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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Geylheit.
stehen geben möchte/ daß der leidige und abscheuliche Sathan bey denen den
Meister spiele/ welche in ihrem Leben den Schweinen gleich seynd: DiesesIn Epist.
St. Joan.
Tract.
6.

unvernünfftige Thier schawet niemahlen den Himmel an; grabet immerzu
in der Erden; Fäuligkeit und Gestanck ist seine beste Ergetzlichkeit/ e[r] suchet
nur den Bauch zu füllen/ und idriget oder widerkewot nicht gleich andern
Thieren: also achtet ein geiler Mensch den Himmel nicht; er suchet vielmehr
das Jrrdische; in dem stinckenden Mist der abschewlichen Wollüsten und bo-
sen Lastern weltzet er sich/ und suchet nichts so eyfferig/ als wie er seinen un-
zimblichen Begierden gnug thuen könne: Er idriget/ oder betrachtet auch
nicht die ewige Straffen/ die ihme so nahe auff den Halß tringen: wie wirds
aber endlich mit diesen armseeligen Schweinen hergehen? Der gantze
Schwarm dieses unsaubern Viehes wird dermahlen eins in das grundlose
Meer der ewigen Verdamnüß gestürtzet werden.

4. Du hast gehört/ mein Christliche Seel/ deß H. Vatters Augustini
wohlgefügte Gleichnüß der Schweinen mit den Geilsüchtigen: Höre nun
auch/ was der H. Antoninus von dem Gestanck dieser verschweineten Men-
schen herkommen lasse: Es gienge/ sagt er/ ein Engel GOttes in Gestalt ei-4. Part.
suae sum-
mae. Tit.
[1]4. c. 6. §.
1.
Historia.

nes Menschen mit einem heiligen Einsidler durch die Wüsten allwo sie den
todten Leib eines Menschen angetroffen/ welcher so grausamen Gestanck ver-
ursachet/ daß der Einsidler gezwungen worden/ die Naasen zu verstopffen;
der Engel aber hat sich dieses üblen Geruchs halben im geringsten nicht ent-
setzet; biß ihnen ein schöner außgeputzter und wohlriechender Jüngling begeg-
net: für deme der vermenschte Engel ein abschewen gezeigt/ und die Naasen
bester massen versperret hat: da er aber von dem Einsidler seinem Weeg-Ge-
fährten dieser seiner Mißhandlung halber befragt worden; hat er geantwor-
tet: weilen du Fleisch bist/ so empfindest du den Gestanck deß Fleisches: wir
aber/ die wir Geister seynd/ wir entsetzen uns vor dem übelen Geruch der Gei-
ster/ so da entstehet auß den Sünden/ mit den der Jüngling wegen seiner Geil-
heit erfüllet ware: und nach dieser hinterlassenen Unterweisung ist der Engel
verschwunden. Auch hat die H. Catharina Senensis ein so grosses Miß-
gefallen gehabt an dem bösen Gestanck eines unkeuschen Weibs/ daß sie die
Naasen nach aller Möglichkeit in ihrer Gegenwart zu stopffen sich bemühet:
und da sie von ihrem Beichts-Vatter über sothane begangene Unhöfflich-
keit gefragt worden; hat sie bekennet/ daß/ wann sie auff solche Weiß sich deß
unglaublichen Gestancks nicht entschlagen hätte/ würde ohne allen Zweiffel
sie sich haben brechen müssen. Der Heil. Philippus Nerius hat die unzüchtigeBrev.
Rom. 26.
Maji.

Menschen auß dem Geruch erkennet: derhalben pflegte er zu dergleichen

leicht-
C c

Von der Geylheit.
ſtehen geben moͤchte/ daß der leidige und abſcheuliche Sathan bey denen den
Meiſter ſpiele/ welche in ihrem Leben den Schweinen gleich ſeynd: DieſesIn Epiſt.
St. Joan.
Tract.
6.

unvernuͤnfftige Thier ſchawet niemahlen den Himmel an; grabet immerzu
in der Erden; Faͤuligkeit und Geſtanck iſt ſeine beſte Ergetzlichkeit/ e[r] ſuchet
nur den Bauch zu fuͤllen/ und idriget oder widerkewot nicht gleich andern
Thieren: alſo achtet ein geiler Menſch den Himmel nicht; er ſuchet vielmehr
das Jrrdiſche; in dem ſtinckenden Miſt der abſchewlichen Wolluͤſten und bo-
ſen Laſtern weltzet er ſich/ und ſuchet nichts ſo eyfferig/ als wie er ſeinen un-
zimblichen Begierden gnug thuen koͤnne: Er idriget/ oder betrachtet auch
nicht die ewige Straffen/ die ihme ſo nahe auff den Halß tringen: wie wirds
aber endlich mit dieſen armſeeligen Schweinen hergehen? Der gantze
Schwarm dieſes unſaubern Viehes wird dermahlen eins in das grundloſe
Meer der ewigen Verdamnuͤß geſtuͤrtzet werden.

4. Du haſt gehoͤrt/ mein Chriſtliche Seel/ deß H. Vatters Auguſtini
wohlgefuͤgte Gleichnuͤß der Schweinen mit den Geilſuͤchtigen: Hoͤre nun
auch/ was der H. Antoninus von dem Geſtanck dieſer verſchweineten Men-
ſchen herkommen laſſe: Es gienge/ ſagt er/ ein Engel GOttes in Geſtalt ei-4. Part.
ſuæ ſum-
mæ. Tit.
[1]4. c. 6. §.
1.
Hiſtoria.

nes Menſchen mit einem heiligen Einſidler durch die Wuͤſten allwo ſie den
todten Leib eines Menſchen angetroffen/ welcher ſo grauſamen Geſtanck ver-
urſachet/ daß der Einſidler gezwungen worden/ die Naaſen zu verſtopffen;
der Engel aber hat ſich dieſes uͤblen Geruchs halben im geringſten nicht ent-
ſetzet; biß ihnen ein ſchoͤner außgeputzter und wohlriechender Juͤngling begeg-
net: fuͤr deme der vermenſchte Engel ein abſchewen gezeigt/ und die Naaſen
beſter maſſen verſperret hat: da er aber von dem Einſidler ſeinem Weeg-Ge-
faͤhrten dieſer ſeiner Mißhandlung halber befragt worden; hat er geantwor-
tet: weilen du Fleiſch biſt/ ſo empfindeſt du den Geſtanck deß Fleiſches: wir
aber/ die wir Geiſter ſeynd/ wir entſetzen uns vor dem uͤbelen Geruch der Gei-
ſter/ ſo da entſtehet auß den Suͤnden/ mit den der Juͤngling wegen ſeiner Geil-
heit erfuͤllet ware: und nach dieſer hinterlaſſenen Unterweiſung iſt der Engel
verſchwunden. Auch hat die H. Catharina Senenſis ein ſo groſſes Miß-
gefallen gehabt an dem boͤſen Geſtanck eines unkeuſchen Weibs/ daß ſie die
Naaſen nach aller Moͤglichkeit in ihrer Gegenwart zu ſtopffen ſich bemuͤhet:
und da ſie von ihrem Beichts-Vatter uͤber ſothane begangene Unhoͤfflich-
keit gefragt worden; hat ſie bekennet/ daß/ wann ſie auff ſolche Weiß ſich deß
unglaublichen Geſtancks nicht entſchlagen haͤtte/ wuͤrde ohne allen Zweiffel
ſie ſich haben brechen muͤſſen. Der Heil. Philippus Nerius hat die unzuͤchtigeBrev.
Rom. 26.
Maji.

Menſchen auß dem Geruch erkennet: derhalben pflegte er zu dergleichen

leicht-
C c
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[201/0229] Von der Geylheit. ſtehen geben moͤchte/ daß der leidige und abſcheuliche Sathan bey denen den Meiſter ſpiele/ welche in ihrem Leben den Schweinen gleich ſeynd: Dieſes unvernuͤnfftige Thier ſchawet niemahlen den Himmel an; grabet immerzu in der Erden; Faͤuligkeit und Geſtanck iſt ſeine beſte Ergetzlichkeit/ er ſuchet nur den Bauch zu fuͤllen/ und idriget oder widerkewot nicht gleich andern Thieren: alſo achtet ein geiler Menſch den Himmel nicht; er ſuchet vielmehr das Jrrdiſche; in dem ſtinckenden Miſt der abſchewlichen Wolluͤſten und bo- ſen Laſtern weltzet er ſich/ und ſuchet nichts ſo eyfferig/ als wie er ſeinen un- zimblichen Begierden gnug thuen koͤnne: Er idriget/ oder betrachtet auch nicht die ewige Straffen/ die ihme ſo nahe auff den Halß tringen: wie wirds aber endlich mit dieſen armſeeligen Schweinen hergehen? Der gantze Schwarm dieſes unſaubern Viehes wird dermahlen eins in das grundloſe Meer der ewigen Verdamnuͤß geſtuͤrtzet werden. In Epiſt. St. Joan. Tract. 6. 4. Du haſt gehoͤrt/ mein Chriſtliche Seel/ deß H. Vatters Auguſtini wohlgefuͤgte Gleichnuͤß der Schweinen mit den Geilſuͤchtigen: Hoͤre nun auch/ was der H. Antoninus von dem Geſtanck dieſer verſchweineten Men- ſchen herkommen laſſe: Es gienge/ ſagt er/ ein Engel GOttes in Geſtalt ei- nes Menſchen mit einem heiligen Einſidler durch die Wuͤſten allwo ſie den todten Leib eines Menſchen angetroffen/ welcher ſo grauſamen Geſtanck ver- urſachet/ daß der Einſidler gezwungen worden/ die Naaſen zu verſtopffen; der Engel aber hat ſich dieſes uͤblen Geruchs halben im geringſten nicht ent- ſetzet; biß ihnen ein ſchoͤner außgeputzter und wohlriechender Juͤngling begeg- net: fuͤr deme der vermenſchte Engel ein abſchewen gezeigt/ und die Naaſen beſter maſſen verſperret hat: da er aber von dem Einſidler ſeinem Weeg-Ge- faͤhrten dieſer ſeiner Mißhandlung halber befragt worden; hat er geantwor- tet: weilen du Fleiſch biſt/ ſo empfindeſt du den Geſtanck deß Fleiſches: wir aber/ die wir Geiſter ſeynd/ wir entſetzen uns vor dem uͤbelen Geruch der Gei- ſter/ ſo da entſtehet auß den Suͤnden/ mit den der Juͤngling wegen ſeiner Geil- heit erfuͤllet ware: und nach dieſer hinterlaſſenen Unterweiſung iſt der Engel verſchwunden. Auch hat die H. Catharina Senenſis ein ſo groſſes Miß- gefallen gehabt an dem boͤſen Geſtanck eines unkeuſchen Weibs/ daß ſie die Naaſen nach aller Moͤglichkeit in ihrer Gegenwart zu ſtopffen ſich bemuͤhet: und da ſie von ihrem Beichts-Vatter uͤber ſothane begangene Unhoͤfflich- keit gefragt worden; hat ſie bekennet/ daß/ wann ſie auff ſolche Weiß ſich deß unglaublichen Geſtancks nicht entſchlagen haͤtte/ wuͤrde ohne allen Zweiffel ſie ſich haben brechen muͤſſen. Der Heil. Philippus Nerius hat die unzuͤchtige Menſchen auß dem Geruch erkennet: derhalben pflegte er zu dergleichen leicht- 4. Part. ſuæ ſum- mæ. Tit. 14. c. 6. §. 1. Hiſtoria. Brev. Rom. 26. Maji. C c

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/229>, abgerufen am 24.11.2024.