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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judoe Jscarioth.
der Keller/ und das ist wahr: Gut ist für mich die Tieffe/ sagt
die Wurtzel des Baums und das ist wahr: Gut ist für mich die
Tieffe/ sagt das Fundament eines Gebäues/ und das ist wahr:
Ecce! was das Ecce ancilla Domini nicht gericht bey MARIA
der Jungfrauen! diß und dergleichen hat Judas gehört/ aber bey
einem Ohr hinein/ bey dem andern wieder heraus. Dann er
gleichwol bey dem Fußwaschen der erste wolte seyn.

Vermaledeyt die Nasen und der Geruch Judae. Nares oder
die Nasen wird also genennt quasi Gnare, allweil sie von Natur
ab gericht ist/ den Geruch zu unterscheiden/ also daß die Nasen
ben das Glied ist/ durch welches wir den Geruch unterscheiden/
und den Geist und Athem an uns ziehen/ und die Uberflüssigkei-
ten des Hirns auslehren/ dann die Nasen hat einwendig zwey Lö-
cher/ das eine reichet zu der Concavitet des Palati, daraus wird
der Uberfluß des Munds gereiniget: Das andere reichet hinauf biß
zum Hirn/ auf daß von dannen der Lufft geschöpfft werde/ und der
Spiritus animalis zu Vollendung des Sinns und des Riechens vom
Hirn herab gezogen werde.

Die Hebreer in dem 34. Capitel Exodi schreiben/ daß
GOTT ein lange breite Nasen habe/ welches sie durch das Wör-
tel Aph andeuten/ so eben so viel thut lauten als latis naribus:
hierdurch wollen sie zn verftehen geben/ daß GOTT gantz gü-
tig seye/ und sich nicht bald zürne/ massen die jenige so lange und
breite Nasen haben nicht leicht in ein Colera gerathen/ weil nem-
lich der Tampff von der Gall/ so in das Haupt steigt/ leichter
durch ein grosse Nasen ausraucht/ als durch ein kleine/ deßwegen
die jenige Leut/ welche kleine gespitzte Nasen haben/ meisten
Theil härb und gäh zornig seyn. Niceph. Callixt. in Hist. S. l. 2.
c.
23 schreibt von der Gestalt der Mutter GOttes/ und folg-
sam von CHristo/ weil beyde einander zum besten gleicheten/
daß sie kein kleine Nasen/ sondern mittelmässig und langlechtig
haben gehabt: Nasus longior, digiti longiores, &c. aber Ju-
das Jscarioth hat eine kleine und gedruckte Nasen gehabt/ und

eben

Judœ Jſcarioth.
der Keller/ und das iſt wahr: Gut iſt fuͤr mich die Tieffe/ ſagt
die Wurtzel des Baums und das iſt wahr: Gut iſt fuͤr mich die
Tieffe/ ſagt das Fundament eines Gebaͤues/ und das iſt wahr:
Ecce! was das Ecce ancilla Domini nicht gericht bey MARIA
der Jungfrauen! diß und dergleichen hat Judas gehoͤrt/ aber bey
einem Ohr hinein/ bey dem andern wieder heraus. Dann er
gleichwol bey dem Fußwaſchen der erſte wolte ſeyn.

Vermaledeyt die Naſen und der Geruch Judæ. Nares oder
die Naſen wird alſo genennt quaſi Gnare, allweil ſie von Natur
ab gericht iſt/ den Geruch zu unterſcheiden/ alſo daß die Naſen
ben das Glied iſt/ durch welches wir den Geruch unterſcheiden/
und den Geiſt und Athem an uns ziehen/ und die Uberfluͤſſigkei-
ten des Hirns auslehren/ dann die Naſen hat einwendig zwey Loͤ-
cher/ das eine reichet zu der Concavitet des Palati, daraus wird
der Uberfluß des Munds gereiniget: Das andere reichet hinauf biß
zum Hirn/ auf daß von dannen der Lufft geſchoͤpfft werde/ und der
Spiritus animalis zu Vollendung des Sinns und des Riechens vom
Hirn herab gezogen werde.

Die Hebreer in dem 34. Capitel Exodi ſchreiben/ daß
GOTT ein lange breite Naſen habe/ welches ſie durch das Woͤr-
tel Aph andeuten/ ſo eben ſo viel thut lauten als latis naribus:
hierdurch wollen ſie zn verftehen geben/ daß GOTT gantz guͤ-
tig ſeye/ und ſich nicht bald zuͤrne/ maſſen die jenige ſo lange und
breite Naſen haben nicht leicht in ein Colera gerathen/ weil nem-
lich der Tampff von der Gall/ ſo in das Haupt ſteigt/ leichter
durch ein groſſe Naſen ausraucht/ als durch ein kleine/ deßwegen
die jenige Leut/ welche kleine geſpitzte Naſen haben/ meiſten
Theil haͤrb und gaͤh zornig ſeyn. Niceph. Callixt. in Hiſt. S. l. 2.
c.
23 ſchreibt von der Geſtalt der Mutter GOttes/ und folg-
ſam von CHriſto/ weil beyde einander zum beſten gleicheten/
daß ſie kein kleine Naſen/ ſondern mittelmaͤſſig und langlechtig
haben gehabt: Naſus longior, digiti longıores, &c. aber Ju-
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[551/0563] Judœ Jſcarioth. der Keller/ und das iſt wahr: Gut iſt fuͤr mich die Tieffe/ ſagt die Wurtzel des Baums und das iſt wahr: Gut iſt fuͤr mich die Tieffe/ ſagt das Fundament eines Gebaͤues/ und das iſt wahr: Ecce! was das Ecce ancilla Domini nicht gericht bey MARIA der Jungfrauen! diß und dergleichen hat Judas gehoͤrt/ aber bey einem Ohr hinein/ bey dem andern wieder heraus. Dann er gleichwol bey dem Fußwaſchen der erſte wolte ſeyn. Vermaledeyt die Naſen und der Geruch Judæ. Nares oder die Naſen wird alſo genennt quaſi Gnare, allweil ſie von Natur ab gericht iſt/ den Geruch zu unterſcheiden/ alſo daß die Naſen ben das Glied iſt/ durch welches wir den Geruch unterſcheiden/ und den Geiſt und Athem an uns ziehen/ und die Uberfluͤſſigkei- ten des Hirns auslehren/ dann die Naſen hat einwendig zwey Loͤ- cher/ das eine reichet zu der Concavitet des Palati, daraus wird der Uberfluß des Munds gereiniget: Das andere reichet hinauf biß zum Hirn/ auf daß von dannen der Lufft geſchoͤpfft werde/ und der Spiritus animalis zu Vollendung des Sinns und des Riechens vom Hirn herab gezogen werde. Die Hebreer in dem 34. Capitel Exodi ſchreiben/ daß GOTT ein lange breite Naſen habe/ welches ſie durch das Woͤr- tel Aph andeuten/ ſo eben ſo viel thut lauten als latis naribus: hierdurch wollen ſie zn verftehen geben/ daß GOTT gantz guͤ- tig ſeye/ und ſich nicht bald zuͤrne/ maſſen die jenige ſo lange und breite Naſen haben nicht leicht in ein Colera gerathen/ weil nem- lich der Tampff von der Gall/ ſo in das Haupt ſteigt/ leichter durch ein groſſe Naſen ausraucht/ als durch ein kleine/ deßwegen die jenige Leut/ welche kleine geſpitzte Naſen haben/ meiſten Theil haͤrb und gaͤh zornig ſeyn. Niceph. Callixt. in Hiſt. S. l. 2. c. 23 ſchreibt von der Geſtalt der Mutter GOttes/ und folg- ſam von CHriſto/ weil beyde einander zum beſten gleicheten/ daß ſie kein kleine Naſen/ ſondern mittelmaͤſſig und langlechtig haben gehabt: Naſus longior, digiti longıores, &c. aber Ju- das Jſcarioth hat eine kleine und gedruckte Naſen gehabt/ und eben

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/563>, abgerufen am 05.12.2024.