Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.seynd den Verstorbenen zu Nutzen kommen. Signaculum in die Bibel gesteckt/ da hat er wahr genommen/daß jemand denselben unsichbarer herauß gezogen und in Ge- genwarth seiner in ein anders Orth in besagtem Buch gelegen/ welches ihme wie billich/ eine Grausen verursacht/ weile er sich aber an disen auch nicht viel kehren wolte/ da hat endlich ein un- sichbare Hand widerum den beynenden Streicher herauß ge- nommen/ und mit solchem Gewalt auf den Tisch geschlagen/ daß er vor Schröcken fast in Ohnmacht gefallen deß andern Tags wolte er/ weil ihme je mehr und mehr Gedancken eingefallen/ die Bibel wol beschauen/ find aber den Streicher widerum da- rin/ und darzu mit dem Reißbley/ auff der Seiten deß Blats ein gemachtes Creutzel/ so ihm nicht wenig befrembdet/ mai- stens darumb/ weil auch ein NB. dabey gesetzt ware/ welches ihn dann veranlast hat weiter zusehen/ und zu lesen/ was dann je- ne Zeil in sich halte/ so mit dem Creutzel bezeichnet/ find endlich den kurtzen Text/ deß Heil. Evangelij. Dixit ad Philippum, un- de ememus panes? Er sprach zu dem Philipp/ wo werden wir dann Brod nehmen Joann. am 6. Capitel/ dises hat ihme also- bald die Gedächtnuß bewegt/ daß er nichts anders gedacht/ als daß sein bester Freund mit Nahmen Philipp/ der vor 14. Tagen mit Todt abgangen/ noch fernere Hülff von ihme verlange/ und foderist ein und andere Heil. Meß. Jn welchen das Brod der Engeln auffgesetzt wird/ welches auch nachmahls geschehen/ worauff er nichts mehr gespürt. So soll man dann niemals seines guten Freunds vergessen/ chen Pars IV. S s
ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen. Signaculum in die Bıbel geſteckt/ da hat er wahr genommen/daß jemand denſelben unſichbarer herauß gezogen und in Ge- genwaꝛth ſeiner in ein anders Orth in beſagtem Buch gelegen/ welches ihme wie billich/ eine Grauſen verurſacht/ weile er ſich aber an diſen auch nıcht viel kehren wolte/ da hat endlich ein un- ſichbare Hand widerum den beynenden Streicher herauß ge- nom̃en/ und mit ſolchem Gewalt auf den Tiſch geſchlagen/ daß er vor Schroͤcken faſt in Ohnmacht gefallen deß andern Tags wolte er/ weil ihme je mehr und mehr Gedancken eingefallen/ die Bibel wol beſchauen/ find aber den Streicher widerum da- rin/ und darzu mit dem Reißbley/ auff der Seiten deß Blats ein gemachtes Creutzel/ ſo ihm nicht wenig befrembdet/ mai- ſtens darumb/ weil auch ein NB. dabey geſetzt ware/ welches ihn dann veranlaſt hat weiter zuſehen/ und zu leſen/ was dañ je- ne Zeil in ſich halte/ ſo mit dem Creutzel bezeichnet/ find endlich den kurtzen Text/ deß Heil. Evangelij. Dixit ad Philippum, un- de ememus panes? Er ſprach zu dem Philipp/ wo werden wir dann Brod nehmen Joann. am 6. Capitel/ diſes hat ihme alſo- bald die Gedaͤchtnuß bewegt/ daß er nichts anders gedacht/ als daß ſein beſter Freund mit Nahmen Philipp/ der vor 14. Tagẽ mit Todt abgangẽ/ noch fernere Huͤlff von ihme verlange/ und foderiſt ein und andere Heil. Meß. Jn welchen das Brod der Engeln auffgeſetzt wird/ welches auch nachmahls geſchehen/ worauff er nichts mehr geſpuͤrt. So ſoll man dann niemals ſeines guten Freunds vergeſſẽ/ chen Pars IV. S s
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0333" n="321"/><fw type="header" place="top">ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen.</fw><lb/><hi rendition="#aq">Signaculum</hi> in die Bıbel geſteckt/ da hat er wahr genommen/<lb/> daß jemand denſelben unſichbarer herauß gezogen und in Ge-<lb/> genwaꝛth ſeiner in ein anders Orth in beſagtem Buch gelegen/<lb/> welches ihme wie billich/ eine Grauſen verurſacht/ weile er ſich<lb/> aber an diſen auch nıcht viel kehren wolte/ da hat endlich ein un-<lb/> ſichbare Hand widerum den beynenden Streicher herauß ge-<lb/> nom̃en/ und mit ſolchem Gewalt auf den Tiſch geſchlagen/ daß<lb/> er vor Schroͤcken faſt in Ohnmacht gefallen deß andern Tags<lb/> wolte er/ weil ihme je mehr und mehr Gedancken eingefallen/<lb/> die Bibel wol beſchauen/ find aber den Streicher widerum da-<lb/> rin/ und darzu mit dem Reißbley/ auff der Seiten deß Blats<lb/> ein gemachtes Creutzel/ ſo ihm nicht wenig befrembdet/ mai-<lb/> ſtens darumb/ weil auch ein <hi rendition="#aq">NB.</hi> dabey geſetzt ware/ welches<lb/> ihn dann veranlaſt hat weiter zuſehen/ und zu leſen/ was dañ je-<lb/> ne Zeil in ſich halte/ ſo mit dem Creutzel bezeichnet/ find endlich<lb/> den kurtzen Text/ deß Heil. Evangelij. <hi rendition="#aq">Dixit ad Philippum, un-<lb/> de ememus panes</hi>? Er ſprach zu dem Philipp/ wo werden wir<lb/> dann Brod nehmen <hi rendition="#aq">Joann.</hi> am 6. Capitel/ diſes hat ihme alſo-<lb/> bald die Gedaͤchtnuß bewegt/ daß er nichts anders gedacht/ als<lb/> daß ſein beſter Freund mit Nahmen Philipp/ der vor 14. Tagẽ<lb/> mit Todt abgangẽ/ noch fernere Huͤlff von ihme verlange/ und<lb/> foderiſt ein und andere Heil. <hi rendition="#fr">M</hi>eß. Jn welchen das Brod der<lb/> Engeln auffgeſetzt wird/ welches auch nachmahls geſchehen/<lb/> worauff er nichts mehr geſpuͤrt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">S</hi>o ſoll man dann niemals ſeines guten Freunds vergeſſẽ/<lb/> abſonderlich/ wann ſolcher in jener Welt in harten zeitlichen<lb/> Peynen noch leyden/ und ıhme ſelbſt nit helffen kan/ da ſoll uns<lb/> das <hi rendition="#aq">NB.</hi> ſtets vor Augen ſeyn: <hi rendition="#aq">NB.</hi> wie offt ſeynd wir luſtig bey<lb/> einander geweſt/ <hi rendition="#aq">NB.</hi> wie offt hat er mir etwas zugefallen ge-<lb/> than/ <hi rendition="#aq">NB.</hi> er hat nicht ein halben Tag koͤñen ohne meiner ſeyn.<lb/><hi rendition="#aq">NB.</hi> Er hat mehrmahl nicht ein biſſen Brod gahabt/ den er<lb/> mit mir nicht getheilt/ <hi rendition="#aq">NB.</hi> er waͤre fuͤr mich in ein Feur gan-<lb/> gen/ ꝛc. So iſt dann billıch/ daß ich ihn auch in dem erſchroͤckli-<lb/> <fw type="sig" place="bottom"><hi rendition="#aq">Pars IV.</hi> S s</fw><fw type="catch" place="bottom">chen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [321/0333]
ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen.
Signaculum in die Bıbel geſteckt/ da hat er wahr genommen/
daß jemand denſelben unſichbarer herauß gezogen und in Ge-
genwaꝛth ſeiner in ein anders Orth in beſagtem Buch gelegen/
welches ihme wie billich/ eine Grauſen verurſacht/ weile er ſich
aber an diſen auch nıcht viel kehren wolte/ da hat endlich ein un-
ſichbare Hand widerum den beynenden Streicher herauß ge-
nom̃en/ und mit ſolchem Gewalt auf den Tiſch geſchlagen/ daß
er vor Schroͤcken faſt in Ohnmacht gefallen deß andern Tags
wolte er/ weil ihme je mehr und mehr Gedancken eingefallen/
die Bibel wol beſchauen/ find aber den Streicher widerum da-
rin/ und darzu mit dem Reißbley/ auff der Seiten deß Blats
ein gemachtes Creutzel/ ſo ihm nicht wenig befrembdet/ mai-
ſtens darumb/ weil auch ein NB. dabey geſetzt ware/ welches
ihn dann veranlaſt hat weiter zuſehen/ und zu leſen/ was dañ je-
ne Zeil in ſich halte/ ſo mit dem Creutzel bezeichnet/ find endlich
den kurtzen Text/ deß Heil. Evangelij. Dixit ad Philippum, un-
de ememus panes? Er ſprach zu dem Philipp/ wo werden wir
dann Brod nehmen Joann. am 6. Capitel/ diſes hat ihme alſo-
bald die Gedaͤchtnuß bewegt/ daß er nichts anders gedacht/ als
daß ſein beſter Freund mit Nahmen Philipp/ der vor 14. Tagẽ
mit Todt abgangẽ/ noch fernere Huͤlff von ihme verlange/ und
foderiſt ein und andere Heil. Meß. Jn welchen das Brod der
Engeln auffgeſetzt wird/ welches auch nachmahls geſchehen/
worauff er nichts mehr geſpuͤrt.
So ſoll man dann niemals ſeines guten Freunds vergeſſẽ/
abſonderlich/ wann ſolcher in jener Welt in harten zeitlichen
Peynen noch leyden/ und ıhme ſelbſt nit helffen kan/ da ſoll uns
das NB. ſtets vor Augen ſeyn: NB. wie offt ſeynd wir luſtig bey
einander geweſt/ NB. wie offt hat er mir etwas zugefallen ge-
than/ NB. er hat nicht ein halben Tag koͤñen ohne meiner ſeyn.
NB. Er hat mehrmahl nicht ein biſſen Brod gahabt/ den er
mit mir nicht getheilt/ NB. er waͤre fuͤr mich in ein Feur gan-
gen/ ꝛc. So iſt dann billıch/ daß ich ihn auch in dem erſchroͤckli-
chen
Pars IV. S s
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |