Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.thut das Gute unterlassen ten darzu angezündt/ da ist gleich alles im Feuer und Flammen ge-Quadr.Gloriae fol. 35. standen und bald zu Aschen worden. Todte Manns-Leiber voller Blut/ voller Eytter/ voller Judas/ nicht der Iscarioth, sondern ein Sohn deß grossen Du wirst kaum heiliger seyn/ als jener Einsidler/ der viel geführt/ F f f 3
thut das Gute unterlaſſen ten darzu angezuͤndt/ da iſt gleich alles im Feuer und Flammen ge-Quadr.Gloriæ fol. 35. ſtanden und bald zu Aſchen worden. Todte Manns-Leiber voller Blut/ voller Eytter/ voller Judas/ nicht der Iſcarioth, ſondern ein Sohn deß groſſen Du wirſt kaum heiliger ſeyn/ als jener Einſidler/ der viel gefuͤhrt/ F f f 3
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thut das Gute unterlaſſen
ten darzu angezuͤndt/ da iſt gleich alles im Feuer und Flammen ge-
ſtanden und bald zu Aſchen worden.
Quadr.
Gloriæ
fol. 35.
Todte Manns-Leiber voller Blut/ voller Eytter/ voller
Feuchtigkeit/ empfangen Hitz und Feuer/ wann ſie nahend ſeyn
bey todten Weibs-Coͤrpern/ wie ſoll ihme dann getrauen ein
junger/ ein friſcher/ ein geſunder Menſch immerzu in der Geſell-
ſchafft der Weiber zu ſeyn ohne Schaden? wo man noch mit den
Augen ſpielt/ mit den Worten ſchertzt/ mit dem Maul lacht/ ꝛc.
Wer iſt der jenige/ der ſich deſſen beruͤhmen kan? Occaſio eſt
conſcientiæ occaſus; Occaſio. O wie viel ſeynd Caſus, die
durch dich ſaubere Mutter ſeynd an Tag kommen! den David
ein Heiligen hat ein einiger Blicker eines Weibs und noch etwas
weiters darzu geſtuͤrtzt/ und du willſt dich noch fuͤr einen kalten
December ausgeben/ wann du dich ſchon alle Tag faſt bey der
Geſellſchafft einfindeſt?
Judas/ nicht der Iſcarioth, ſondern ein Sohn deß groſſen
Patriarchen Jacobs/ gieng auf ein Zeit aus/ ſeine Schaaf-
Heer zu beſuchen/ unter Wegs aber traff er ein Weibs-Bild
an auf der Straſſen ſitzend/ welche ihr Angeſicht mit einem
Schlayr voͤllig bedeckt hatte/ er unwiſſend/ daß es die Thamar
ſeines Sohns Weib ſeye/ verliebt ſich/ vergafft ſich/ ver-
greifft ſich dergeſtalt in dieſe Madam, Concepit &c., daß ſie
nach neun Monat Kinds-Mutter worden/ ꝛc. Hat dıeſen ein
Sonn ſo doch mit Wolcken uͤberzogen geweſt/ koͤnnen hitzen/
hat dieſen ein Weib/ die doch das Angeſicht bedeckt und verhuͤllt
gehabt/ koͤnnen ſchaden/ ſo ſollſt du ein Kaltenhauſer bleiben bey
einer oͤffteren Geſellſchafft der Weiber/ ſo nicht allein ihre po-
lirte/ poſſirte Geſichter nicht bedecken/ ſondern noch den Hals
und die halbe Nachbarſchafft bloſſer tragen? Wann deme alſo
waͤre/ ſo taugeſt du fuͤr groſſen Herꝛn Tafel zum Wein kuͤhlen/
aber ich glaubs nicht.
Gen. 38.
Du wirſt kaum heiliger ſeyn/ als jener Einſidler/ der viel
Jahr in der Wuͤſten und Einoͤde einen vollkommenen Wandel
gefuͤhrt/
F f f 3
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