Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Geylheit. stehen geben möchte/ daß der leidige und abscheuliche Sathan bey denen denMeister spiele/ welche in ihrem Leben den Schweinen gleich seynd: DiesesIn Epist. St. Joan. Tract. 6. unvernünfftige Thier schawet niemahlen den Himmel an; grabet immerzu in der Erden; Fäuligkeit und Gestanck ist seine beste Ergetzlichkeit/ e[r] suchet nur den Bauch zu füllen/ und idriget oder widerkewot nicht gleich andern Thieren: also achtet ein geiler Mensch den Himmel nicht; er suchet vielmehr das Jrrdische; in dem stinckenden Mist der abschewlichen Wollüsten und bo- sen Lastern weltzet er sich/ und suchet nichts so eyfferig/ als wie er seinen un- zimblichen Begierden gnug thuen könne: Er idriget/ oder betrachtet auch nicht die ewige Straffen/ die ihme so nahe auff den Halß tringen: wie wirds aber endlich mit diesen armseeligen Schweinen hergehen? Der gantze Schwarm dieses unsaubern Viehes wird dermahlen eins in das grundlose Meer der ewigen Verdamnüß gestürtzet werden. 4. Du hast gehört/ mein Christliche Seel/ deß H. Vatters Augustini leicht- C c
Von der Geylheit. ſtehen geben moͤchte/ daß der leidige und abſcheuliche Sathan bey denen denMeiſter ſpiele/ welche in ihrem Leben den Schweinen gleich ſeynd: DieſesIn Epiſt. St. Joan. Tract. 6. unvernuͤnfftige Thier ſchawet niemahlen den Himmel an; grabet immerzu in der Erden; Faͤuligkeit und Geſtanck iſt ſeine beſte Ergetzlichkeit/ e[r] ſuchet nur den Bauch zu fuͤllen/ und idriget oder widerkewot nicht gleich andern Thieren: alſo achtet ein geiler Menſch den Himmel nicht; er ſuchet vielmehr das Jrrdiſche; in dem ſtinckenden Miſt der abſchewlichen Wolluͤſten und bo- ſen Laſtern weltzet er ſich/ und ſuchet nichts ſo eyfferig/ als wie er ſeinen un- zimblichen Begierden gnug thuen koͤnne: Er idriget/ oder betrachtet auch nicht die ewige Straffen/ die ihme ſo nahe auff den Halß tringen: wie wirds aber endlich mit dieſen armſeeligen Schweinen hergehen? Der gantze Schwarm dieſes unſaubern Viehes wird dermahlen eins in das grundloſe Meer der ewigen Verdamnuͤß geſtuͤrtzet werden. 4. Du haſt gehoͤrt/ mein Chriſtliche Seel/ deß H. Vatters Auguſtini leicht- C c
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Von der Geylheit.
ſtehen geben moͤchte/ daß der leidige und abſcheuliche Sathan bey denen den
Meiſter ſpiele/ welche in ihrem Leben den Schweinen gleich ſeynd: Dieſes
unvernuͤnfftige Thier ſchawet niemahlen den Himmel an; grabet immerzu
in der Erden; Faͤuligkeit und Geſtanck iſt ſeine beſte Ergetzlichkeit/ er ſuchet
nur den Bauch zu fuͤllen/ und idriget oder widerkewot nicht gleich andern
Thieren: alſo achtet ein geiler Menſch den Himmel nicht; er ſuchet vielmehr
das Jrrdiſche; in dem ſtinckenden Miſt der abſchewlichen Wolluͤſten und bo-
ſen Laſtern weltzet er ſich/ und ſuchet nichts ſo eyfferig/ als wie er ſeinen un-
zimblichen Begierden gnug thuen koͤnne: Er idriget/ oder betrachtet auch
nicht die ewige Straffen/ die ihme ſo nahe auff den Halß tringen: wie wirds
aber endlich mit dieſen armſeeligen Schweinen hergehen? Der gantze
Schwarm dieſes unſaubern Viehes wird dermahlen eins in das grundloſe
Meer der ewigen Verdamnuͤß geſtuͤrtzet werden.
In Epiſt.
St. Joan.
Tract. 6.
4. Du haſt gehoͤrt/ mein Chriſtliche Seel/ deß H. Vatters Auguſtini
wohlgefuͤgte Gleichnuͤß der Schweinen mit den Geilſuͤchtigen: Hoͤre nun
auch/ was der H. Antoninus von dem Geſtanck dieſer verſchweineten Men-
ſchen herkommen laſſe: Es gienge/ ſagt er/ ein Engel GOttes in Geſtalt ei-
nes Menſchen mit einem heiligen Einſidler durch die Wuͤſten allwo ſie den
todten Leib eines Menſchen angetroffen/ welcher ſo grauſamen Geſtanck ver-
urſachet/ daß der Einſidler gezwungen worden/ die Naaſen zu verſtopffen;
der Engel aber hat ſich dieſes uͤblen Geruchs halben im geringſten nicht ent-
ſetzet; biß ihnen ein ſchoͤner außgeputzter und wohlriechender Juͤngling begeg-
net: fuͤr deme der vermenſchte Engel ein abſchewen gezeigt/ und die Naaſen
beſter maſſen verſperret hat: da er aber von dem Einſidler ſeinem Weeg-Ge-
faͤhrten dieſer ſeiner Mißhandlung halber befragt worden; hat er geantwor-
tet: weilen du Fleiſch biſt/ ſo empfindeſt du den Geſtanck deß Fleiſches: wir
aber/ die wir Geiſter ſeynd/ wir entſetzen uns vor dem uͤbelen Geruch der Gei-
ſter/ ſo da entſtehet auß den Suͤnden/ mit den der Juͤngling wegen ſeiner Geil-
heit erfuͤllet ware: und nach dieſer hinterlaſſenen Unterweiſung iſt der Engel
verſchwunden. Auch hat die H. Catharina Senenſis ein ſo groſſes Miß-
gefallen gehabt an dem boͤſen Geſtanck eines unkeuſchen Weibs/ daß ſie die
Naaſen nach aller Moͤglichkeit in ihrer Gegenwart zu ſtopffen ſich bemuͤhet:
und da ſie von ihrem Beichts-Vatter uͤber ſothane begangene Unhoͤfflich-
keit gefragt worden; hat ſie bekennet/ daß/ wann ſie auff ſolche Weiß ſich deß
unglaublichen Geſtancks nicht entſchlagen haͤtte/ wuͤrde ohne allen Zweiffel
ſie ſich haben brechen muͤſſen. Der Heil. Philippus Nerius hat die unzuͤchtige
Menſchen auß dem Geruch erkennet: derhalben pflegte er zu dergleichen
leicht-
4. Part.
ſuæ ſum-
mæ. Tit.
14. c. 6. §.
1.
Hiſtoria.
Brev.
Rom. 26.
Maji.
C c
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