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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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wird gar unter die Heiligen gezehlt.
den/ wann er nit immer wär allegro gewest etc. Exultatio
Viri est longae vitas;
Die Freudigkeit eines Manns bringt
ein langes Leben. Darum sagt Cosmophilus, seynd wirEccles.
c.
30.

verwichen trefflich lustig gewest/ es hat ein zimbliches feucht
Wetter abgesetzt bey der guldnen Sonnen: sich doch unser lie-
ber HErr selbst gern trincken/ dann zu Cana, nachdem die 6.
Krüg Wein schon völlig außgelährt worden/ hat er dieselbe mit
Wasser gantz eben voll lassen angiessen/ und solches nach mah-
len in den besten und edlesten rothen Wein verwandlet; da ist
erst das Sauffen angangen/ da ist erst die Gesundheit des
HErrn Spenditors steiff herumb geloffen/ etc. Cosmophile du
redest zu vil/ und must aus Christi Miracul kein Macul ma-
chen: es ist zwar nit ohne/ daß der gütigste HErr durch Inter-
cession
seiner gebenedeyten Mutter das Wasser in Wein ver-
kehret/ aber kein Evangelist thut Meldung/ daß die Herren
Gäst den Wein haben gantz außgetruncken/ vermuthlich ist es
wol/ daß ein jeder etwann ein Gläßlein von disem Wunder-
Wein habe genossen/ das übrige aber haben sie Portion Weiß
außgetheilt/ und ein jeder etwas darvon mit sich nacher Hauß
getragen zu einer ewigen Gedächtnuß dises grossen Miracul/
auch einem und dem andern guten Freund zu sondern Gnaden
ein oder zwey Tropffen darvon kosten lassen.

Gesoffen haben wir/ spricht Cosmophilus, daß die Seel
in uns herumb geschwummen/ und das hat die gantze Nacht
gewehret: Mein Cosmophile, bey den Mahlern seynd sonsten
die Nachtstuck in grossem Werth/ aber diß gefallt mir gar nit;
der Psalmist David singt/ daß bey der Nacht die Bestien ihrenPsalm.
103.

Rath haben/ Posuisti tenebras & facta est nox, in ipsa per-
transibunt omnes Bestiae Sylvae.

Wolrecht/ sagt Cosmophilus, hat auff den höltzenen
Reichs-Tag der Weinstock Cron und Scepter gewaigert/ und
auf kein Weiß wollen Holtz-König werden/ dann er gedachte/
daß er ohne das ein grosser Herr seye/ und fast über jedermann

herrsche;
Z z 2

wird gar unter die Heiligen gezehlt.
den/ wann er nit immer waͤr allegro geweſt ꝛc. Exultatio
Viri eſt longæ vitas;
Die Freudigkeit eines Manns bringt
ein langes Leben. Darum ſagt Coſmophilus, ſeynd wirEccleſ.
c.
30.

verwichen trefflich luſtig geweſt/ es hat ein zimbliches feucht
Wetter abgeſetzt bey der guldnen Sonnen: ſich doch unſer lie-
ber HErr ſelbſt gern trincken/ dann zu Cana, nachdem die 6.
Kruͤg Wein ſchon voͤllig außgelaͤhrt worden/ hat er dieſelbe mit
Waſſer gantz eben voll laſſen angieſſen/ und ſolches nach mah-
len in den beſten und edleſten rothen Wein verwandlet; da iſt
erſt das Sauffen angangen/ da iſt erſt die Geſundheit des
HErrn Spenditors ſteiff herumb geloffen/ ꝛc. Coſmophile du
redeſt zu vil/ und muſt aus Chriſti Miracul kein Macul ma-
chen: es iſt zwar nit ohne/ daß der guͤtigſte HErr durch Inter-
ceſſion
ſeiner gebenedeyten Mutter das Waſſer in Wein ver-
kehret/ aber kein Evangeliſt thut Meldung/ daß die Herren
Gaͤſt den Wein haben gantz außgetruncken/ vermuthlich iſt es
wol/ daß ein jeder etwann ein Glaͤßlein von diſem Wunder-
Wein habe genoſſen/ das uͤbrige aber haben ſie Portion Weiß
außgetheilt/ und ein jeder etwas darvon mit ſich nacher Hauß
getragen zu einer ewigen Gedaͤchtnuß diſes groſſen Miracul/
auch einem und dem andern guten Freund zu ſondern Gnaden
ein oder zwey Tropffen darvon koſten laſſen.

Geſoffen haben wir/ ſpricht Coſmophilus, daß die Seel
in uns herumb geſchwummen/ und das hat die gantze Nacht
gewehret: Mein Coſmophile, bey den Mahlern ſeynd ſonſten
die Nachtſtuck in groſſem Werth/ aber diß gefallt mir gar nit;
der Pſalmiſt David ſingt/ daß bey der Nacht die Beſtien ıhrenPſalm.
103.

Rath haben/ Poſuiſti tenebras & facta eſt nox, in ipſa per-
tranſibunt omnes Beſtiæ Sylvæ.

Wolrecht/ ſagt Coſmophilus, hat auff den hoͤltzenen
Reichs-Tag der Weinſtock Cron und Scepter gewaigert/ uñ
auf kein Weiß wollen Holtz-Koͤnig werden/ dann er gedachte/
daß er ohne das ein groſſer Herr ſeye/ und faſt uͤber jedermañ

herꝛſche;
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[363/0375] wird gar unter die Heiligen gezehlt. den/ wann er nit immer waͤr allegro geweſt ꝛc. Exultatio Viri eſt longæ vitas; Die Freudigkeit eines Manns bringt ein langes Leben. Darum ſagt Coſmophilus, ſeynd wir verwichen trefflich luſtig geweſt/ es hat ein zimbliches feucht Wetter abgeſetzt bey der guldnen Sonnen: ſich doch unſer lie- ber HErr ſelbſt gern trincken/ dann zu Cana, nachdem die 6. Kruͤg Wein ſchon voͤllig außgelaͤhrt worden/ hat er dieſelbe mit Waſſer gantz eben voll laſſen angieſſen/ und ſolches nach mah- len in den beſten und edleſten rothen Wein verwandlet; da iſt erſt das Sauffen angangen/ da iſt erſt die Geſundheit des HErrn Spenditors ſteiff herumb geloffen/ ꝛc. Coſmophile du redeſt zu vil/ und muſt aus Chriſti Miracul kein Macul ma- chen: es iſt zwar nit ohne/ daß der guͤtigſte HErr durch Inter- ceſſion ſeiner gebenedeyten Mutter das Waſſer in Wein ver- kehret/ aber kein Evangeliſt thut Meldung/ daß die Herren Gaͤſt den Wein haben gantz außgetruncken/ vermuthlich iſt es wol/ daß ein jeder etwann ein Glaͤßlein von diſem Wunder- Wein habe genoſſen/ das uͤbrige aber haben ſie Portion Weiß außgetheilt/ und ein jeder etwas darvon mit ſich nacher Hauß getragen zu einer ewigen Gedaͤchtnuß diſes groſſen Miracul/ auch einem und dem andern guten Freund zu ſondern Gnaden ein oder zwey Tropffen darvon koſten laſſen. Eccleſ. c. 30. Geſoffen haben wir/ ſpricht Coſmophilus, daß die Seel in uns herumb geſchwummen/ und das hat die gantze Nacht gewehret: Mein Coſmophile, bey den Mahlern ſeynd ſonſten die Nachtſtuck in groſſem Werth/ aber diß gefallt mir gar nit; der Pſalmiſt David ſingt/ daß bey der Nacht die Beſtien ıhren Rath haben/ Poſuiſti tenebras & facta eſt nox, in ipſa per- tranſibunt omnes Beſtiæ Sylvæ. Pſalm. 103. Wolrecht/ ſagt Coſmophilus, hat auff den hoͤltzenen Reichs-Tag der Weinſtock Cron und Scepter gewaigert/ uñ auf kein Weiß wollen Holtz-Koͤnig werden/ dann er gedachte/ daß er ohne das ein groſſer Herr ſeye/ und faſt uͤber jedermañ herꝛſche; Z z 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/375>, abgerufen am 04.12.2024.