Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas Jscarioth wegen der Leut ihrer Reden Cana auf das Essen und Trincken kein Spott hat gelegt/ aber dumust anbey wissen/ daß auch der HERR JESUS bey derselben Tafel gesessen: Aber gehe du mir am Sonntag und Feyertag in ein Wirths-Haus/ und schaue unter der gantzen Bursch/ so bey dem Tisch sitzen/ ob auch allda der HERR JESUS zu finden? das selten/ das fast nie/ wol aber an statt/ seiner der böse Feind/ dann wenig wird man hören wo nicht der Teuffel citirt wird, der Teuf- sel holl mich/ der Teuffel holl dich; der Teuffel danck dirs; der Teuffel traue dir; der Teuffel glaub dirs/ der Teuffel spiel mit dir; der Teuffel wart auf dich; der Teuffel zahl so viel; der Teuffel sauff den Wein; der Teuffel freß so theur; der Teuffel holl den Kellner/ etc. Da da/ da findet sich ja GOtt nicht ein/ wo sein abgesagter Wider- sacher so viel gilt. Es hat sich einsmals zugetragen/ als die Kinder Jsrael O mein GOtt und HErr hast du also scharpff gezüchtiget der Freylich
Judas Jſcarioth wegen der Leut ihrer Reden Cana auf das Eſſen und Trincken kein Spott hat gelegt/ aber dumuſt anbey wiſſen/ daß auch der HERR JESUS bey derſelben Tafel geſeſſen: Aber gehe du mir am Sonntag und Feyertag in ein Wırths-Haus/ und ſchaue unter der gantzen Burſch/ ſo bey dem Tiſch ſitzen/ ob auch allda der HERR JESUS zu finden? das ſelten/ das faſt nie/ wol aber an ſtatt/ ſeiner der boͤſe Feind/ dann wenig wird man hoͤren wo nicht der Teuffel citirt wird, der Teuf- ſel holl mich/ der Teuffel holl dich; der Teuffel danck dirs; der Teuffel traue dir; der Teuffel glaub dirs/ der Teuffel ſpiel mit dir; der Teuffel wart auf dich; der Teuffel zahl ſo viel; der Teuffel ſauff den Wein; der Teuffel freß ſo theur; der Teuffel holl den Kellner/ ꝛc. Da da/ da findet ſich ja GOtt nicht ein/ wo ſein abgeſagter Wıder- ſacher ſo viel gilt. Es hat ſich einsmals zugetragen/ als die Kinder Jſrael O mein GOtt und HErꝛ haſt du alſo ſcharpff gezuͤchtiget der Freylich
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Judas Jſcarioth wegen der Leut ihrer Reden
Cana auf das Eſſen und Trincken kein Spott hat gelegt/ aber du
muſt anbey wiſſen/ daß auch der HERR JESUS bey derſelben
Tafel geſeſſen: Aber gehe du mir am Sonntag und Feyertag
in ein Wırths-Haus/ und ſchaue unter der gantzen Burſch/ ſo bey
dem Tiſch ſitzen/ ob auch allda der HERR JESUS zu finden?
das ſelten/ das faſt nie/ wol aber an ſtatt/ ſeiner der boͤſe Feind/ dann
wenig wird man hoͤren wo nicht der Teuffel citirt wird, der Teuf-
ſel holl mich/ der Teuffel holl dich; der Teuffel danck dirs; der
Teuffel traue dir; der Teuffel glaub dirs/ der Teuffel ſpiel mit dir;
der Teuffel wart auf dich; der Teuffel zahl ſo viel; der Teuffel ſauff
den Wein; der Teuffel freß ſo theur; der Teuffel holl den Kellner/ ꝛc.
Da da/ da findet ſich ja GOtt nicht ein/ wo ſein abgeſagter Wıder-
ſacher ſo viel gilt.
Es hat ſich einsmals zugetragen/ als die Kinder Jſrael
in der Wuͤſten waren/ daß einer am Sabbath/ welches bey ihnen
ſo viel war/ als bey uns der Sonntag ein kleine Buͤrde Holtz zu-
ſammen geſammlet/ etliche ſchlechte Pruͤgel fuͤr ſein Haus-Noth-
durfft/ woruͤber Moyſes ſich dergeſtalten erzuͤrnet/ daß er denſel-
ben alſobald in verhafft genommen/ und nachmahls GOTT den
HERRN demuͤthigſt befragt/ wie man mit dıeſem Geſellen/ der
den Feyrtag nicht gebuͤhrender Weiß geheiligt/ ſolle verfahren/
worauf GOTT dem Moyſi ernſtlich auferlegt/ er ſolle dem ver-
meſſenen Boͤßwicht aus dem Lager hinaus fuͤhren/ und daſelbſt
ihne von dem geſammten Volck laſſen verſteinigen/ welches auch
geſchehen/ nur weil er am Feyertag etliche wenige Pruͤgel zuſam-
men klaubet.
Num. 15
O mein GOtt und HErꝛ haſt du alſo ſcharpff gezuͤchtiget der
am Feyrtag nur wenig Holtz geſucht/ wie werden erſt deinen Goͤtt-
lichen Augen mißfallen die jenige/ ſo am Soñtag und Feyrtag von
fruͤhe an biß auf die Nacht mit Holtz umgehen/ und den ganzen Tag
auch mehrmalen mit Verabſaumung deß Gottesdienſt mit Kegel-
ſpielen umbgehen; wie man es leyder! an vielen Orten forderiſt in
groſſen Vorſtaͤdten wahrnimmt/
Freylich
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