Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Hoffart voriges Versuchen gantz eitel worden. Antonius aber achtet diese lockendeWort nicht; sondern fragt unerschrocken: wer bistu? der abscheuliche Mohr gibt zur Antwort: Jch bin die Begierd der Blut-Schand/ ein Geist der Geylheit/ ein Trabant der Unkeuschheit: mit meinen Fackelen entzünde ich die Hertzen der jungen Leuthen/ der Alten so wohl Männer als Weiber dergestalt/ daß sie die Geylheit hervor schaumen; und von allen Kräfften der bösen Begierden nit allein brennen/ sondern auch gebraten wer- den. O wie viele hab ich mit meinem Locken gelöset/ die mit dem Schuee- weisen Gürtel der Jungfrauschafft umbgürtet waren! O wie viele haben sehr keutsch und sauber angefangen/ aber durch mein eingeben übel geendi- get! viele haben wegen steter Abmattung deß Leibs/ und gäntzlicher Ab- tödtung ihrer selbsten viele Sieg-Cräntzlein erworben/ die ich als ein Begierd der Blut-Schand überwältiget. Jch bin der jenige/ der dir meine Facke- ten so offt hab angehalten/ und mit denselben dich so vielmaht zu entzünden getrachtet: ich bin der jenige/ der nicht allein von weiten mit dir gestritten hab/ sondern auch nahe vou meine feurige Pfeil auff dich geworffen hab. Jch bin der jenige/ so vielmahl ein Obsieger/ nun aber von dir obgesieget werde. 10. Auff solche Wort hat Antonius an statt deß gesuchten Wohlgefal- 11. Ein R 3
Von der Hoffart voriges Verſuchen gantz eitel worden. Antonius aber achtet dieſe lockendeWort nicht; ſondern fragt unerſchrocken: wer biſtu? der abſcheuliche Mohr gibt zur Antwort: Jch bin die Begierd der Blut-Schand/ ein Geiſt der Geylheit/ ein Trabant der Unkeuſchheit: mit meinen Fackelen entzuͤnde ich die Hertzen der jungen Leuthen/ der Alten ſo wohl Maͤnner als Weiber dergeſtalt/ daß ſie die Geylheit hervor ſchaumen; und von allen Kraͤfften der boͤſen Begierden nit allein brennen/ ſondern auch gebraten wer- den. O wie viele hab ich mit meinem Locken geloͤſet/ die mit dem Schuee- weiſen Guͤrtel der Jungfrauſchafft umbguͤrtet waren! O wie viele haben ſehr keutſch und ſauber angefangen/ aber durch mein eingeben uͤbel geendi- get! viele haben wegen ſteter Abmattung deß Leibs/ und gaͤntzlicher Ab- toͤdtung ihrer ſelbſten viele Sieg-Craͤntzlein erworben/ die ich als ein Begierd der Blut-Schand uͤberwaͤltiget. Jch bin der jenige/ der dir meine Facke- ten ſo offt hab angehalten/ und mit denſelben dich ſo vielmaht zu entzuͤnden getrachtet: ich bin der jenige/ der nicht allein von weiten mit dir geſtritten hab/ ſondern auch nahe vou meine feurige Pfeil auff dich geworffen hab. Jch bin der jenige/ ſo vielmahl ein Obſieger/ nun aber von dir obgeſieget werde. 10. Auff ſolche Wort hat Antonius an ſtatt deß geſuchten Wohlgefal- 11. Ein R 3
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Von der Hoffart
voriges Verſuchen gantz eitel worden. Antonius aber achtet dieſe lockende
Wort nicht; ſondern fragt unerſchrocken: wer biſtu? der abſcheuliche
Mohr gibt zur Antwort: Jch bin die Begierd der Blut-Schand/ ein
Geiſt der Geylheit/ ein Trabant der Unkeuſchheit: mit meinen Fackelen
entzuͤnde ich die Hertzen der jungen Leuthen/ der Alten ſo wohl Maͤnner als
Weiber dergeſtalt/ daß ſie die Geylheit hervor ſchaumen; und von allen
Kraͤfften der boͤſen Begierden nit allein brennen/ ſondern auch gebraten wer-
den. O wie viele hab ich mit meinem Locken geloͤſet/ die mit dem Schuee-
weiſen Guͤrtel der Jungfrauſchafft umbguͤrtet waren! O wie viele haben
ſehr keutſch und ſauber angefangen/ aber durch mein eingeben uͤbel geendi-
get! viele haben wegen ſteter Abmattung deß Leibs/ und gaͤntzlicher Ab-
toͤdtung ihrer ſelbſten viele Sieg-Craͤntzlein erworben/ die ich als ein Begierd
der Blut-Schand uͤberwaͤltiget. Jch bin der jenige/ der dir meine Facke-
ten ſo offt hab angehalten/ und mit denſelben dich ſo vielmaht zu entzuͤnden
getrachtet: ich bin der jenige/ der nicht allein von weiten mit dir geſtritten
hab/ ſondern auch nahe vou meine feurige Pfeil auff dich geworffen hab. Jch
bin der jenige/ ſo vielmahl ein Obſieger/ nun aber von dir obgeſieget werde.
10. Auff ſolche Wort hat Antonius an ſtatt deß geſuchten Wohlgefal-
lens/ ſehr haͤuffige Zaͤhr vergoſſen/ der Goͤttlichen Majeſtaͤt ſchuͤldigen
Danck geſagt/ und alſo geprieſen deſſen Allmacht/ daß er zugleich gern beken-
net ſeine eigene Ohnmacht Es iſt auch unſer oberwaͤhnte Kriegs-Held Anto-
nius nach dieſen Zeitungen mehr gegen dieſen Feind geſtaͤrckt worden; dahe-
ro er ihn Hertzhafft zu verſpotten fortgefahren und geſagt: So mercke ich
dann/ daß du ein fauler und traͤger Schwartz-Faͤrber ſeyeſt/ dieweil du von
ſo einem unverſuchten jungen Menſchen/ als ich bin/ dich uͤberwinden laſſeſt.
Jch ſehe nun hinfuͤhro nicht/ warumb ich dich foͤrchten ſolle: thue was du
wilſt; komme mit gantzer Scharen der Deinigen/ und wende alle deine
Kraͤfften an mich; ich ſchrecke mich nun fuͤr dich nicht: Der HERR
iſt mein Erleuchtung und mein Heyl/ vor wem ſoll ich
zittern? Wann ſchon die Kriegs-Laͤger gegen mich ſtehen/ ſo wird ſich
doch mein Hertz nicht foͤrchten: wann ſchon ein Streit gegen mich auff-
ſtuͤnde/ auff denſelben/ nemblich auff GOtt/ will ich hoffen. Der HErr
iſt metn Helffer. Nach dieſen Worten iſt der hoͤlliſche Mohr wie ein Rauch
verſchwunden/ und dem frommen Antonio den Sieg in Haͤnden gelaſſen.
Eben ſelbiger Waffen ſollen wir uns auch mit dem H. Antonio gebrauchen/
nemblich der Demuth und deß Vertrauen zu GOtt/ zumahlen wir vermit-
tels dieſes Gewehrs unfehlbar den Sieg erhalten werden.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/169>, abgerufen am 18.07.2024. |