Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Zwölffte Geistliche Lection Gut nicht habest; und gebe dem allgewaltigen und barmhertzigen Gott alleindie Ehr und Dancksagung aller geübter Tugenden und guten Wercken. vita. 9. Abraham ein Einsidler hat viele Jahren in der Wüsten gelebt/ und schr vori-
Die Zwoͤlffte Geiſtliche Lection Gut nicht habeſt; und gebe dem allgewaltigen und barmhertzigen Gott alleindie Ehr und Danckſagung aller geuͤbter Tugenden und guten Wercken. vita. 9. Abraham ein Einſidler hat viele Jahren in der Wuͤſten gelebt/ und ſchr vori-
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Die Zwoͤlffte Geiſtliche Lection
Gut nicht habeſt; und gebe dem allgewaltigen und barmhertzigen Gott allein
die Ehr und Danckſagung aller geuͤbter Tugenden und guten Wercken.
9. Abraham ein Einſidler hat viele Jahren in der Wuͤſten gelebt/ und ſchr
viele von der Heydenſchafft zum wahren allein ſeelig machenden Glauben be-
kehret: iſt aber auff vielerley Art von der hoͤlliſchen Schlangen verſuchet
worden; aber umbſonſt; ſo gar/ daß dieſes gifftige Hoͤllen-Thier nunmehr
von uͤberwindung dieſes H. Vatters verzweifflet: hat aber ſeine Hoffnung
darauff gruͤnden wollen/ daß er den frommen Mann trafft ſeiner ſelbſt eige-
nen Tugenden ins Verderben ſtuͤrtzen wuͤrde; und hat ihn derhalben alſo
angegriffen/ da vielleicht der gottſelige Abraham einsmahls bey der dunckeln
Nacht das Pſalter gebettet/ iſt urploͤtzlich ein gewaltiges Liecht in deſſen Zell
erſchienen/ und dieſe Stimm gehoͤret worden ſeelig biſt du Abraham/ war-
lich ſage ich/ du biſt ſeelig: weilen in allen ſeinen guten Wercken dir keiner iſt
gleich gefunden worden: und keiner hat alſo meinen Willen vollbracht/ wie
du: indeme aber der fromme und kluge Alte dieſer Schoͤnheit und lieblichen
Worten nicht getrauet/ weil er ſich fuͤr einen groſſen und ſolcher Zeitung un-
wuͤrdigen Suͤnder gehalten; hat er hierauff den Betrug deß Verſuchers
vermercket/ und geruffen: deine Finſternuͤſſen ſeyen bey dir zu deinem Ver-
derben/ O du ſchalckhaffter und verlogener Geſell! ich bin ein ſuͤndiger
Menſch/ ich bin nichts als Staub und Aſchen: hierauff iſtder ſaubere Luei-
fer mit ſeinem Liecht verſchwunden/ und hat dem demuͤthigen Abraham das
Sieg Kraͤntzlein/ obwohl ungern hinterlaſſen. Wir ſehen und hoͤren unſern
Feind in ſolcher Geſtalt nicht; und wann wir dannoch von demſelben heim-
licher Weiß angefochten werden/ ſo laſſet uns mit Hertz und Mund ſagen:
Teuffel du liegeſt/ ich bin nicht heilig; ich bin nicht der jenige/ den du mir vor-
mahleſt; ich weiß mich nichts gutes bewuſt; alles was ich gutes zu thun trach-
te/ das kombt von Gott her: ich aber bin ein Suͤnder/ ich bin lauter Staub
und Aſchen &c. Noch eines hoͤre/ mein Chriſtliche Seel von dem groſſen
Antonio: dieſen konte der hoͤlliſche Boͤßwicht mit allen ſeinen Erfindungen
nicht obſiegen/ daß er zu letzt die Waffen der Hoffart gegen ihn ergriffen: vor-
hin ſuchte er mit Grauſamkeit/ nun aber durch Abſcheuligkeit zu fàlen leget
derhalben die Geſtalt eines heßlichen Mohren an/ wirfft ſich dem H. Mann
zu Fuͤſſen/ und fangt an mit dieſen Worten ſich jaͤmerlich zu beklagen: viele
beruͤhmte Helden hab ich mit meinem Argliſt betrogen; und viel großmaͤch-
tige Riſen hab ich auff flachem Feld uͤberwunden: dir aber (daß ich mich ſchaͤ-
me zu bekennen) muß ich weichen. O liſtiger Streich! mit der ei-
telen Ehr wolte dieſer Sathan den Antonium uͤberwinden/ an dem all
vori-
In ejus
vita.
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