x017F;tl auf ihr fragen/ aber der HEr&#xA75B; hatte es nit<lb/>
im Brauch anderer Leuth Ma&#x0364;ngel offenbar zu machen/ und &#x017F;elbe<lb/>
in ein bo&#x0364;&#x017F;es Ge&#x017F;chrey zu bringen/ gab demnach die Antwort: <hi rendition="#aq">Ne-<lb/>
que hic, &amp;c.</hi> Weder er der Blinde/ weder &#x017F;eine Eltern haben ge-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;ndiget/ &#x017F;ondern damit hierdurch die Werck GOttes offenbahr<lb/>
wurden <hi rendition="#aq">Joan. c. 9.</hi> Deßgleichen hat er auch gethan/ wie er mit<lb/>
der Samaritanin bey dem Brunnen geredt hat/ und ihren La&#x017F;ter-<lb/>
hafften Wandel unter die Augen ge&#x017F;tellt/ da wolt er nit/ daß die<lb/>
Apo&#x017F;tl darvon etwas wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten: dahero die&#x017F;elbige in die Stadt<lb/>
ge&#x017F;chickt/ mit dem Vorwand/ daß &#x017F;ie umb etliche Lebens-Mittel<lb/>
&#x017F;ollen umb&#x017F;ehen; unterde&#x017F;&#x017F;en hat er ihr einen Beicht-Spiegel ab-<lb/>
geben/ die Warheit ge&#x017F;agt wegen deß gefu&#x0364;hrten &#x017F;chlimmen Wan-<lb/>
dels. Was mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en andere Leuth wi&#x017F;&#x017F;en/ gedacht er/ wie die&#x017F;es<lb/>
Weib be&#x017F;chaffen. <hi rendition="#aq">Joan.</hi> 4. Al&#x017F;o &#x017F;ollen ab&#x017F;onderlich be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn<lb/>
die Dien&#x017F;tbotten/ welche niemahlen &#x017F;ollen die Ma&#x0364;ngel und Unvoll-<lb/>
kommenheiten/ &#x017F;o &#x017F;ie in dem Haus &#x017F;ehen/ allenthalben kundtbar<lb/>
machen/ und folg&#x017F;am ihr Her&#xA75B;&#x017F;chafft in ein u&#x0364;bles Ge&#x017F;chrey brin-<lb/>
gen/ &#x017F;ondern vielmehr aus Chri&#x017F;tlicher Liebe die Schwachhtit deß<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;tens/ nach Mo&#x0364;glichkeit verdecken; dann dergleichen<lb/>
Schwa&#x0364;tz-Zungen/ &#x017F;o alles aus dem Haus tragen/ und nichts<lb/>
ko&#x0364;nnen ver&#x017F;chweigen/ mehrmahlen eine Ur&#x017F;ach &#x017F;eyn<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Uneinigkeiten.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Judas</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10[20]/0032] Judas Jſcariot/ in anderer Leuth Beutel/ die Mutter habe gar gute Inventiones auf ungekehrten Baͤncken: in Summa, der Vatter ſeye nit weit her/ und die Mutter habe nit weit heimb: darumb ſeynd ſie mit ei- nem Stockblinden Kind geſtrafft worden. Dergleichen Ant- wort hofften die Apoſtl auf ihr fragen/ aber der HErꝛ hatte es nit im Brauch anderer Leuth Maͤngel offenbar zu machen/ und ſelbe in ein boͤſes Geſchrey zu bringen/ gab demnach die Antwort: Ne- que hic, &c. Weder er der Blinde/ weder ſeine Eltern haben ge- ſuͤndiget/ ſondern damit hierdurch die Werck GOttes offenbahr wurden Joan. c. 9. Deßgleichen hat er auch gethan/ wie er mit der Samaritanin bey dem Brunnen geredt hat/ und ihren Laſter- hafften Wandel unter die Augen geſtellt/ da wolt er nit/ daß die Apoſtl darvon etwas wiſſen ſolten: dahero dieſelbige in die Stadt geſchickt/ mit dem Vorwand/ daß ſie umb etliche Lebens-Mittel ſollen umbſehen; unterdeſſen hat er ihr einen Beicht-Spiegel ab- geben/ die Warheit geſagt wegen deß gefuͤhrten ſchlimmen Wan- dels. Was muͤſſen andere Leuth wiſſen/ gedacht er/ wie dieſes Weib beſchaffen. Joan. 4. Alſo ſollen abſonderlich beſchaffen ſeyn die Dienſtbotten/ welche niemahlen ſollen die Maͤngel und Unvoll- kommenheiten/ ſo ſie in dem Haus ſehen/ allenthalben kundtbar machen/ und folgſam ihr Herꝛſchafft in ein uͤbles Geſchrey brin- gen/ ſondern vielmehr aus Chriſtlicher Liebe die Schwachhtit deß Naͤchſtens/ nach Moͤglichkeit verdecken; dann dergleichen Schwaͤtz-Zungen/ ſo alles aus dem Haus tragen/ und nichts koͤnnen verſchweigen/ mehrmahlen eine Urſach ſeyn groſſer Uneinigkeiten. Judas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/32
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 10[20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/32>, abgerufen am 21.11.2024.