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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem Ehrgeitz
seyen aber auß Befelch der göttlichen Gütigkeit dorthin gefchickt worden/ des-
sen und aller andern deß Ordens Clostern einverleibte Brüder zu ermahuen/
daß sie ihrem Beruff gemäß leben solten: auch hat zum Beweiß seiner Ver-
damnüß ein jeder semen Rock auffgeschlagen/ und denen Geistlichen die bren-
nende Feuer-Flammen gezeiget: und nachdem der fürnehmste unter ihnen
ein Zeichen mit der Hand auff den Tisch gegeben/ ist das gantze Schaw-
Werck verschwunden/ und hat das gantze Closter in Forcht und Schrecken
gelassen.

2. Wieofft hatten diese gelehrte Männer gelesen und gehöret die War-
heit auß dem Mund der ewigen Warheit: Was bey den Menschenc. 16. v. 15.
hoch ist/ das ist ein Grewl vor Gott! aber die Ehrsucht hatte ih-
nen den Verstand verduncklet/ die Augen verblendet/ und die Ohren verstopf-
fet. Nicht allein ist dieses Laster verderblich/ wie auß erwehnter Geschicht er-
hället; sondern ist das Verderben selbst/ gleich wie der Psalmist in seiner Re-Psal. 72.
v.
18.

de zu GOTT sagt: du hast sie niedergeworffen/ da sie erhöhet
wurden:
über diese Wort mercket der Heil. Gregorius/ daß der Prophet
nicht gesagt habe: Du hast sie niedergeworffen/ nachdem sie er-L. 1. In-
dict. 9.
Ep.
5.

höhet worden: (dann solcher massen wäre die Erhöhung verderblich)
sondern/ da/ oder indem sie erhöhet wurden: weilen/ sagt der H. Kirchen-
Lehrer/ die Böse/ wann sie mit zeitlichen Würden geehret werden/ stehen sie
dem äusserlichen Schein nach auff; innerlich aber fallen sie: So ist dann die
Erhöhung das Verderben selbst; dann/ indem sie von der falschen und be-
trieglichen Würde untersetzt seynd/ werden sie von der wahren HerrligkeitPsal. 36.
v.
20.

außgeleeret: Dieses lehretuns auch der Königliche Prophet/ der da spricht:
Die Feinde deß Herrn/ so bald sie zu Ehren und Hochheit
kommen:
Was denselben widerfahren solle/ folgt alsbald hernach: wer-
den abnehmen/ und wie der Rauch verschwinden:
Nun mer-
cke auff/ mein Christliche Seel/ wie diser göttliche Prophet unsere obangezo-
gene Warheit durch die Gleichnüß deß Rauchs bekräfftige; dessen Auffstei-
gen zugleich seine Versträwung und Vernichtigung ist; und wie höher er
sich in die Lufft schwinget/ jemehr und mehr wird zertheilet: Eben solches
widerfahret den bösen/ und die zur Hochheit von GOTT nicht beruffen
seynd: die Erhöhung selbst ist ihr Verderben/ und auffs wenigst eine Ver-
niedrigung in den Augen Gottes/ von dem sie in das ewige Verderben wer-
den verstossen werden.

3. Solchem grossen Ubel den Eingang zu versperren/ haben unsere Sa-
tzungen verordnet/ daß alle/ so in unserm Orden die Gelöbden versprechen;

daß
T

Von dem Ehrgeitz
ſeyen aber auß Befelch der goͤttlichen Guͤtigkeit dorthin gefchickt worden/ deſ-
ſen und aller andern deß Ordens Cloſtern einverleibte Bruͤder zu ermahuen/
daß ſie ihrem Beruff gemaͤß leben ſolten: auch hat zum Beweiß ſeiner Ver-
damnuͤß ein jeder ſemen Rock auffgeſchlagen/ und denen Geiſtlichen die bren-
nende Feuer-Flammen gezeiget: und nachdem der fuͤrnehmſte unter ihnen
ein Zeichen mit der Hand auff den Tiſch gegeben/ iſt das gantze Schaw-
Werck verſchwunden/ und hat das gantze Cloſter in Forcht und Schrecken
gelaſſen.

2. Wieofft hatten dieſe gelehrte Maͤnner geleſen und gehoͤret die War-
heit auß dem Mund der ewigen Warheit: Was bey den Menſchenc. 16. v. 15.
hoch iſt/ das iſt ein Grewl vor Gott! aber die Ehrſucht hatte ih-
nen den Verſtand verduncklet/ die Augen verblendet/ und die Ohren verſtopf-
fet. Nicht allein iſt dieſes Laſter verderblich/ wie auß erwehnter Geſchicht er-
haͤllet; ſondern iſt das Verderben ſelbſt/ gleich wie der Pſalmiſt in ſeiner Re-Pſal. 72.
v.
18.

de zu GOTT ſagt: du haſt ſie niedergeworffen/ da ſie erhoͤhet
wurden:
uͤber dieſe Wort mercket der Heil. Gregorius/ daß der Prophet
nicht geſagt habe: Du haſt ſie niedergeworffen/ nachdem ſie er-L. 1. In-
dict. 9.
Ep.
5.

hoͤhet worden: (dann ſolcher maſſen waͤre die Erhoͤhung verderblich)
ſondern/ da/ oder indem ſie erhoͤhet wurden: weilen/ ſagt der H. Kirchen-
Lehrer/ die Boͤſe/ wann ſie mit zeitlichen Wuͤrden geehret werden/ ſtehen ſie
dem aͤuſſerlichen Schein nach auff; innerlich aber fallen ſie: So iſt dann die
Erhoͤhung das Verderben ſelbſt; dann/ indem ſie von der falſchen und be-
trieglichen Wuͤrde unterſetzt ſeynd/ werden ſie von der wahren HerrligkeitPſal. 36.
v.
20.

außgeleeret: Dieſes lehretuns auch der Koͤnigliche Prophet/ der da ſpricht:
Die Feinde deß Herrn/ ſo bald ſie zu Ehren und Hochheit
kommen:
Was denſelben widerfahren ſolle/ folgt alsbald hernach: wer-
den abnehmen/ und wie der Rauch verſchwinden:
Nun mer-
cke auff/ mein Chriſtliche Seel/ wie diſer goͤttliche Prophet unſere obangezo-
gene Warheit durch die Gleichnuͤß deß Rauchs bekraͤfftige; deſſen Auffſtei-
gen zugleich ſeine Verſtraͤwung und Vernichtigung iſt; und wie hoͤher er
ſich in die Lufft ſchwinget/ jemehr und mehr wird zertheilet: Eben ſolches
widerfahret den boͤſen/ und die zur Hochheit von GOTT nicht beruffen
ſeynd: die Erhoͤhung ſelbſt iſt ihr Verderben/ und auffs wenigſt eine Ver-
niedrigung in den Augen Gottes/ von dem ſie in das ewige Verderben wer-
den verſtoſſen werden.

3. Solchem groſſen Ubel den Eingang zu verſperren/ haben unſere Sa-
tzungen verordnet/ daß alle/ ſo in unſerm Orden die Geloͤbden verſprechen;

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[145/0173] Von dem Ehrgeitz ſeyen aber auß Befelch der goͤttlichen Guͤtigkeit dorthin gefchickt worden/ deſ- ſen und aller andern deß Ordens Cloſtern einverleibte Bruͤder zu ermahuen/ daß ſie ihrem Beruff gemaͤß leben ſolten: auch hat zum Beweiß ſeiner Ver- damnuͤß ein jeder ſemen Rock auffgeſchlagen/ und denen Geiſtlichen die bren- nende Feuer-Flammen gezeiget: und nachdem der fuͤrnehmſte unter ihnen ein Zeichen mit der Hand auff den Tiſch gegeben/ iſt das gantze Schaw- Werck verſchwunden/ und hat das gantze Cloſter in Forcht und Schrecken gelaſſen. 2. Wieofft hatten dieſe gelehrte Maͤnner geleſen und gehoͤret die War- heit auß dem Mund der ewigen Warheit: Was bey den Menſchen hoch iſt/ das iſt ein Grewl vor Gott! aber die Ehrſucht hatte ih- nen den Verſtand verduncklet/ die Augen verblendet/ und die Ohren verſtopf- fet. Nicht allein iſt dieſes Laſter verderblich/ wie auß erwehnter Geſchicht er- haͤllet; ſondern iſt das Verderben ſelbſt/ gleich wie der Pſalmiſt in ſeiner Re- de zu GOTT ſagt: du haſt ſie niedergeworffen/ da ſie erhoͤhet wurden: uͤber dieſe Wort mercket der Heil. Gregorius/ daß der Prophet nicht geſagt habe: Du haſt ſie niedergeworffen/ nachdem ſie er- hoͤhet worden: (dann ſolcher maſſen waͤre die Erhoͤhung verderblich) ſondern/ da/ oder indem ſie erhoͤhet wurden: weilen/ ſagt der H. Kirchen- Lehrer/ die Boͤſe/ wann ſie mit zeitlichen Wuͤrden geehret werden/ ſtehen ſie dem aͤuſſerlichen Schein nach auff; innerlich aber fallen ſie: So iſt dann die Erhoͤhung das Verderben ſelbſt; dann/ indem ſie von der falſchen und be- trieglichen Wuͤrde unterſetzt ſeynd/ werden ſie von der wahren Herrligkeit außgeleeret: Dieſes lehretuns auch der Koͤnigliche Prophet/ der da ſpricht: Die Feinde deß Herrn/ ſo bald ſie zu Ehren und Hochheit kommen: Was denſelben widerfahren ſolle/ folgt alsbald hernach: wer- den abnehmen/ und wie der Rauch verſchwinden: Nun mer- cke auff/ mein Chriſtliche Seel/ wie diſer goͤttliche Prophet unſere obangezo- gene Warheit durch die Gleichnuͤß deß Rauchs bekraͤfftige; deſſen Auffſtei- gen zugleich ſeine Verſtraͤwung und Vernichtigung iſt; und wie hoͤher er ſich in die Lufft ſchwinget/ jemehr und mehr wird zertheilet: Eben ſolches widerfahret den boͤſen/ und die zur Hochheit von GOTT nicht beruffen ſeynd: die Erhoͤhung ſelbſt iſt ihr Verderben/ und auffs wenigſt eine Ver- niedrigung in den Augen Gottes/ von dem ſie in das ewige Verderben wer- den verſtoſſen werden. c. 16. v. 15. Pſal. 72. v.18. L. 1. In- dict. 9. Ep. 5. Pſal. 36. v. 20. 3. Solchem groſſen Ubel den Eingang zu verſperren/ haben unſere Sa- tzungen verordnet/ daß alle/ ſo in unſerm Orden die Geloͤbden verſprechen; daß T

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/173>, abgerufen am 26.11.2024.