Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Fünffzehende Geistliche Lection der unnützlichen/ müssigen und unkeuschen Reden/ nach den Worten deßH. Apostels Pauli: Böse Gespräch verderben gute Sitten: 1. Cot. 15. 33.Derhalben müssen die jenige/ denen an Erhaltung der preißwürdigen Haubt- Blumen zu ihrer ewigen Wohlfart gelegen ist/ solche höchstschädliche Gesell- schafft wie die Pest meiden. Das sechste Blatt deiner holdseligen Blu- men/ mein Christliche Seel/ must du sauber und unverletzt erhalten durch ei- ne sonderbahre Behutsambkeit deß fünfften menschlichen Sinns/ nemblich deß Gefühl; und dich nach aller Möglichkeit hüten/ damit du/ oder dich selb- sten an blosem Leib/ oder andere nicht anrührest: sintemahlen auch nur durch einen eintzigen Angriff frembder Hände/ als durch einen schädlichen Dorn/ nicht wenige ihr schönes Blatt vernichtiget haben/ wie unten Num. 8. zu schen ist diese seynd die Blätter unserer Jungfräulichen Blumen/ die golt- färbige Kornlein aber derselben seynd die drey Weisen und Manieren Gott zu lieben: so der H. Bernardus dir vormahlet/ und sagt: lehrne lieben süssig- lich/ lieben vernünfftiglich/ und lieben standhafftiglich: Süssiglich/ da- mit du nicht durch Anreitzung oder Lockung; Ver[n]unfftiglich/ damit nicht durch Betrug: und Standhafftiglich/ damit du nicht durch Wi- derwärtigkeit von der Liebe deines Herrn verführet werdest. 3. Gleich aber wie diese Lilien der Jungfräwlichen Keuschheit dem lieben Hütten
Die Fuͤnffzehende Geiſtliche Lection der unnuͤtzlichen/ muͤſſigen und unkeuſchen Reden/ nach den Worten deßH. Apoſtels Pauli: Boͤſe Geſpraͤch verderben gute Sitten: 1. Cot. 15. 33.Derhalben muͤſſen die jenige/ denen an Erhaltung der preißwuͤrdigen Haubt- Blumen zu ihrer ewigen Wohlfart gelegen iſt/ ſolche hoͤchſtſchaͤdliche Geſell- ſchafft wie die Peſt meiden. Das ſechſte Blatt deiner holdſeligen Blu- men/ mein Chriſtliche Seel/ muſt du ſauber und unverletzt erhalten durch ei- ne ſonderbahre Behutſambkeit deß fuͤnfften menſchlichen Sinns/ nemblich deß Gefuͤhl; und dich nach aller Moͤglichkeit huͤten/ damit du/ oder dich ſelb- ſten an bloſem Leib/ oder andere nicht anruͤhreſt: ſintemahlen auch nur durch einen eintzigen Angriff frembder Haͤnde/ als durch einen ſchaͤdlichen Dorn/ nicht wenige ihr ſchoͤnes Blatt vernichtiget haben/ wie unten Num. 8. zu ſchen iſt dieſe ſeynd die Blaͤtter unſerer Jungfraͤulichen Blumen/ die golt- faͤrbige Kornlein aber derſelben ſeynd die drey Weiſen und Manieren Gott zu lieben: ſo der H. Bernardus dir vormahlet/ und ſagt: lehrne lieben ſuͤſſig- lich/ lieben vernuͤnfftiglich/ und lieben ſtandhafftiglich: Süſſiglich/ da- mit du nicht durch Anreitzung oder Lockung; Ver[n]ůnfftiglich/ damit nicht durch Betrug: und Standhafftiglich/ damit du nicht durch Wi- derwaͤrtigkeit von der Liebe deines Herrn verfuͤhret werdeſt. 3. Gleich aber wie dieſe Lilien der Jungfraͤwlichen Keuſchheit dem lieben Huͤtten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0214" n="186"/><fw place="top" type="header">Die Fuͤnffzehende Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/> der unnuͤtzlichen/ muͤſſigen und unkeuſchen Reden/ nach den Worten deß<lb/> H. Apoſtels Pauli: <hi rendition="#fr">Boͤſe Geſpraͤch verderben gute Sitten:</hi><lb/><note place="left">1. <hi rendition="#aq">Cot.</hi> 15.<lb/> 33.</note>Derhalben muͤſſen die jenige/ denen an Erhaltung der preißwuͤrdigen Haubt-<lb/> Blumen zu ihrer ewigen Wohlfart gelegen iſt/ ſolche hoͤchſtſchaͤdliche Geſell-<lb/> ſchafft wie die Peſt meiden. <hi rendition="#fr">Das ſechſte Blatt</hi> deiner holdſeligen Blu-<lb/> men/ mein Chriſtliche Seel/ muſt du ſauber und unverletzt erhalten durch ei-<lb/> ne ſonderbahre Behutſambkeit deß fuͤnfften menſchlichen Sinns/ nemblich<lb/> deß Gefuͤhl; und dich nach aller Moͤglichkeit huͤten/ damit du/ oder dich ſelb-<lb/> ſten an bloſem Leib/ oder andere nicht anruͤhreſt: ſintemahlen auch nur durch<lb/> einen eintzigen Angriff frembder Haͤnde/ als durch einen ſchaͤdlichen Dorn/<lb/> nicht wenige ihr ſchoͤnes Blatt vernichtiget haben/ wie unten <hi rendition="#aq">Num.</hi> 8. zu<lb/> ſchen iſt dieſe ſeynd die Blaͤtter unſerer Jungfraͤulichen Blumen/ die golt-<lb/> faͤrbige Kornlein aber derſelben ſeynd die drey Weiſen und Manieren Gott<lb/> zu lieben: ſo der H. <hi rendition="#aq">Bernardus</hi> dir vormahlet/ und ſagt: lehrne lieben ſuͤſſig-<lb/> lich/ lieben vernuͤnfftiglich/ und lieben ſtandhafftiglich: <hi rendition="#fr">Süſſiglich/</hi> da-<lb/> mit du nicht durch Anreitzung oder Lockung; <hi rendition="#fr">Ver<supplied>n</supplied>ůnfftiglich/</hi> damit<lb/> nicht durch Betrug: und <hi rendition="#fr">Standhafftiglich/</hi> damit du nicht durch Wi-<lb/> derwaͤrtigkeit von der Liebe deines Herrn verfuͤhret werdeſt.</p><lb/> <p>3. Gleich aber wie dieſe Lilien der Jungfraͤwlichen Keuſchheit dem lieben<lb/> Gott und ſeinen H. H. Engelen einen uͤberauß annehmlichen Geruch verur-<lb/> ſacht/ und dahero der Menſch/ in deſſen Garten ſolche herrliche Blum wach-<lb/> ſet/ faſt nicht verderben kan: alſo erfordert dieſelbige zu ihrem erſprießlichen<lb/> Wachsthumb viele Muͤhe und Arbeit; und ſo gar nach Meinung deß Heil.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">In lib. de<lb/> Bon.<lb/> hum. c.</hi> 2.</note>Vatters Auguſtini/ einen taͤglichen Streit: unter allen Kriegen der Chriſt-<lb/> glaubigen/ ſagt der gemeldte H. Vatter/ ſeynd am haͤrteſten die <hi rendition="#fr">K</hi>riege der<lb/><hi rendition="#fr">K</hi>euſchheit: in denen ein taͤglicher Streit/ und ſeltener Sieg zu finden iſt/<lb/> weilen ſelbiger ein ſtarcker Feind zu theil worden/ dem man taͤglich widerſte-<lb/> het/ und jedoch immer foͤrchtet: ein ſolche Beſchaffenheit hats mit dieſer Tu-<lb/> gend: dann der Geiſt der Geilheit verſchoͤnet keinem Alter/ ſiehet kein Ge-<lb/> ſchlecht an/ und gehet keinen Stand vorbey wird er ſchon vertrichen/ ſo kombt<lb/> er doch wiederumb: wird er getoͤdtet/ ſo wird er wieder l<supplied>e</supplied>bendig: wird er im<lb/><hi rendition="#fr">K</hi>rieg uͤberwunden und in die Flucht geſchlagen/ ſo laſſet er gleichwohl nicht<lb/> nach/ und ſetzet auff neu wiederumb an: wird er zu Bodem geworffen/ ſo ſte-<lb/> het er abermahl auff derhalben ſagt der H. Chryſoſtomus: wir haben bey die-<lb/> ſen unſern Zeiten von einigen gehoͤret/ daß ſie ihren gantzen Leib mit Eyſen<lb/> umbguͤrtet/ mit rauen Saͤcken ſich bekleidet/ in die Spitzen der Bergen ſich<lb/> verborgen/ in ſtaͤtem Wachen und hoͤchſter Armut gelebt/ auch aller Schaͤrf-<lb/> fe der Bußfertigkeit ſich unterworffen; den Weibern den Zugang zu ihren<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Huͤtten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0214]
Die Fuͤnffzehende Geiſtliche Lection
der unnuͤtzlichen/ muͤſſigen und unkeuſchen Reden/ nach den Worten deß
H. Apoſtels Pauli: Boͤſe Geſpraͤch verderben gute Sitten:
Derhalben muͤſſen die jenige/ denen an Erhaltung der preißwuͤrdigen Haubt-
Blumen zu ihrer ewigen Wohlfart gelegen iſt/ ſolche hoͤchſtſchaͤdliche Geſell-
ſchafft wie die Peſt meiden. Das ſechſte Blatt deiner holdſeligen Blu-
men/ mein Chriſtliche Seel/ muſt du ſauber und unverletzt erhalten durch ei-
ne ſonderbahre Behutſambkeit deß fuͤnfften menſchlichen Sinns/ nemblich
deß Gefuͤhl; und dich nach aller Moͤglichkeit huͤten/ damit du/ oder dich ſelb-
ſten an bloſem Leib/ oder andere nicht anruͤhreſt: ſintemahlen auch nur durch
einen eintzigen Angriff frembder Haͤnde/ als durch einen ſchaͤdlichen Dorn/
nicht wenige ihr ſchoͤnes Blatt vernichtiget haben/ wie unten Num. 8. zu
ſchen iſt dieſe ſeynd die Blaͤtter unſerer Jungfraͤulichen Blumen/ die golt-
faͤrbige Kornlein aber derſelben ſeynd die drey Weiſen und Manieren Gott
zu lieben: ſo der H. Bernardus dir vormahlet/ und ſagt: lehrne lieben ſuͤſſig-
lich/ lieben vernuͤnfftiglich/ und lieben ſtandhafftiglich: Süſſiglich/ da-
mit du nicht durch Anreitzung oder Lockung; Vernůnfftiglich/ damit
nicht durch Betrug: und Standhafftiglich/ damit du nicht durch Wi-
derwaͤrtigkeit von der Liebe deines Herrn verfuͤhret werdeſt.
1. Cot. 15.
33.
3. Gleich aber wie dieſe Lilien der Jungfraͤwlichen Keuſchheit dem lieben
Gott und ſeinen H. H. Engelen einen uͤberauß annehmlichen Geruch verur-
ſacht/ und dahero der Menſch/ in deſſen Garten ſolche herrliche Blum wach-
ſet/ faſt nicht verderben kan: alſo erfordert dieſelbige zu ihrem erſprießlichen
Wachsthumb viele Muͤhe und Arbeit; und ſo gar nach Meinung deß Heil.
Vatters Auguſtini/ einen taͤglichen Streit: unter allen Kriegen der Chriſt-
glaubigen/ ſagt der gemeldte H. Vatter/ ſeynd am haͤrteſten die Kriege der
Keuſchheit: in denen ein taͤglicher Streit/ und ſeltener Sieg zu finden iſt/
weilen ſelbiger ein ſtarcker Feind zu theil worden/ dem man taͤglich widerſte-
het/ und jedoch immer foͤrchtet: ein ſolche Beſchaffenheit hats mit dieſer Tu-
gend: dann der Geiſt der Geilheit verſchoͤnet keinem Alter/ ſiehet kein Ge-
ſchlecht an/ und gehet keinen Stand vorbey wird er ſchon vertrichen/ ſo kombt
er doch wiederumb: wird er getoͤdtet/ ſo wird er wieder lebendig: wird er im
Krieg uͤberwunden und in die Flucht geſchlagen/ ſo laſſet er gleichwohl nicht
nach/ und ſetzet auff neu wiederumb an: wird er zu Bodem geworffen/ ſo ſte-
het er abermahl auff derhalben ſagt der H. Chryſoſtomus: wir haben bey die-
ſen unſern Zeiten von einigen gehoͤret/ daß ſie ihren gantzen Leib mit Eyſen
umbguͤrtet/ mit rauen Saͤcken ſich bekleidet/ in die Spitzen der Bergen ſich
verborgen/ in ſtaͤtem Wachen und hoͤchſter Armut gelebt/ auch aller Schaͤrf-
fe der Bußfertigkeit ſich unterworffen; den Weibern den Zugang zu ihren
Huͤtten
In lib. de
Bon.
hum. c. 2.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/214 |
Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/214>, abgerufen am 16.02.2025. |