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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die dreyzehente Geistliche Lection
daß vierte derselben/ nemblich die Demuth gegen diesen gifftigen Feind/ den
In Tur[ri]
salutis
Ehrgeitz thuen: durch welches Gelübt (wie unser P. Ignatius weitläufftig
beschreibet) werden alle unter einer Todtsünd verbunden/ nach keinem eini-
gen Ambt/ es seye in- oder ausserhalb der Versamblung/ zu trachten: wor-
innen auch beschlossen werden die jenige Aembter/ so durch eine einfältige/
daß ist/ nicht Canonische Wahl vergeben werden: als da seynd die Aembter
der Patren Examinatoren und P. P. Discreten deß Closters: solte aber einer
mit dergleichen ehrsüchtiger Versuchung angezepfft werden/ so nehme er als
einen bewehrten Schild/ diese deß Buchs Genesis vorgemeldte Wort zu
sich/ und sage: Jch mag auff dem Berg/ daß ist/ in dem Ambt
eines Vorstehers/ nicht erhalten werden/ daß mich viel-
leicht das Vbel nicht ergreiffe/ und ich umbkomme
durch den
Todt der Sünde; derhalben will ich vorhero alle Vortrefflichkeit der Aemb-
ter mit allem Ernst meiden: Weiters ist auch zu beobachten/ daß die Vor-
stehung nicht allein gefährlich und verderblich seye den bösen und Ehrsüch-
tigen; sondern auch den guten und von GOTT beruffenen schädlich seye;
wie solches auß göttlicher heiliger Schrifft und den H. H. Vättern klär-
lich kan bewiesen werden: und zwarn erstlich auß dem hohen Lied Salo-
monis: allwo die Seel eines guten und getreuen Prälaten oder Vorsteher/
so zu solchem Ambt beruffen ist/ ihre Gefahr erkennet/ und also beweinet:
Sie haben mich zur Huterin in den Weingarten gesetzt:
Cant. 1. v.
6.
Was ist aber darauff erfolget? Ach! ich hab meinen Weingarten
nicht bewahret:
Diese Klagrede legt der Heil. Gregorius solcher ge-
stalt auß/ und sagt; daß durch den Weingarten verstanden werden unsere
Wercke/ die wir zum Nutzen unserer eigenen Seele verrichtet haben: diese
werden aber dardurch verhindert/ wann wir nemblich im Stand der Vor-
stehung auff frembde Thaten und Sitten Achtung haben: Wir Hüter aber/
sagt der gemeldte Kirchen-Lehrer/ die wir in den Wein-Gärten gesetzt seynd/
bewahren unsere Wein-Garten nicht; weilen wir mit anderer Wercken
beschäfftiget/ den Dienst unserer eigenen Wercken vernachlässigen.

4. Es kan auch nicht unbillig durch diesen Wein-Garten die eigene
Seel verstanden werden; wie auß diesen Worten deß Propheten Isaiae ab-
zunehmen ist: Mein Geliebter hat einen Wein-Garten be-
Cant. 5. v.
2.
kommen/ und hat gewartet/ daß er Trauben vorbringen
solte/ und er hat wilde Trauben vorgebracht.
So ist dann
eins/ ob ich sage/ sie haben mich einen Hüter gestellt in den Wein-Gärten;

oder

Die dreyzehente Geiſtliche Lection
daß vierte derſelben/ nemblich die Demuth gegen dieſen gifftigen Feind/ den
In Tur[ri]
ſalutis
Ehrgeitz thuen: durch welches Geluͤbt (wie unſer P. Ignatius weitlaͤufftig
beſchreibet) werden alle unter einer Todtſuͤnd verbunden/ nach keinem eini-
gen Ambt/ es ſeye in- oder auſſerhalb der Verſamblung/ zu trachten: wor-
innen auch beſchloſſen werden die jenige Aembter/ ſo durch eine einfaͤltige/
daß iſt/ nicht Canoniſche Wahl vergeben werden: als da ſeynd die Aembter
der Patren Examinatoren und P. P. Diſcreten deß Cloſters: ſolte aber einer
mit dergleichen ehrſuͤchtiger Verſuchung angezepfft werden/ ſo nehme er als
einen bewehrten Schild/ dieſe deß Buchs Geneſis vorgemeldte Wort zu
ſich/ und ſage: Jch mag auff dem Berg/ daß iſt/ in dem Ambt
eines Vorſtehers/ nicht erhalten werden/ daß mich viel-
leicht das Vbel nicht ergreiffe/ und ich umbkomme
durch den
Todt der Suͤnde; derhalben will ich vorhero alle Vortrefflichkeit der Aemb-
ter mit allem Ernſt meiden: Weiters iſt auch zu beobachten/ daß die Vor-
ſtehung nicht allein gefaͤhrlich und verderblich ſeye den boͤſen und Ehrſuͤch-
tigen; ſondern auch den guten und von GOTT beruffenen ſchaͤdlich ſeye;
wie ſolches auß goͤttlicher heiliger Schrifft und den H. H. Vaͤttern klaͤr-
lich kan bewieſen werden: und zwarn erſtlich auß dem hohen Lied Salo-
monis: allwo die Seel eines guten und getreuen Praͤlaten oder Vorſteher/
ſo zu ſolchem Ambt beruffen iſt/ ihre Gefahr erkennet/ und alſo beweinet:
Sie haben mich zur Hůterin in den Weingarten geſetzt:
Cant. 1. v.
6.
Was iſt aber darauff erfolget? Ach! ich hab meinen Weingarten
nicht bewahret:
Dieſe Klagrede legt der Heil. Gregorius ſolcher ge-
ſtalt auß/ und ſagt; daß durch den Weingarten verſtanden werden unſere
Wercke/ die wir zum Nutzen unſerer eigenen Seele verrichtet haben: dieſe
werden aber dardurch verhindert/ wann wir nemblich im Stand der Vor-
ſtehung auff frembde Thaten und Sitten Achtung haben: Wir Huͤter aber/
ſagt der gemeldte Kirchen-Lehrer/ die wir in den Wein-Gaͤrten geſetzt ſeynd/
bewahren unſere Wein-Garten nicht; weilen wir mit anderer Wercken
beſchaͤfftiget/ den Dienſt unſerer eigenen Wercken vernachlaͤſſigen.

4. Es kan auch nicht unbillig durch dieſen Wein-Garten die eigene
Seel verſtanden werden; wie auß dieſen Worten deß Propheten Iſaiæ ab-
zunehmen iſt: Mein Geliebter hat einen Wein-Garten be-
Cant. 5. v.
2.
kommen/ und hat gewartet/ daß er Trauben vorbringen
ſolte/ und er hat wilde Trauben vorgebracht.
So iſt dann
eins/ ob ich ſage/ ſie haben mich einen Huͤter geſtellt in den Wein-Gaͤrten;

oder
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[146/0174] Die dreyzehente Geiſtliche Lection daß vierte derſelben/ nemblich die Demuth gegen dieſen gifftigen Feind/ den Ehrgeitz thuen: durch welches Geluͤbt (wie unſer P. Ignatius weitlaͤufftig beſchreibet) werden alle unter einer Todtſuͤnd verbunden/ nach keinem eini- gen Ambt/ es ſeye in- oder auſſerhalb der Verſamblung/ zu trachten: wor- innen auch beſchloſſen werden die jenige Aembter/ ſo durch eine einfaͤltige/ daß iſt/ nicht Canoniſche Wahl vergeben werden: als da ſeynd die Aembter der Patren Examinatoren und P. P. Diſcreten deß Cloſters: ſolte aber einer mit dergleichen ehrſuͤchtiger Verſuchung angezepfft werden/ ſo nehme er als einen bewehrten Schild/ dieſe deß Buchs Geneſis vorgemeldte Wort zu ſich/ und ſage: Jch mag auff dem Berg/ daß iſt/ in dem Ambt eines Vorſtehers/ nicht erhalten werden/ daß mich viel- leicht das Vbel nicht ergreiffe/ und ich umbkomme durch den Todt der Suͤnde; derhalben will ich vorhero alle Vortrefflichkeit der Aemb- ter mit allem Ernſt meiden: Weiters iſt auch zu beobachten/ daß die Vor- ſtehung nicht allein gefaͤhrlich und verderblich ſeye den boͤſen und Ehrſuͤch- tigen; ſondern auch den guten und von GOTT beruffenen ſchaͤdlich ſeye; wie ſolches auß goͤttlicher heiliger Schrifft und den H. H. Vaͤttern klaͤr- lich kan bewieſen werden: und zwarn erſtlich auß dem hohen Lied Salo- monis: allwo die Seel eines guten und getreuen Praͤlaten oder Vorſteher/ ſo zu ſolchem Ambt beruffen iſt/ ihre Gefahr erkennet/ und alſo beweinet: Sie haben mich zur Hůterin in den Weingarten geſetzt: Was iſt aber darauff erfolget? Ach! ich hab meinen Weingarten nicht bewahret: Dieſe Klagrede legt der Heil. Gregorius ſolcher ge- ſtalt auß/ und ſagt; daß durch den Weingarten verſtanden werden unſere Wercke/ die wir zum Nutzen unſerer eigenen Seele verrichtet haben: dieſe werden aber dardurch verhindert/ wann wir nemblich im Stand der Vor- ſtehung auff frembde Thaten und Sitten Achtung haben: Wir Huͤter aber/ ſagt der gemeldte Kirchen-Lehrer/ die wir in den Wein-Gaͤrten geſetzt ſeynd/ bewahren unſere Wein-Garten nicht; weilen wir mit anderer Wercken beſchaͤfftiget/ den Dienſt unſerer eigenen Wercken vernachlaͤſſigen. In Turri ſalutis Cant. 1. v. 6. 4. Es kan auch nicht unbillig durch dieſen Wein-Garten die eigene Seel verſtanden werden; wie auß dieſen Worten deß Propheten Iſaiæ ab- zunehmen iſt: Mein Geliebter hat einen Wein-Garten be- kommen/ und hat gewartet/ daß er Trauben vorbringen ſolte/ und er hat wilde Trauben vorgebracht. So iſt dann eins/ ob ich ſage/ ſie haben mich einen Huͤter geſtellt in den Wein-Gaͤrten; oder Cant. 5. v. 2.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/174>, abgerufen am 26.11.2024.