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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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wird gar unter die Heiligen gezehlt
Gast bey einem Mittagmal/ allwo noch mehrer gute Freund
zu Gegend/ unter andern Reden sagte und klagte er/ daß er et-
liche Vaß Wein im Keler habe/ welche/ durch was Unglück/
seye ungewiß/ gantz sauer und fast zu lauter Essig worden/ ließ
auch zu einer Prob ein Pocal von solchem Saurampffen herauff
bringen/ und da solchen der nechste beste gekost/ hat er darüber
die Nasen also gerimpft/ daß man geglaubt/ es seye ihm alle Le-
bens-Geister in Essig gefallen/ der Heil. Franciscus nimbt ih-
me den Becher Wein/ macht darüber das heilige Creutz-Zeu-
chen/ und gibt solchen dem Herrn Joannes, als damahl Ca-
pellan bey St. Cassian, und der Nechste/ so auff seiner Sei-
ten gesessen/ diser koste nicht allein oben hin den sauren Wein/
sondern trinckt|ihn rund auß/ und bekennt/ daß er sein Leb-
tag kein bessern und stattlichern Wein habe genossen/ ja allerVading.
in annal,
Min.
1213. n.

11.

Wein im Keller hat die Säure verlassen/ und gantz annehm-
lich und gustos worden/ woraus man leicht konte wahrnem-
men die grosse Verdiensten und Willigkeit deß Seraphischen
Francisci.

Bey uns armen Mendicanten stunde solches Miracul off-
termahl gar wol/ als die wir den Surium nit allein in der Bibli-
othec,
sondern auch im Keller haben/ aber dannoch wünschte
ich mir von dem Allmächtigen GOtt die Gnad/ nicht sauren
Wein in süssen zu verwandeln/ sondern nur faure Gesichter in
süsse und freundliche zu verkehren/ das wäre ein absonderliches
grosses Wunderwerck: es ist einer gewest mit Nahmen Aloy-
sius,
aber ich glaub/ er habe solchen Nahmen von den Alöe er-
prest/ und weil ein anderer von ihme etwas unbehutsam gere-
det/ und ihme die Ehre und guten Nahmen nit zwar gäntzlich
verschwertzt/ sondern nur bloßhart ankaucht/ worüber er der-
gestalten erbittert worden/ daß er ihm nimmermehr süß angeschau-
et/ ja der Grollen und Widerwillen hat dermassen zugenommen in
seinem Hertzen/ daß er sich endlich entschlossen/ die angethane-
ne Injuri und Schmach mit dem Degen zu rechen. Jch bemü-

hete
Z z 3

wird gar unter die Heiligen gezehlt
Gaſt bey einem Mittagmal/ allwo noch mehrer gute Freund
zu Gegend/ unter andern Reden ſagte und klagte er/ daß er et-
liche Vaß Wein im Keler habe/ welche/ durch was Ungluͤck/
ſeye ungewiß/ gantz ſauer und faſt zu lauter Eſſig worden/ ließ
auch zu einer Prob ein Pocal von ſolchem Saurampffen herauff
bringen/ und da ſolchen der nechſte beſte gekoſt/ hat er daruͤber
die Naſen alſo gerimpft/ daß man geglaubt/ es ſeye ihm alle Le-
bens-Geiſter in Eſſig gefallen/ der Heil. Franciſcus nimbt ih-
me den Becher Wein/ macht daruͤber das heilige Creutz-Zeu-
chen/ und gibt ſolchen dem Herrn Joannes, als damahl Ca-
pellan bey St. Caſſian, und der Nechſte/ ſo auff ſeiner Sei-
ten geſeſſen/ diſer koſte nicht allein oben hin den ſauren Wein/
ſondern trinckt|ihn rund auß/ und bekennt/ daß er ſein Leb-
tag kein beſſern und ſtattlichern Wein habe genoſſen/ ja allerVading.
in annal,
Min.
1213. n.

11.

Wein im Keller hat die Saͤure verlaſſen/ und gantz annehm-
lich und guſtos worden/ woraus man leicht konte wahrnem-
men die groſſe Verdienſten und Willigkeit deß Seraphiſchen
Franciſci.

Bey uns armen Mendicanten ſtunde ſolches Miracul off-
termahl gar wol/ als die wir den Surium nit allein in der Bibli-
othec,
ſondern auch im Keller haben/ aber dannoch wuͤnſchte
ich mir von dem Allmaͤchtigen GOtt die Gnad/ nicht ſauren
Wein in ſuͤſſen zu verwandeln/ ſondern nur faure Geſichter in
ſuͤſſe und freundliche zu verkehren/ das waͤre ein abſonderliches
groſſes Wunderwerck: es iſt einer geweſt mit Nahmen Aloy-
ſius,
aber ich glaub/ er habe ſolchen Nahmen von den Alöe er-
preſt/ und weil ein anderer von ihme etwas unbehutſam gere-
det/ und ihme die Ehre und guten Nahmen nit zwar gaͤntzlich
verſchwertzt/ ſondern nur bloßhart ankaucht/ woruͤber er der-
geſtaltẽ erbittert wordẽ/ daß er ihm nim̃ermehr ſuͤß angeſchau-
et/ ja der Grollen uñ Widerwillen hat dermaſſen zugenom̃en in
ſeinem Hertzen/ daß er ſich endlich entſchloſſen/ die angethane-
ne Injuri und Schmach mit dem Degen zu rechen. Jch bemuͤ-

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[365/0377] wird gar unter die Heiligen gezehlt Gaſt bey einem Mittagmal/ allwo noch mehrer gute Freund zu Gegend/ unter andern Reden ſagte und klagte er/ daß er et- liche Vaß Wein im Keler habe/ welche/ durch was Ungluͤck/ ſeye ungewiß/ gantz ſauer und faſt zu lauter Eſſig worden/ ließ auch zu einer Prob ein Pocal von ſolchem Saurampffen herauff bringen/ und da ſolchen der nechſte beſte gekoſt/ hat er daruͤber die Naſen alſo gerimpft/ daß man geglaubt/ es ſeye ihm alle Le- bens-Geiſter in Eſſig gefallen/ der Heil. Franciſcus nimbt ih- me den Becher Wein/ macht daruͤber das heilige Creutz-Zeu- chen/ und gibt ſolchen dem Herrn Joannes, als damahl Ca- pellan bey St. Caſſian, und der Nechſte/ ſo auff ſeiner Sei- ten geſeſſen/ diſer koſte nicht allein oben hin den ſauren Wein/ ſondern trinckt|ihn rund auß/ und bekennt/ daß er ſein Leb- tag kein beſſern und ſtattlichern Wein habe genoſſen/ ja aller Wein im Keller hat die Saͤure verlaſſen/ und gantz annehm- lich und guſtos worden/ woraus man leicht konte wahrnem- men die groſſe Verdienſten und Willigkeit deß Seraphiſchen Franciſci. Vading. in annal, Min. 1213. n. 11. Bey uns armen Mendicanten ſtunde ſolches Miracul off- termahl gar wol/ als die wir den Surium nit allein in der Bibli- othec, ſondern auch im Keller haben/ aber dannoch wuͤnſchte ich mir von dem Allmaͤchtigen GOtt die Gnad/ nicht ſauren Wein in ſuͤſſen zu verwandeln/ ſondern nur faure Geſichter in ſuͤſſe und freundliche zu verkehren/ das waͤre ein abſonderliches groſſes Wunderwerck: es iſt einer geweſt mit Nahmen Aloy- ſius, aber ich glaub/ er habe ſolchen Nahmen von den Alöe er- preſt/ und weil ein anderer von ihme etwas unbehutſam gere- det/ und ihme die Ehre und guten Nahmen nit zwar gaͤntzlich verſchwertzt/ ſondern nur bloßhart ankaucht/ woruͤber er der- geſtaltẽ erbittert wordẽ/ daß er ihm nim̃ermehr ſuͤß angeſchau- et/ ja der Grollen uñ Widerwillen hat dermaſſen zugenom̃en in ſeinem Hertzen/ daß er ſich endlich entſchloſſen/ die angethane- ne Injuri und Schmach mit dem Degen zu rechen. Jch bemuͤ- hete Z z 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/377>, abgerufen am 19.05.2024.