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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die dreyzehnde Geistliche Lection
Der Andere Theil.

7. DAs erste gibt uns an die Hand der erste Jsraelitische König Saul-
Ad illa
verba
Job. 36.
Deus po-
tentes
non abji-
cit.
1. Reg.
14. v.
17.
von dem der Heil. Gregorius also schreibet: Saul ist von
dem Verdienst der Demuth/ in das Geschwör der Hoffart/
durch die Höhe der empfangenen Königlichen Gewalt erwachsen: dan
wegen seiner Demuth ist er andern vorgezogen; wegen seiner Hoffart aber
ist er von dem Herrn verworffen worden mit diesem Verweiß: Bistu
nicht zum Haupt worden uber die Stämme Jsrael/ da du
klein warejt in deinen Augen?
Er hielte sich klein in seinen Au-
gen vor der Gewalt: da er aber mit zeitlicher Macht erhoben worden; sahe
er sich nicht mehr für klein an. Also gehts her/ mein Christliche Seel/
nach dem gemeinen Sprichwort: Honores mutant mores, sed raro in
Serm. ad
Ecclesi-
astico-
rum cau-
tel. con-
sid. 4. cir-
ca finem
tom.
2.
meliores. Die Ehren den Menschen verkehren/ und selten bekehren.
Das andere Beyfpiel haben wir an dem Verräther Judas/ von dem der
geistreiche Gerson fraget: warumb ihn Christus zu seinem Apostel erweh-
let habe/ da er doch vorhin gewust/ daß derselbe so gröblich fallen würde?
Er selbst spricht also: Jch hab zwölff erwehlet/ und einer von euch ist ein
Teuffel. Diese Frag/ sagt der oberwehnte Gerson/ ist eine von denen/ so
der Apostel Paulus betrachtet/ und nicht beantwortet; sondern überlaut
außgeschriehen O eine Tieffe deß Reichthumbs/ der Weiß-
Rom. 11.
v.
33.
heit und Erkäntnuß GOttes/ wie unbegreiff lich seynd
seine Gerichte/ und wie unerförschlich seynd seine
Weege:
Dieß eintzige wissen wir; das GOTT in dem Judas
nicht verursachet habe den bösen Willen der lasterhafften Verachtung/ so
viel dieselbe eine Bößheit betrifft: Er aber/ nemblich Christus hat sich die-
ses bösen Willens wohl gebraucht/ als die Weißheit GOttes/ die sich da
strecket gewaltiglich von einem End biß zum anderen/ und verordnet alle
Ding lieblich. Allhier/ fahret fort der mehr-gemeldte Gerson/ wird
bestraffet die närrische Ehr-Sucht deß menschlichen Hertzens/ das so
unforchtsamb die Höhe der Würden anfallet/ die doch ein Mensch/ so von
GOtt beruffen/ und von ihm selbsten erwehlet/ mit keiner Versicherung/
und ohne grosse Gefahr deß fallens annehmen kan; wie wir am Judas/
am Saul und unzahlbaren andern zu sehen haben. Gerson hats getroffen;
Historia.
Discip.
Basil. Ful-
du aber hüte dich vor dem Auffsteigen/ förchte das Fallen/ und höre:

8. Weiters gebe ich dir von dem unglückseeligen Udone, Ertz-Bi-
schoffen zu Magdeburg/ diesen Bericht: Es ware ein Jüngling in der

Stadt
Die dreyzehnde Geiſtliche Lection
Der Andere Theil.

7. DAs erſte gibt uns an die Hand der erſte Jſraelitiſche Koͤnig Saul-
Ad illa
verba
Job. 36.
Deus po-
tentes
non abji-
cit.
1. Reg.
14. v.
17.
von dem der Heil. Gregorius alſo ſchreibet: Saul iſt von
dem Verdienſt der Demuth/ in das Geſchwoͤr der Hoffart/
durch die Hoͤhe der empfangenen Koͤniglichen Gewalt erwachſen: dan
wegen ſeiner Demuth iſt er andern vorgezogen; wegen ſeiner Hoffart aber
iſt er von dem Herrn verworffen worden mit dieſem Verweiß: Biſtu
nicht zum Haupt worden ůber die Staͤmme Jſrael/ da du
klein warejt in deinen Augen?
Er hielte ſich klein in ſeinen Au-
gen vor der Gewalt: da er aber mit zeitlicher Macht erhoben worden; ſahe
er ſich nicht mehr fuͤr klein an. Alſo gehts her/ mein Chriſtliche Seel/
nach dem gemeinen Sprichwort: Honores mutant mores, ſed raro in
Serm. ad
Eccleſi-
aſtico-
rum cau-
tel. con-
ſid. 4. cir-
ca finem
tom.
2.
meliores. Die Ehren den Menſchen verkehren/ und ſelten bekehren.
Das andere Beyfpiel haben wir an dem Verraͤther Judas/ von dem der
geiſtreiche Gerſon fraget: warumb ihn Chriſtus zu ſeinem Apoſtel erweh-
let habe/ da er doch vorhin gewuſt/ daß derſelbe ſo groͤblich fallen wuͤrde?
Er ſelbſt ſpricht alſo: Jch hab zwoͤlff erwehlet/ und einer von euch iſt ein
Teuffel. Dieſe Frag/ ſagt der oberwehnte Gerſon/ iſt eine von denen/ ſo
der Apoſtel Paulus betrachtet/ und nicht beantwortet; ſondern uͤberlaut
außgeſchriehen O eine Tieffe deß Reichthumbs/ der Weiß-
Rom. 11.
v.
33.
heit und Erkaͤntnůß GOttes/ wie unbegreiff lich ſeynd
ſeine Gerichte/ und wie unerfoͤrſchlich ſeynd ſeine
Weege:
Dieß eintzige wiſſen wir; das GOTT in dem Judas
nicht verurſachet habe den boͤſen Willen der laſterhafften Verachtung/ ſo
viel dieſelbe eine Boͤßheit betrifft: Er aber/ nemblich Chriſtus hat ſich die-
ſes boͤſen Willens wohl gebraucht/ als die Weißheit GOttes/ die ſich da
ſtrecket gewaltiglich von einem End biß zum anderen/ und verordnet alle
Ding lieblich. Allhier/ fahret fort der mehr-gemeldte Gerſon/ wird
beſtraffet die naͤrriſche Ehr-Sucht deß menſchlichen Hertzens/ das ſo
unforchtſamb die Hoͤhe der Wuͤrden anfallet/ die doch ein Menſch/ ſo von
GOtt beruffen/ und von ihm ſelbſten erwehlet/ mit keiner Verſicherung/
und ohne groſſe Gefahr deß fallens annehmen kan; wie wir am Judas/
am Saul und unzahlbaren andern zu ſehen haben. Gerſon hats getroffen;
Hiſtoria.
Diſcip.
Baſil. Ful-
du aber huͤte dich vor dem Auffſteigen/ foͤrchte das Fallen/ und hoͤre:

8. Weiters gebe ich dir von dem ungluͤckſeeligen Udone, Ertz-Bi-
ſchoffen zu Magdeburg/ dieſen Bericht: Es ware ein Juͤngling in der

Stadt
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[150/0178] Die dreyzehnde Geiſtliche Lection Der Andere Theil. 7. DAs erſte gibt uns an die Hand der erſte Jſraelitiſche Koͤnig Saul- von dem der Heil. Gregorius alſo ſchreibet: Saul iſt von dem Verdienſt der Demuth/ in das Geſchwoͤr der Hoffart/ durch die Hoͤhe der empfangenen Koͤniglichen Gewalt erwachſen: dan wegen ſeiner Demuth iſt er andern vorgezogen; wegen ſeiner Hoffart aber iſt er von dem Herrn verworffen worden mit dieſem Verweiß: Biſtu nicht zum Haupt worden ůber die Staͤmme Jſrael/ da du klein warejt in deinen Augen? Er hielte ſich klein in ſeinen Au- gen vor der Gewalt: da er aber mit zeitlicher Macht erhoben worden; ſahe er ſich nicht mehr fuͤr klein an. Alſo gehts her/ mein Chriſtliche Seel/ nach dem gemeinen Sprichwort: Honores mutant mores, ſed raro in meliores. Die Ehren den Menſchen verkehren/ und ſelten bekehren. Das andere Beyfpiel haben wir an dem Verraͤther Judas/ von dem der geiſtreiche Gerſon fraget: warumb ihn Chriſtus zu ſeinem Apoſtel erweh- let habe/ da er doch vorhin gewuſt/ daß derſelbe ſo groͤblich fallen wuͤrde? Er ſelbſt ſpricht alſo: Jch hab zwoͤlff erwehlet/ und einer von euch iſt ein Teuffel. Dieſe Frag/ ſagt der oberwehnte Gerſon/ iſt eine von denen/ ſo der Apoſtel Paulus betrachtet/ und nicht beantwortet; ſondern uͤberlaut außgeſchriehen O eine Tieffe deß Reichthumbs/ der Weiß- heit und Erkaͤntnůß GOttes/ wie unbegreiff lich ſeynd ſeine Gerichte/ und wie unerfoͤrſchlich ſeynd ſeine Weege: Dieß eintzige wiſſen wir; das GOTT in dem Judas nicht verurſachet habe den boͤſen Willen der laſterhafften Verachtung/ ſo viel dieſelbe eine Boͤßheit betrifft: Er aber/ nemblich Chriſtus hat ſich die- ſes boͤſen Willens wohl gebraucht/ als die Weißheit GOttes/ die ſich da ſtrecket gewaltiglich von einem End biß zum anderen/ und verordnet alle Ding lieblich. Allhier/ fahret fort der mehr-gemeldte Gerſon/ wird beſtraffet die naͤrriſche Ehr-Sucht deß menſchlichen Hertzens/ das ſo unforchtſamb die Hoͤhe der Wuͤrden anfallet/ die doch ein Menſch/ ſo von GOtt beruffen/ und von ihm ſelbſten erwehlet/ mit keiner Verſicherung/ und ohne groſſe Gefahr deß fallens annehmen kan; wie wir am Judas/ am Saul und unzahlbaren andern zu ſehen haben. Gerſon hats getroffen; du aber huͤte dich vor dem Auffſteigen/ foͤrchte das Fallen/ und hoͤre: Ad illa verba Job. 36. Deus po- tentes non abji- cit. 1. Reg. 14. v. 17. Serm. ad Eccleſi- aſtico- rum cau- tel. con- ſid. 4. cir- ca finem tom. 2. Rom. 11. v.33. Hiſtoria. Diſcip. Baſil. Ful- 8. Weiters gebe ich dir von dem ungluͤckſeeligen Udone, Ertz-Bi- ſchoffen zu Magdeburg/ dieſen Bericht: Es ware ein Juͤngling in der Stadt

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/178>, abgerufen am 26.11.2024.