Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas Jscarioth wegen der Leut ihrer Reden windliche Hercules der Welt/ ist in gemeinen wollenen Kleiderenaufgezogen/ dergleichen sich der Zeit etwan ein Burger schämbte. Ludovicus IX. dieser Sieghaffte König in Franckreich/ hat sich so gemein in Kleidern gehalten/ daß man ihn fast nicht von dem Pöfel konte unterscheiden. Es ist wohl war/ daß eine von Gold gestickte Schabracken oder Decken das Pferd nicht besser mache. Es ist wahr/ daß S. V. ein Misthauffen im Winter nicht darumb mehrer ist/ weil er mit dem schönen weissen Schnee verhüllt ist. Es ist wahr/ daß ein Buch nicht dessentwegen höher zu schätzen/ weil es in Sammet eingebunden/ und ein guldenen Schnitt hat/ also folgsam dem Menschen nicht mehrer Ehr zuwachse/ umb weil er in kostbaren Kleidern daher prangt. Jch muß bekennen/ der stattliche und theure Procath thut Uber alles dieses muß ich auch bestehen/ daß die zwölff Apo- Jch weiß auch gar wol/ daß/ wie der Gottseelige und Sieg- Per-
Judas Jſcarioth wegen der Leut ihrer Reden windliche Hercules der Welt/ iſt in gemeinen wollenen Kleiderenaufgezogen/ dergleichen ſich der Zeit etwan ein Burger ſchaͤmbte. Ludovicus IX. dieſer Sieghaffte Koͤnig in Franckreich/ hat ſich ſo gemein in Kleidern gehalten/ daß man ihn faſt nicht von dem Poͤfel konte unterſcheiden. Es iſt wohl war/ daß eine von Gold geſtickte Schabracken oder Decken das Pferd nicht beſſer mache. Es iſt wahr/ daß S. V. ein Miſthauffen im Winter nicht darumb mehrer iſt/ weil er mit dem ſchoͤnen weiſſen Schnee verhuͤllt iſt. Es iſt wahr/ daß ein Buch nicht deſſentwegen hoͤher zu ſchaͤtzen/ weil es in Sammet eingebunden/ und ein guldenen Schnitt hat/ alſo folgſam dem Menſchen nicht mehrer Ehr zuwachſe/ umb weil er in koſtbaren Kleidern daher prangt. Jch muß bekennen/ der ſtattliche und theure Procath thut Uber alles dieſes muß ich auch beſtehen/ daß die zwoͤlff Apo- Jch weiß auch gar wol/ daß/ wie der Gottſeelige und Sieg- Per-
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Judas Jſcarioth wegen der Leut ihrer Reden
windliche Hercules der Welt/ iſt in gemeinen wollenen Kleideren
aufgezogen/ dergleichen ſich der Zeit etwan ein Burger ſchaͤmbte.
Ludovicus IX. dieſer Sieghaffte Koͤnig in Franckreich/ hat ſich
ſo gemein in Kleidern gehalten/ daß man ihn faſt nicht von dem
Poͤfel konte unterſcheiden. Es iſt wohl war/ daß eine von Gold
geſtickte Schabracken oder Decken das Pferd nicht beſſer mache.
Es iſt wahr/ daß S. V. ein Miſthauffen im Winter nicht darumb
mehrer iſt/ weil er mit dem ſchoͤnen weiſſen Schnee verhuͤllt iſt.
Es iſt wahr/ daß ein Buch nicht deſſentwegen hoͤher zu ſchaͤtzen/
weil es in Sammet eingebunden/ und ein guldenen Schnitt hat/
alſo folgſam dem Menſchen nicht mehrer Ehr zuwachſe/ umb weil
er in koſtbaren Kleidern daher prangt.
Jch muß bekennen/ der ſtattliche und theure Procath thut
dermahlen einem manchen armen Bettler einen guten Brocken
abſtehlen; wegen der uͤberfluͤſſigen langen Roͤcken kommt jetzt
mancher Bettler zu kurtz: die ſilberne und guldene Spitz ſtechen
die arme Leuth nicht ein wenig: der Uberfluß der Kleider iſt ein
Urſach deß groſſen Abgangs bey den Armen/ ꝛc. Wie wird
ſich einmal die Seyden ſchaͤmen! wann am juͤngſten Tag dıe ar-
me Bettler Joppen ſie bey dem gerechten Goͤttlichen Richter wird
anklagen.
Uber alles dieſes muß ich auch beſtehen/ daß die zwoͤlff Apo-
ſtel/ obſchon zwoͤlff Fuͤrſten der Kirchen in gantz gemeinen Kleıde-
ren aufgezogen/ ja ſo gar der H Bartholomaͤus/ ſo von Koͤnigli-
chem Geſchlecht herſtammt/ gantzer fuͤnff und zwantzig Jahr ein
Kleid getragen. Der Heil. Eremit Paulus hatte keinen ande-
ren Mantel/ als von Palmen Blaͤttern geflochten/ nach deſſen
Tod beſagten Mantel der H. Antonius in ſo groſſem Werth ge-
halten/ daß er denſelben nur an vornehmen Feſt-Taͤgen an ſtatt
deß Gala Kleid gebraucht hat.
Jch weiß auch gar wol/ daß/ wie der Gottſeelige und Sieg-
haffte Kayſer Heraclius das Heilige Creutz/ ſo lange Zeit in
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