Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas der verfluchte Gesell Cinturi-us in ap- pendice fascic. temp.stens wegen der unmässigen Hoffarth/ so sie doch dazumal nur zu Fuß gangen/ jetzt aber sitzt sie gar zu Pferd. Obschon der Zeiten dergleichen Wunder-Creutz auf die stoltze verruchte Mo- di Kleider nicht fallen/ so soll man doch glauben/ daß die häuffige Creutz/ mit denen dermalen die Welt betrangt/ benanntlich Krieg/ Pest/ Hunger/ etc. nichts anders von oben herunter ziecht/ als der ohngeschamte Kleider-Pracht. Hat der erzürn- te GOTT vor diesem schon gedrohet/ durch den Propheten So- phonias seine Göttliche Straff/ umb weil sich die Fürsten und grosse Herren in frembde Kleider vergafft. Visitabo super Soph. 1.Principes, &c. Jch will ein Heimsuchung thun über die Klei- der deß Königs/ und über alle die sich mit frembden Kleidern/ etc. umb wie viel mehr hat der gerechte GOTT anjetzo Ursach zu straffen/ indem so gar der geringste Grindschippel und schlech- teste Kuchelschlamp in Frantzösischer Modi daher prangt/ es wird bald darzu kommen/ daß man auch Schneider-Schulen und Academien wird müssen aufrichten/ damit der Witz und Schneider-Verstand noch bessere Kleider-Inventiones auf die Bahn könne bringen. Dieser Leuth ist ein solche Menge zu Wienn/ daß wann man alle dero Scheeren solte zu Harnisch schmidten/ man gar leichtlich ein gantzes Courassir-Regiment kön- te ausstaffiren. Ecce, da geht eine daher/ O wie stattlich und ansehentlich Band
Judas der verfluchte Geſell Cinturi-us in ap- pendice faſcic. temp.ſtens wegen der unmaͤſſigen Hoffarth/ ſo ſie doch dazumal nur zu Fuß gangen/ jetzt aber ſitzt ſie gar zu Pferd. Obſchon der Zeiten dergleichen Wunder-Creutz auf die ſtoltze verruchte Mo- di Kleider nicht fallen/ ſo ſoll man doch glauben/ daß die haͤuffige Creutz/ mit denen dermalen die Welt betrangt/ benanntlich Krieg/ Peſt/ Hunger/ ꝛc. nichts anders von oben herunter ziecht/ als der ohngeſchamte Kleider-Pracht. Hat der erzuͤrn- te GOTT vor dieſem ſchon gedrohet/ durch den Propheten So- phonias ſeine Goͤttliche Straff/ umb weil ſich die Fuͤrſten und groſſe Herren in frembde Kleider vergafft. Viſitabo ſuper Soph. 1.Principes, &c. Jch will ein Heımſuchung thun uͤber die Klei- der deß Koͤnigs/ und uͤber alle dıe ſich mit frembden Kleidern/ ꝛc. umb wie viel mehr hat der gerechte GOTT anjetzo Urſach zu ſtraffen/ indem ſo gar der geringſte Grindſchippel und ſchlech- teſte Kuchelſchlamp in Frantzoͤſiſcher Modi daher prangt/ es wird bald darzu kommen/ daß man auch Schneider-Schulen und Academien wird muͤſſen aufrichten/ damit der Witz und Schneider-Verſtand noch beſſere Kleider-Inventiones auf die Bahn koͤnne bringen. Dieſer Leuth iſt ein ſolche Menge zu Wienn/ daß wann man alle dero Scheeren ſolte zu Harniſch ſchmidten/ man gar leichtlich ein gantzes Couraſſir-Regiment koͤn- te ausſtaffiren. Ecce, da geht eine daher/ O wie ſtattlich und anſehentlich Band
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Judas der verfluchte Geſell
ſtens wegen der unmaͤſſigen Hoffarth/ ſo ſie doch dazumal nur
zu Fuß gangen/ jetzt aber ſitzt ſie gar zu Pferd. Obſchon der
Zeiten dergleichen Wunder-Creutz auf die ſtoltze verruchte Mo-
di Kleider nicht fallen/ ſo ſoll man doch glauben/ daß die haͤuffige
Creutz/ mit denen dermalen die Welt betrangt/ benanntlich
Krieg/ Peſt/ Hunger/ ꝛc. nichts anders von oben herunter
ziecht/ als der ohngeſchamte Kleider-Pracht. Hat der erzuͤrn-
te GOTT vor dieſem ſchon gedrohet/ durch den Propheten So-
phonias ſeine Goͤttliche Straff/ umb weil ſich die Fuͤrſten und
groſſe Herren in frembde Kleider vergafft. Viſitabo ſuper
Principes, &c. Jch will ein Heımſuchung thun uͤber die Klei-
der deß Koͤnigs/ und uͤber alle dıe ſich mit frembden Kleidern/ ꝛc.
umb wie viel mehr hat der gerechte GOTT anjetzo Urſach
zu ſtraffen/ indem ſo gar der geringſte Grindſchippel und ſchlech-
teſte Kuchelſchlamp in Frantzoͤſiſcher Modi daher prangt/ es
wird bald darzu kommen/ daß man auch Schneider-Schulen
und Academien wird muͤſſen aufrichten/ damit der Witz und
Schneider-Verſtand noch beſſere Kleider-Inventiones auf die
Bahn koͤnne bringen. Dieſer Leuth iſt ein ſolche Menge zu
Wienn/ daß wann man alle dero Scheeren ſolte zu Harniſch
ſchmidten/ man gar leichtlich ein gantzes Couraſſir-Regiment koͤn-
te ausſtaffiren.
Cinturi-
us in ap-
pendice
faſcic.
temp.
Soph. 1.
Ecce, da geht eine daher/ O wie ſtattlich und anſehentlich
ziecht ſie auf! der Mando iſt Jndianiſch-Hoch-Zorn-Leib-Farb/
die Elen verkaufft man zu Venedig gleich vom Arſenal uͤber/
wo der Teuffel die Hackbrettel ſchleifft/ umb 20. Thaler/ das Ge-
braͤm oder Gallonen ſo auf dem Rock ſtehen/ ſeynd von einer
Nagel-neuen Gattung/ und ſeynd von Syracus ohnlaͤngſt per
Staffeta durch Narrapolis biß nacher alt Aquileia gelieffert wor-
den; von dannen durch die Handels-Leuth hieher gebracht:
Dergleichen Hauben/ wie ſie traͤgt/ hat man allhier keine geſe-
hen/ und will man ſagen/ daß die Modi ſeye kommen von der
Principal-Jungfrau deß Groß-Tuͤrckiſchen Seraglio, die
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