Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die fünffzehende Geistliche Lection mit einer Salben bestrichen/ und dem Soldaten dargereichet/ den er mit ei-nem Streich gefälet/ und also dieser dapffern Ver[f]0echterin der Jungfraw- schafft ein Gnügen geleistet. Ein andere Heldinn hat sich lieber die Augen wollen außgraben lassen/ als einige Verletzung der Keuschheit leiden. Nicht L. 7. c. 13. Historia.weniger Lob hat verdienet der jenige Geistliche/ so nach Zeugnüß deß Nice- phori Calisti, von den eussersten Tormenten deß Tyrannen in ein sanfftes Bett gelegt/ und daselbst von einem sehr schönen. Weib durch allerhand freundliches Li[e]bkosen zur Geilheit angereitzet worden: und da er sich ihrer zu entschlagen nicht vermöget; hat er seine Zung sich ab- und in stücken ge- bissen/ und selbige der Versucherinn ins Angesicht gespiehen; und obwohln er sich hierdurch einen leiblichen Schaden und einige Schmertzen hat zuge- fügt; so hat doch das unkeusche. Weib mit grosser Schand und Spott wei- chen müssen: und gleich wie er im Streit der Jungfrawschafft über solche lose Fidel hat obgesieget; also hat er ein wenig hernach seyn keusches Leben mit dem Siegel der Marter-Cron bestättiget. 5. Also/ also/ haben die außer wahlte Gottes/ zu Erhaltung deß unschätz- 6. Weilen auß denen ob erzehlten Gesehichten gnugsamb erhellet/ daß die dan-
Die fuͤnffzehende Geiſtliche Lection mit einer Salben beſtrichen/ und dem Soldaten dargereichet/ den er mit ei-nem Streich gefaͤlet/ und alſo dieſer dapffern Ver[f]0echterin der Jungfraw- ſchafft ein Gnuͤgen geleiſtet. Ein andere Heldinn hat ſich lieber die Augen wollen außgraben laſſen/ als einige Verletzung der Keuſchheit leiden. Nicht L. 7. c. 13. Hiſtoria.weniger Lob hat verdienet der jenige Geiſtliche/ ſo nach Zeugnuͤß deß Nice- phori Caliſti, von den euſſerſten Tormenten deß Tyrannen in ein ſanfftes Bett gelegt/ und daſelbſt von einem ſehr ſchoͤnen. Weib durch allerhand freundliches Li[e]bkoſen zur Geilheit angereitzet worden: und da er ſich ihrer zu entſchlagen nicht vermoͤget; hat er ſeine Zung ſich ab- und in ſtuͤcken ge- biſſen/ und ſelbige der Verſucherinn ins Angeſicht geſpiehen; und obwohln er ſich hierdurch einen leiblichen Schaden und einige Schmertzen hat zuge- fuͤgt; ſo hat doch das unkeuſche. Weib mit groſſer Schand und Spott wei- chen muͤſſen: und gleich wie er im Streit der Jungfrawſchafft uͤber ſolche loſe Fidel hat obgeſieget; alſo hat er ein wenig hernach ſeyn keuſches Leben mit dem Siegel der Marter-Cron beſtaͤttiget. 5. Alſo/ alſo/ haben die außer wahlte Gottes/ zu Erhaltung deß unſchaͤtz- 6. Weilen auß denen ob erzehlten Geſehichten gnugſamb erhellet/ daß die dan-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="188"/><fw place="top" type="header">Die fuͤnffzehende Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/> mit einer Salben beſtrichen/ und dem Soldaten dargereichet/ den er mit ei-<lb/> nem Streich gefaͤlet/ und alſo dieſer dapffern Ver<supplied>f</supplied>0echterin der Jungfraw-<lb/> ſchafft ein Gnuͤgen geleiſtet. Ein andere Heldinn hat ſich lieber die Augen<lb/> wollen außgraben laſſen/ als einige Verletzung der Keuſchheit leiden. Nicht<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">L. 7. c. 13.<lb/> Hiſtoria.</hi></note>weniger Lob hat verdienet der jenige Geiſtliche/ ſo nach Zeugnuͤß deß <hi rendition="#aq">Nice-<lb/> phori Caliſti,</hi> von den euſſerſten Tormenten deß Tyrannen in ein ſanfftes<lb/> Bett gelegt/ und daſelbſt von einem ſehr ſchoͤnen. Weib durch allerhand<lb/> freundliches Li<supplied>e</supplied>bkoſen zur Geilheit angereitzet worden: und da er ſich ihrer<lb/> zu entſchlagen nicht vermoͤget; hat er ſeine Zung ſich ab- und in ſtuͤcken ge-<lb/> biſſen/ und ſelbige der Verſucherinn ins Angeſicht geſpiehen; und obwohln<lb/> er ſich hierdurch einen leiblichen Schaden und einige Schmertzen hat zuge-<lb/> fuͤgt; ſo hat doch das unkeuſche. Weib mit groſſer Schand und Spott wei-<lb/> chen muͤſſen: und gleich wie er im Streit der Jungfrawſchafft uͤber ſolche loſe<lb/> Fidel hat obgeſieget; alſo hat er ein wenig hernach ſeyn keuſches Leben mit<lb/> dem Siegel der Marter-Cron beſtaͤttiget.</p><lb/> <p>5. Alſo/ alſo/ haben die außer wahlte Gottes/ zu Erhaltung deß unſchaͤtz-<lb/> bahren Kleinods der Keuſchheit gefochten: und wann du mein geiſtliches<lb/> Kind/ dieſen koſtbahren Schatz zu erwerben; dieſe Lilien unverletzt zu beſi-<lb/> tzen/ und mit dieſer Engliſchen Tugend gezieret zu werden verlangeſt; ſo<lb/> muſt du mit dieſen Heiligen ſtreiten; und dich gleichwohl verſichern/ daß dich<lb/> der guͤtige Gott nicht hoͤher mit Verſuchungen werde belaͤſtigen/ als du tra-<lb/> gen kanſt. Daß aber das Zeiehen der Jungfrawen im Thier-Craͤyß zwiſchen<lb/> der Waag und dem Loͤwen zu ſehen iſt/ bedeutet nichts anders als daß die<lb/> Keuſchheit durch die Maͤſſigkeit und Standhafftigkeit am fuͤglichſten koͤnne<lb/> bewahret werden: derhalben mag/ wie der H. Chryſoſtomus darfuͤr haltet/ ein<lb/> Liebhaber der Keuſchheit vom ſtreiten nichtfeyren/ weilen ein ſolcher von<lb/> dreyen Feinden/ als nemblich von der Natur/ von der Speiß und Tranck/<lb/> und von dem leidigen Sathan bekrieget wird. dieſe drey/ ob zwar maͤchtige<lb/> Feinde/ wiewohl du mit den obgeſetzten Waffen der Heiligen zu beſtreiten nit<lb/> beſtand biſt; ſo kanſt du dich doch deren gar leicht gebrauchen/ die wir in den<lb/> ſechs Lilien-Blaͤttern verzeichnet haben/ und folgends mit mehrern darthuen<lb/> werden: krafft deren du das Sieg-Kraͤntzlein deinen inheinuſchen Feinden<lb/> auß den Haͤnden reiſſen werdeſt.</p><lb/> <p>6. Weilen auß denen ob erzehlten Geſehichten gnugſamb erhellet/ daß die<lb/> Abtoͤdtungen deß Leibs zu Erhaltung der. Keuſchheit ein merckliches beytra-<lb/> gen; ſo ſeynd ſie doch kein unfehlbares Mittel dieſe Tugend unverletzt zu be-<lb/> wahren/ wie der hocherleuchte <hi rendition="#aq">Climacus</hi> mit dieſen Worten bezeuget: <hi rendition="#fr">ich<lb/> hab einige gekennet/ die zum hoͤchſten gefaſtet/ und haben</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">dan-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0216]
Die fuͤnffzehende Geiſtliche Lection
mit einer Salben beſtrichen/ und dem Soldaten dargereichet/ den er mit ei-
nem Streich gefaͤlet/ und alſo dieſer dapffern Verf0echterin der Jungfraw-
ſchafft ein Gnuͤgen geleiſtet. Ein andere Heldinn hat ſich lieber die Augen
wollen außgraben laſſen/ als einige Verletzung der Keuſchheit leiden. Nicht
weniger Lob hat verdienet der jenige Geiſtliche/ ſo nach Zeugnuͤß deß Nice-
phori Caliſti, von den euſſerſten Tormenten deß Tyrannen in ein ſanfftes
Bett gelegt/ und daſelbſt von einem ſehr ſchoͤnen. Weib durch allerhand
freundliches Liebkoſen zur Geilheit angereitzet worden: und da er ſich ihrer
zu entſchlagen nicht vermoͤget; hat er ſeine Zung ſich ab- und in ſtuͤcken ge-
biſſen/ und ſelbige der Verſucherinn ins Angeſicht geſpiehen; und obwohln
er ſich hierdurch einen leiblichen Schaden und einige Schmertzen hat zuge-
fuͤgt; ſo hat doch das unkeuſche. Weib mit groſſer Schand und Spott wei-
chen muͤſſen: und gleich wie er im Streit der Jungfrawſchafft uͤber ſolche loſe
Fidel hat obgeſieget; alſo hat er ein wenig hernach ſeyn keuſches Leben mit
dem Siegel der Marter-Cron beſtaͤttiget.
L. 7. c. 13.
Hiſtoria.
5. Alſo/ alſo/ haben die außer wahlte Gottes/ zu Erhaltung deß unſchaͤtz-
bahren Kleinods der Keuſchheit gefochten: und wann du mein geiſtliches
Kind/ dieſen koſtbahren Schatz zu erwerben; dieſe Lilien unverletzt zu beſi-
tzen/ und mit dieſer Engliſchen Tugend gezieret zu werden verlangeſt; ſo
muſt du mit dieſen Heiligen ſtreiten; und dich gleichwohl verſichern/ daß dich
der guͤtige Gott nicht hoͤher mit Verſuchungen werde belaͤſtigen/ als du tra-
gen kanſt. Daß aber das Zeiehen der Jungfrawen im Thier-Craͤyß zwiſchen
der Waag und dem Loͤwen zu ſehen iſt/ bedeutet nichts anders als daß die
Keuſchheit durch die Maͤſſigkeit und Standhafftigkeit am fuͤglichſten koͤnne
bewahret werden: derhalben mag/ wie der H. Chryſoſtomus darfuͤr haltet/ ein
Liebhaber der Keuſchheit vom ſtreiten nichtfeyren/ weilen ein ſolcher von
dreyen Feinden/ als nemblich von der Natur/ von der Speiß und Tranck/
und von dem leidigen Sathan bekrieget wird. dieſe drey/ ob zwar maͤchtige
Feinde/ wiewohl du mit den obgeſetzten Waffen der Heiligen zu beſtreiten nit
beſtand biſt; ſo kanſt du dich doch deren gar leicht gebrauchen/ die wir in den
ſechs Lilien-Blaͤttern verzeichnet haben/ und folgends mit mehrern darthuen
werden: krafft deren du das Sieg-Kraͤntzlein deinen inheinuſchen Feinden
auß den Haͤnden reiſſen werdeſt.
6. Weilen auß denen ob erzehlten Geſehichten gnugſamb erhellet/ daß die
Abtoͤdtungen deß Leibs zu Erhaltung der. Keuſchheit ein merckliches beytra-
gen; ſo ſeynd ſie doch kein unfehlbares Mittel dieſe Tugend unverletzt zu be-
wahren/ wie der hocherleuchte Climacus mit dieſen Worten bezeuget: ich
hab einige gekennet/ die zum hoͤchſten gefaſtet/ und haben
dan-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |