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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Keuschheit.
noch von den Begierden deß fleisches grossen Trang leiden
mussen; derhalben soll man nicht allein auff solche
Strengigkeiten/ sondern auff GOtt das beste Vertrauen
setzen.
Wer nun deß Fleisches sich bemeistern will/ der muß seine
Schwachheit gegen solchen arglistigen und mächtigen Feind zu streiten/ vor
GOtt treulich erkennen/ und denselben immer umb Hülff ersuchen: dann
dieser Art der Teuffelen lasset sich nicht außwerffen/ als durch das Ge-
bett und Fasten. Dahero sagt der Weise Salomon: Jch wuste/Sap. 8. v.
21.

daß ich mich nicht enthalten mögte/ es wurde mir dann
von GOtt gegeben.
Und billig also: dann gleich wie ein Commen-
dant eines Schlosses/ wann er die Belägerung desselben wegen seiner
allzuschwachen Mannschafft förchtet/ alsbald dem Herrn deß Schlosses
durch Schreiben umb Hülff belanget: also müssen wir uns in unsern An-
fechtungen verhalten/ und sagen mit dem H. Vatter Augustino: O Liebe/L. 10.
Conf. c.

29.

die du allzeit brennest/ und niemahlen erlöschest. O mein GOtt/ der du
die Lieb selber bist/ entzünde mich, Du befehlest mir die Keutschheit zu
halten/ verschaffe mir/ und helffe mir zu thuen/ was du befehlest/ und
hernach befehle/ was du wilst. Der H Apostel Paulus wuste sich auch
gar wohl nach den obgesetzten Worten deß weisen Salomonis zu richten;
derhalben hat er den Herrn dreymahl gebetten umb von der Stachel deß Flei-
sches erledigt zu werden; und ist mit dieser Antwort abgefertiget worden Laß
dich mit meiner Gnade begnügen. So muß man dann die Keuschheit nicht
dergestalt von GOtt be gehren/ daß man nichts Widriges leyden wolle; son-
dern wir müssen die Göttliche Gnad begehren/ auff daß wir gegen selbige
nicht sündigen mögen.

7. Einbewehrte Helfferinn in diesem gefährlichen Streit soll uns auch
seyn die Allerseeligste und ohne Macul der Erb-Sünd empfangene Jungfrau
Maria: auß deren Ehr-würdigem Angesicht und Jungfräulichen Sitten/
nach Zeugnüß deß H. Bonaventurä bey dem Canisius/ etwas Göttliches zuStimul.
Virt. L. 2.
c.
23 & 24.

ihren Leb-Zeiten hervor geschlagen/ Krafft dessen alle Menschen/ so sie ange-
schauet/ einen sonderbahren Unwillen zu aller Geylheit geschöpffet/ und her-
gegen zu einer ungewohnten Neigung und Liebe der Ehrbarkeit angetrie-
ben worden. Wann nun solches Gut gewireket hat die sterbliche/ was wird
nicht vermögen die unsterbliche/ und in hunmlischer Glory allzeit herrschen-
der Königin Mar[i]a wann wir selbige mit den Augen unseres Hertzens de-
müthiglich anschauen/ und nach darzu diese barmhertzige Jungfrau umb
Beystand in unsern Nöthen anruffen? Es hat sich in Warheit niemand zu
förchten/ so derselben Gunst zu erwarten sich befleisset.

8. Jm
A a 3

Von der Keuſchheit.
noch von den Begierden deß fleiſches groſſen Trang leiden
můſſen; derhalben ſoll man nicht allein auff ſolche
Strengigkeiten/ ſondern auff GOtt das beſte Vertrauen
ſetzen.
Wer nun deß Fleiſches ſich bemeiſtern will/ der muß ſeine
Schwachheit gegen ſolchen argliſtigen und maͤchtigen Feind zu ſtreiten/ vor
GOtt treulich erkennen/ und denſelben immer umb Huͤlff erſuchen: dann
dieſer Art der Teuffelen laſſet ſich nicht außwerffen/ als durch das Ge-
bett und Faſten. Dahero ſagt der Weiſe Salomon: Jch wůſte/Sap. 8. v.
21.

daß ich mich nicht enthalten moͤgte/ es wůrde mir dann
von GOtt gegeben.
Und billig alſo: dann gleich wie ein Commen-
dant eines Schloſſes/ wann er die Belaͤgerung deſſelben wegen ſeiner
allzuſchwachen Mannſchafft foͤrchtet/ alsbald dem Herrn deß Schloſſes
durch Schreiben umb Huͤlff belanget: alſo muͤſſen wir uns in unſern An-
fechtungen verhalten/ und ſagen mit dem H. Vatter Auguſtino: O Liebe/L. 10.
Conf. c.

29.

die du allzeit brenneſt/ und niemahlen erloͤſcheſt. O mein GOtt/ der du
die Lieb ſelber biſt/ entzuͤnde mich, Du befehleſt mir die Keutſchheit zu
halten/ verſchaffe mir/ und helffe mir zu thuen/ was du befehleſt/ und
hernach befehle/ was du wilſt. Der H Apoſtel Paulus wuſte ſich auch
gar wohl nach den obgeſetzten Worten deß weiſen Salomonis zu richten;
derhalben hat er den Herrn dreymahl gebetten umb von der Stachel deß Flei-
ſches erledigt zu werden; und iſt mit dieſer Antwort abgefertiget worden Laß
dich mit meiner Gnade begnuͤgen. So muß man dann die Keuſchheit nicht
dergeſtalt von GOtt be gehren/ daß man nichts Widriges leyden wolle; ſon-
dern wir muͤſſen die Goͤttliche Gnad begehren/ auff daß wir gegen ſelbige
nicht ſuͤndigen moͤgen.

7. Einbewehrte Helfferinn in dieſem gefaͤhrlichen Streit ſoll uns auch
ſeyn die Allerſeeligſte und ohne Macul der Erb-Suͤnd empfangene Jungfrau
Maria: auß deren Ehr-wuͤrdigem Angeſicht und Jungfraͤulichen Sitten/
nach Zeugnuͤß deß H. Bonaventuraͤ bey dem Caniſius/ etwas Goͤttliches zuStimul.
Virt. L. 2.
c.
23 & 24.

ihren Leb-Zeiten hervor geſchlagen/ Krafft deſſen alle Menſchen/ ſo ſie ange-
ſchauet/ einen ſonderbahren Unwillen zu aller Geylheit geſchoͤpffet/ und her-
gegen zu einer ungewohnten Neigung und Liebe der Ehrbarkeit angetrie-
ben worden. Wann nun ſolches Gut gewireket hat die ſterbliche/ was wird
nicht vermoͤgen die unſterbliche/ und in hunmliſcher Glory allzeit herrſchen-
der Koͤnigin Mar[i]a wann wir ſelbige mit den Augen unſeres Hertzens de-
muͤthiglich anſchauen/ und nach darzu dieſe barmhertzige Jungfrau umb
Beyſtand in unſern Noͤthen anruffen? Es hat ſich in Warheit niemand zu
foͤrchten/ ſo derſelben Gunſt zu erwarten ſich befleiſſet.

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[189/0217] Von der Keuſchheit. noch von den Begierden deß fleiſches groſſen Trang leiden můſſen; derhalben ſoll man nicht allein auff ſolche Strengigkeiten/ ſondern auff GOtt das beſte Vertrauen ſetzen. Wer nun deß Fleiſches ſich bemeiſtern will/ der muß ſeine Schwachheit gegen ſolchen argliſtigen und maͤchtigen Feind zu ſtreiten/ vor GOtt treulich erkennen/ und denſelben immer umb Huͤlff erſuchen: dann dieſer Art der Teuffelen laſſet ſich nicht außwerffen/ als durch das Ge- bett und Faſten. Dahero ſagt der Weiſe Salomon: Jch wůſte/ daß ich mich nicht enthalten moͤgte/ es wůrde mir dann von GOtt gegeben. Und billig alſo: dann gleich wie ein Commen- dant eines Schloſſes/ wann er die Belaͤgerung deſſelben wegen ſeiner allzuſchwachen Mannſchafft foͤrchtet/ alsbald dem Herrn deß Schloſſes durch Schreiben umb Huͤlff belanget: alſo muͤſſen wir uns in unſern An- fechtungen verhalten/ und ſagen mit dem H. Vatter Auguſtino: O Liebe/ die du allzeit brenneſt/ und niemahlen erloͤſcheſt. O mein GOtt/ der du die Lieb ſelber biſt/ entzuͤnde mich, Du befehleſt mir die Keutſchheit zu halten/ verſchaffe mir/ und helffe mir zu thuen/ was du befehleſt/ und hernach befehle/ was du wilſt. Der H Apoſtel Paulus wuſte ſich auch gar wohl nach den obgeſetzten Worten deß weiſen Salomonis zu richten; derhalben hat er den Herrn dreymahl gebetten umb von der Stachel deß Flei- ſches erledigt zu werden; und iſt mit dieſer Antwort abgefertiget worden Laß dich mit meiner Gnade begnuͤgen. So muß man dann die Keuſchheit nicht dergeſtalt von GOtt be gehren/ daß man nichts Widriges leyden wolle; ſon- dern wir muͤſſen die Goͤttliche Gnad begehren/ auff daß wir gegen ſelbige nicht ſuͤndigen moͤgen. Sap. 8. v. 21. L. 10. Conf. c. 29. 7. Einbewehrte Helfferinn in dieſem gefaͤhrlichen Streit ſoll uns auch ſeyn die Allerſeeligſte und ohne Macul der Erb-Suͤnd empfangene Jungfrau Maria: auß deren Ehr-wuͤrdigem Angeſicht und Jungfraͤulichen Sitten/ nach Zeugnuͤß deß H. Bonaventuraͤ bey dem Caniſius/ etwas Goͤttliches zu ihren Leb-Zeiten hervor geſchlagen/ Krafft deſſen alle Menſchen/ ſo ſie ange- ſchauet/ einen ſonderbahren Unwillen zu aller Geylheit geſchoͤpffet/ und her- gegen zu einer ungewohnten Neigung und Liebe der Ehrbarkeit angetrie- ben worden. Wann nun ſolches Gut gewireket hat die ſterbliche/ was wird nicht vermoͤgen die unſterbliche/ und in hunmliſcher Glory allzeit herrſchen- der Koͤnigin Maria wann wir ſelbige mit den Augen unſeres Hertzens de- muͤthiglich anſchauen/ und nach darzu dieſe barmhertzige Jungfrau umb Beyſtand in unſern Noͤthen anruffen? Es hat ſich in Warheit niemand zu foͤrchten/ ſo derſelben Gunſt zu erwarten ſich befleiſſet. Stimul. Virt. L. 2. c. 23 & 24. 8. Jm A a 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/217>, abgerufen am 24.11.2024.